Korruptionsgeschichten aus Kroatien

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claus-juergen

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Marius

Guest
Na, dann machen wir hier doch mal weiter.
Folgendes hat sich am Silvester-Vorabend 2016 in Zagreb zugetragen, aber nicht bei mir sondern ähm bei einem Kumpel von mir.
Er hat mir aber alles sehr genau berichtet, daher kann ich euch jetzt alle Details erzählen, quasi so, als wäre ich höchstselbst dabei gewesen!

Nun, mein Kumpel, auch Österreicher, ist ja hin und wieder mal in Zagreb, diesmal wegen eines Dates, also eigentlich meistens wegen eines Dates.
Ganz Gentleman - wie immer - führte er die Dame zuerst zum Abendessen in ein feines Restaurant aus, danach auf ein Gläschen Wein in einer Vinothek, die nur Insidern bekannt ist, und dann noch auf einen Sprung in einen angesagten Club. Grundsätzlich - vorausgesetzt man betreibt das Spiel ordentlich, und das tut mein Kumpel immer - sollte man die Lokalitäten für ein solches Date sorgfältig auswählen.
Es schadet nämlich nie, wenn der Ober in einem guten Restaurant sichtlich erfreut über den Besuch ist, oder wenn der Eigentümer der Vinothek sich danach erkundigt, ob denn der Wein, den man letztens ausgesucht hatte, gemundet hätte, oder wenn der Kellner im Club einem den besten Platz im Lokal organisiert, obwohl dieser ja "eigentlich" reserviert ist. Das zeigt nämlich der potentiellen Sexualpartnerin, dass sie es mit jemandem zu tun hat, der erstens einfache Dinge erledigen kann und zweitens andere Menschen mit seiner Ankunft nicht zur sofortigen Flucht treibt. :)
Nun, es verlief soweit alles nach Plan und nachdem mein Kumpel die Dame den ganzen Abend vorzüglich unterhalten hatte, ganz so wie es seine ihm angeborene Art war, humorvoll, geistreich, aufmerksam, großzügig und manchmal auch ein bisschen neckisch, sexy und cool, und trotzdem immer als vollkommener Gentleman, musste er auch daran denken, dass er am folgenden Tag noch einen Anwaltstermin zu erledigen hatte und so war es Zeit geworden, diese wandelnde, Verlockung nach Hause zu bringen.

Nach erfolgter Vereinbarung, wann man sich denn unbedingt wieder sehen wolle, und einem innigen Gute-Nacht-Kuss verabschiedete sich mein Kumpel von dieser wunderschönen Frau und fuhr somit um etwa 03:00 Uhr morgens quer durch die Innenstadt in Richtung seines Hotels. Es dauerte nicht lange, bis er das unverkennbare Blinken eines Blaulichtes im Rückspiegel und auf den umliegenden Häuserreihen sah. Er hatte bestimmt nichts falsch gemacht, den Weg kannte er auswendig und er hatte es auch nicht eilig gehabt. Nachdem er vorschriftsmäßig an einer dafür geeigneten Stelle angehalten hatte und aus dem Wagen gestiegen war, entwickelte sich folgendes Gespräch:
  • Guten Abend!
  • Guten Abend!
  • Woher kommen Sie denn?
  • Ich war Abendessen und jetzt fahre ich ins Hotel.
  • Kann ich Ihre Papiere haben, bitte?
  • Natürlich.
  • Haben Sie getrunken?
  • Ja, zwei Gläser Wein.
  • Dann können wir ja blasen?
  • Ja, ähm, klar.
(Polizistin, junge Kollegin holt den Alkometer)
  • So, bitte schön... Schön lange reinpusten, bitte!
  • Pffffffffffffffffffff - huh
  • Ok, danke. Hm. Hm. Gucken Sie mal!
  • 0,76 ?
  • Ja. Sagten Sie zwei Gläser Wein?
  • Ja, genau, und ähm zwei Gin-Tonic auch, ja.
  • Sie sind Österreicher?
  • Ja.
  • Wie ist das in Österreich? Darf man dort betrunken Auto fahren?
  • Nein, natürlich nicht. Hören Sie, ich bin heute nur auf Besuch hier und muss morgen wieder weiter fahren nach Österreich. Wissen Sie, wenn ich in Österreich ausgehe, fahre ich ausschließlich mit dem Taxi herum, ich lasse immer, immer, immer das Auto direkt schon zu Hause stehen, das ist wirklich wahr!
  • Jaaaa, das kann schon sein. Was bezahlt man denn in Österreich für alkoholisiertes Fahren?
  • Also, keine Ahnung, ich schätze so 1.000 bis 1.500 Euro
  • Und wie lange ist dann der Schein weg?
  • Ich weiß nicht, 4 Wochen? 2 Monate? Je nachdem, wie weit man drüber ist...
  • Bei uns kosten 0,76 Promille 3.000 bist 7.000 Kuna und mindestens 4 Wochen Führerscheinabnahme, das entscheidet aber erst der Richter.
  • Also, nix für ungut, bitte entschuldigen Sie, ich möchte keinesfalls belehrend erscheinen, aber ich besitze einen öst. Führerschein, da können Sie mir eigentlich nur ein Fahrverbot für Kroatien geben. (grinst sich innerlich eins)
  • Hm. Grundsätzlich ja, aber wir behalten den Führerschein erstmal ein und Sie organisieren sich jemanden, der Ihr Fahrzeug abholt. Nachdem Sie die Strafe bezahlt haben, schicken wir Ihren Führerschein per Post an die ausstellende Behörde in Österreich. Je nach Schwere des Vergehens kann diese ein allgemein gültiges Fehrverbot für Sie aussprechen. In keinem Fall werden Sie aber Kroatien mit dem Führerschein in der Tasche verlassen.
  • Oh. Ja, ok, ich dachte nur... (grinst sich innerlich keins mehr)
Pause: Polizist wendet sich nun dem Wagen meines Kumpels zu und geht einmal herum um fort zu setzen:
  • Was machen wir denn nun?
  • Ja, also...
  • Was mache ich denn nun mit Ihnen?
  • Naja, also ... Sie müssen doch wissen .... also ... Sie müssen doch sagen, was jetzt zu tun ist.
  • Haben Sie denn überhaupt ausreichend Mittel, um die Strafe von 3.000 Kuna in bar zu begleichen?
  • Nein, es tut mir leid, ich habe noch 70 Kuna und 200 Euro.
  • In Kroatien ist die Kuna Landeswährung, da können Sie keine Strafe mit Euro begleichen. Und haben Sie eh weniger als die Mindeststrafe.
  • Ok, aber ich habe Karten, haben wir einen Bankomaten in der Nähe?
  • Hm, wo schlafen Sie?
  • Palace Hotel.
  • Gut, wir bringen Sie hin und dann erledigen wir die Formalitäten.
  • Super, ok. (Kumpel öffnet die hintere Tür des Polizeiautos)
  • Nein, nein, Sie fahren!
  • Wie, ich soll fahren? Mit meinem Auto?
  • Ja, wir fahren Ihnen nach, damit sie nicht von jemand anderem aufgehalten werden.
  • Ok, dann fahre ich.
Mein Kumpel fährt also mit der Polizei im Schlepptau - immerhin nunmehr mit endlich ausgeschaltetem Blaulicht - ein schönes Stück durch die Zagreber Innenstadt, parkt sein Auto vor dem Hotel ein und setzt sich in das wartende Polizeifahrzeug, das ihn um zwei Ecken herum zu einem Bankomaten fährt. Er behebt dort exakt 3.000 Kuna, setzt sich wieder in den Polizeiwagen und übergibt vom Rücksitz aus das Geld der jungen Polizistin am Beifahrersitz mit der Bemerkung:

  • Ich gehe davon aus, für diese Strafe gibt's keine Quittung?
  • Nein, Quittung gibt's keine. Wollen Sie etwa eine?
  • Nein, nein, alles gut! Ich danke Ihnen.
  • Fahren Sie ab jetzt auch hier mit dem Taxi, wenn Sie trinken wollen!
  • Ja, es tut mir leid, das werde ich machen, versprochen!
  • Ok, schlafen Sie sich aus und gute Heimreise morgen!
  • Danke, gute Nacht.
  • Gute Nacht!

Er stand dann noch ein wenig verdattert vor dem Hoteleingang und rauchte noch eine, ehe er müde ins Bett fiel und von einer Frau träumte, die er nie mehr wieder sehen sollte, aber das ist eine andere Geschichte.
 

teleskopix

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Bedenklich? Mmh, wir sind im Balkan;). Er hat keinen Unfall gebaut, nix kaputt, kein Mensch zu Schaden. 400 € sind für einen Polizisten(in) in HR viel Geld. Und offen gestanden, wenn sie mich zu Hause erwischen würden, ich würde dem Poli auch lieber 400 € schwarz, als den ganzen Rattenschwanz mit den Behörden.
Gut bis dato (Führerschein seit 37,5 Jahren) Glück gehabt, bzw. konform verhalten.
 
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Marius

Guest
Ach ja, ich bin euch ja noch die Optimierungsmaßnahmen des Tourismuskontrolleurs aus der ersten Geschichte schuldig. :)
Nach ein paar Jahren ging er einfach dazu über, sich von Privatvermietern im Voraus bezahlen zu lassen.
"Du mir geben X00 Euro, nix mehr Kontrolle!"
Und!
Er brauchte somit auch nicht mehr zu teilen. :)
 

dalmatiner

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Vor einigen Tagen habe ich in der Zeitung gelesen,das in einigen Städten es egwas problematisch ist mit der Legalisierung der Häuser ist,da Schwarzbauten entfernt werden sollten aber man hat doch Geschenke angenommen,oder eine andere Person auf den Posten ist.Dumm gelaufen.Gruss Traudl
 
M

Marius

Guest
Hahaha, jaja das ist auch doof, wenn der Bestochene plötzlich nicht mehr da ist oder versetzt wurde. :)
Wenn er hingegen nur befördert wurde, dann ist's wiederum kein Problem, dann wird's nur ein bisschen teurer ;-)
 
J

Jackman

Guest
Es schadet nämlich nie, wenn der Ober in einem guten Restaurant sichtlich erfreut über den Besuch ist, oder wenn der Eigentümer der Vinothek sich danach erkundigt, ob denn der Wein, den man letztens ausgesucht hatte, gemundet hätte, oder wenn der Kellner im Club einem den besten Platz im Lokal organisiert, obwohl dieser ja "eigentlich" reserviert ist.

Da gehts ja eigentlich schon los ... ;) Natürlich sind diese Dienstleister keine Staatsbediensteten, DAS ist der Unterschied.
 
N

nihil-est

Guest
Ja, das fällt unter Korruption.

Die übliche Promillegrenze des Gastlandes ( und auch seines eigenen ) sollte man schon kennen als Automobilist. Mit Null Promille fährt sich übrigens weltweit am Besten!

Mit umgerechnet 400€ würde ich sagen: Ein Schnäppchen!
Zumindest so man intern. mal vergleicht in Europa.

Andererseits muss ich einmal folgendes erwähnen. Da angeblich Kroatien so sooooo Korrupt ist hatte ich hier zig Korruptionsfälle ( á la Krimi ) erwartet. Bislang zumindest, der Strang ist ja nicht mehr brandneu, zeichnet sich m.E. eher das Gegenteil ab.
Das verwundert mich een bisserl.

Gruss in die Runde
 
N

nihil-est

Guest
**Off Topic**


Ja, sollte ja nur über Kroatien sein.
Was aber die Promille betrifft trotzdem mal ein Abstecher.

1,5 Promille, für heutige Zeiten undenkbar, galt dereinst in Deutschland. Lange sodann 0,8 Promille.
Ebenso sei erwähnt: 0,0 Promille ist schon ambitioniert. Per Medikament oder auch Fruchtsäfte hat man auch mal 0,1 Promille oder auch 0,2 Promille - und nicht jedes alkoholfreie Getränk hat auch wirklich 0,0 Promille.

Vor einigen Jahren trug es sich am frühen Nachmittag zu. Innenstadt ( eh keine freien Parkplätze ) wollte ich einparken in eben einen solchen. Gratis war der sogar! Gute alte Zeit.

Polizeikontrolle. Ein alter Polizist mit blutjungen Kollegen ( bestimmt Anwärter in der Ausbildung )
Allgemeine Verkehrskontrolle, Papiere. Habe ich alles gegeben.
Jetzt wollten die auch noch ( der Gratisparkplatz war unterdessen belegt ) auch noch Verbandskasten und Warndreieick sehen.
Geht´s noch? Alles gezeigt.
Der blutjunge Polizist fragte nun auch noch ob ich Alkohol getrunken hätte und mit einem Test einverstanden wär.
Gut, durfte ich pusten. Was macht man nicht alles.

Der blutjunge Polizist wartete brav und schaute auf die Anzeige....dauert ja eine Minute oder so.....wirklich ohne eine Miene zu verziehen in bestem Beamtendeutsch: " Sie haben 9,99 Promille, ihre Fahrt ist hiermit beendet ".
( Unnötig zu erwähnen - mit 9,99 Promille hätte man den Weltrekord wär aber vorher schon mausetod. Das Gerät hatte die Battierien leer, Anzeigefehler die 9,99 Promille )

Der ältere Polizist hingegen wünschte mir eine gute Weiterfahrt!!!! Bedankte sich bei mir sogar wegen der Unannehmlichkeiten.
Tja, so kann es gehen.

--
Auch wie schon letztlich @Marius geschrieben hatte: Wer das Geld zum Saufen hat, der hat auch das Geld für das Taxi.
Nie, wirklich nie. Setzt euch bitte nie " besoffen " hinters Steuer. Falls da mal was passiert....ihr werdet auf Lebtag es euch nimmer verzeihen.
Bekanntlich habe ich ja auch ab&an unwesentlich bis überproportional mehr als 0,0 Promille ( und stehe dazu! ). Nennt man hier Originalabfüllung Hannen Alt. Ich fahre grundsätzlich schon mit dem Taxi hin! So verhindert man im Vorfeld das es überhaupt soweit kommen kann.
Ein gut gemeinter Rat. Bitte beachten.


Gruss in die Runde
 
M

Marius

Guest
Nun, da hier offenbar zu wenige kroatische Häuslebauer, Raser oder Gemeinderäte unterwegs sind, scheint das Thema leider auch schon wieder erschöpft, aber vielleicht kommt ja noch etwas :)

Als Überbrückung kann ich vielleicht ein bisschen ausschweifen nach Österreich, wo ich in einer Zeit, in der in Kärnten der Kärntner Heilige Jörg Haider das Zepter schwang, in Klagenfurt arbeitete. Es ist ein bisschen lustig heute diesen Artikel auf orf.at zu lesen, wo einem bei all diesen Schilderungen wieder viele Dinge einfallen, die man erlebt hat.

Das erinnert mich insbesondere an die Frage eines rechten Politikers in der Kärntner Landesregierung, was wir als Telekommunikationsunternehmen denn für den Fall, dass unsere Datenleitungen bestellt würden, für den Herrn bzw. seine Partei im Gegenzug tun könnten.

Die Frage kam derart unerwartet und locker-selbstsicher-unverschämt, dass wir tatsächlich direkt zugestimmt haben, etliche VIP-Saison-Karten für den jämmerlichen FC Kärnten zu kaufen, nur um überhaupt mal einen Fuß in die öffentlichen Aufträge zu bekommen, weil wir als alternativer Anbieter freilich nie im Leben die "Kompensationen" einer Telekom Austria hätten aufbringen können.

Natürlich haben es die Burschis geschafft, das Land Kärnten an den Rand einer Insolvenz zu treiben, hahaha, das ist alles so irre, und nichtsdestotrotz ist diese Partei in Kärnten auch heute noch eine der stärksten Kräfte.
 
H

hiking & biking

Guest
Uhhhh... bei diesem Absatz musste ich tief durchatmen:

Zitat: "Starke Familien stehen starken Staaten im Weg. Wo die Loyalität zum eigenen Clan Vorrang hat, dort entsteht kein gemeinschaftliches Vertrauen. Dann werden Steuern nicht bezahlt und Gesetze ignoriert."
(...)
Dann wird der destruktive Individualismus zwar innerhalb der Familien in Schach gehalten, dafür aber stehen Familien untereinander im ungeregelten Wettbewerb. Das führt zu Korruption, Misswirtschaft, bis hin zu Gewalt und Bürgerkrieg.

Da ich selbst eine Familie habe, werde ich also aufhören Steuern zu bezahlen. Gut nervt, sowieso. Das Gesetz hat mich noch nie interessiert. Wofür gibt es Anwälte?
All dies - nema problema! :cool:

Nur, wie faengt man einen Bürgerkrieg an?
Mario, du hast sicherlich eine große Familie, bitte hilf mir! Hast du Tipps und Tricks?

Ah - ich habe eben so gut gelacht! :)
Wie kommt man denn auf diese Ideen? Der Autor spricht schon auch einige wichtige Punkte an, dies möchte ich ihm nicht aberkennen :)
 
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