Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

E

ELMA

Guest
Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

Zum Teil 1 ( Von der Tara zur Piva )siehe hier
http://www.adriaforum.com/kroatien/im-norden-von-montenegro-von-der-tara-zur-piva-teil-1-a-t60808/

Nachdem wir einige Stunden gebraucht hatten, den 1907m hohen Sedlo Pass zu überqueren, ging es wieder bergab in Richtung Pivatal.

Mitten im fast menschenleeren Gelände am Rande des Durmitor Nationalparks, stand eine Konoba im kleinen Ort Trsa.
Den dort angebotenen einheimischen Spezialitäten konnten wir nicht widerstehen:
selbst gebackenes Brot, luftgetrockneten Schinken, hausgemachten Kajmak, selbst hergestellten Schafskäse... zum Abschluss türkischen Kaffee, fast wären wir dort geblieben, aber wir wollten ja an diesem Tag noch bis nach Bosnien kommen.

O24_Sedlo_Pass__21.jpg


Das Dörfchen hat im 2. Weltkrieg bei den Kämpfen der italienischen Truppen gegen Titos Partisanen viel leiden müssen – es ist noch wenig wieder aufgebaut.

Bei der Konoba standen drei Holzhütten, liebevoll eingerichtet, bereit für Touristen.
10 Euro pro Nacht/pro Hütte ) für 2 Personen ( mit Frühstück!! )
Das „fließende Wasser“ gab es vor dem Haus aus einem Tank.
Die kleinen Räume sahen sehr sauber aus!

O25_Sedlo_Pass__22.jpg


O25_Sedlo_Pass__19.jpg


Am Ortsausgang von Trsa befindet sich ein Partisanendenkmal, so wie in vielen Orten im Norden von Montenegro.

O26_Sedlo_Pass__20.jpg


Wegweiser hinunter nach Pluzine- erstaunlicherweise nicht in kyrillischen Buchstaben

O26_Sedlo_Pass__41.jpg


Die Straße wurde immer schmaler

O28_Sedlo_Pass__42.jpg


Wir kamen wieder in bewaldete Regionen

O29_Sedlo_Pass__43.jpg


Ein Straßentunnel folgte dem andern (aus dem Stein herausgehauen und natürlich alle unbeleuchtet)

O30_Sedlo_Pass__3.jpg


Immer wieder Ausblicke auf den Piva Stausee und den Ort Pluzine

O31_Sedlo_Pass__25.jpg


Unangenehm war es, wenn sich in den unbeleuchteten Tunnel eine Kurve befand – die Augen gewöhnten sich nicht schnell genug an die völlige Dunkelheit und ohne weiße Mittellinie oder Begrenzungspfosten kam die Tunnelwand dann recht schnell gefährlich nah.

O32_Sedlo_Pass__26r.jpg


Der unzugängliche Pivastausee im engen Canyon

O34_Sedlo_Pass__2.jpg


O35_Sedlo_Pass__44.jpg


Der Pivastausee mit Pluzine

O37_Sedlo_Pass__23.jpg


O38_Sedlo_Pass__46.jpg


Auf diese Brücke mussten wir hinunter ( Im Hintergund Pluzine)

O39_Sedlo_Pass__45.jpg


Von der Pass-straße kamen wir jetzt auf die E762, die von Niksic nach Norden Richtung Foca , Visegrad und nach Sarajewo führt. Die Strecke ist ein alter Handelsweg, der auch schon von den Römern und von den Türken benützt wurde.

O40_Piva01__12.jpg


Da wir das Piva Kloster ( Pivski Manastir) besuchen wollten, mussten wir zunächst nach Süden und an Pluzine vorbei fahren.

Pluzine ist ein relativ neuer Ort, entstanden in den 70erJahren, als der Stausee angelegt wurde.
Man bemüht sich um Tourismus- der Erfolg scheint noch nicht allzu groß zu sein.

Der Pivastausee eignet sich nicht sehr gut zum Baden. Er ist kalt, die Ufer sind steil. Boote haben wir nirgendwo entdeckt.

Im Hintergrund am Berghang ist die Straße erkennbar, auf der wir zuvor von Trsa heruntergekommen waren

O40_Piva02_15r.jpg


Etwa 15 Kilometer flussaufwärts steht das Pivski Manastir. Es stand früher an anderer Stelle, wurde aber 1969-1982 Stein für Stein abgetragen und an diesem Ort aufwändig wieder aufgebaut, da es sonst in den Fluten des Stausees versunken wäre.

O40_Piva03_14r.jpg


O41_Sedlo_Pass_Piva_Drina_108.jpg


Die Anlage des orthodoxen Klosters ist von außen eher bescheiden. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika aus den Jahren zwischen 1573 und 1586 und hat keinen Turm und keine Kuppel.

Der Ort strahlt jedoch Ruhe aus. Im großen Obstgarten konnte man sich hinsetzen und die Stille genießen. Touristen verirren sich offensichtlich nicht allzu oft dorthin. Wir waren an diesem Nachmittag fast die einzigen.

Ohne Eintrittsgeld konnten wir die Kirche betreten und hielten zunächst einmal die Luft an: Fresken aus dem 16. Jahrhundert mit wunderschönen warmen Farben bedecken sämtliche Wände, Decken und Pfeiler.

Über dem Altar hängt ein riesiges vergoldetes Kreuz, das bis zum Dach hinauf reicht.
Kein Lärm, kein Geschwatze störte beim Betrachten. Wir konnten einfach nur lange sitzen und schauen.

Manche Szenen aus der Bibel waren leicht zu erkennen.
Aber ich bedauerte, dass ich mich in der Ikonographie der orthodoxen Kirche nicht auskenne. Da hätte es sicher einiges Wissenswertes gegeben. Leider gab es im Kloster Bücher und Broschüren nur in kyrillischer Schrift.

member.php


OP_i_3.jpg


member.php


member.php


OP_i_7.jpg


OP_i_8.jpg


OP_i_9.jpg


OP_i_10.jpg


Es hatte sich gelohnt, die 15 Kilometer wieder zurück zu fahren. Allein dieses Kloster hätte die Fahrt gelohnt.

Wenn wir auf dieser Straße weitergefahren wären, wären wir in wenigen Stunden wieder an der Küste gewesen.
Aber wir machten uns auf den Weg nach Norden, weiter ins Landesinnere - immer entlang am Pivastausee.

Piva04__16.jpg


Man kann sich eigentlich kaum vorstellen, wo an diesem steilen Ufer die Straße entlang führt.

member.php


Nur selten führt die Straße direkt am Ufer entlang.

Ich habe die Tunnels nicht gezählt – aber die Hälfte der Strecke verlief sicher in Tunnels, ganz kurze, aber auch bis zu 500m lange Tunnels ( natürlich wieder unbeleuchtet)

Piva08__2.jpg


Durch das „Loch“ im Berg waren wir zuvor heruntergekommen.

Piva05__17.jpg


Piva09__11.jpg


Wenn man bedenkt, dass der Stausee bis zu 200m tief ist, dann kann man sich vorstellen, wie der Canyon der Piva vor dem Aufstauen des Wassers ausgesehen hat.

Piva10__3.jpg


Nach etwas mehr als 20 km kommt die Staumauer. Die Straße führt über die Mauer, aber es ist (eigentlich) nicht erlaubt, auf der Staumauer stehenzubleiben und zu fotografieren.

Dieses Bild ist von der Staumauer herunter ins Tal nur entstanden, weil ein Sicherheitsbediensteter beide Augen zugedrückt hat.

Piva11_4.jpg


Die Staumauer soll 200m hoch sein. ( es war nicht möglich, sie von unten zu fotografieren)

Das Kraftwerk versorgt große Teile Montenegros mit Strom. Die Anlage ist jedoch veraltet- Bei Pljevla gibt es zwar noch ein großes Kohlekraftwerk, aber Stromausfall in Montenegro gehört im Sommer zu den Gegebenheiten, an die man sich gewöhnen muss.

Wenn man nach der Staumauer das Tal der Piva sieht, so erinnert man sich sofort an den Canyon der Tara. Bis vor wenigen Jahren gab es Pläne, auch die Tara ähnlich wie die Piva aufzustauen. Die Pläne scheinen vom Tisch zu sein. – Hoffentlich.
Der Canyon der Piva unterhalb der Staumauer beindruckte uns sehr.

Piva12__6.jpg


Die Straße –oft ohne Leitplanken- verläuft auch hier wieder durch viele Tunnels. (Sichtbar rechts am Bildrand)

Piva12__7.jpg


Piva13__5.jpg


Von der Staumauer bis nach Scepan Polje ist es nicht mehr weit.

Hier kommt von rechts die Tara herein.
Scepan Polje ist ein guter Ausgangsort für Raftigtouren auf der unteren Tara. Sie sind hier günstiger zu haben als im inzwischen doch etwas stärker besuchten oberen Teil bei der Durdevicabrücke. ( Für eine 2tägige Tour einschließlich Transport, Ausrüstung ,Übernachtung in einem Camp und Verpflegung rund 60-70 Euro ( Sommer 2009))

Die Tara führte in diesem unteren Teil im Sommer 2009 mehr Wasser als oben bei der berühmten Tarabrücke. Im Frühjahr, zur Zeit der Schneeschmelze, ist dieses letzte Stück allerdings noch nicht befahrbar.

Piva14__10.jpg


Die letzte Brücke über die Tara.

Auf der anderen Seite beginnt Bosnien und Herzegowina. (BiH)
Links unterhalb der Brücke fließen Piva und Tara zusammen. Es ist der Anfang der Drina.

Piva_15_8.jpg


Wir fuhren noch über die Grenze, da wir am nächsten Tag an der Drina weiterfahren wollten bis zur berühmten Brücke über die Drina, dem UNESCO Welterbe in Visegrad.
Einen Bericht darüber gibt es bereits hier:
http://www.adriaforum.com/kroatien/bosnien-der-bruecke-ueber-die-drina-visegrad-t59221/

Es gab an diesem Abend keinen Campingplatz. Aber problemlos konnten wir im ersten größeren Ort an der Drina , in Foca, ein Restaurant finden , dort essen und dann auf einem ruhigen Parkplatz direkt an der Drina in unserem Wohnmobil ungestört übernachten.

Das ist eine ( nur ungenaue) Skizze unserer gesamten Urlaubsreise 2009 - blau kennzeichnet unsere Reiseroute, die oben beschriebenen Erlebnisse hatten wir in dem rot eingekreisten Abschnitt.

Gesamt_ReisebRoutesk650SD.jpg


Zum Copyright der benützten Karte siehe OpenStreetMap: Die freie Wiki-Weltkarte

ELMA
 

Mifle0371

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.761
Punkte
113
Ort
Chemnitz
AW: Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

Puuh, da ist aber nicht mehr viel Platz gewesen. Da ist aber einer von Euch beiden ausgestiegen, und hat während der Durchfahrt geschaut, dass nichts passiert. So würde ich es zumindest machen.

O32_Sedlo_Pass__26r.jpg


Freue mich schon auf den nächsten Bericht!

Michael
 

juergi 2008

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. Apr. 2008
Beiträge
924
Punkte
43
Alter
60
AW: Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

hallo elma

das sind wundervolle bilder,macht ihr das beruflich (fotografie). das ist ein traum,einfach klasse arbeit.:respekt::respekt:

mfg juergi;);):):):D:D
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

Danke Elma. Auch dieser Bericht war wieder sehr schön. Eure Reise ist bewundernswürdig, zumal Ihr sie mit Eurem nicht gerade kleinen WoMo gemacht habt !
 

wallbergler

Travel Junkie
Registriert seit
22. Aug. 2006
Beiträge
3.580
Punkte
113
Alter
80
AW: Im Norden von Montenegro: Teil 2 Am Pivastausee

Oh mei, Elke,

wenn man sich da hineindenkt, was da auf euch zukommen hätte können, das war schon sehr , sehr mutig.
Vor allen Dingen diese Tunneldurchfahrten, so ein "Aufriss" ist schnell geschehen und kostet ein Heidengeld. Oder ihr wärt steckengeblieben, oder habt ihr vorher das durchwandert?
Nicht genug von der Einsamkeit da oben, an die Details bis Hilfe kommt, mag ich gar nicht denken.

Gott sei Dank ist alles gut verlaufen und wir sehen hier ein überragendes Ergebnis.

Liebe Grüße
Helmut
 

knobi

Mitglied
Registriert seit
25. März 2006
Beiträge
35
Punkte
6
Ort
Bonn
Hallo Elke,

wirlich tolle Bilder. Vielen Dank!

Wenn ich die Bilder der Tunnel sehe, frage ich mich auch, ob wir weiterfahren oder umdrehen würden.

Habt Ihr eigentlich auf Euren vielen Touren durch Montenegro (abgesehen von Ortsdurchfahrten) Verbindungsstraßen vorgefunden, die tatsächlich nicht für Euer WoMo geeignet waren?
Unsere Concorde scheint mir genauso groß zu sein und ich wüsste schon gerne vorab, mit welcher Straße wir es gar nicht zu versuchen brauchen (z.B. stehen bei uns die Klosterroute am Shkodersee und das Kloster Ostrog auf der Roten Liste.
 
E

ELMA

Guest
Hallo knobi!

Wir sind gestern gerade mal wieder vom Durmitor, von Zabljak, runtergekommen ( es war einfach kalt - 5 Grad am Morgen und trüb ) und wärmen uns gerade am Velika Plaza bei Ulcinj wieder auf.
( Bin mit einem Stick unterwegs - 1 Mon 1GB montenegrinische Telekom : 19 Euro ikl. Heuwei Stick-hat sich von selbst installiert - super - überall bisher UMTS)
Wir sind auch mit einem 5t Concorde unterwegs.

Die Klosterroute ist für uns tabu ( eigentlich für jedes Womo, max ein VW Bus)
http://www.adriaforum.com/kroatien/montenegro-ausflug-zum-skutarisee-t54351/
Ostrog ist erreichbar - unten stehenbleiben, parken -zu Fuß hochgehen)

Vom Skutariesee über Crnojevica nach Cetinje und auf den Lovcen ist auch tabu für ein großes Womo.
http://www.adriaforum.com/kroatien/montenegro-ausflug-rund-um-den-lovcen-t59534/

Der Sedlopass von Zabljak zum Pivastausee war machbar ( einspurig - man hofft , dass kein Gegenverkehr kommt) - in den unbeleuchten Naturtunnels bin ich manchmal ausgestiegen und habe die Seitenwände und die Höhe gecheckt- war aber alles machbar.

In MNE werden viele neue Straße gebaut. An welche Strecke habt Ihr denn gedacht?
Vielleicht kann ich Euch mit Tipps helfen?

Alle meine Montnegroreiseberichte ( alle mit Womo) findest Du auf meiner HP

http://www.elkehei.de
Einfach die Montenegroseiten aufrufen ( da sind die Links zu den Berichten ,die hier im Forum zu lesen sind)

Gruß,
Elke
 
B

brfzg

Guest
Hallo Elke

Habe diesen wunderschönen Bericht heute erst entdeckt. Die Fahrt mit eurem WoWo da runter war bestimmt spannend...;)
Da hattet ihr wohl öfter gebibbert dass euch auf der schmalen Strasse keiner entgegen kommt! Die Tunnel waren ja ausserdem auch von der Höhe wohl nicht gerade einfach zu befahren...

Was mich aber ungläubig staunen lässt - pivski manastir - Stein für Stein abgebaut und dann wieder errichtet? Mit den Fresken???
das ist ja eine Meisterleistung!

Grüsse
Markus
 
D

diavolo rosso

Guest
Hallo Elke,

traumhaft schöne Aufnahmen einer uns unbekannten Region. Es ist schier unglaublich, was es dort an Nturschönheiten zu entdecken gibt. Kann Euch mittlerweile verstehen, daß Ihr diese Reisen unternehmt.

liebe Grüße
Klaus
 

knobi

Mitglied
Registriert seit
25. März 2006
Beiträge
35
Punkte
6
Ort
Bonn
Hallo Elke,

alle deine Berichte habe ich sehr aufmerksam gelesen und mir viele Notizen gemacht. Einfach toll!

Wir wollen an der Küste bis Bar fahren, dann über die Kloster Ostrog und Moraca bis hoch nach Pljevlja.
Auf dem Rückweg zur Küste möchten wir gerne Kloster Podmalinsko und Pivski besuchen.
Zwischendurch würden wir gerne etwas wandern, um die Natur auf uns wirken zu lassen und die Landschaft überhaupt wahrnehmen zu können.

Was Kloster Ostrog angeht: am Abzweig von der Hauptstrasse ist genügend Platz, um das WoMo zu parken? Wie weit ist der Anstieg von da aus? 4km würde ich lt. meiner Karte schätzen?
Was den Lovcen angeht, so hatten wir gehofft, dass zumindest von einer Seite die Straße gut genug ausgebaut ist, um hinauffahren zu können. Aber wenn ich das richtig sehe, ist die Straße dicht, wenn wir das WoMo dort so elegant am Straßenrand abstellen wie die Autos auf dem Foto.

Auf jeden Fall wünsche ich dir einen schönen weiteren Urlaub und freue mich, später von Euren Erlebnissen zu lesen.
Viele Grüße
Anja
 
Top Bottom