...Aber sorry, ich bin weit am Thema vorbei.
hallo Jörg,
lassen wir die deutsche Politik und jüngere Geschichte Deutschlands außen vor. In einem Reiseforum über Kroatien sollten wir uns in erster Linie über dieses Land unterhalten.
Was den verblichenen "Marschall auf Lebenszeit" betrifft haben sicherlich die meisten von uns die selbe Meinung über den Herrn. Nun wird also sein ehemaliges Schiff renoviert und wird künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ich befürchte halt immer bei solchen Einrichtungen, daß dadurch die Geschichte verharmlost wird. So war es bereits zu Lebzeiten des Diktators.
In Italien pilgern jährlich hunderttausende zum Mausoleum von Benito Mussolini. Über den Duce brauchen wir glaublich kein Wort mehr zu verlieren. Scheinbar gibt es auch auf der Apeninnenhalbinsel noch viele, die den posthum verehren.
Tito war genauso ein Massenmörder wie der Duce. Er hatte nur das Glück zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und so wurde er als überzeugter Kommunist vom Westen nur deshalb unterstützt weil er sich von seinem früheren Mentor Josef Stalin losgesagt hat. Seine Verbrechen sind teils aufgeklärt und teilweise will die heute kaum mehr jemand wissen.
In den Jahren 1943 und 1945, letzteres nach dem zweiten Weltkrieg haben seine Partisanen tausende italienisch sprechende Istrier grausam ermorden lassen. Die Gedenkstätte in Basovizza habe ich euch bereits vorgestellt.
Nicht jeder meiner Reiseberichte zeigt bunte Bilder von schönen Landschaften oder ähnlichem. Manchmal bin ich auch auf den Spuren der Geschichte und entdecke dabei Dinge, die ich als berichtenswert einschätze. So auch bei diesem Thema. Mancher mag vielleicht denken, daß dieses Thema nicht zu...
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Ob nun bei den Massakern von Bleiburg "nur" 50.000 oder ein paar hunderttausend Menschen ums Leben kamen spielt glaublich keine Rolle. Fakt ist wie in solchen Fällen auch immer, daß bis heute kein schriftlicher Befehl Titos für die Ermordung dieser ehemaligen Kriegsgegner, aber auch anderssprachiger Bewohner Jugoslawiens gefunden wurde. Das entschuldigt ihn jedoch nicht als obersten Befehlshaber der Täter.
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Nun kann man das vielleicht als eine Art Rache an den Gegnern oder "Volksfeinden" unmittelbar nach dem Weltkrieg abtun. Ich sehe das als angeordneten Massenmord.
Selbst nach dem Krieg hat Tito all diejenigen seiner ehemaligen Gesinnungsgenossen, die seinen Bruch mit Stalin nicht mittragen wollten, eingesperrt oder ermordet. Die idyllische Insel Goli Otok war das berüchtigste Gefängnis dieser Zeit.
Vor drei Jahren war ich mit dem Motorboot auf der Insel.
Auf dem Rückweg unserer zweiwöchigen Motorradtour nach Kroatien haben wir einen Stopp in Lukovo kod Senja eingelegt. Dieses kleine Dorf liegt direkt am Meer und ist über eine schmale, etwas abenteuerliche Straße von der Jadranska Magistrale aus erreichbar. Meine Freunde Frank und Martina die im...
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Tausende Gefangene wurden auf der Insel eingesperrt und gefoltert. Das ex-jugoslawische Gefängnis ist seit rund 30 Jahren stillgelegt und seine Gebäude verfallen. Nur wenige Menschen erinnern an den Ort und gedenken der Opfer.
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Wer nun meint, daß das alles eine Art Nachkriegswehen sind, der täuscht sich. Bis an sein Lebensende hat Tito Gegner einsperren und sogar im Ausland ermorden lassen. Tito war drei Jahre tot und da hat sein Geheimdienst nach langer Vorarbeit noch einen Gegner in München ermordet. Immerhin wurden die Täter 31 Jahre nach der Tat doch noch verurteilt. Allein in Deutschland ließ Tito mindestens 29 politische Gegner ermorden.
Es war eine beispiellose Mordserie und sie dauerte zwei Jahrzehnte: Mindestens 29 Exilkroaten tötete der jugoslawische Geheimdienst in der Bundesrepublik. Jetzt könnte die Aufarbeitung beginnen. Zwei ehemaligen Top-Agenten wird in München der Prozess gemacht. Die Angehörigen der Opfer hoffen auf...
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Für mich bleibt Tito ein Verbrecher an der Spitze einer Diktatur, auch wenn viele das nach so langer Zeit nicht mehr wahrhaben wollen.
grüsse
jürgen