2255 Warum hat die Kirche in Medulin zwei Kirchtürme?

claus-juergen

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hallo ihr beiden,

Kirchturm oder Kirchtürme waren zwar immer schon auch bei dieser Kirche St. Agnes in Medulin vorhanden. Diese wurden jedoch immer wieder erneuert und auch mal aufgestockt. Die Lösung ergibt sich aus der geographischen Lage von Medulin selbst und nicht der Kirche. Das Thema Prestige spielt dabei eine Rolle.

grüsse

jürgen
 
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Fotopaar63

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Ich habe auch irgendwo gelesen, dass die Kirche anfangs nur einen Turm hatte. Mögliche Erklärungen der zwei Türme:

- Medulin hat offensichtlich zwei Schutzpatrone. Von Sommer und Winter war da die Rede.
- die Kirche ist nach Osten ausgerichtet, also quasi Richtung Zagreb. Insofern macht #18 für mich Sinn.

Hat aber beides nichts mit der geographischen Lage von Medulin selbst zu tun und es wird ja bestimmt noch ein Beleg folgen.;)
 

claus-juergen

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hallo Leander,

vergleiche mal Medulin mit anderen Orten in Istrien. Vergleiche insbesondere das direkte Umland. Vielleicht kommst du dann drauf...;)

Vielleicht hast du auch schon gelegentlich hier im forum beobachtet, wie Marius und ich uns zum Spaß manchmal necken. Das hat einen bestimmten Grund. ;)

grüsse

jürgen
 
V

vn15biker

Guest
Nach Hause nach Medulin zurückkehrende Seefahrer haben sehr viel von der Welt gesehen.
U.a. dass man durchaus Kirchen mit 2 Türmen bauen kann. Das war bis dahin wohl nicht denkbar.
Als die 1912 fertiggestellten Türme geplant wurden, stifteten diese Seefahrer dafür Geld und hatten daher entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung.
Sie orientierten sich an weltweiten Vorbildern, die sie auf ihren Reisen kennen gelernt hatten.
 

Fotopaar63

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claus-juergen

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Hallo Leander,

Eines stimmt in deinem Posting. Das ist der Begriff Liznjan. Aber der Begriff Prestige spielt hier die entscheidende Rolle.

Genau genommen ist es so, dass Liznjan und Medulin recht nahe beieinander liegen. Das ist sonst im dünn besiedelten Istrien nicht der Fall. Der Grund dafür wird wohl darin liegen, dass die Böden der Region recht fruchtbar und mehr oder weniger frei von Steinen sind. So ernährte die Scholle immer schon mehr Familien als woanders. Dazu kam die Fischerei im Meer. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Versorgung der nahen und aufstrebenden Stadt Pula mit all den Militäreinrichtungen und der Verwaltung hinzu.

Folglich hat die Nähe der beiden Orte Rivalitäten geschaffen. Man heiratete nicht rüber und blickte eifersüchtig auf die Bewohner im Nachbarort. Tatsächlich entwickelte sich Medulin wirtschaftlich ab dem 19. Jahrhundert besser als Liznjan. Nicht nur die Windmühlen zum Mahlen von Korn spielten eine Rolle. Auch der Tourismus kam so langsam ins Rollen. Erholung suchten die höheren Militärs und Beamten aus Pula wie auch Bewohner der Donaumonarchie für die Abazzia, wie damals Opatija genannt wurde, zu teuer oder zu mondän war.

So kam es, dass die Bewohner Medulins im Wohlstand die Nachbarn aus Liznjan überholten. Was lag da näher, als dies denen da drüben auch zu zeigen. Deshalb wurden zwei Kirchtürme gebaut. Die Kirchen von Liznjan und Medulin sind in Sichtweite. So sahen die Liznjaner täglich auch die beiden Kirchtürme von Medulin und die freuten sich, es den Nachbarn gezeigt zu haben.

Vor drei Jahren jedoch haben sich die beiden Dörfer zusammengetan um eine Gedenkstätte für die Deportation der Dorfbewohner im Ersten Weltkrieg zu errichten. Die steht genau auf der Flurgrenze zwischen den beiden Dörfern. Die Skulptur habe ich euch ja bereits vor einiger Zeit in einem Rätsel gezeigt.

Die Kirchtürme stammen anders als St. Agnes natürlich aus neuerer Zeit. Ich bitte die Fehlinfo oben zu entschuldigen.

Vielen Dank fürs Mitmachen sagt

Jürgen
 

claus-juergen

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Hallo Elke,

Das sind Dinge, die man erfährt, wenn man schon lange seinen Ferienaufenthalt in Liznjan hat und dort ein paar Einheimische kennt. Diese Erklärung klingt logisch und ist nachvollziehbar.

Ähnliche Animositäten gab und gibt es vielleicht auf dem flachen Land bei uns auch. In meinem Heimatdorf gab es bis vor wenigen Jahren einen evangelischen und einen katholischen Friedhof direkt nebeneinander. Beide hatten separate Zugänge. Verstorbene wurden vom jeweiligen Geistlichen und entsprechend ihres Bekenntnisses auf dem passenden Gottesacker bestattet. Die Zusammenlegung der beiden Friedhöfe ist noch keine zehn Jahre her.

Grüße

Jürgen
 
N

nihil-est

Guest
Mojen @claus-juergen ,

so ganz habe ich es noch nicht verstanden.

Bislang, mag meine Fehlinterpretation sein, war die Anzahl Kirchtüme vom Status abhängig. Logo, die normale kleine Kirche hat halt ( auch in reichen Regionen ) nur einen Kirchturm. Sitzt halt " nur " der Pfarrer drinne.

Mit steigendem Status - das geht hin bis zu den Kaiserdomen beispielsweise - baut man nicht nur sogar 3 Kirchtürme sondern sogar derer 5.
Das obwohl die jeweiligen Kaiserdome in wirtschaftlich schwächeren Städten stehen als welche mit eben nur 2 Kirchtürmen.

An dieser Hierachie bist Du in Süddeutschland doch zudem auch selber näher dranne als ich hier im Westen was zumindest die romaischen vom Baustil betrifft eh. Ich hier hätte mit z.B. Köln ja erst gotisch/spätgotisch etwas.

Falls ich da einen Denkfehler habe, scheinbar andem, " drösel " mir das doch bitte gerne nochmalig auf.

Gruss

Gerd
 

claus-juergen

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ELMA

Guest
Was mich weit mehr als diese Prestigegeschichte interessieren würde, ist die Tatsache, dass die Türme an der Ostseite der Kirche errichtet wurden,
Ungewöhnlich. Wo gibt es das schon? Da müsste ich lange suchen.
Warum haben die Meduliner das so gemacht?

Frag doch mal Deinen Informanten oder vor Ort einen aus der Zupa, der Kirchengemeinde.

Gruß ,
Elke
 

claus-juergen

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Hallo Elke,

Leander könnte richtig liegen mit seiner Vermutung. Östlich von Medulin liegt Liznjan. Die beiden Kirchen sind einen guten Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Die von Liznjan liegt auch etwas höher. So konnten möglicherweise die Kirchgänger der dortigen St. Martinskirche gut die beiden Kirchtürme des benachbarten Medulin sehen.

Grüße

Jürgen
 
E

ELMA

Guest
Mehr Hybris geht nicht...
Ein 400 Jahre altes Gotteshaus missbraucht...
Glaubst Du das wirklich?

Gruß,
Elke
 
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Marius

Guest
Haha, ich lach mich kaputt. :)
Also so eine Raeuberpistole habe ich ja schon lange nicht mehr gehoert.
Meine Vermutung oben erscheint mir da deutlich plausibler.
 
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vn15biker

Guest
Die Bezeichnung Räuberpistole kann ich nur unterstreichen.
Meine Geschichte mit den heimkehrenden Seeleuten ist von einem Einheimischen. ( koa Zugreister !)
 

snowflake

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Zuerst dachte ich auch, es könnte ne Räuberpistole sein.
Aber wer weiss, ob sich da nicht wirklich jemand beim Bau einen Scherz erlaubt hat. ;)

RK-Kirchengebäude sind ja generell nach Osten ausgerichtet.
Dabei ist der oder sind die Hauptkirchtürme am westlichen Eingang postiert.
Es gibt aber eine berühmte Ausnahme: Der Petersdom in Rom!
Dieser ist vollständig nach Westen ausgerichtet.

Evtl. wollten sich die Erbauer in Medulin am Römischen Vorbild orientieren?
Schaut man die Kirche von der Seite an, scheint sie nach Westen ausgerichtet zu sein.

Das Schiff wurde möglicherweise nach Osten ausgerichtet, um die Gläubigen nicht zu erzürnen.
Somit war der Bau der seitlich angesetzten Türme als Zwilling im Osten logisch:
Die Kirche erweckt aus der Ferne den Anschein nach dem Petersdom westlich ausgerichtet zu sein.
Durch die zwei Kirchtürme erscheint sie harmonisch aufgebaut und gleichzeitig prunkvoller.
Das Kirchenschiff bleibt östlich ausgerichtet um nicht den Zorn Roms und der Strenggläubigen hervor zu rufen.

Klingt völlig bescheuert?
Jepp! Aber wer weiss, ob es nicht so war?

Gruß
Michael
 

burki

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Hallo ihr beiden,

In Istrien ist es schon eine Seltenheit, dass eine Kirche zwei Türme hat. Meines Wissens ist die in Medulin die einzige. Die zwei Türme haben nichts mit einem ehemaligen Bischofssitz zu tun.

Grüße

Jürgen

Jürgen, schöner informativer Rätselstrang.

@claus-juergen , @Marius
Vielleicht sollten wir endgültig mit dem Mythos aufräumen, dass es nur eine -2 türmige Kirche in Istrien gibt.

Unser Forumsbuch ->steinerne Zeuge gibt da schon lange eine Antwort drauf.
Zur Geschichte zu der weiteren Kirche mit den 2 Türmen!

Ich entdeckte auf dem Flug Vrsar - Rovinj - Porec seiner Zeit 2005 eine weitere Kirche mit 2 Türmen und beschrieb diese im genannten Buch, dass diese Kirche zeitgleich mit dem dazu gehörigen Hospital im Mai 1909 eröffnet wurde.
Die Einrichtung trägt den Namen: "the maritime Hospice St. Pelagius of the City of Vienna"
"Diese Kirche hat einen einzigartigen Dom zwischen seinen beiden Glockentürmen eingebettet" wird es im Buch beschrieben.

Wer das Buch nicht zur Hand hat kann diese Kirche auf diesem Link hier sehen.

burki
 
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