Titos ehemaliges Schiff 'Galeb'

perenospera

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Reporter der kroatischen Novilist haben die Galeb besichtigt, die zur Zeit in der Werft Kraljevica Restauriert wird.
Für das Vorhaben sind ca. 58 Mio Kuna veranschlagt. Die Arbeiten sollen nächstes Jahr abgeschlossen sein.
Ca. die Hälfte der Kosten übernimmt die EU.
Sowohl der Zeitplan als auch das Budget werden wohl nicht eingehalten werden.
Hier der Bericht mit vielen Bildern:

Wir haben die Galeb besucht

Übersetzung

Das Portal "Plava Kamenica" äussert sich kritisch und fragt:

Ist der Wiederaufbau von Galeb die sinnloseste touristische Investition in Kroatien?

Hier der Bericht

Übersetzung

Gruß Jochen
 

claus-juergen

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Danke Jochen für die Infos. Insbesondere der zweite verlinkte Bericht macht mich nachdenklich. So viel Geld für die Restaurierung des alten Kahns eines Diktators und Massenmörders!

Abwracken und für den Bruchteil der Kohle eine anständige Gedenkstätte auf Goli Otok gebaut wäre meiner Meinung nach sinnvoller. Andererseits wird dem großen selbsternannte Marschall ja auch auf Brioni noch gehuldigt. Von den Dutzenden nach ihm benannten Straßen und Plätzen will ich erst gar nicht reden.

Und dann gibt es ja auch noch solche liebevoll gehegte Gedenkstätten nicht nur in Kroatien.

https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/2540-barban-tito-schriftzug-am-berghang.86288/

Wohl fast alle Nachfolgestaaten Jugoslawiens haben diesbezüglich anscheinend das gleiche Problem mit der jüngeren Geschichte. :(

grüsse

jürgen
 

SunnySun

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Gibt vermutlich pro und contra. Ich frag mich aber: wer will denn das Ding besichtigen? Da fahr ich über 600km, quäle mich durch den Verkehr, investiere Maut und Sprit, sitze am wunderschönen Meer.... Und beschließe mir ein altes/wieder gebautes Schiff von Tito anzugucken? Naja, jedem das Seine.

Ich versteh ja auch nicht, was alle z.B. an dem Dinopark in Funtana finden.
 

Christina_1962

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Und beschließe mir ein altes/wieder gebautes Schiff von Tito anzugucken? Naja, jedem das Seine.
Da sprichst du mir aus der Seele. Wir haben mal den Fehler gemacht und bei einem Urlaub in Fazana eine Bootsfahrt auf die Brijuni Inseln gemacht. Wäre alles nicht so schlimm
gewesen, wenn wir nicht in das Museeum gegangen wären. Wie doof waren wir nur.
Auch der Safaripark war ein Reinfall: viele Gehege leer, ein depressiver Elefant, einige Zebras und Antilopen und das wars.
Ich kann immer noch nicht verstehen, was für ein Gedöns um Tito noch immer gemacht wird. Ist als ob man in Deutschland für Hitler ein Museeum einrichten würde
 

claus-juergen

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Da sprichst du mir aus der Seele. Wir haben mal den Fehler gemacht und bei einem Urlaub in Fazana eine Bootsfahrt auf die Brijuni Inseln gemacht. Wäre alles nicht so schlimm
gewesen, wenn wir nicht in das Museeum gegangen wären. Wie doof waren wir nur.
...
Ich kann immer noch nicht verstehen, was für ein Gedöns um Tito noch immer gemacht wird. Ist als ob man in Deutschland für Hitler ein Museeum einrichten würde

hallo Christina,

leider muß ich dir komplett recht geben. Was Kroatien betrifft, besteht da ein enormer Nachholbedarf bei der Aufarbeitung und Vermittlung der jüngeren Geschichte. Sicherlich war Tito als ethnischer Kroate gefühlt für Kroaten "einer von uns". Genau deshalb sollte irgendwann einmal die Aufarbeitung der Geschichte der Diktatur beginnen. Aber selbst die Vorgänger Diktatur unter Ante Pavelic, nichts anderes als das selbe in "rechts", wird doch heute immer noch verharmlost.

Ich werde es wohl nicht mehr erleben, daß all die Tito-Straßen und Plätze und sonstigen nach ihm benannten Einrichtungen verschwinden.

Allerdings brauchen wir uns doch nur in dieser Hinsicht bei uns zuhause umschauen. In den fünf neuen Ländern gibts ja anscheinend Millionen, die der DDR nachtrauern. Billige Zigaretten und Alkohol, niedrige Mieten und viele andere "Errungenschaften" verdecken die negativen Aspekte der jüngsten Diktatur im "Arbeiter- und Bauernparadies auf deutschem Boden". Selbst deren Symbole sind bis heute nicht verboten.

Das Brioni Gedenmuseum auf Brioni ist für mich wie auch die Galeb deshalb tabu. Vielleicht kommt einmal der Tag für eine ehrliche Rezeption dieser Zeit ohne Geschichtsklitterung im positiven Sinne.

Wer wissen möchte, wie Titos Schergen die italienisch sprechende Mehrheit in Istrien nach 1945 losgeworden ist, braucht nur diese Gedenkstätte zu besuchen.

https://www.adriaforum.com/kroatien...foibe-massaker-in-basovizza-bei-triest.85000/

Und dann gibt es noch den Anschlag von Vergarolla, der zur "freiwilligen Auswanderung" von 90 % der Bevölkerung Pulas und anderer Bewohner Istriens beigetragen hat. Erst in den letzten Jahren gedenkt man dieser Opfer. Auch das war ein Attentat von Titos Geheimdienst mit dem Zweck der Vertreibung.

https://www.adriaforum.com/kroatien...in-für-den-anschlag-von-vergarola-1946.85965/

grüsse

jürgen
 

Julija

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Die Restaurierung von Titos Schmuckstück ist beendet.


Derzeit liegt das Schiff wohl in Kraljevica.

Quelle: Pixsell

 
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jrturtle23

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Allerdings brauchen wir uns doch nur in dieser Hinsicht bei uns zuhause umschauen. In den fünf neuen Ländern gibts ja anscheinend Millionen, die der DDR nachtrauern. Billige Zigaretten und Alkohol, niedrige Mieten und viele andere "Errungenschaften" verdecken die negativen Aspekte der jüngsten Diktatur im "Arbeiter- und Bauernparadies auf deutschem Boden". Selbst deren Symbole sind bis heute nicht verboten.



Du lieber Himmel, auf so einen Text habe ich schon lange mal gewartet. Ja, ja, nachtauern, immer nur die im Osten. Ich bin sprachlos, und das will was heißen.
 

claus-juergen

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hallo Jörg,

du antwortest auf ein Posting vor eineinhalb Jahren. ;)

Mein Satz kommt nicht von ungefähr. Bis zum heutigen Tag machen überdurchschnittlich viele Mitbürger aus den fünf neuen Ländern regelmäßig ihr Kreuzchen bei SED/PDS/Linke und AfD. Auch ich bin deshalb sprachlos und das will was heißen. ;)

grüsse

jürgen
 

jrturtle23

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Ob der Post alt oder neu ist, ist doch völlig egal. Der Strang ist mir wohl damals nicht aufgefallen. Das "Kreuzchen machen" hat wohl nichts mit der alten Zeit zu tun. Wer niemals hier gelebt hat, kann sich über uns schlecht ein sachliches Urteil erlauben. Alle Anderen haben das gewählt, was wir jetzt vor der Nase haben. Toll gemacht. Wie willst du denn das Wahlverhalten ändern, nächstes Mal wird es noch schlimmer, auch bei euch, glaub mir.
Aber sorry, ich bin weit am Thema vorbei.
 

claus-juergen

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...Aber sorry, ich bin weit am Thema vorbei.
hallo Jörg,

lassen wir die deutsche Politik und jüngere Geschichte Deutschlands außen vor. In einem Reiseforum über Kroatien sollten wir uns in erster Linie über dieses Land unterhalten.

Was den verblichenen "Marschall auf Lebenszeit" betrifft haben sicherlich die meisten von uns die selbe Meinung über den Herrn. Nun wird also sein ehemaliges Schiff renoviert und wird künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ich befürchte halt immer bei solchen Einrichtungen, daß dadurch die Geschichte verharmlost wird. So war es bereits zu Lebzeiten des Diktators.

In Italien pilgern jährlich hunderttausende zum Mausoleum von Benito Mussolini. Über den Duce brauchen wir glaublich kein Wort mehr zu verlieren. Scheinbar gibt es auch auf der Apeninnenhalbinsel noch viele, die den posthum verehren.

Tito war genauso ein Massenmörder wie der Duce. Er hatte nur das Glück zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und so wurde er als überzeugter Kommunist vom Westen nur deshalb unterstützt weil er sich von seinem früheren Mentor Josef Stalin losgesagt hat. Seine Verbrechen sind teils aufgeklärt und teilweise will die heute kaum mehr jemand wissen.

In den Jahren 1943 und 1945, letzteres nach dem zweiten Weltkrieg haben seine Partisanen tausende italienisch sprechende Istrier grausam ermorden lassen. Die Gedenkstätte in Basovizza habe ich euch bereits vorgestellt.


Ob nun bei den Massakern von Bleiburg "nur" 50.000 oder ein paar hunderttausend Menschen ums Leben kamen spielt glaublich keine Rolle. Fakt ist wie in solchen Fällen auch immer, daß bis heute kein schriftlicher Befehl Titos für die Ermordung dieser ehemaligen Kriegsgegner, aber auch anderssprachiger Bewohner Jugoslawiens gefunden wurde. Das entschuldigt ihn jedoch nicht als obersten Befehlshaber der Täter.


Nun kann man das vielleicht als eine Art Rache an den Gegnern oder "Volksfeinden" unmittelbar nach dem Weltkrieg abtun. Ich sehe das als angeordneten Massenmord.

Selbst nach dem Krieg hat Tito all diejenigen seiner ehemaligen Gesinnungsgenossen, die seinen Bruch mit Stalin nicht mittragen wollten, eingesperrt oder ermordet. Die idyllische Insel Goli Otok war das berüchtigste Gefängnis dieser Zeit.

Vor drei Jahren war ich mit dem Motorboot auf der Insel.



Wer nun meint, daß das alles eine Art Nachkriegswehen sind, der täuscht sich. Bis an sein Lebensende hat Tito Gegner einsperren und sogar im Ausland ermorden lassen. Tito war drei Jahre tot und da hat sein Geheimdienst nach langer Vorarbeit noch einen Gegner in München ermordet. Immerhin wurden die Täter 31 Jahre nach der Tat doch noch verurteilt. Allein in Deutschland ließ Tito mindestens 29 politische Gegner ermorden.


Für mich bleibt Tito ein Verbrecher an der Spitze einer Diktatur, auch wenn viele das nach so langer Zeit nicht mehr wahrhaben wollen.

grüsse

jürgen
 
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