Hallo Zusammen.
Ein Verkehrsunfall in den schönsten Wochen des Jahres, das will natürlich keiner.
Uns ist es in diesem Jahr, am 28.06.2025, in Trilj passiert und ich berichte hier darüber, wie es danach für uns weiterging.
Da mein Fall noch lange nicht abgeschlossen ist, werde ich diesen Beitrag nach und nach ergänzen.
Unfallhergang
Wir fuhren auf der Hauptstraße mit ca. 40 km/h, die Unfallgegnerin fuhr rückwärts sehr zügig aus einer Parklücke heraus und es kam zum Zusammenstoß. Mein Auto vorn rechts, ihr Auto hinten rechts beschädigt, kein Personenschaden. Wir waren 50 km von unserer Unterkunft entfernt.
Meine Ausgangslage
> Den Unfall nicht selbst verschuldet
> Alkohol-Test 0,0 Promille
> ADAC - Plus - Mitglied
> ADAC - Rechtsschutz - versichert
> Auto Vollkasko - versichert
> Schutzbrief über meine KFZ - Versicherung
Nach dem Unfall
> Als Ausländer auf jeden Fall die Polizei rufen, denn die Kroaten regeln so etwas untereinander mit dem Austausch ihrer Versicherungsnummern (wenn kein Personenschaden zu verzeichnen ist).
> Versuchen, die Sprachprobleme zu lösen, wir kamen mit unserem Schulenglisch nicht sehr weit. Eine kroatische Familie und auch ein deutscher Urlauber halfen uns bei der Übersetzung mit der Polizei.
> Versuchen, den ADAC zu informieren. Uns gelang es nicht, wir hattten erst keine Handyverbindung und als es dann klappte, gelangten wir zu einer Bandansage, bei der man erst einmal über die Nummernwahl sein Anliegen melden muss. Letztendlich kam aufgrund von den Verbindungsproblemen kein Kontakt zustande.
> Wenn man selbst einen Abschleppdienst organisiert oder den ADAC informiert hat, dieses sofort der Polizei mitteilen, ansonsten rufen diese einen lokalen Abschleppdienst, der einen ggf. nur in die nächstgelegene Werkstatt schleppt. Wir haben uns entschieden, dass unser Auto zu unserer Unterkunft gebracht wird.
> Wichtig ist auch, um weitere Schäden am Fahrzeug zu vermeiden, dem Abschleppunternehmen mitzuteilen, was man für ein Fahrzeug hat (Vorderrad- /Hinterrad- / Allradantrieb), bei den letzten beiden Varianten kann nicht mit nur angehobener Vorderachse abgeschleppt werden, ein Allradler muss aufgeladen werden oder es müssen Rollböcke an der Roll-Achse angebracht werden.
> So viele Bilder wie möglich vom gesamten Schadensort machen, auch an Details denken wie z.B. das KFZ-Kennzeichen des Unfallgegners.
> Die Polizei führt am Unfallort bei den Beteiligten einen Alkohol-Test durch, über das Ergebnis bekommt jeder Beteiligte ein Formular ausgehändigt.
> Man bekommt am Unfallort von der Polizei sonst nichts weiter ausgehändigt. Ob diese auch gleich die Versicherungsdaten aufnimmt, kann ich nicht sagen, da die Polizei auf einmal schnell wegfuhr, weil irgendwo ein tödlicher Verkehrsunfall passiert war. Die Versicherungsdaten, Adressen und Telefonnummern selbst untereinander austauschen, in meinem Fall wollte der Gegner meine Versicherungsdaten nicht haben. Die Versicherungsnummer habe ich vom Gegner im Nachhinein noch per Whattsapp von ihm bekommen. Diese kann aber auch beim Zentralruf der Autoversicherer über dessen KFZ-Kennzeichen erfragt werden.
> Angekommen an unserer Unterkunft, setzte ich mich erneut mit dem ADAC in Verbindung. Man muss Bilder des Fahrzeugs einreichen, über eine Handy-App. Diese meckert oft über die Bildergröße, besser man erfragt die Email-Adresse und sendet die Bilder etwas verkleinert als Anhang.
> Anhand der Bilder hat der ADAC entschieden, dass es ein wirtschaftlicher Totalschaden sei. In diesem Fall wird das Auto, genau wie in Deutschland auch, nicht mehr nach Hause gebracht, sondern vor Ort verschrottet.
> Der Werdegang wäre in meinem Fall jetzt folgender (O-Ton ADAC-Mitarbeiter): Das Auto wird auf ADAC-Kosten in eine Partner-Werkstatt vor Ort gebracht, dann würde Rücksprache mit der Werkstatt gehalten werden, ich solle mein Auto angemeldet, ohne Gutachten und samt Schlüssel hier zurücklassen (vielleicht würde ich noch 1000 Euro bekommen), man würde mich dann, auch auf ADAC-Kosten, zur Leihwagenstation am Flughafen Split bringen, hier würde ich einenen Leihwagen bekommen, für 2 Tage noch zur Nutzung in HR und ich könne damit dann auch nach Hause fahren. Gesamtleihdauer 1 Woche (auch das ist genauso wie in D bei einem Totalschaden). Da ich aber über 1200 km weit bis nach Hause fahren müsse und es hier dann keine adäquate Rückgabemöglichkeit des Leihwagens für mich gibt, würde dieser bei mir zu Hause abgeholt und dann per Sammeltransport zurück nach Split gebracht werden müssen. Leihwagenkosten also mindestens 1000 Euro. Der ADAC übernimmt Leihwagenkosten bis zu 500 Euro, also müsse ich dann mindestens 500 Euro zuzahlen. Alternativ könnten wir auch zurückfliegen (auf Kosten des ADAC, allerdings müssten wir den Großteil unseres Gepäckes zurücklassen), würden dann aber an irgendeinem Flughafen in Heimatnähe eintreffen (alle im Schnitt mindestens 100 bis 150 km von zu Hause entfernt). Von dort könnten wir ja dann mit dem Zug nach Hause fahren (wenn man abseits jeglich eines einigermaßen funktionierenden ÖPNV wohnt, ist das Utopie). Das war dann der Punkt, an dem ich mich gegen die Hilfe des ADAC entschieden habe.
> Ich habe mich dann von einem in meiner Heimat ansässigen Abschleppdienst auf eigene Kosten nach Hause nach Deutschland schleppen lassen.
Die Schadensregulierung
> Mit deutschen Anwälten kommt man in der Regel in so einem Fall nicht weiter, da diese die Regulierung mit der gegnerischen Versicherung über das Konsulat laufen lassen müssten.
> Kontaktaufnahme mit meiner ADAC-Rechtsschutzversicherung, diese vermittelte mir eine deutschsprachige Anwaltskanzlei in Zagreb. Kostenübernahme wurde für eine Erstberatung schriftlich zugesichert.
> Erster Anruf meinerseits in Zagreb, ich wurde gebeten, alle mit dem Unfall zusammenhängenden Unterlagen und Bilder per Mail zu übersenden. Auch wurde ich gleich nach dem Schadensgutachten gefragt, da es für die Schadenregulierung unabdingbar ist. Und es wurde mir gesagt, dass in meinem Fall kroatisches Landesrecht gilt und ich unter Umständen nicht alles, was ich z. B. in Deutschland einfordern könnte, erstattet bekomme (z. B. anteilige Abschleppkosten wenn Totalschaden, Zimmerverlängerung, entgangene Urlaubstage, Aufwand für Porto und Versand....). Und es würde auch alles etwas länger als in Deutschland dauern.
> Das durch mich mittlerweile in Auftrag gegebene Schadensgutachten ergab, dass es tatsächlich ein wirtschaftlicher Totalschaden ist.
> Ich schickte das Gutachten an die Anwaltskanzlei und teilte ihnen mit, dass ich das Auto nun abmelden werde um es anschließend zu dem höchsten im Gutachten aufgeführten Restwertgebot zu verkaufen. Diese Summe wird dann versicherungsseitig in der Regel vom Wiederbeschaffungswert abgezogen.
> Erneuter Anruf meiner Anwaltskanzlei, sie haben in der Zwischenzeit die komplette Kostenübernahme vom ADAC bestätigt bekommen und nun könne es losgehen. Zuerst musste ich 3 unterschriebene Vollmachten per Post an ihn senden (hier empfielt sich, dies auf jeden Fall per Übergabeeinschreiben zu tun).
> Die Kanzlei forderte als nächstes das Polizeiprotokoll an. Es stellte sich heraus, dass dieses noch nicht erstellt wurde, da Versicherungsangaben meinerseits fehlen würden.
> Meine Vericherungsdaten übersandte ich in Form einer Kopie meines Grünen Versicherungsscheines an die Kanzlei, zur Weiterleitung an die Polizei.
> WICHTIG, der Grüne Versicherungsschein, auf dem die Länder, in denen Versicherungsschutz besteht, aufgelistet sind (wichtig vor allem, wenn man selbst einen Unfall verschuldet), ist in der Regel 3 Jahre gültig und muss dann neu ausgestellt werden, dieses geht, zumindest bei meiner Versicherung, nicht automatisch. Und, unter Umständen besteht auch für einige Balkanländer kein Versicherungsschutz, im Zweifelsfall sollte man bei seiner Versicherung nachfragen.
Das ist der Stand der Dinge heute, 12.08.2025. Den weiteren Verlauf werde ich hier dann nach und nach ergänzen.
Viele Grüße, Daniel.
Ein Verkehrsunfall in den schönsten Wochen des Jahres, das will natürlich keiner.
Uns ist es in diesem Jahr, am 28.06.2025, in Trilj passiert und ich berichte hier darüber, wie es danach für uns weiterging.
Da mein Fall noch lange nicht abgeschlossen ist, werde ich diesen Beitrag nach und nach ergänzen.
Unfallhergang
Wir fuhren auf der Hauptstraße mit ca. 40 km/h, die Unfallgegnerin fuhr rückwärts sehr zügig aus einer Parklücke heraus und es kam zum Zusammenstoß. Mein Auto vorn rechts, ihr Auto hinten rechts beschädigt, kein Personenschaden. Wir waren 50 km von unserer Unterkunft entfernt.
Meine Ausgangslage
> Den Unfall nicht selbst verschuldet
> Alkohol-Test 0,0 Promille
> ADAC - Plus - Mitglied
> ADAC - Rechtsschutz - versichert
> Auto Vollkasko - versichert
> Schutzbrief über meine KFZ - Versicherung
Nach dem Unfall
> Als Ausländer auf jeden Fall die Polizei rufen, denn die Kroaten regeln so etwas untereinander mit dem Austausch ihrer Versicherungsnummern (wenn kein Personenschaden zu verzeichnen ist).
> Versuchen, die Sprachprobleme zu lösen, wir kamen mit unserem Schulenglisch nicht sehr weit. Eine kroatische Familie und auch ein deutscher Urlauber halfen uns bei der Übersetzung mit der Polizei.
> Versuchen, den ADAC zu informieren. Uns gelang es nicht, wir hattten erst keine Handyverbindung und als es dann klappte, gelangten wir zu einer Bandansage, bei der man erst einmal über die Nummernwahl sein Anliegen melden muss. Letztendlich kam aufgrund von den Verbindungsproblemen kein Kontakt zustande.
> Wenn man selbst einen Abschleppdienst organisiert oder den ADAC informiert hat, dieses sofort der Polizei mitteilen, ansonsten rufen diese einen lokalen Abschleppdienst, der einen ggf. nur in die nächstgelegene Werkstatt schleppt. Wir haben uns entschieden, dass unser Auto zu unserer Unterkunft gebracht wird.
> Wichtig ist auch, um weitere Schäden am Fahrzeug zu vermeiden, dem Abschleppunternehmen mitzuteilen, was man für ein Fahrzeug hat (Vorderrad- /Hinterrad- / Allradantrieb), bei den letzten beiden Varianten kann nicht mit nur angehobener Vorderachse abgeschleppt werden, ein Allradler muss aufgeladen werden oder es müssen Rollböcke an der Roll-Achse angebracht werden.
> So viele Bilder wie möglich vom gesamten Schadensort machen, auch an Details denken wie z.B. das KFZ-Kennzeichen des Unfallgegners.
> Die Polizei führt am Unfallort bei den Beteiligten einen Alkohol-Test durch, über das Ergebnis bekommt jeder Beteiligte ein Formular ausgehändigt.
> Man bekommt am Unfallort von der Polizei sonst nichts weiter ausgehändigt. Ob diese auch gleich die Versicherungsdaten aufnimmt, kann ich nicht sagen, da die Polizei auf einmal schnell wegfuhr, weil irgendwo ein tödlicher Verkehrsunfall passiert war. Die Versicherungsdaten, Adressen und Telefonnummern selbst untereinander austauschen, in meinem Fall wollte der Gegner meine Versicherungsdaten nicht haben. Die Versicherungsnummer habe ich vom Gegner im Nachhinein noch per Whattsapp von ihm bekommen. Diese kann aber auch beim Zentralruf der Autoversicherer über dessen KFZ-Kennzeichen erfragt werden.
> Angekommen an unserer Unterkunft, setzte ich mich erneut mit dem ADAC in Verbindung. Man muss Bilder des Fahrzeugs einreichen, über eine Handy-App. Diese meckert oft über die Bildergröße, besser man erfragt die Email-Adresse und sendet die Bilder etwas verkleinert als Anhang.
> Anhand der Bilder hat der ADAC entschieden, dass es ein wirtschaftlicher Totalschaden sei. In diesem Fall wird das Auto, genau wie in Deutschland auch, nicht mehr nach Hause gebracht, sondern vor Ort verschrottet.
> Der Werdegang wäre in meinem Fall jetzt folgender (O-Ton ADAC-Mitarbeiter): Das Auto wird auf ADAC-Kosten in eine Partner-Werkstatt vor Ort gebracht, dann würde Rücksprache mit der Werkstatt gehalten werden, ich solle mein Auto angemeldet, ohne Gutachten und samt Schlüssel hier zurücklassen (vielleicht würde ich noch 1000 Euro bekommen), man würde mich dann, auch auf ADAC-Kosten, zur Leihwagenstation am Flughafen Split bringen, hier würde ich einenen Leihwagen bekommen, für 2 Tage noch zur Nutzung in HR und ich könne damit dann auch nach Hause fahren. Gesamtleihdauer 1 Woche (auch das ist genauso wie in D bei einem Totalschaden). Da ich aber über 1200 km weit bis nach Hause fahren müsse und es hier dann keine adäquate Rückgabemöglichkeit des Leihwagens für mich gibt, würde dieser bei mir zu Hause abgeholt und dann per Sammeltransport zurück nach Split gebracht werden müssen. Leihwagenkosten also mindestens 1000 Euro. Der ADAC übernimmt Leihwagenkosten bis zu 500 Euro, also müsse ich dann mindestens 500 Euro zuzahlen. Alternativ könnten wir auch zurückfliegen (auf Kosten des ADAC, allerdings müssten wir den Großteil unseres Gepäckes zurücklassen), würden dann aber an irgendeinem Flughafen in Heimatnähe eintreffen (alle im Schnitt mindestens 100 bis 150 km von zu Hause entfernt). Von dort könnten wir ja dann mit dem Zug nach Hause fahren (wenn man abseits jeglich eines einigermaßen funktionierenden ÖPNV wohnt, ist das Utopie). Das war dann der Punkt, an dem ich mich gegen die Hilfe des ADAC entschieden habe.
> Ich habe mich dann von einem in meiner Heimat ansässigen Abschleppdienst auf eigene Kosten nach Hause nach Deutschland schleppen lassen.
Die Schadensregulierung
> Mit deutschen Anwälten kommt man in der Regel in so einem Fall nicht weiter, da diese die Regulierung mit der gegnerischen Versicherung über das Konsulat laufen lassen müssten.
> Kontaktaufnahme mit meiner ADAC-Rechtsschutzversicherung, diese vermittelte mir eine deutschsprachige Anwaltskanzlei in Zagreb. Kostenübernahme wurde für eine Erstberatung schriftlich zugesichert.
> Erster Anruf meinerseits in Zagreb, ich wurde gebeten, alle mit dem Unfall zusammenhängenden Unterlagen und Bilder per Mail zu übersenden. Auch wurde ich gleich nach dem Schadensgutachten gefragt, da es für die Schadenregulierung unabdingbar ist. Und es wurde mir gesagt, dass in meinem Fall kroatisches Landesrecht gilt und ich unter Umständen nicht alles, was ich z. B. in Deutschland einfordern könnte, erstattet bekomme (z. B. anteilige Abschleppkosten wenn Totalschaden, Zimmerverlängerung, entgangene Urlaubstage, Aufwand für Porto und Versand....). Und es würde auch alles etwas länger als in Deutschland dauern.
> Das durch mich mittlerweile in Auftrag gegebene Schadensgutachten ergab, dass es tatsächlich ein wirtschaftlicher Totalschaden ist.
> Ich schickte das Gutachten an die Anwaltskanzlei und teilte ihnen mit, dass ich das Auto nun abmelden werde um es anschließend zu dem höchsten im Gutachten aufgeführten Restwertgebot zu verkaufen. Diese Summe wird dann versicherungsseitig in der Regel vom Wiederbeschaffungswert abgezogen.
> Erneuter Anruf meiner Anwaltskanzlei, sie haben in der Zwischenzeit die komplette Kostenübernahme vom ADAC bestätigt bekommen und nun könne es losgehen. Zuerst musste ich 3 unterschriebene Vollmachten per Post an ihn senden (hier empfielt sich, dies auf jeden Fall per Übergabeeinschreiben zu tun).
> Die Kanzlei forderte als nächstes das Polizeiprotokoll an. Es stellte sich heraus, dass dieses noch nicht erstellt wurde, da Versicherungsangaben meinerseits fehlen würden.
> Meine Vericherungsdaten übersandte ich in Form einer Kopie meines Grünen Versicherungsscheines an die Kanzlei, zur Weiterleitung an die Polizei.
> WICHTIG, der Grüne Versicherungsschein, auf dem die Länder, in denen Versicherungsschutz besteht, aufgelistet sind (wichtig vor allem, wenn man selbst einen Unfall verschuldet), ist in der Regel 3 Jahre gültig und muss dann neu ausgestellt werden, dieses geht, zumindest bei meiner Versicherung, nicht automatisch. Und, unter Umständen besteht auch für einige Balkanländer kein Versicherungsschutz, im Zweifelsfall sollte man bei seiner Versicherung nachfragen.
Das ist der Stand der Dinge heute, 12.08.2025. Den weiteren Verlauf werde ich hier dann nach und nach ergänzen.
Viele Grüße, Daniel.