Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

M

Marius

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Sehr viel erfreulicher als meine ersten Bootsgehversuche :)
 

duke2000

neues Mitglied
Registriert seit
25. Okt. 2009
Beiträge
1
Punkte
0
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Bitte weitermachen!!
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Foris, heute kommt die
2. Fortsetzung !

War die Landschaft bisher recht karg, fremdartig und steinig, änderte sich dies schlagartig auf der Rabseite im Barbatkanal. Dort grünte und blühte es. Und als wir in der Ferne einen kleinen Steg erkennen konnten, entschlossen wir uns, dort anzulegen, um doch erst einmal unseren Hund laufen zu lassen.

Am Steg lag nur ein Holzkahn. In einiger Entfernung befand sich ein Haus, aber kein Mensch war zu sehen. Tja, was tun ? Nach den bei der Bootsanmeldung mitbekommenen Unterlagen war das kein Sperrgebiet. Sollten / konnten wir es daher wagen, einfach dort anzulegen?

Unser Kajütboot war zwar nicht sehr groß, überragte aber mächtig den kleinen Steg. Natürlich hatten wir es, wie wir es beim Bootsführerscheinkursus eingepaukt bekommen hatten, auch ordnungsgemäß beflaggt. (eine YU-Flagge hatten wir tatsächlich in Deutschland aufgetrieben.) Bereits aus einiger Entfernung waren wir also einwandfrei als Fremde zu erkennen!

Oh! Den Bootsführerschein hätte ich besser nicht erwähnen sollen, denn da werden Erinnerungen wach an den Drill vom Feinsten. Abends nach Feierabend vier Wochen lang zweimal in der Woche knapp oder gut 2 Stunden lang Unterricht. Ich war die einzigste Frau, noch dazu im "Büro-Oetfit". Es blieb keine Zeit zum Umziehen, da ich pünktlich zum Unterricht erscheinen wollte. Es war eine furchtbare Zeit. Man(n), wozu auch der unterrichtende Kapitän zur See gehörte, war sich einig, daß eine Frau in einer reinen Männer-Domäne nichts zu suchen hatte. Daraus machen sie keinen Hehl. Wolfgang fehlte mir sehr als Stütze, aber der hatte seinen Bootsführerschein bereits seit 1 Jahr in der Tasche. Mein einzigster Gedanke und Antrieb: Wartet! Euch werde ich es zeigen. Das klappte bei der schriftlichen Prüfung = 0 Fehler, als 2. Prüfling fertig und von der mündlichen Prüfung befreit. Erfreulich war, daß mich das "starke Geschlecht" jetzt voll akzeptierte.

Ansonsten gab es nicht wirklich einen Grund zur Freude, denn die praktische Prüfung stand noch bevor. Dafür mußten wir nach Hamburg und eine große Hafenbarkasse mit 4 (!) Kapitänen zur See an Bord aus dem Hamburger Hafen durch die Elbmündung bis zum Stader Sand steuern. Dort fand die Knotenprüfung statt. Bei Dunkelheit ging es zurück. Das war noch furchtbarer als bei Helligkeit, denn jetzt hatten wir es auch noch mit einem Wirrwarr von Lichtern zu tun. Es fehlt mir die Erinnerung daran, wie ich das alles gemeistert habe. Ich weiß nur noch, daß ich, als ich es begriff, daß mir einer der Kapitäne zur bestandenen Prüfung gratuliert hatte, vor Erleichterung /oder was auch immer) geheult habe wie ein Schloßhund. - Sorry für die Abschweifung, aber die Erinnerung war einfach zu stark. Nun geht es aber weiter:

In der Hoffnung, daß jemand auftauchte wenn er sah, daß wir den Steg ansteuerten, taten wir dies. Am Steg angekommen nahm uns unser Hund die Entscheidung, dort anlegen oder vorsichtshalber nicht, ab. Er sprang von Bord. Also legten wir an und machen, den Steg immer im Auge, einen Spaziergang. Zu unserer Erleichterung tauchte niemand dort auf.

Jetzt mußten wir uns mächtig sputen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Suha Punta in die Matovica Bucht zu kommen. Wir düsten los. Die beiden Könige machten uns keinen Kummer, aber die Sorgen, was uns erwartete, blieben.

Wir schafften es tatsächlich, noch bei Dämmerung die Bucht zu erreichen. Also runter vom Gas und schauen, wo wir anlegen konnten. Ziemlich am Anfang der Bucht entdeckten wir einen Anleger, an dem sich einige Menschen aufhielten. Schade. War wohl nichts für uns, sondern ein Anleger für Taxi- oder gar Ausflugsboote. Am Ende der Bucht konnten wir 2 Fischerboote erkennen. Vielleicht fand sich ja dort ein Plätzchen, zumindest für 1 Nacht, für uns.

Auf unserer Tuckerfahrt kamen wir dem Anleger näher und sahen zu unserem Erstaunen, daß plötzlich mächtig Bewegung in die dort wartenden Menschen gekommen war. Sie winkten (gleich mit beiden Armen), und einige von ihnen machten auch noch Luftsprünge dazu. Wen die wohl derart begrüßten? Neugierig schauten wir uns um. Kein Boot war zu sehen. Donnerwetter! Scheinbar waren wir gemeint. Ja! Tatsächlich! Denn aus dem Winken wurde ein Heranwinken. Also nichts wie hin zum Anleger. Als wir nahe genug herangekommen waren erkannten wir in vorderster Reihe meine Eltern. Jetzt wußten wir, daß die um sie versammelten Leute keinesfalls auf ein Taxiboot o.ä. warteten.

Meine Eltern hielten wahrscheinlich bereits ab morgens, spätestens aber ab mittags, Ausschau nach uns. Es wurde später und später und dunkel. Meine kleine, zierliche Mutter, die enorme Energien freisetzen konnte wenn es um ihre "Kinder" ging, hatte (garantiert schon ab mittags) Land und Leute mobil gemacht. Ihre "Kinder waren verschollen. (Meine Mutter sprach nie von Tochter und Schwiegersohn, sondern stets nur von ihren Kindern.) Als wir endlich auf dem Anleger standen gab es eine Begrüßung, die wir so bis heute nicht wieder erlebt haben.

Als sich alles beruhigt hatte erfuhren wir, daß meine Mutter auch einen Liegeplatz für uns beschafft hatte, und zwar an einem Steg am Ende der Bucht, dort, wo wir zuvor die beiden Fischerboote liegen sahen. Wie sich später herausstellte, gehörte der Steg einer Großfamilie, die oberhalb am Hang ihre Häuser stehen hatte. Es gab Oma und Opa, 2 Söhne (Lorenzo und Pero) nebst Ehefrauen und Kindern. Meine Mutter hatte aber nicht nur einen Liegeplatz beschaft. Nein, nein. Lorenzo und Pero gehörten zu den Leuten, die sich auf dem Anleger versammelt hatten!

Dann ging alles ruck, zuck! Kurze Vorstellung, samt Lorenzo und Pero ab ins Boot und zum Steg. Die Beiden übernahmen den "Lotsendienst", denn zwischenzeitlich war es stockdunkel. Anker raus, Leinen raus und befestigen übernahmen die beiden Brüder auch. Geschah das aus Gastfreundschaft? Oder trauten sie uns das nicht zu? Egal! Hauptsache wir lagen an einem Steg, an dem wir auch liegen bleiben durften. Noch ein kurzes Winken und die Beiden verschwanden in der Dunkelheit.

Kurze Zeit später tauchten meine Eltern auf dem Steg auf und fragten, ob wir nicht noch mit zu ihrem kleinen angemieteten Bungalow kommen wollten. Natürlich wollten wir, überhaupt, weil eine Dusche förmlich nach uns schrie. Also: Kulturtaschen schnappen und, samt unserem Hund, ab zum Bungalow. Auf dem Weg dorthin erfuhren wir, daß das mit dem Duschen so eine Sache wäre. Es würde of für mehrere Stunden das Wasser abgestellt. Angesichts der herrschenden Wasserknappheit dürften die Anwohner noch nicht einmal Leitungswasser zum Gießen ihrer Tomaten- und Salatpflanzen benutzen. Aus Angst vor Kontrollen würden sie stets nur nachts ein wenig ihre Pflanzen wässern. Mit so etwas hatten wir natürlich nicht gerechnet. Na, da kam ja etwas Unvorhergesehenes auf uns zu.

Juhu! Wir hatten Glück. Es gab Wasser. Wir konnten Duschen. Noch ein kleines Schwätzchen. Mehr lag nicht drin. Die Anspannung ließ nach und die Augen fielen uns zu. Ab zum Boot und ab in die Koje.

Was wir bei Rab-Umrundungen, Fahrten nach Pag usw. erlebten folgt.

LG
Monika
 

wallbergler

Travel Junkie
Registriert seit
22. Aug. 2006
Beiträge
3.580
Punkte
113
Alter
80
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

-Servus Goldie,

hast wieder einen großen Spannungsbogen geschafft.
Wunderbar erzählt und voller liebenswerter Erinnerungen von euch.
Aber eins ist mir aufgefallen, eine Hafenbarkasse zur Führerscheinprüfung ist echt krass, sagt man heute.
Doppeltes Lob.
Da wird das Warten auf den nächsten Bericht zur Plage.
Gut gemacht, vielen Dank
wallbergler
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten / Vorwort

Erledigt durch Threadzusammenlegung!
 
C

Christl

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Super Monika, beeil dich mit der Fortsetzung !!
 
W

Wolfram

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Seuffzz!!! - Ich will wieder nach Kroatien - GLEICH, SOFORT!!! Bei diesen Berichten werden soo viele Erinnerungen wach!
Schön und spannend geschrieben! DANKE!

Liebe Grüße
 

Livesol

Mitglied
Registriert seit
20. Sep. 2007
Beiträge
111
Punkte
18
Alter
65
Ort
35279 Neustadt
Webseite
www.euro-top-one.com
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hi,

bin mal gespannt, wie es weitergeht. Erinnert mich an meine ersten Jugoslawienurlaube mit meinen Eltern. Wir waren in den Jahren 1969 bis 1974, im ersten Jahr war ich gerade mal 11Jahre alt, erst 3 Jahre auf Silba und die letzten Jahre auf dem Campingplatz Baldarin auf Cres.
Auf Silba gab es auf der Südspitze früher einen Campingplatz, recht wild, Strom gab es dort gar keinen, Wasser aus der Zisterne und zum Ort war es eine dreiviertel Stunde zu Fuß zum einkaufen. also wildromantische Zeiten.
Und ein Boot hatten wir damals auch schon dabei, einen Wiking Komet mit 18PS Johnson, damals ein Reisser, heut würde man mit damit belächelt...:rolleyes:

Müsste mich mal dransetzen und aufschreiben, was ich aus dieser Zeit noch weis, wäre bestimmt interessant. Es gibt auch noch jede Menge Bilder von diesen Urlauben, allerdings Dias, müssten alle mal digitalisiert werden, wo nehm ich nur die Zeit her...:confused:

Aber zurück zum Thema, der Bericht ist echt toll geschrieben Monika, und ich warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung... :biggthumpup: :biggthumpup: :biggthumpup:
 
M

Marius

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hier in Hessen wartet man auch die Fortsetzungen!

Und auf Horsts eigenen Strang natürlich zu seinen Erlebnissen aus vergangenen Zeiten, ich freue mich schon! Bilder bitte sofort digitalisieren! Hurra! :)
 
C

Christl

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Monika,

ich weiß, ihr seid immer im Stress.

ABER, die Fangemeinde wartet auf eine Fortsetzung
fish.gif
 

Kapetan

Mitglied
Registriert seit
9. Feb. 2004
Beiträge
48
Punkte
0
Webseite
mitsegeln.de.ki
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hi,

.
Auf Silba gab es auf der Südspitze früher einen Campingplatz, recht wild, Strom gab es dort gar keinen, Wasser aus der Zisterne und zum Ort war es eine dreiviertel Stunde zu Fuß zum einkaufen. also wildromantische Zeiten.

Hallo! Ja das waren noch Zeiten! Das war in der Bucht Sveti Ante- ein Nudistencamp! Gibts schon lang nicht mehr.
LG
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Foris,
heute kommt die 3. Fortsetzung.


Am Morgen wähnten wir uns im Paradies:
Zikadenkonzert, würziger Pinienduft, vermischt mit einem Duft irgendwelcher Kräuter und Blüten. Die Luft konnte man quasi fühlen. Sie war irgendwie wie Samt und Seide.

Jetzt konnten wir auch sehen, wo wir gelandet waren:
Hinter dem Steg, wo wir lagen, war die Bucht sehr seicht. Machte nichts, denn die Könige hatte Wolfgang hochgekippt. Es war eine Sandbucht. Sand auch am Ufer. Kristallklares Wasser, in dem keine Steine oder Seeigel lagen. Kleine Fischschwärme kamen zur "Bootsinspektion". Das, was wir empfanden, läßt sich nicht recht in Worte fassen. Bleibt so nur zu sagen: Es war unbeschreiblich schön.

Obwohl das Wasser lockte, mußten wir vorerst auf ein Bad verzichten. Für Wolfgang war Landgang mit unserem Hund angesagt, für mich Frühstückstisch decken und Kaffee kochen. Mit Bohnenkaffee, auf den wir bis heute nicht verzichten können/wollen, hatten wir uns gut eingedeckt, nachdem wir noch in D erfuhren, daß wir in YU nicht solchen Kaffee, wie gewohnt, bekommen würden.

Zusammen mit meinen Eltern kam Wolfgang zum Boot zurück, bepackt mit leckeren Frühstückssachen. In der Nähe des Urlaubsquartiers meiner Eltern gab es einen kleinen Laden. Meine Mutter ließ es sich daher nicht nehmen, alles für ein leckeres gemeinsames Frühstück zu besorgen. Und so blieb es während der restlichen Urlaubszeit. Wir wurden verwöhnt und genossen das natürlich.

Um die Bucht herum gab es einen Weg. Auf Steghöhe fanden sich dort nach und nach Leute ein, von denen wir, wenigstens aus Distanz, neugierig beäugt wurden. Nun gut: Wir waren das einzigste Touristenboot in der Bucht und wohnten auch noch darauf. So mußten wir uns wohl damit abfinden, daß wir, zudem noch mit Hund an Bord, für manche Leute irgendwie interessant waren.

Frühstück beendet. Jetzt aber endlich ab ins Wasser zum ersten Bad in der Adria. Wurde nichts draus. Lorenzo kam auf den Steg und begrüßte uns herzlich. Seiner Gestik konnten wir entnehmen, daß wir mit zu seinem Haus kommen sollten. Das kam uns, ehrlich gesagt, zu dem Zeitpunkt absolut nicht gelegen. War aber okay, denn selbstverständlich wollten wir, wenn auch erst nach einem ersehnten ersten Bad in der Adria, den netten Leuten, an deren Steg wir liegen durften, einen Besuch abstatten.

Plötzlich war das Gesicht von Lorenzo nicht mehr so freundlich, und er sagte etwas, was wir nicht verstanden. Das war, wie sich später herausstellte, sicher in diesem Falle auch besser so. Er zeigte dabei immer auf unsere YU-Flagge, auf die wir eigentlich richtig stolz waren, weil wir sie tatsächlich in D auftreiben und so eine Gastlandflagge setzen konnten. Es dauerte zwar, aber dann verstanden wir: Unsere YU-Flagge war die von Slowenien! Wie peinlich! Wir machten wohl derart betroffene Gesichter, daß wir Lorenzo leid taten. Er verschwand auf seinem Boot, und wir konnten hören, daß er dort wohl alles umkrempelte. Nach geraumer Zeit tauchte er strahlend mit der richtigen Flagge auf, die er Wolfgang in die Hand drückte. Donnerwetter! War die groß! Machte nichts. Uns war bereits große Gastfreundschaft gewährt worden, also führten wir auch gern eine große Gastlandflagge.

Lorenzo voran ging es hoch zum Haus. Es war ein stilvolles Haus, umsäumt von Pinien und blühenden Oleanderbüschen. Auf der Bank vor dem Haus saß der Opa und flickte ein Netz. Ein Bild der Ruhe und des Friedens. Drehte man sich um, hatte man einen herrlichen Blick auf die gesamte Bucht und in deren Fortsetzung auf das Meer. Traumhaft, einfach traumhaft.

Wir waren von alledem derart fasziniert, daß wir es erst recht spät bemerkten, daß die ganze Familie aus dem Haus gekommen war: Die Oma, Lorenzhos Frau Dragica und der Sohn Jadranko. Selbst Pero, der ein eigenes Haus hatte, war mit dabei. Wir waren Fremde, wurden aber derart herzlich begrüßt, wie wir es nur unter wirklich guten Freunden kannten. Ich glaube, ich war so gerührt, daß ich einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen hatte.

Alle zusammen gingen wir danach in die große, kühle, gemütliche Wohnküche. Winzige Tassen und eine kuchenähnliche Leckerei standen bereits auf dem Tisch. Es gab Kaffee!!! Ungewöhnlicher Geschmack und zudem noch gezuckert. Ich hoffe, ich kränke niemanden, aber der Kaffee war und wurde bis heute nicht "unser Ding".

Allesamt führten wir eine sehr lebhafte Unterhaltung. Na, neugierig wie das ging? War lustig. Erzähle ich gern:

Jadranko konnte, durch das Spielen mit deutschen Touristen-Kindern, ein paar Brocken Deutsch. Wir hatten vor unserem Urlaub in D ein winziges Büchlein aufgetrieben: "Urlaubs- und Reisesprachführer Serbo-Kroatisch für die Reise nach Jugoslawien", 4. Auflage - März 1965. Half nicht viel, aber immerhin. Zu unserer Verfügung standen noch die Zeichensprache und das Aufmalen eines Gegenstandes, um den es bei unserer Unterhaltung ging. Alles zusammen führte uns irgendwann zum Ziel der gegenseitigen Verständigung.

Unsere Unterhaltung dauerte lange. Es wurde noch etwas zum Trinken gereicht. Ein halbes (!) Glas Wasser. Nun ja, wir wußten es ja bereits: Trinkwasser war knapp. Es roch nicht nach Wasser. Wir tranken trotzdem. Oh! Oh! Ich glaube, ich habe mich noch am nächsten Tag geschüttelt. Es war selbst gebrannter Rakia! Alc-Höhe ??,? % vol ? Später aber hatten wir stets Rakia an Bord, denn er half bei Magenproblemen und eignete sich zudem gut zur Desinfektion von Wunden.

Als wir uns trennten bestand Pero darauf, daß wir auch seine Frau Maritza und seinen Sohn Miljenko kennenlernen sollen. Sein Haus lag tiefer am Hang. Wir folgten ihm leichten Fußes. Nein! Nein! Das lag nicht am Rakia. Es ging ja schließlich bergab.

Auch bei Pero war alles schön und idyllisch. Wir wurden auch hier ganz, ganz herzlich begrüßt. Zur Begrüßung bekamen wir ein großes Glas lilafarbenen Saft. Sah richtig interessant aus. Der war sicher lecker. Schöner Saft! Er entpuppte sich als selbst hergestellter Prosek! Alc-Höhe ??,? % vol ? Wir verabschiedeten uns recht schnell, denn einen Prosek-Nachschlag hätten wir sicher nicht mehr verkraftet. Zum restlichen Weg zum Boot nur soviel: Wir kamen nicht vom schmalen Weg ab!

Da ich gerade bei Getränken bin:

Nicht nur in unserem ersten Urlaub gab es in YU immer und überall ausnahmslos lauwarme, schreiend süße Limonaden zu kaufen. Absolute Spitze: Yugo-Cocta mit Kohlensäure. Beim Trinken hatte man nur ekelhaft süßen lauwarmen Schaum im Mund. Irgendwann lernten wir Maraska Rum kennen. Er duftete köstlich nach Vanille. Ein Schuß davon in die Yugo-Cocta, und im Nu hatte man (damals zumindest) einen richtig guten Drink, bei dem es noch nicht einmal störte, wenn er nicht kalt war. Was es aber von Anfang an immer und überall in YU gut gekühlt gab war Bier (Pivo)! So war Bier damals das einzigste Getränk, welches wirklich gegen Durst half. Bier soll ja auch gut sein für die Nieren. Also taten wir unseren Nieren öfter was Gutes!

Natürlich hatten wir auch einen "Kühlschrank" = nasses Tuch um eine Flasche gewickelt, diese dann im Schatten in den Wind gestellt. Leider funktionierte er selten = kein Wind oder Flasche unbeobachtet gelassen, so daß sie irgendwann in der prallen Sonne stand.

Nun aber endlich zu unserem ersten Bad in der Adria. Es lag jenseits unserer Vorstellungskraft. Warmes, kristallklares Wasser, drauflegen, Arme ausbreiten, und man trieb auf dem Wasser. Man mußte nicht schwimmen, sondern konnte relexen, sich einfach treiben lassen und seinen Gedanken nachhängen.

Auch das Wasserskilaufen war einfach ein "Gedicht". Für uns ein unbändiges Gefühl von Freiheit. Nicht mehr in einen dicken Wasserski-/Taucheranzug zwängen, nicht mehr mit gekürzter Wasserskileine laufen, nicht mehr auf eine relativ kurze Flußwasserskistrecke angewiesen sein. Nicht mehr die Gefahr, daß man beim Wenden auf dem Fluß auf die mit dicken Steinen befestigte Uferböschung rauschte.
Waren wir mit dem Boot unterwegs, hieß es nur: "Willst Du laufen?" Oder: "Ich würde gern laufen." Motoren stopp, Leine raus, Ski raus, kleine Korkschwimmweste (war damals der größte Hit) angezogen, raus aus dem Boot und los ging es. Zig, zig Kilometer lang konnten wir uns nach Herzenslust so richtig gut auspowern.

Unsere "neue Großfamilie" kümmerte sich rührend um uns:

Wir bekamen Sprachunterricht.
Unsere Sprachkenntnisse wurden von Jahr zu Jahr besser, was viele Jahre sehr von Vorteil war. Aber mit zunehmendem Tourismus wurde in YU immer mehr Deutsch gesprochen, so daß zwischenzeitlich leider nicht mehr viel von unseren Sprachkenntnissen übrig geblieben ist.

Wir wurden genauestens über das Adriawetter, Wind, Wellen, woran man Untiefen zeitig genug erkennt, wie Buchten und Anlegestellen in Häfen beschaffen sein müssen, in bzw. an denen man bei jedem Wetter total sicher und schwallfrei liegt usw., usw. unterrichtet. Dieser Unterricht war dermaßen gut, daß wir nicht ein einziges Mal einen Schaden an unseren Booten erlitten.

Wir lernten die heimische Küche und die leckeren Sachen aus dem Meer (Hummer, Fische usw.) kennen.
Ach! Dazu fällt mir ein:

Wir waren wieder zum Essen eingeladen. Es sollte Braten geben. Eine große Fleischplatte kam auf den Tisch. Die Bratenstücke waren paniert, goldgelb und sahen lecker aus. Im Nachhinein betrachtet hätten wir eigentlich merken müssen, daß irgend etwas mit dem Braten nicht stimmte. Denn wir wurden von allen beäugt und auffällig oft gefragt, ob uns der Braten schmeckt. Mußten wir bejahen, denn er schmeckte tatsächlich unwahrscheinlich lecker, wenn auch absolut nicht nach irgendeinem Braten. Nach dem Essen wurden wir aufgeklärt: Es war Haifisch!

Wir wurden richtig süchtig nach Haifisch, mußten aber, auch in all den nachfolgenden Jahren, feststellen, daß leider nicht viele Köche Haifisch nach unserem Geschmack zubereiteten. Den Leckersten gab es stets nur bei Dragica und in einer Konoba auf Pag.

"Unsere Großfamilie" führte uns bei Verwandten und Freunden ein, und zwar nicht nur auf Rab, sondern auch auf Pag. Die Verwandten auf Pag stellten Käse her, runde Käse in vielen Größen. Der Käse war einfach ein Gedicht. Hier kam hinzu: Man durfte ihn nicht in einem Kühlschrank lagern, den wir damals ja sowieso nicht hatten. Er mußte, in einem Leinentuch eingeschlagen, nur einigermaßen kühl aufbewahrt werden. Das klappte.

Unmengen von Pager Käse wurden unsere Vorratshaltung. Bekam man kein Brot usw., gab es (nur zu gern) Käse in Tortenstückgröße auf die eine Faust und eine Tomate auf die andere Faust. An Tomaten war immer ein Rankommen. Und so konnten wir stets satt und zufrieden sein. Außerdem konnte man den selbst geräucherten, leckeren Schinken gut aufbewahren. Glaubt es ruhig: Auch der schmeckte ohne Brot! Trank man genüßlich noch ein Glas Prosek dazu, war es das perfekte Gourmet-Essen. Hatte man noch einen völlig ruhigen Liegeplatz und konnte beim Essen einen herrlichen Sonnenuntergang beobachten, war unsere Welt nicht nur in Ordnung, sondern viel mehr.

Das war´s für heute. Ich muß erst einmal Ordnung in die Erinnerungen bringen.

LG
Monika / Goldie
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten / Vorwort

Erledigt durch Threadzusammenlegung !
 
E

ELMA

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Danke Goldie!
Was du beschreibst, gleicht einem Paradies!!

Gruß,
ELMA
 
C

Christl

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

wunderschön, Monika
und wann kommt der nächste Teil.

Grad um diese Zeit träum ich schon dauernd von unserer 2. Heimat
 
R

riwerndrei

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Monika (Goldi)

Deine Berichte sind Klasse, allerdings habe ich zu Deinem ersten Bericht
eine Anmerkung, die Aussage wegen der Gefährlichkeit von Haien in der
Adria, von dem Hafenkapitän kann ich nicht nachvollziehen.

Ich bereise die Adria nunmehr fast 30 Jahre mit dem Boot, keine Insel,
keine Küstenstadt und keine gute Gaststätte :D die ich nicht kenne.
Dazu bin ich aktiver Taucher, habe in Croa früher JUGO unzählige
Tauchgänge allein oder mit Tauchschüler absolviert.

Ein wirklich gefährlicher Hai ist uns n i e begegnet !!!
Tiefseehaie gibt es überhaupt nicht in der Adria, wenn dann kleine Riffhaie,
die haben aber selber vor Menschen Angst.
L e i d e r wird eine Haiattake irgendwo auf der Welt immer schön spektakulär in der Yellow Presse dargestellt, in der gleichen Minute
sterben Hunderte bei Autounfällen :rolleyes::rolleyes:
 

Goldie

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
15. März 2007
Beiträge
899
Punkte
18
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Richard / riwerndrei,

meine Berichte enthalten keine Unwahrheiten. Was ich im Vorwort bezüglich Hafenkapitän & Haie beschrieb, entspricht der Wahrheit. Zudem darfst Du nicht vergessen, daß wir bereits ca. 15 Jahre lang "vor Deiner Zeit" auf der Adria unterwegs waren.

Du wirst es evtl. nicht mehr gesehen haben, daß nur zum Beispiel der gesamte Badestrand in Opatija im Meer eingezäunt war. Die Metallnetze reichten bis auf den Meeresgrund. (In den Reiseprospekten waren Sie aber nicht zu sehen !!!)

Wolfgang hat einige Jahre lang auch getaucht und hatte Gott sei Dank ebenfalls keine "nette Begegnung". Ab August 1974 war Schluß mit der Taucherei. Wir waren AUGENZEUGEN, als es bei Omis einen Schwimmer erwischte. Verlange nicht von mir, daß ich hierzu Näheres schreibe. Für mich ist damit dieses Thema ein für allemal erledigt. Und es reicht nämlich, wenn Jahr für Jahr das Haifischthema aufgewärmt wird.

Wir sind ca. 15 Jahre länger als Du kreuz und quer auf der Adria unterwegs gewesen, werden und können aber nicht behaupten, daß wir ALLES kennen.

Wir waren immer Juni, Juli, August unterwegs. Wenn das auch Deine Zeit war, hätten wir uns ja eigentlich irgendwo einmal treffen/kennenlernen müssen. Ich beschreibe uns mal. Vielleicht erinnerst Du Dich.
Wolfgang: ...
Ich: ...
Mit an Bord: 1 - 2 große Hunde und 19 Jahre lang auch eine Katze.

Wir wünschen Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest.
 
R

riwerndrei

Guest
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Hallo Monika, Hall Wolfgang,

............ huuuch, irgendwie habt Ihr mein Posting "in den falschen Hals bekommen" wie man so schön sagt :(
Mit keinen Wort habe ich geschrieben das I h r die Unwahrheit sagt, sondern
klar ausgeführt das ich die Aussagen bzgl. Haie des "Hafenkapitäns" nicht
nachvollziehen kann.
Allerdings habe ich erst jetzt gemerkt das sich dieser Bericht auf das Jahr
1966 bezog.naja
Auch der Hinweis das ich Taucher bin und nahezu 3o Jahre Jugo und Cro befahre sollte keine Prahlerei sein, sondern nur meine Hai Meinung untermauern.
Übrigens auch die vielen Tauchschulen, mit denen ich besonders in der Jugo
Zeit getaucht bin, konnten nie von einem Hai Unfall berichten, dies war nirgends ein Thema.
Als sehr aktiver Taucher war ich öfter in der Karibik, Ägypten und natürlich
auf den Malediven, dort bin ich zig mal direkt zwischen großen Riffhaien,
Weisspitz und Grauhaien geschwommen, im sog. Blauwasser auch mit
Hammerhaien, bei all diese Begegnungen haben die Hai nie Angriffe gestartet, im Gegenteil wenn wir uns schnell bewegt haben waren die bitzschnell weg. Anders ist es natürlich mit Tiefseehaien / Weisser Hai, aber
die gibt es absolut sicher nicht in der Adria.

"Schon mal gesehen in Croa", na ja nach Deiner Beschreibung hätte ich naturgemäss Monika noch in Ernnerung :):) aber mittlerweile ist ja auch der
Bootssport in Croa sehr groß geworden so das man schwerlich sich an Leute
erinnert mit denen man keinen näheren Kontakt hatte.

Frohe Festtage und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2010

wünscht
 

ragnagar

Mitglied
Registriert seit
26. Dez. 2008
Beiträge
50
Punkte
6
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Auf diesem Weg mal ein Dankeschön an Monika.

Wunderbar man muss nur noch die Augen schliessen und man hört schon
das Meer rauschen.

Vielen dank für die schönen Momente

Grüße Rag
 

Segelfilmer

aktives Mitglied
Registriert seit
5. Jan. 2009
Beiträge
304
Punkte
0
Webseite
www.segelfilmer.de
AW: Goldies Bootfahrererlebnisse zu YU-Zeiten

Ich sag dann mal:
Hai Goldie-Monika,

sehr schöne Geschichten aus der "guten alten Zeit". Das damalige Jugoslawien kenne ich leider nicht, deshalb sind die Erzählungen so interessant. Was hat sich geändert und so.

Interessant ist das mit den Haien schon. Vor denen hab ich einen Riesenrespekt, auch wenn Richard mit denen taucht; ich fühle mich schon in Anwesenheit eines Hechts unwohl im Wasser.

So, Du bist wieder dran. Bitte.

Liebe Grüße - Thomas
 
Top Bottom