Unruhen in Bosnien und Herzegowina

V

vize2

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Hallo miteinander

Wär für diesen Strang schon recht nützlich, wenn ihr das persönliche Hickhack und den ganzen Populismus mal beiseite lassen würdet und statt dessen an die direkt Betroffenen denkt!
Was jene wollen, kann man im Grundgesetz jeder demokratischen Gesellschaft nachlesen, aber hierzu wird seltsamerweise kein Link gesetzt!

Viele Grüsse
Viktor
 

misara

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Meiner Meinung nach sind die Bosnier die dauerhaftesten Verlierer dieses unsäglichen Krieges.
Auf deren Rücken ist Frieden geschlossen worden. Ein Opfer (verlierer) "muss" es ja geben und die schwächsten in der Runde waren nunmal
leider die Bosnier. Allein schon dieses Gemenge an Bezeichnungen "serbische Bosnier" Kroatische Bosnier, muslimische Bosnier - führt doch schon
dazu das sich diese Menschen nirgendwo richtig Zuhause fühlen. Da haben es natürlich extreme Richtungen einfach als Menschenfänger zu agieren.

Was aber das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist die Reiseenschränkung der Bosnier seit Jahresbeginn.
Sie dürfen nur noch maximal 6 Monate im Jahr das Land verlassen, am Stück aber nie länger als 3 MOnate. Dies wird an den Grenzen strikt kontrolliert.
Da es in Bosnien bis dato wenig Jobs gibt, konnten sich die Familien nur über die Runden bringen, indem 1 oder mehr Familienmitglieder im Ausland Geld verdient haben.
Geschweige den die Bosnier die seit dem Krieg teils illegal ausßerhalb Bosniens gelebt u. gearbeitet haben. Dies ist jetzt nicht mehr möglich. Viele mussten zurück nach Bosnien auch die, welche sich ein beschauliches - wenn auch illegales Leben im Ausland eingerichtet haben.
Die Armut der Menschen ist nun eine allmächtige Bedrohung für viele Familien. Da platzt den Menschen der Kragen. Kein Wunder.
Ich sehe die Entwicklung dort sehr kritisch für den gesamten Balkan. Hoffentlich kapieren das die Politiker auch.
 

jadran

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misera besser kann man das anstehende Problem mit so ein paar zeilen nicht weiter geben. es stellt sich nur die frage, wollen es die Politiker verstehen ? was hat bosnien zu bieten um das verstehen zu wollen?


Jadran
 

Suncokret

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Marius

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Aha, die Annexion von Bosnien durch die EU geht also schon los, Wolli hatte Recht. ;-)
 

Suncokret

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"The events in Bosnia are important precisely for raising difficult questions of freedom and democracy without conditions or prefigured answers. The ongoing plenums may not fit the conventional image of revolution, but they are undeniably subversive in proclaiming that the "citizens' assembly is a protest for the production of possibility"."
http://www.aljazeera.com/indepth/op...conditional-democracy-201421962648725798.html
 

claus-juergen

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Aha, die Annexion von Bosnien durch die EU geht also schon los, Wolli hatte Recht.

hallo marius,

du bist vielleicht noch zu jung um das lied zu kennen. frei nach hans baumann könnte man da singen "heute gehört uns österreich und morgen die ganze welt". ;)

bosnien-herzegowina wird erzittern, wenn die geballte militärmacht von "felix austria" ähnlich wie im jahr 1908 das land erneut anektiert. :lol: (für menschen, die keine smileys lesen können möchte ich anmerken, daß die drei oben genannten sätze als scherz aufzufassen sind.)

im ernst. dieses kleine land wird noch sehr lange nicht zur ruhe kommen. das ganze politische system mit einer vielzahl von kantonen und entsprechender bürokratie frisst einen großteil des etats auf. da bleibt doch nichts übrig um das land zu entwickeln. die europäer haben auch kein interesse an diesem kleinen land. die wollen nur ihre ruhe haben. mitglied der eu? so schnell sicher nicht. traurige aussichten sind das leider für den nachbarn von kroatien.

grüsse

jürgen
 
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AlterNeuer

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Zitate aus Links:
"Gerade weil das Parlament dafür zuständig ist, ist es demokratiepolitisch ohnehin fragwürdig, wenn Ausländer sich zu sehr einmischen."
"Kein einziges Mal wird in Erwägung gezogen, dass sich der Unmut vieler Bürger und Bürgerinnen Bosnien-Herzegowinas nicht nur gegen ihre "politische Klasse" richten könnte, sondern auch gegen die internationale Verwaltung und die Auflagen der diversen EU- und IWF-Austeritätsprogramme, welche ihre Not mitverschuldet haben."


Dieser Meinung bin ich generell und das gilt für überall auf der Welt.
Die Ergebnisse dieser Einmischungen enden für die Völker nämlich meist so, dass sich deren Situation nicht verbessert sondern verschlimmert, da die sich Einmischenden vorrangig ihre eigenen Interessen vertreten, sei es aktuell in Afrika oder der Ukraine.
Zumindest sieht es der ehemalige stellvertretende Finanzminister unter Reagen, Paul Craig Roberts, in seinem Blog so.

Gruß
AlterNeuer
 
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AlterNeuer

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Hallo,

in letzter Zeit ist es ja zu diesem Thema sehr ruhig geworden, so dass man den Eindruck bekommen könnte, alle Probleme seien gelöst.
Dass dem nicht so ist kann man nachfolgend lesen: Wie die Privatisierung von Staatsbetrieben Bosniens Wirtschaft zerstörte

Erst seit wenigen Tagen bin ich von einer kleinen Kroatienrundreise zurück (Zagreb, Slawonien, Mitteldalmatien).
Auch hier habe ich sehr viele geschlossene Betriebe gesehen. Einige sind sicher Folge des Krieges, andere jedoch Folge der Privatisierungen. Selbst wenn die Probleme nicht in der Grössenordnung existieren wie in Bosnien, so haben sie m. E. die gleichen Ursachen bzw. ähneln sich.
Die Aussage im Artikel "In Kroatien wurden sehr früh Antikorruptionsgesetze in den Privatisierungsprozess eingebaut, welche für einen besseren Übergang der Staatsbetriebe gesorgt haben." mag zwar richtig sein, jedoch sind Theorie und Praxis bekanntlich zwei verschiedene Dinge.

Edit: soeben gefunden:
http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=11466

Gruß
AlterNeuer
 
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Marius

Guest
Die Privatisierungen in Kroatien sind großteils katastrophal ausgegangen, wenn man kritischen Medien glauben schenken darf.
 

claus-juergen

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...Erst seit wenigen Tagen bin ich von einer kleinen Kroatienrundreise zurück (Zagreb, Slawonien, Mitteldalmatien).
Auch hier habe ich sehr viele geschlossene Betriebe gesehen. Einige sind sicher Folge des Krieges, andere jedoch Folge der Privatisierungen...

hallo wolli,

über die Privatisierungen der ehemaligen Staatsbetriebe Jugoslawiens brauchen wir ja nicht mehr diskutieren. da ist in allen Nachfolgestaaten eine Menge schief gelaufen. die meisten Betriebe sind tatsächlich heute pleite mit der Folge, daß die Menschen keine Arbeit mehr haben. Dies kann nun nicht mehr geändert werden. Was aber kann geschehen, um die dortige Wirtschaft in Gang zu bringen? Wer investiert denn schon in so einem Land, wo die Korruption und Bürokratie jegliche Eigeninitiative hemmt? Ich kenne ehrlich gesagt kein Mittel, welches dem Land hilft, auf die Beine zu kommen.

Es ist traurig, aber ich glaube, die regionale Kleptokratie kann nicht entmachtet werden. Es wird so weiter gehen wie bisher. Erst wenn große Flüchtlingsströme in die EU wandern, werden wir vielleicht mehr Interesse an dem Land zeigen. Vorher jedoch soll Kroatien ins Schengen-System aufgenommen werden um u. a. die Grenze zu BiH noch dichter zu machen. Das ist nun mal die Tatsache. Keine schönen Aussichten für ein touristisch durchaus interessantes Land...

Grüsse

Jürgen
 

Suncokret

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Es ist traurig, aber ich glaube, die regionale Kleptokratie kann nicht entmachtet werden. Es wird so weiter gehen wie bisher. (...)
Das ist nicht realitätsfremd. Trotzdem ist in dieser Situation auch ein Stück Hoffnung wichtig und "vorsichtiges Gießen des zarten Pflänzchens", wie Nedad Memić schreibt: http://diepresse.com/home/meinung/g...snischer-Fruhling_Erwachen-aus-einem-Wachkoma Ich bekomme ähnliche persönliche Nachrichten direkt aus Bosnien, auch voller Skepsis, aber gleichzeitig auch mit dem Aufatmen: "endlich bewegen wir uns und lassen uns nicht mehr nur lähmen wie traumatisierte Opfer!"
 
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AlterNeuer

Guest
Es ist traurig, aber ich glaube, die regionale Kleptokratie kann nicht entmachtet werden. Es wird so weiter gehen wie bisher.
Hallo Jürgen,

man soll ja nie NIE sagen.
Interessant finde ich diese Entwicklung:
Zitat aus Link:
"Jedoch bietet Bosnien-Herzegowina heute auch ein anderes Bild. Landesweit wurden Volksversammlungen –Plenen genannt- aufgestellt, und ein besonders lobenswertes Beispiel ist das Plenum von Tuzla, der nun soviel Gewicht errungen hat, dass er im Stande ist, VerantwortungsträgerInnenbei den lokalen Behörden zu ernennen. Hier ist die Rede von gewöhnlichen Menschen, zwar verzweifelt und wütend, aber zugleich fest entschlossen, trotz aller institutionellen Hindernisse für ein besseres Leben zu kämpfen. Sie begnügen sich nicht damit, Parolen auszurufen, wie die Demokratie aussehen sollte, sondern setzen partizipative Demokratie tatsächlich um."

Komischerweise hört man im Mainstream nichts davon. Ich denke jedoch, dass dies die Ursache für die momentane Ruhe im Land ist und für einige andere Ecken Europas sogar Vorbildwirkung haben könnte.

Gruß
Wolfram
 
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