Dass solche Videos für geschichtliche Bildung geeignet sind, bezweifle ich auch. Es werden zu vielen Situationen nur Jahreszahlen genannt, ohne weitere Beleuchtung. Zumindest die Bevölkerung unseres Urlaubslandes verstehe ich dadurch nicht besser.
Im DDR-Geschichtsunterricht wurde uns auch nur gelehrt, dass die Volksrepublik Jugoslawien ein Vielvölkerstaat ist und als Hauptstadt Belgrad hat. An mehr erinnere ich mich nicht. Weder welche Völker angehörig sind noch wie es dazu kam wurde uns vermittelt. 1991 war ich 16 und hatte so ziemlich keinen Schimmer, was plötzlich in diesem Land vorging. Die Medien verfolgte ich zum Thema damals nur unbewußt und oberflächlich.
Neulich habe ich ein Buch gelesen. Darin geht es um die jüngste Geschichte ‚Jugoslawiens‘ und zum Verständnis derer wird auch auf die länger zurückliegende Geschichte eingegangen. Das Buch wurde mir von einer aus Serbien stammenden Arbeitskollegin geliehen, welche um meine Liebe zu Kroatien weiß. Dazu sei bemerkt, dass sie nochmal 4 Jahre jünger ist als ich und Land und Küste Kroatiens auch faszinierend findet.
Das Buch heißt
„Reisen in das Land der Kriege. Erlebnisse eines Fremden in Jugoslawien.“
und ist geschrieben von Kurt Köpruner.
Reisen musste der Österreicher im Zeitraum von 1990 bis 2000 meist beruflich dahin. Im Buch werden, soweit für mich nachvollziehbar, alle Völkergruppen mit ihren jeweiligen Konflikten untereinander einzeln beleuchtet. Das Ganze ist nicht leicht zu lesen, ich konnte immer nur kurze Abschnitte verarbeiten. Es kommt KEINE Völkergruppe nur schlecht weg, aber auch nicht, ohne „ihr Fett weg zu kriegen“.
Ausschließlich schlecht kommen die westlichen und v.A. die deutschen Medien weg. Auch damalige (und heute noch lebende) deutsche Politiker mit hohem Rang werden namentlich benannt und stehen in dem Buch in keinem guten Licht (gelinde ausgedrückt).
Das Buch hat meine Liebe zu Kroatien nicht geschmälert, aber es hat mich tief bewegt. Es hat mein Weltbild, meinen Glauben an die Medien und damit meine Einstellung zum Balkan als Gesamtes mit seinen unterschiedlichen Völkern extrem verändert. Wer also etwas zum besseren Verständnis der Bevölkerung lernen möchte, sollte den Mut aufbringen, das Buch zu lesen, statt auf sich im Netz tummelnde Videos zu bauen, deren Quelle man u.U. nicht kennt und nicht nach „stimmt“ oder „stimmt nicht“ unterscheiden kann.
Viele Grüße Andy, der mit diesem Beitrag weder Klaus noch andere persönlich angreifen möchte.