Korruptionsgeschichten aus Kroatien

Hast du persönlich in Kroatien schon Korruption erlebt?


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Marius

Guest
Hallo zusammen,

ich würde gerne hier mit euch ein paar Geschichten sammeln, wo euch im Urlaub oder in eurem Zweitdomizil schon mal Korruption in irgendeiner Ausprägung unter gekommen ist.
Es ist nicht Ziel, konkrete Menschen anzuprangern, bitte nennt daher keine Namen oder ändert diese und es soll auch kein pures Kroatien- oder Behörden-Bashing werden. Hier soll also keinesfalls Frust abgeladen werden, jedem der das tut, werden von mir die Ohren lang gezogen, erst das linke, dann das rechte und dann beide gleichzeitig.

Ich stelle mir eher so eine Art Anekdoten-Sammlung persönlicher Erlebnisse vor, ohne die gravierenden, negativen Folgen von Korruption herunter spielen zu wollen, davon soll hier nicht die Rede sein, gerne aber in einem anderen Strang.

Eine kleine Bitte nur: Bitte postet nur Geschichten, die euch selbst oder meinetwegen dem Ehepartner widerfahren sind, also keine Cousine-des-Arbeitskollegen-meiner-Tante-Erzählungen. :)

Habt ihr Lust darauf? Wer möchte anfangen?
Ich verspreche, dass ich auch einiges beisteuern werde. :)

Marius

P.S.: Eine Umfrage hänge ich auch gleich an, bei der soll freilich jeder mitmachen, mit oder ohne der Geschichte dazu.
 
J

Jackman

Guest
Das wird auf Dauer sicher ein interessanter Strang werden :)
Ich selbst kann bislang nichts beisteuern, wenn wir auch Viel-und-gern-Urlauber in kroatien sind,
kamen wir nichtmal in eine Polizeikontrolle bisher. (klopf-auf-Holz)
Da wir so noch nichts mit Behörden zu tun hatten, also weder Langzeiturlauber oder
Immobesitzer sind, noch in einem vollen Lokal versuchten die allerletzten Plätze zu erkaufen,
kennen wir die Problematik nicht. Bin aber gespannt auf die Anekdoten.
 

claus-juergen

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Hallo Marius,

Eine gute Idee von dir. Es gibt ja immer noch Menschen die glauben in dem Land scheint nur die Sonne auf das blaue Meer und Korruption gibt es nur ganz weit hinten imBalkan.

Korruption ist die Wurzel des Übels und behindert eine Wirtschaft an der freien Entfaltung. Sie nützt nur einigen wenigen und schädigt die Mehrheit der Bewohner eines Landes.

Grüße

Jürgen
 

frank2.0

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Manching
Kroatien ist im aktuellen Korruptionsindex von Transparency International 2016 auf Platz 55 von 176 Ländern gelandet. Nicht ganz schlecht aber es besteht auch noch Luft nach oben.
Zum Vergleich :
1. Dänemark
10. Deutschland
17. Österreich
31. Slowenien
55. Kroatien
60. Italien
176. Somalia

Alles nachlesbar auf der Homepage von Transparency International.
 
M

Marius

Guest
Da gebe ich dir völlig recht, Jürgen, aber das wollen wir hier nicht diskutieren, wie schon im Startposting beschrieben. Es soll hier was zum Schmunzeln rein, und auch die Kuriositäten, die durch eine grassierende Korruption entstehen, beschreiben.

Ich fange mal mit einer Geschichte an:

Vor vielen Jahren war es noch viel, viel mehr verbreitet, dass Vermieter nicht das gesamte Zimmer-Kontingent anmelden, sondern nur einen Teil, womit sie sich die (ohnehin schon sehr geringen) Pauschalabgaben ersparen wollten. Andere vermieteten überhaupt schwarz, insbesondere Wohnungsbesitzer, die nur eine Wohnung haben und diese außerhalb ihrer Urlaube an Touristen vermieten. De facto gab es vor 10-20 Jahren wohl keinen einzigen Vermieter, der alles zu 100% angemeldet hatte. Bis heute hat sich das mittlerweile schon sehr stark verändert.

Aber zurück zu früher, also die Sache lief so:
Ein Prüfer vom Tourismusverband taucht bei einem Vermieter auf, bei dem nicht alles tipptopp vorschriftsgemäß gemeldet ist. Er erklärt dem Vermieter, was er alles falsch gemacht hat und was nun deshalb auf ihn zukommt und überhaupt muss er froh sein, dass der Prüfer das Haus nicht gleich komplett schließt für den Rest des Sommers und Geldstrafe und überhaupt und blablabla. Der Prüfer geht danach wieder mit der Ankündigung nach getroffener Entscheidung der Behörde in ein paar Tagen wieder zu kommen.

Nun tritt der zweite Mann auf den Plan, er ist im Ort gut bekannt und man weiß, dass er gute Kontakte hat, alteingesessene Familie. Er stellt Kontakt zum Vermieter her und erzählt ihm, dass er von irgendwem aus der Nachbarschaft erfahren habe, dass dieser Vermieter eine Kontrolle gehabt hätte und dass es da wohl Probleme gäbe. Der Vermieter erzählt ihm alles recht aufgeregt und bekommt vom zweiten Mann als Antwort - ganz im Vertrauen, und dabei wird seine Stimme leiser:
"Alter, hör zu, ich kenne da ein paar Leute im Tourismusverband privat sehr gut, wenn du willst, kann ich mal mit diesem Prüfer reden. Das ist doch nicht ok, dass die die armen Vermieter so gängeln. Komm, ich regle das für dich, mach dir keine Sorgen, wir beide sind ja Freunde, da muss man sich gegenseitig helfen. Das mach ich für dich. Aber weißt eh, ich müsste ihm vielleicht schon etwas zustecken, gib mir xxx Euro, ich mach das dann mit ihm, was sagst du dazu? Das mache ich aber nur für dich, weil ich mag dich und das können die doch nciht mit dir machen! Mach dir jedenfalls keine Sorgen und erzähl ja niemandem etwas davon, da hätten wir dann beide ein Problem."

Der ahnungslose Vermieter ist sowieso bereit den Betrag zu zahlen, weil ja die Strafe, die ihm angekündigt wurde, viel höher ist und außerdem ist schon alles ausgebucht, die Leute haben auch schon eingezahlt und er hat das Geld ins Haus investiert, ja, wenn ihm da jetzt die Bude geschlossen wird! Nein, das geht überhaupt nicht, Katastrophe!

Danach teilen der Prüfer und der hilfsbereite Nachbar das Geld, der Vermieter ist auch glücklich, weil er so ein Glück im Unglück hatte, alle freuen sich einen Ast ab und weiter geht's zum Nächsten!

Später hatte der Prüfer das ganze noch optimiert, aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht auch noch erzählen werde. :)

Mit dem Vermieter muss man übrigens nicht allzu viel Mitleid haben. Viele Privatvermieter wollen partout jede Möglichkeit nützen, den Kaiser um das Seine zu bringen, letztendlich kostet den Betrogenen der Ärger fast so viel oder sogar mehr, wie wenn er seine Betten ganz einfach angemeldet hätte und obendrein hätte er den Sommer über ruhig geschlafen. :)
 
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Marius

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Frank, auch für dich gilt, bitte keine allgemeinen Korruptionsdiskussionen oder -informationen, dazu können wir gerne einen eigenen Strang erstellen.

Hast du eine Story? Dann hier rein damit! :)
 

Luppo

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Das wird auf Dauer sicher ein interessanter Strang werden :)
Ich selbst kann bislang nichts beisteuern, wenn wir auch Viel-und-gern-Urlauber in kroatien sind,
kamen wir nichtmal in eine Polizeikontrolle bisher. (klopf-auf-Holz)
Da wir so noch nichts mit Behörden zu tun hatten, also weder Langzeiturlauber oder
Immobesitzer sind, noch in einem vollen Lokal versuchten die allerletzten Plätze zu erkaufen,
kennen wir die Problematik nicht. Bin aber gespannt auf die Anekdoten.

Hallo Jackman,

Das klingt ja schon fast langweilig :)
 
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Marius

Guest
Jackman, ich gehe davon aus, dass auch du sie eines Tage kennen lernen wirst, kaum jemand kann ihr in Kroatien auf Dauer entkommen ;-)
 
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nihil-est

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Ja, nette Idee das Thema muss ich sagen.

Nein, in Kroatien erlebte ich es nie. Eher in den ex UdSSR Staaten und natürlich auch Deutschland selber.

Dann bin ich mal gespannt wie viel anders es im gescholtenen Kroatien so hergeht.
 

claus-juergen

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hallo Marius,

der klassische Fall von Korruption ist die echte Bestechung für eine Dienstleistung eines Amtsträgers, die dieser eh gewähren muß.

Im Jahr 2003, als ich immerhin sechs Jahre nach Abschluß des notariellen Kaufvertrags meines Grundstücks in Liznjan ins Grundbuch eingetragen wurde, machten wir uns daran, vier eigene Wände zu errichten. Die Bauunterlagen, bestehend aus ganzen zwei Leitz-Ordnern mit Plänen, Urkunden und Stempeln wurden bei der Baubehörde in Pula eingereicht. Nach Auskunft des Bauunternehmers darf man bei Abgabe der Papiere mit dem Bau beginnen was wir auch taten. Ein Jahr später war das Haus fertig und keine Baugenehmigung vorhanden. Wiederholte persönliche Nachfrage beim Bauamt ergab in etwa folgende Info: Aufgrund der hohen Anzahl von Anträgen wird die Genehmigung noch einige Zeit dauern. Wie lange, konnte man nicht sagen.

Zwei Jahre später wurde mir langsam mulmig. Der Bauunternehmer aus Medulin, der nun die Natursteinmauern ums Haus und im Garten errichtete, meinte lapidar, daß die Baugenehmigung 2000 € koste. Wenn ich nicht zahle, würde ich bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten. Also hab ich dem Bauunternehmer 2000 € in bar gegeben und nach kurzer Zeit die Baugenehmigung erhalten.

Zum Vergleich: nach Bayerischer Bauordnung ist für die Baugenehmigung in einem vergeichbaren Fall die örtliche Gemeinde zuständig. Kosten bei uns 40 €. Dauer von der Abgabe der Unterlagen bis zur Genehmigung maximal eine Woche!!! Noch Fragen?

grüsse

jürgen
 
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Marius

Guest
hallo Marius,
der klassische Fall von Korruption ist die echte Bestechung für eine Dienstleistung eines Amtsträgers, die dieser eh gewähren muß.

... oder es tut obwohl es nicht gewähren muss oder gar darf. Der Begriff der Korruption ist sehr weit gesteckt, im Grunde weiß eigentlich jeder mit einem durchschnittlichen Moralbewusstsein instinktiv, was unter Korruption fällt und was nicht. In Wiki ist es auch schön erklärt, kurz und bündig:

Korruption (von lateinisch corruptio ‚Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit‘) im juristischen Sinn ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen (zum Beispiel Stiftungen), um für sich oder Dritte einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtmäßiger Anspruch besteht.
 
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Marius

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Aber danke für die schöne Korruptions-Geschichte, Jürgen!

Ich würde gerne die Regeln etwas abändern. Es dürfen nun doch Geschichten von Freunden rein oder von Verwandten, ihr müsst ja nicht unbedingt von euch selbst erzählen! ;-)
 

zizibe

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Hallo erstmal!
Ich bin schon seit einigen Jahren stiller Leser in Eurem Forum. Mir gefällt der Umgang miteinander, der hier praktiziert wird. Es ist auch mein erstes und einziges Forum das ich besuche.
Die einzige Art der Korruption die mir,bzw. uns in Kroatien untergekommen ist hat sich ganz am Anfang unserer Zeit in HR in ereignet. Und die "Täter" waren keine Kroaten es waren unsere Landsleute die dort Geschäfte machen.
Wir hatten beschlossen uns ein Boot in Kroatien zu kaufen und dort einen Liegeplatz zu suchen. Das Abenteuer begann.
Wir hatten eine Besichtigung für ein gebrauchtes Boot in der Nähe von Vrsar an einem Campingplatz ausgemacht. voller Vorfreude ( ich war schrecklich naiv ) haben wir uns um 5 Uhr auf den Weg gemacht zu unserem vielleicht neuen Boot.
Das habe ich wirklich geglaubt- aus heutiger Sicht fast putzig.
Zum verabredeten Zeitpunkt waren wir da, leider nur wir, vom Verkäufer keine Spur. Na ja nicht schlimm, wir schauten uns die Boote im Wasser an, konnten aber das zum Verkauf angebotene Objekt nicht finden.
Wir hatten schon über eine Stunde gewartet - nichts tat sich. Kein Verkäufer kein Boot. In weiser Voraussicht haben wir die Kontaktdaten des Herren mitgenommen. Am Telefon konnten wir ihn nach mehren Versuchen schließlich erreichen.
Lapidar brachte er so was wie eine Entschuldigung zustande es hätte Terminkollisionen gegeben usw. bla bla. Eigentlich war das Thema für uns da gegessen, mit solchen Individuen macht man keine Geschäfte. Aber neugierig waren wir doch und die Fahrt hatten wir ja sowieso schon gemacht.
Er vermittelte uns jemanden vom Campingplatz der einen Schlüssel für das Boot hat und uns alles zeigen kann. Fein jetzt gab es einen Zuständigen und einen Schlüssel, blieb aber immer noch die Frage, wo war das Boot?
Der Betreiber vom Campingplatz kam mit dem Schlüssel und ging mit uns zu unserer Verwunderung Richtung Land. Hinter einer Biegung waren einige Boote an Land untergebracht, so auch Jenes das ich am Morgen in meinem scheinbar grenzenlosen Optimismus noch als mögliches neues Daheim auf dem Wasser wähnte.
Die Hoffnung stirbt zuletzt und sie ist gestorben, so wie dieses Ding das uns da präsentiert wurde. Ausgebeutet, ausgeschlachtet so stand es da. Ich weiß gar nicht was mich in dem Moment mehr verwunderte, die Tatsache dass man so etwas Trauriges zum Kauf anbietet oder die Frechheit dann nicht einmal die Eier zu haben dort selber zu erscheinen. und genau an Jenen hätte ich ihn gerne gehabt und nicht auf die angenehme Art.
Wir verbuchten das Ganze unter Erfahrung und machten uns noch einige schöne Tage am Meer, Kraft tanken für die Besichtigungen die noch vor uns lagen.
Es sollte noch eine lange Reise bis zu unserem ersten Boot in Kroatien werden.

LG Ingrid
 

claus-juergen

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hallo Ingrid,

mit Korruption hat deine Geschichte jedoch nichts zu tun. ;)

Ich könnte dir Geschichten von schwindligen Handwerkern mit Vorschußzahlungen oder sonstiger Schlamperei in Kroatien erzählen. All diese Dinge sind jedoch keine Korruption.

Was du mit dem Boot erlebt hast, gibt es in Form der sogenannten "Fähnchenhändler" im Handel mit Gebrauchtwagen an den Ausfallstraßen deutscher Großstädte zuhauf. Glaubst du, daß hier der Kilometerstand dieser "top gepflegten Autos" immer stimmt? Da wird meist genauso dran manipuliert wie alle Stempel im Scheckheft "echt" sind.

Im Bootshandel gibt es doch genauso seriöse wie unseriöse. Ich bin kein Bootsfahrer, habe mir jedoch von meinem Schwiegersohn, der Motorboot fährt, Dinge erzählen lassen, die dein Erlebnis noch in den Schatten stellen.

grüsse

jürgen
 

zizibe

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Hallo Jürgen! Ja da hast Du mit Sicherheit Recht. Um Korruption im eigentlichen Sinne geht es nicht. Für mich war das Verhalten trotzdem korrupt wobei ich gar nicht abstreiten will, dass das auch meiner Blauäugigkeit
geschuldet war.

Schönen Sonntag!
 

miltonia98

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Es muss 1984 gewesen sein. Es war der Erste Jugoslawienurlaub mit der Familie. Gewohnt haben wir in Karigador bei Novigrad oder Umag, wie immer man es nennen möchte. Nach mehreren Reinfällen in staatlichen Lokalen entdeckten wir 2 privat geführte Lokale. Eins gibt es Heute noch, das Belvedere in Dajla und das andere war das Sport. Nach Novigrad gelegen kurz bevor man ins Antenal fährt. Meine Geschichte spielt im Sport.
Wir waren während des Urlaubes schon ein paar Mal dort und brachten auch andere Gäste mit. Jedes mal wurden wir sehr freundlich begrüßt und aufmerksam bedient. Andiesem Abend konnte das Personal kein deutsch und verhielt sich sehr merkwürdig. Bei Bestellungen wurde gemosert, oder man wurde nur schleppend bedient, alles ganz komisch. Nach einer Zeit kam ein Kellner brachte die Getränke und legte mir einen Zettel hin. Darauf stand: Dein Vater soll zum Chef an die Theke." Mein Vater schnappte mich und wir gingen rein. Chef erklärte uns, dass nicht weit weg von uns die Kontrolle sitzt. Irgenwas wegen Privat und Umsatz. Er bekäme schon die ganze Zeit Essen und Getränke, damit er Ruhe gibt, wenn der Kontrolleur aber merkt, was in diesem Lokal an Gäste kommen, würde ja alles nicht mehr so ganz passen. Das Essen würde nacheinader kommen und draußen später nur eine kleine Rechung geschrieben und der Rest später drinnen bezahlt. Hat er mit den anderen Gästen auch schon abgesprochen. Wir gingen zurück an unsere Plätze.
Der Kontrolleur wurde bedient und schaufelte Berge von Essen in sich hineien. Das Servicepersonal wimmelte nur so um ihn herum. Irgenwann kam zum Kontrolleur der Chef mit einem Tellerchen und darauf ein Umschlag. Chef ging wieder rein, Umschlag wurde kontrolliert und weiter gegessen.
Wir aßen nacheinander, wie mit dem Chef besprochen. An diesem Abend war sehr viel Bewegung bei den Gästen zu erkennen. Dann kam die kleine Rechnung am Tisch und die Große drinn bei Chef. Er bedankte sich sehr fürs mitspielen und gab ein Fläschen mit, von dem ich damals nix abbekam. Ich war ja erst 13.
Wir kamen uns vor, als würden wir in einem Krimi mitspielen.

Anderen Kontakt mit Korruption hatte ich seit dem nicht.

Grüße Anja
 
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vn15biker

Guest
Meine kleene Geschichte ist ebenfalls aus den 80ern des letzten Jahrtausends. Daher passt sie sowohl hier als auch ins historische Jugoslawien. Danach habe ich ebenfalls wirklich keinerlei Korruption oder ähnliches mehr erlebt.
1986 - Ich war 20 und allein unterwegs mit meinem alten VW Käfer und habe mal hier und mal dort angehalten. Wo es mir gefiel, habe ich im Auto geschlafen. Und zwar immer in der Nähe von Campingplätzen, weil man dort zu Fuß völlig ungehindert drauf konnte, um die Sanitärs zu nutzen. Mein Ziel war der CP Ulika nördlich von Poreč, wo ich mich dann mit meinen Eltern treffen wollte. Da ich bereits einen Tag eher dort ankam, konnte ich als allein reisender Mann nicht auf den Platz, weil dieser bekanntlich ein FKK-Platz war und heute noch ist. Also parkte ich meinen Käfer in der Botanik und ging einfach so auf den Platz. Als ich abends wieder zu meinem Auto und Schlafplatz kam, war dieser aufgebrochen und das Autoradio war geklaut.
Nach dem ersten Ärger kam mir der Gedanke, dass ich ja ein Protokoll brauche, um den Schaden zu Hause bei der Versicherung einzureichen. Ich fuhr also nach Porec zur Wache und wollte Anzeige erstatten. Die Herren Polizeibeamte dort nahmen mich allerdings überhaupt nicht ernst. Sie hatten schlichtweg keine Lust auf die Arbeit und meinten, ich hätte mein Autoradio hier verkauft und wollte nun die Versicherung betrügen ! Und wenn ich nicht gleich verschwinde, würden sie mich in die Zelle stecken, damit ich drüber nachdenken könnte ! Kurz : ich war chancenlos. Der Kluge Mensch erkennt dies und verlässt die Wache, so lange er noch kann.
Am nächsten Tag kamen meine Eltern an, wir meldeten uns als Familie auf dem CP an und verbrachten 4 schöne Wochen auf Ulika.
Ich lernte ein junges Paar kennen, und der junge Mann war Polizist aus Ljubljana. Eines abends, wir saßen mit Gitarre und Vino am Strand, erzählte ich ihm von seinen Kollegen aus Porec und Ihrer Arbeitsauffassung. Uiuiui - der ging vielleicht ab ! Am nächsten Tag sagte er mir, wir hätten etwas zu erledigen, und ich möchte mir doch bitte etwas anziehen und zu seinem Auto mitkommen. Wir stiegen in seinen Zastava und fuhren zur Wache. Vermutlich wird er auch einen höheren Dienstgrad gehabt haben, denn er hat die Kollegen dort mächtig stramm stehen lassen. ZackZack - keine 10 Minuten - und ich hatte meine Anzeige mit Protokoll.
Ich will damit sagen, dass es auch das Gegenteil gab ! Anständige Beamte, die ihre korrupten bzw. faulen Kollegen zurecht gewiesen haben.
 
M

Marius

Guest
Ende der 90-er Jahre fuhren vier coole Jungs voller Tatendrang durch Istrien in Richtung Medulin und die Vorfreude führte offenbar zu einer nicht unerheblichen Geschwindigkeitsübertretung, die einem aufmerksamen Wachmann nicht entgangen ist.
Da wir kein kroatisches Geld hatten, oder dies nur behaupteten, ich weiß es nicht mehr, blickte sich der Polizist im Kofferraum um, öffnete eine kurz zuvor gekaufte Stange Marlboro, nahm sich 4 Päckchen und ließ uns weiter fahren. :)
 
M

Marius

Guest
Meine zwei Erlebnisse in Zagreb stammen aus den letzten zwei Jahren, das letzte ist sogar nicht mal zwei Monate her, aber erst müssen von euch noch Geschichten hier rein, das da oben ist super, genau so etwas hatte ich mir vorgestellt.
Kleine Geschichten aus dem Alltag :)
 
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