baskafan
Adriasüchtiger
In Slowenien hielten wir an einer Tankstelle. Vielleicht war es so gegen 01.00 Uhr oder 02.00 Uhr. Wir mussten tanken und kauften uns noch eine Kleinigkeit zu essen und trinken. Als wir wieder am Auto waren, erschienen wie aus dem Nichts zwei Mädels aus dem Dunkel hinter der Tankstelle. Sie fragten, ob wir sie mitnehmen könnten. Die Aktivere von Beiden, die Rednerin, war blond und die Hübschere von beiden. Sie hatte so eine richtige Tramper- und Abenteurerhose an, die etwas schwabbelig war. Die Zweite war braunhaarig und etwas ruhiger. Wir erklärten, dass unser Auto bereits komplett voll war. Sie warfen auch einen Blick darauf und mussten es wohl einsehen. Sie beklagten, dass viele Autofahrer sagen würden, es ginge nicht, obwohl sie Platz hätten, aber bei uns würden sie es verstehen.
Sie kamen gerade aus Istanbul, erzählten, dass sie auf einer 10-monatigen Reise waren und jetzt zurück nach Deutschland wollten. Sie fragten uns: “Wart Ihr denn zum Fußballschauen?“ Das verstand ich wirklich nicht. Warum sollten wir zum Fußballschauen nach Kroatien fahren? Nur weil Kroatien an der WM teilgenommen hat? Auf ihrer Reise waren sie bis nach Laos und Thailand gekommen. Dort würde man es ja nicht so ernst nehmen, und man könne als Reisender schon mal auf dem Dach eines Busses mitfahren. Auch würden einen LKW-Fahrer gern mal mitnehmen, damit sie Gesellschaft haben, aber je näher man Deutschland käme, um so mehr würden sich die Fahrer daran erinnern, dass sie eventuell gar keine weiteren Beifahrer mitnehmen dürfen. Dort in Asien bräuchte man gar nicht in Euro zu rechnen, da die Preise so niedrig sind, dass man von 2 Euro den ganzen Tag leben könne.
Ich bewunderte die beiden ein wenig. Was sie wohl alles erlebt hatten? Sowas hätte man vielleicht auch mal machen sollen. In den Rucksäcken hatten sie nur sehr wenig Hab und Gut. Nur das Allerwichtigste. Sie wirkten auch nicht sehr gefüllt. Marco meinte, das sei ihm entschieden zu heftig. Das nächste Mal, wenn die beiden so etwas machen würden, wollten sie auch im Ausland arbeiten, doch dieses Mal hatten sie rein von Erspartem gelebt. Etwas mutig war es vielleicht auch, als Frau einfach zu zweit durch die Welt zu trampen. Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter. Aber ich dachte noch etwas länger an sie.
Hallo Heiko und Marco.
Schade, dass euer Auto so vollgepackt war, dass ihr keinen Platz mehr für die beiden Tramperinnen hattet. Die hätten sicher so viel zu erzählen gehabt, dass es euch vorgekommen wäre: >Das ist ein weiterer Urlaub in unserem Urlaub <
Ich hatte das mehrmalige Glück Tramper und Tramperinnen mitnehmen zu können. Es war immer ein besonderes Erlebnis. Einmal nahm ich sogar einen Umweg über Salzburg in Kauf um deren Erzählungen genießen zu können. Ich machte gerne meine Robinsonurlaube, aber diese jungen Leute hatten noch viel mehr Abenteuerlust und lebten sie auch aus.
Ein anderes Mal nahm ich einen Autostopper in Bergwandererkleidung auf. Nachdem er eingestiegen war, stellte ich fest: Er war eine Sie.
Sie erzählte, dass sie Dolmetscherin sei (deshalb perfektes deutsch) Ihr Mann ist Fotograf und an Wochenenden oft bei Hochzeiten engagiert. Diese Tage nutze sie um in die Berge zu fahren.
Da hatte ich ja besonderes Glück, auch ich wollte auf dem Weg nach Hause in´s Socatal und den Triglav besuchen (heute Slowenien) Da hatte ich ja die ideale Fremdenführerin und sie konnte jemanden ihre Berge, die sie so liebte, zeigen. Also perfekt.
Mit diesem Tag wurde mein Urlaub gefühlsmäßig wie um eine Woche verlängert.
Hier ein paar Bilder:
unrasiert wie Robinson
Im 1. Weltkrieg tobte hier die Schlacht vom Isonzo
In dieser Schneerinne am gegenüberliegenden Hang machten im Juli Skifahrerer ihre Abfahrten (am Foto nicht erkennbar)
Hier ein Bild der Soca-Quelle (Soca-Ursprung) .............................................................................................................Eine weitere Quelle am Triglav
Ohne meine Autostopperin hätte ich das alles nicht gesehen.
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