Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

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riwerndrei

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Thomas, ist schon OK, jede Jeck is anners :D:D

es gibt auch Leute die rennen auf die andere Srrassenseite wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe (Staffordshire Bullterrier) andere wieder kommen mit Ihren Kindern zu mir und fragen "darf mein Sohn mal Ihren Hund streicheln ":D:D

Warum sollte das bei Haien anders sein, zumal gerade die, die noch nie in Wirklichkeit einen gesehen haben, bzw. durch die blödsinnige Darstellung
unseres Revolverblattes, sich haben beeinflussen lassen.. am stärksten negativ eingestellt sind.
Am Ende denkt sich dabei niemand was, wenn die Haie von Japanern bei
lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten werden und dann der Körper wieder ins Wasser geworfen wird.
Ein Barbarische Art und Weise die durch nichts zu rechtfertigen ist.
 

juergi 2008

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

hallo goldie

ich lese heute zum ersten mal deine berichte einfach super:respekt:das ist echt eine klasse für sich,für mich bis jetzt eines der besten themen.:p

mfg juergi
 

Goldie

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

4. Fortsetzung​

Auch diese 4. Fortsetzung betrifft noch unseren 1. Urlaub in YU im Jahre 1966. Es gibt aus dieser Zeit einfach zu viel zu berichten, da sich von Jahr zu Jahr recht viel änderte/veränderte. Ob alles stets von Vorteil war mag allerdings dahingestellt bleiben.

Während dieses Urlaubs war und blieb unser "Heimathafen"der Steg in der Matovica Bucht auf Rab, an den wir fast ausnahmslos für die Übernachtung zurückkehrten. Von dort aus erkundeten wir die Insel Pag und umrundeten etliche Male die Insel Rab, so daß wir behaupten möchten, (seinerzeit) quasi jeden Zentimeter der Pag- und Rab-Küste zu kennen.

Viele traumhafte Buchten auf Rab und Pag gehörten ganz allein uns!
Man sah nur in der Ferne hin und wieder einmal eine prächtige Yacht vorbeiziehen oder Segelboote, die auch tatsächlich, eigentlich ausnahmslos, segelten. Im Laufe der vielen folgenden Jahre nahmen die gewaltige Bebauung, die Zahl der Touristen, der Motorboote und Yachten, aber auch die Zahl der Segelboote, die die YU-Adria befuhren, sehr zu. Leider aber sah man nicht mehr sehr viele der Segelboote unter Segeln. Sie fuhren mit Motor. Somit wurden die Masten zum "Umweltalibi" degradiert.

In vielen Buchten ragten damals riesige Steckmuscheln in recht geringer Wassertiefe zwischen Seegras aus dem sandigen Boden. Oft befanden sich am Seegras Ablagerungen, die wie Korallen aussahen, aber an der Luft und beim Anfassen zerbröselten. In den Buchten gab es zig, zig "Fisch-Kindergärten" und ein Einsiedlerkrebs hockte neben dem anderen. Neben allerlei anderem Getier trafen wir aber auch oft im ganz flachen Uferbereich auf Wasserschlangen. Es waren recht beachtliche Exemplare darunter. Speziell mein Glück, da sich Wolfgang nicht davor fürchtete oder ekelte wie ich: Wenn unser Hund in Richtung Ufer durch das flache Wasser stürmte, ergriffen sie stes die Flucht.

1966 und in vielen Folgejahren gab es Trinkwasser sehr häufig nur aus Zisternen. Es sah unwahrscheinlich gut aus, mit welcher Eleganz und scheinbarer Leichtigkeit die Frauen von den Zisternen aus, die wassergefüllten, schweren Eimer auf dem Kopf tragend, über die steinigen, holprigen Wege zum Haus schritten. Natürlich wollte ich das auch können. Den Dreh, wie der Eimer in der Zisterne nicht nur auf, sondern im Wasser landete, hatte ich eigentlich recht schnell raus. Zum Rest aber nur soviel: Ich verzichtete freiwillig darauf, weil ich bei meinen Übungen zu viel kostbares Naß verschüttete.

Natürlich gab es in diesem Urlaub auch Dinge, die nicht gerade wünschenswert waren, wie zum Beispiel:

Benzin stand uns immer ausreichend zur Verfügung. Denn Pero und Lorenzo, die fast täglich mit ihren Fischerbooten in den Rab-Hafen fuhren, brachten uns von der dortigen Tankstelle stets, wenn es dort Benzin gab, 1 - 2 Kanister voll mit. Aber das Benzin war nicht ganz koscher. Zum Einfüllen in den Tank benutzten wir daher einen Trichter, über den wir vorsorglich ein Stück Perlonstrumpf als Filter gestülpt hatten. Darin konnte man hinterher viele herausgefilterte Schmutzpartikel erkennen, aber trotzdem mußte Wolfgang nun ständig die Wasserabscheider und die Benzinfilter der beiden Könige säubern. Das Filtern und ständige Säubern und sonstiges Werkeln (Zündkerzen säubern usw.) änderte nichts daran, daß die Könige nun immer Fehlzündungen hatten und eigentlich nur noch bei hoher Drehzahl gut liefen.

Aus den Unterlagen, die wir bei der Bootsanmeldung erhielten, waren Sperrgebiete über Sperrgebiete ersichtlich:
Jede "Militärgeschichte", wovon es viele gab, = weiträumiges Sperrgebiet,
jedes Wrack, wovon es ebenfalls etliche gab, = weiträumiges Sperrgebiet,
Insel Grgur = Gefangeneninsel + weiträumiges Sperrgebiet,
Insel Goli = Gefangeneninsel + weiträumiges Sperrgebiet.
Nach Cres und Losinj hätten wir fahren können und unbedingt wollen, verzichteten aber lieber darauf, da die Könige nun nicht mehr gut liefen. Und wir mußten ja noch zurück bis nach Opatija, wo Auto und Trailer standen. Den Gedanken daran schoben wir natürlich immer schnell beiseite.

Auch wenn das Meer ganz still und ruhig aussieht, so ist es ja doch immer in Bewegung, was wir recht gut zu spüren bekamen, wenn unser Boot mit Heckanker und 2 Bugleinen an unserem Steg lag. Eine Bugleine wurde stramm und es gab einen Ruck. Die andere Bugleine wurde stramm und es gab einen Ruck. Und so ging das endlos hin und her. Das war zwar nicht dolle, nervte aber, überhaupt dann, wenn man zum Beispiel gerade dabei war, ein Glas oder eine Tasse zu füllen und durch den Ruck "pläpperte".
Irgendwann im Urlaub sorgte Wolfgang für Abhilfe. Er hatte gesehen, daß, wenn Fischerboote, auf denen gewerkelt wurde, so am Steg festgemacht waren wie unser Boot, diese mittig in den Bugleinen dicke, schwere Steine befestigt hatten. Wieso und warum überlegte er nicht lange. Ich mußte mich von meinen beiden Einkaufsnetzen trennen. Wolfgang befüllte diese mit Steinen, hängte sie dann auch mittig an unsere Bugleinen und siehe da: Es gab keinen Ruck mehr !!! Juhu! Wir hatten einen der allerersten, wenn auch primitiven Ruckfender! Für den nächsten und weitere Urlaube machte Wolfgang natürlich zu Hause Bugleinen fertig, zwischen denen er starke Expander befestigte. Das haute super hin und war natürlich einfacher.

Der für uns fast ausnahmslos herrschende Wassermangel war, um ehrlich zu sein, recht unschön. Wenn wir abends an den Steg zurückkehrten, waren wir von Kopf bis Fuß mit einer dicken Salzkruste bedeckt. Jeder Tropfen darauf hinterließ Spuren, so daß wir mit Ornamenten verziert waren. Sah richtig gut aus, war aber absolut nicht gut, wenn es wieder kein oder zu wenig Wasser zum Abduschen gab.

Nach Sonnenuntergang oder etwas höherer Luftfeuchtigkeit wurde jeder Salzkrümel feucht oder flüssig.
Wir hatten häufig, wenn wieder nur wenig Wasser zur Verfügung stand, trotz kräftigem Abrubbeln mit Handtüchern, noch Salz am Körper. So blieb es nicht aus, daß ausnahmslos alles auch im Boot mit der Zeit klamm und feucht wurde. Unglaublich aber wahr: Wir sehnten uns förmlich nach einem kräftigen Regenschauer. Wenn es den tatsächlich einmal gab, liefen wir in Badezeug im Regen herum, putzten das Boot innen und außen, fingen mit allem, was wir zur Verfügung hatten, Regenwasser auf und funktionierten unser Boot zum "Wäscheständer" um.
Diese ständige Süßwasserknappheit hatte im Laufe der Zeit wohl unsere Sinne derart geschärft, daß wir, was alle Adriaurlaube anhielt, größere Mengen Süßwasser, auch wenn sie sich recht weit entfernt befanden, riechen konnten. Das alles änderte aber nichts daran, daß wir alles in allem einen traumhaften Urlaub erlebten.

Wenn wir mit dem Boot unterwegs waren, trafen wir hier und da einmal deutschsprachige Motorbootfahrer, was für beide Seiten stets ein sehr freudiges Ereignis war. Man tauschte gemachte Erfahrungen aus, notierte sich, wenn man selbst noch nicht in irgendeiner Gegend war, ob und wo es dort Benzin, Lebensmittel oder gar eine Gaststätte gab usw., usw.! Wenn die anderen Motorbootfahrer nicht in Zeitnot waren, legten sie sich, was unsere Großfamilie erlaubte, für 1 oder 2 oder mehr Nächte mit an unseren Steg.

Während einer warmen Vollmondnacht saßen wir wieder einmal mit einem netten Ehepaar auf unserem Steg bei einem Glas Wein und klönten, natürlich mit Blick auf die im Mondschein glänzende und glitzernde Bucht und das sich anschließende offene Meer hinaus. Als wir zu später Stunde ein Ende fanden und uns zu unseren Booten umdrehten, machten wir alle ganz sicher kein intelligentes Gesicht. Unsere Boote lagen komplett auf dem Trockenen, aber Gott sei Dank nur auf Sand. Nun gut. Wir hatten wieder etwas gelernt: Bei Vollmond kann also eine extreme Ebbe einsetzen.

Bisher war es so, daß wir meinen Eltern und vielen netten Leuten, die wir kennenlernten, zum Abschied hinterherwinken konnten. Aber dann kam der Tag unserer Abreise. Der Abschied von unserer neuen Großfamilie war tränenreich. Alle waren zum Abschiednehmen auf den Steg gekommen, bepackt mit leckerem Reiseproviant (Schinken, Käse, Wein, Weißbrot, Tomaten, Gurken) für uns. Das fanden wir ganz lieb, aber es machte den Abschied nicht leichter. Im Gegenteil. Selbst beim letzten möglichen Blick zurück sahen wir sie alle noch auf dem Steg stehen. Gewunken wurde nun mit Schürzen und Hemden, so daß wir es nicht übersehen konnten und nicht übersehen sollten. Und schon wieder flossen die Tränen. Dann hieß es aber: Abschiedsschmerz unterdrücken und an die vor uns liegende Fahrt nach Opatija denken.

Das Meer war glatt. So war die Gleitfahrt purer Genuß. Zwischen den Inseln Cres und Plavnik hindurch fuhren wir auf die Insel Krk zu. Dort wollten wir in einer schönen Bucht Pause machen, unseren Hund ausgiebig laufen lassen und ein letztes Bad in der Adria nehmen. Wir fanden tatsächlich auf Anhieb eine wunderschöne Bucht, in der es sogar eine Steinmole zum Anlegen gab. An der Mole lagen nur 2 oder 3 kleine Holzboote, aber es war kein Haus zu sehen. Beim Näherkommen sahen wir an Land nur einige, wohl für eine Beschattung gespannte Tarnnetze. Menschen waren nicht zu sehen, und nach unseren Unterlagen gab es dort auch kein Sperr-/Militärgebiet. Also legten wir am Steg an, ließen abseits unseren Hund laufen und nahmen voller Wehmut ein letztes Bad in der Adria.

Kaum waren wir wieder im Boot, tauchten einige Männer auf und kamen auf den Steg. Es waren lauter "süße Jungs" und die machten, als sie an unserem Boot standen, dem Wolfgang sehr eindeutige Angebote! Wir waren in einem Schwulen-Treffpunkt/-Camp gelandet! Wolfgang startete sofort die beiden Könige. Sein Kommentar dazu: "Blos weg hier! Ich will in der Beziehung meine Unschuld behalten." ICH mußte raus auf den Steg und die Leinen lösen und ab ging es. Ein gemütliches Picknick entfiel. Es wurde während der Fahrt etwas gegessen.

Wir fuhren auf den äußersten "Zipfel" der Insel Cres zu und von dort aus rüber nach Opatija. Das Meer war immer noch schön glatt, aber den beiden Königen war scheinbar die Pause nicht gut bekommen. Auch bei hohen Drehzahlen hatten sie jetzt am laufenden Band und mit zunehmender Tendenz Fehlzündungen und liefen stotternd. Wir setzten alles auf eine Karte. Augen zu und durch. Mit Vollgas und Höllenlärm ging es rüber nach Opatija. Und wir kamen dort tatsächlich an! Die Könige hatten uns nicht im Stich gelassen! Was uns im Nachhinein aber wunderte war, daß uns kein Polizeiboot o.ä. bereits entgegen kam, denn die Fehlzündungen hörten sich in der Ferne sicher wie Maschinengewehrfeuer an.

Das war´s von unserem 1. YU-Urlaub 1966.
Wie wir unser Auto vorfanden habe ich ja bereits im Vorwort geschildert.

LG
Goldie/Monika
 

Goldie

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AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten / Vorwort

Erledigt wegen Threadzusammenlegung !
 
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Christl

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Monika, da kommt Sehnsucht auf.

Vielen Dank !
 

Carmen

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Monika,

ach, war dein Bericht schön, danke.

Gruß Carmen
 
M

Marius

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Monika, vielen, vielen Dank. S muss man das machen!
Mir gefallen deine Berichte aus "alten Zeiten" ausgesprochen gut.

Das war jetzt aber nicht der letzte, oder? Ihr hattet ja noch viele weitere Aufenthalte mit vielen Anekdoten, auf die ich gerne freuen würde, wenn du versprichst, dass du beizeiten immer wieder ein Kapitel hier anhängst. :)
 

Goldie

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Danke für das gezeigte Interesse.

Die bisherigen Beiträge waren quasi eine lange Vorgeschichte. Es folgen jetzt hin und wieder einmal Erlebnisse ab 1967 bis zum Krieg. Als nächster kurzer Bericht kommt betr. mit dem Sportboot von Stoja (Pula) zur Insel Susak ...
 

Segelfilmer

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

QUOTE=Goldie;612340]Danke für das gezeigte Interesse.

Die bisherigen Beiträge waren quasi eine lange Vorgeschichte. Es folgen jetzt hin und wieder einmal Erlebnisse ab 1967 bis zum Krieg. Als nächster kurzer Bericht kommt betr. mit dem Sportboot von Stoja (Pula) zur Insel Susak ...[/QUOTE]

Find' ich gut!

Liebe Grüße - Thomas
 

Goldie

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AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

5. Fortsetzung

Ein Erlebnis aus unserem Bootsurlaub 1967 in YU


In diesem Jahr starteten wir mit unserem Kajütboot in Porec.
Zur Bootsanmeldung gingen wir natürlich nach dem Erlebnis in Opatija nicht mehr (und nie wieder) leicht bekleidet. Und unser Auto sollte in diesem Jahr seine Lackfarbe behalten. Wir durften es auf einem schattigen Plätzchen bei Privatleuten unterstellen.

Beide König-AB wurden zuvor auf Vordermann gebracht. Dabei stellte es sich heraus, daß nicht nur das YU-Benzin die Schuld an den Fehlzündungen trug, sondern auch die Zündspulen. Nach vielen Stunden vergeblicher Tüftelei hatten wir Erfolg: Mit den Zündspulen vom 3-6 DKW liefen die Könige einwandfrei.

Natürlich wollten unsere hiesigen Bootsfreunde unsere (8 mm!) Urlaubsfilme von 1966 sehen. Sie waren begeistert, aber nur ein befreundetes Ehepaar hatte sich entschlossen, 1967 auch (mit Zelt und Sportboot) nach YU zu fahren, und zwar auf den CP Stoja bei Pula.

Für unsere Fahrt in den Süden (und natürlich auch zu unserer Großfamilie auf Rab) mußten wir nach Pula zum Nachtanken. Durch den Fazanski Kanal durfte man nicht fahren. Brijuni (Titos Sommersitz) und das gesamte Gebiet darum herum waren Sperrgebiet, um das man in einem sehr großen Bogen herumfahren mußte. Und dann ging es durch die lange Hafeneinfahrt nach Pula. Auf der linken Seite der langen Hafeneinfahrt stand ein Geschütz neben dem anderen. An jedem Geschütz stand "Bedienungspersonal", und alle Geschützrohre waren auf uns gerichtet. Schock pur! Im Hafen herrschte eine ungeheure Polizei- und Militärpräsenz. Wir bekamen in Pula tatsächlich Benzin und sogar auch Wasser, wollten aber, wie beabsichtigt, keine Stadtbesichtigung mehr machen, sondern nur wieder raus und weg. Was wir befürchteten trat ein: Auch auf der Rückfahrt waren wieder sämtliche Geschützrohre auf uns gerichtet.

Ab ging es zum CP Stoja. Dort konnten wir sogar an einer kleinen Steinmole liegen und trafen tatsächlich unsere Freunde. Sie waren auch heil angekommen.

Das Liegen an der Mole war in Ordnung, aber das Umfeld war absolut nicht angenehm. Pinien, Sträucher, Zelte, eben alles, war mit einer stumpfen weiß-grauen Staubschicht bedeckt. Auslöser dafür war ein in der Nähe befindliches Zementwerk. Uns lud hier nichts zum Verweilen ein, zumal wir fertig ausgerüstet waren für die Weiterfahrt in den Süden.

Unsere Freunde hatten auf einen zumindest einige Tage dauernden gemeinsamen Urlaub und gemeinsame Bootsfahrten gehofft. Jetzt waren sie enttäuscht und maulten. Um die Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen, ließen wir uns auf folgenden Deal ein:

Eine gemeinsame Tagesfahrt mit ihrem kleinen Sportboot, bestückt mit einem 65 PS AB. Sie wünschten eine Fahrt zu den Inseln Susak und Losinj. Nach Autokarte und "Zigarettenschachtel-Maßband" bedeutete das:

Stoja - Insel Susak = ca. 60 km
Ortsbesichtigung und Badeaufenthalt.
Susak - Hafen Mali Losinj = ca. 20 km
Wenn es dort tatsächlich eine Tankstelle und auch Benzin gab dort Tanken und Stadtbesichtigung.
Ein Abstecher nach Veli Losinj sollte wegen Zeitmangel entfallen.
Von dort im Losinjski Kanal bis Osor = ca. 20 km
Die Gegend anschauen und Badeaufenthalt.
Osor bis Leuchtturm Hrid Galiula = ca. 20 km
Von dort bis Stoja = gut 30 km.
Das waren insgesamt ca. 150 km.
Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 40 km/h, also zumindest ca. 4 Stunden reine Fahrzeit.
Wenn Wind und Wellen mitspielten, keine Motorpanne eintrat, müßte alles lässig an einem Tag zu schaffen sein.

Die Wetterlage schien sehr beständig. Es sollte daher ganz früh am nächsten Morgen losgehen. Es ging auch los. Oh! Oh! war das kleine Sportboot bepackt:
4 Erwachsene, 1 großer Hund, voller Benzintank, 2 volle Reservekanister, unser kleiner Hilfs-AB, Badezeug, Proviant und ... und ... und ...!

Das Meer war spiegelglatt. Auf Höhe Cap Kamenjak angekommen konnten wir im Morgendunst die Insel Unije erkennen, die seinerzeit militärisches Sperrgebiet war. Darauf hielten wir zu. Die erste Fahrtunterbrechung gab es, weil wir nicht weit entfernt eine stattliche Anzahl Delphine sichteten, die sogar recht nahe zum Boot geschwommen kamen. Für uns immer wieder und für unsere Freunde sowieso ein unvergeßliches Erlebnis.

Irgendwann bei der Weiterfahrt konnten wir auch Susak erkennen und landeten bald darauf im dortigen Hafen. Es war ein sehr kleiner Hafen, in dem einige wenige Ruder- und kleine Fischerboote lagen. Wir waren die einzigsten Touristen !!!

Hier und da stand eine, klar erkennbar selbst gezimmerte hölzerne Schubkarre. Einige Leute hielten sich am Hafen und auf dem einen oder anderen Boot auf und beäugten uns neugierig. Aber was war das? Die Frauen trugen eine Tracht, die wir noch nicht kannten. Manche Männer hatten ihre Füße nur mit Fußlappen umwickelt. Ansonsten trugen Frauen und Männer ganz einfache Ledersandalen, denen man zweifelsfrei ansah, daß diese selbst gemacht waren. Uns umgab eine Atmosphäre, die sich nicht beschreiben läßt. Nur soviel: Wir fühlten uns in eine Zeit versetzt, die viele, viele Jahre zurückliegen mußte. Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein.

Uns Frauen war alles irgendwie unheimlich. Wir verspürten ein mächtiges Unbehagen und wollten sofort wieder umkehren. Unsere Männer nicht. Sie wollten den Ort und die Insel erkunden. Als wir noch darüber "diskutierten", was nun geschehen sollte und was nicht, waren einige Männer auf die Mole und zum Boot gekommen. Ihrer Gestik und einigen Worten nach, die wir verstanden, sollten wir mit ihnen kommen. Unsere Männer ließen sich tatsächlich mitlocken. Wir Frauen blieben samt Hund im Boot hocken und warteten auf ihre Rückkehr. Wir warteten und warteten und warteten. Nachdem so wohl weit über 2 Stunden vergangen waren gingen wir davon aus, daß man unsere Männer gekidnappt hatte. Wir faßten den Entschluß, nach Mali Losinj zu fahren um Hilfe zu holen. Gesagt - getan. Motor starten, Leinen los, nochmal einen Blick zum Ort.

Wir trauten unseren Augen nicht. Unsere Männer kamen, in jeder Hand eine Flasche schwingend, zurück! Sie kamen lustig und beschwingt von einer Weinprobe (!), brachten freudestrahlend Wein mit und hatten für unsere Aufregung absolut kein Verständnis. Zur Abkühlung der Gemüter fuhren wir zu einer traumhaften Badebucht auf Susak - Untergrund Sand - Sand an Land. Susak schien komplett eine Sandinsel zu sein.

Obwohl die Zeit recht fortgeschritten war, fuhren wir nach Mali Losinj. Es gab dort tatsächlich eine Tankstelle und auch Benzin. Mali Losinj war ein schöner, malerischer Ort. Wir bedauerten es sehr, keine Zeit mehr für eine ausgiebige Besichtigung zu haben.

So, wie wir es geplant hatten, fuhren (düsten) wir dann durch den Losinjski Kanal nach Osor. Dort die Gegend anschauen und nochmaliger Badeaufenthalt = gestrichen. Vielmehr ging es ohne Aufenthalt gleich raus auf und über den Kwarner zurück nach Stoja.

Wir hatten mächtiges Glück. Die Wellen auf dem Kwarner waren nicht sehr hoch, aber die Dämmerung hatte schon eingesetzt. Die letzte Wegstrecke mußten wir bei völliger Dunkelheit zurücklegen. Das Boot hatte zwar Positionslichter, aber noch nicht einmal eine Taschenlampe war an Bord.
Aber: Wir kamen heil, hungrig und durstig an.

LG
Monika / Goldie
 
C

Christl

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Vielen Dank Monika, dass du uns wieder an euren Reisen teilhaben läßt

da sieht man, wenn man jung ist, überlegt man nicht so lange, man ist einfach spontaner.
Und wenn dann auch noch alles klappt, herrlich!
 
M

Marius

Guest
AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten / Vorwort

Hallo Monika!
Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt dumm da stehe, aber wo ist denn nun der Strang?
Kannst du ihn mal eben hier verlinken?
Danke!
Marius
 
C

Christl

Guest
AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten / Vorwort

Hallo Mario,

hier ist doch die neue Fortsetzung, die beiden Stränge wurden nur zusammengeführt

Posting #50
 
M

Marius

Guest
AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Achso, das war jetzt ein bisschen irreführend, vielleicht sollte man auch diese missverständlichen Postings entfernen ;-)
 

Goldie

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@ Marius

Die durch die Threadzusammenlegung überflüssigen Postings sind :magic:
 

Goldie

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6. Fortsetzung

Wohl kaum zu glauben, aber wahr:
Heute geht es tatsächlich mit meinem Bericht ein Stückchen weiter,
denn ich habe 2 Fotos aus dem Jahre 1966 (!) aufgetrieben.​

In der 5. Fortsetzung habe ich von unserem 1. Ausflug 1967 zur Insel Susak berichtet. Wie wir Susak nach vielen Jahren 2010 erlebten habe ich geschildert unter:
Tagestörn Juli 2010: Medulin - Insel Susak - Medulin

Goldie_2_r.jpg


Mit diesem kleinen Kajütboot, bestückt mit 2 König-Außenbordmotoren á 65 PS, verbrachten wir erstmals 1966 (und einigen Folgejahren) unseren Urlaub auf der YU-Adria.

Das Foto entstand, als wir 1966 (voll beladen) einen kleinen Ausflug von der Insel Rab (Suha Punta, Matovica Bucht) aus zum Festland machten, und zwar in den Zavratnica Fjord südlich von Jablanac.

Der Zavratnica Fjord ist ein schmaler Meeresarm, umgeben von steilen Berghängen, und einen Ausflug wert. Damals hatten wir den Fjord ganz für uns allein. Angesichts des von Jahr zu Jahr mehr zugenommenen/zunehmenden Tourismus wird wohl kaum jemand auch in diesen Genuß gekommen sein oder kommen.

Goldie3__sk_r.jpg


Wolfgang beim Basteln, zu unseren König-Außenborder-Zeiten eine leider fast alltägliche Urlaubsbeschäftigung. Fairnishalber muß ich aber sagen, dass die Basteleien überwiegend von kurzer Dauer waren, da sie gezwungenermaßen zur Routine wurden. Anderen König-Fahrern ging es aber nicht besser, denn wenn wir abends irgendwo in irgendeiner Konoba mit anderen Bootsfahrern zusammentrafen und die Männer hielten ihre Hände versteckt, da sich trotz größter Bemühungen noch Bastelspuren daran befanden, tönte es wie aus einem Munde: "Na, auch König-Finger?"

Auf diesem Foto sind unsere "Blendwerke", die beiden schwarz lackierten König-Außenborder, gut zu sehen, zu denen ich irgendwo am Anfang meiner Berichte geschrieben habe:

" Die sehr teuren schwarzen, richtig elegant aussehenden Mercury-Außenborder gefielen uns natürlich viel, viel besser als die eierschalfarbigen König-Außenborder. Aber die Mercurys konnten wir uns finanziell nicht leisten, aber Geld, um schwarzen Lack zu kaufen, hatten wir über. Also lackierten wir die "König-Eier" schwarz. So sahen sie aus der Ferne wie teure elegante Mercury-Außenborder aus. "

Natürlich gab es auch richtig spektakuläre Reparaturen an den "König-Eiern". Davon aber später einmal mehr.

LG
Monika​
 
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