Unser Adventskalender 2024

claus-juergen

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Für unseren Adventskalender habe ich eine lustige, aber auch nachdenkliche Weihnachtsgeschichte im Netz gefunden.

Die Lebenszeit

Als Gott die Welt geschaffen hatte und allen Kreaturen ihre Lebenszeit bestimmen wollte, kam der Esel und fragte "Herr, wie lange soll ich leben?" "Dreißig Jahre," antwortete Gott, "ist dir das recht?" "Ach Herr," erwiderte der Esel, "das ist eine lange Zeit. Bedenke mein mühseliges Dasein: von Morgen bis in die Nacht schwere Lasten tragen, Kornsäcke in die Mühle schleppen, damit andere das Brot essen, mit nichts als mit Schlägen und Fußtritten ermuntert und aufgefrischt zu werden! erlaß mir einen Teil der langen Zeit." Da erbarmte sich Gott und schenkte ihm achtzehn Jahre.

Der Esel ging getröstet weg, und der Hund erschien. "Wie lange willst du leben?" sprach Gott zu ihm, "dem Esel sind dreißig Jahre zu viel, du aber wirst damit zufrieden sein." "Herr," antwortete der Hund, "ist das dein Wille? bedenke, was ich laufen muß, das halten meine Füße so lange nicht aus; und habe ich erst die Stimme zum Bellen verloren und die Zähne zum Beißen, was bleibt mir übrig, als aus einer Ecke in die andere zu laufen und zu knurren?" Gott sah, daß er recht hatte, und erließ ihm zwölf Jahre.

Darauf kam der Affe. "Du willst wohl gerne dreißig Jahre leben?" sprach der Herr zu ihm, "du brauchst nicht zu arbeiten wie der Esel und der Hund, und bist immer guter Dinge." "Ach Herr," antwortete er, "das sieht so aus, ist aber anders. Wenns Hirsenbrei regnet, habe ich keinen Löffel. Ich soll immer lustige Streiche machen, Gesichter schneiden, damit die Leute lachen, und wenn sie mir einen Apfel reichen und ich beiße hinein, so ist er sauer. Wie oft steckt die Traurigkeit hinter dem Spaß! Dreißig Jahre halte ich das nicht aus." Gott war gnädig und schenkte ihm zehn Jahre.

Endlich erschien der Mensch, war freudig, gesund und frisch und bat Gott, ihm seine Zeit zu bestimmen. "Dreißig Jahre sollst du leben," sprach der Herr, "ist dir das genug?" "Welch eine kurze Zeit!" rief der Mensch, "wenn ich mein Haus gebaut habe, und das Feuer auf meinem eigenen Herde brennt: wenn ich Bäume gepflanzt habe, die blühen und Früchte tragen, und ich meines Lebens froh zu werden gedenke, so soll ich sterben! o Herr, verlängere meine Zeit." "Ich will dir die achtzehn Jahre des Esels zulegen," sagte Gott. "Das ist nicht genug," erwiderte der Mensch. "Du sollst auch die zwölf Jahre des Hundes haben." "Immer noch zu wenig." "Wohlan," sagte Gott, "ich will dir noch die zehn Jahre des Affen geben, aber mehr erhältst du nicht."

Der Mensch ging fort, war aber nicht zufriedengestellt. Also lebt der Mensch Siebeinzig Jahr. Die ersten dreißig sind seine menschlichen Jahre, die gehen schnell dahin; da ist er gesund, heiter, arbeitet mit Lust und freut sich seines Daseins. Hierauf folgen die achtzehn Jahre des Esels, da wird ihm eine Last nach der andern aufgelegt: er muß das Korn tragen, das andere nährt, und SchIäge und Tritte sind der Lohn seiner treuen Dienste. Dann kommen die zwölf Jahre des Hundes, da liegt er in den Ecken, knurrt und hat keine Zähne mehr zum Beißen. Und wenn diese Zeit vorüber ist, so machen die zehn Jahre des Affen den Beschluß. Da ist der Mensch schwachköpfig und närrisch, treibt alberne Dinge und wird ein Spott der Kinder.“

Die Geschichte stammt von den Brüdern Grimm. Ich habe sie aus dieser Webseite entnommen.


grüsse

jürgen
 

frank2.0

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Ein Teil ist schon weg....
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claus-juergen

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Neugierig wie ich bin ja wollte ich wissen woher denn eigentlich die Tradition des Aufstellens eines Weihnachtsbaums oder Christbaums kommt. Da gibt es viele Geschichten zur Herkunft. Etwa um 1500 wird er das erste Mal erwähnt. Möglicherweise stammt diese Tradition aus dem Baltikum. Auf jeden Fall fand der Baum relativ früh schon Verbreitung in Süddeutschland bevor diese Tradition weltweit bekannt und auch nachgeahmt wurde.

Im unten verlinkten Artikel ist auch ein kurzes Video zu sehen, wo beschrieben wird wie Christbäume heutzutage kultiviert und geerntet werden. Erstaunlich, dass ein Arbeiter mit einer Spezialmaschine bis zu 1000 Bäume am Tag ernten kann wohingegen die automatische Ernte mittels einer Maschine auf 7000 Bäume pro Tag kommt.


grüsse

jürgen
 
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Ralf 2.0

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"Oma, warum feiern wir Weihnachten?", fragt der 8-jährige Grünschnabel Kevin. Oma überlegt und überlegt. Ja warum eigentlich?
"Na ja", beginnt sie zögerlich, "damit Papa endlich mal wieder ein paar freie Tage hat und die Familie sich mal so richtig satt essen kann. Ach ja, und schließlich auch, damit die Kinder wieder neue Spielsachen bekommen. Die haben doch heutzutage so wenige."
Kevin überlegt. Klingt schlüssig. Aber er ist ein schlaues Bürschchen, daher meint er: "Eigentlich könnten wir mal Google fragen." Von Herrn oder Frau Google hat Oma bislang noch nie gehört. Die sollen es besser wissen als sie? "Weißt du was, Kevin, ich habe daheim ein altes Buch aus meiner Kindheit, und ich weiß, dass da alles über Weihnachten drinsteht. Spiel du noch ein paar Stunden an deiner Playstation, ich fahre heim, komme morgen wieder und erzähle dir alles über Weihnachten. Abgemacht?"
Gesagt – getan! Daheim sucht Oma auf dem Speicher nach dem Buch, in dem was von Weihnachten steht. Lang, lang ist’s her! Sie kämpft sich durch Staub, alte Zeitschriften und Bücher sowie längst vergessene, nicht ausgepackte Weihnachtsgeschenke. Endlich wird sie fündig. Das Buch heißt "Bibel". "Komischer Titel", denkt Oma. Sie nimmt es mit ins Wohnzimmer, legt sich damit auf die Couch, nicht ohne zuvor eine Flasche Whisky aufzumachen, schließlich hatte der Arzt erst letztens gesagt, sie solle viel trinken. Dann schlägt sie das Buch dort auf, wo sie vor gefühlten 100 Jahren ein Lesezeichen hinterlassen hatte. Und richtig, da steht ihre damalige Lieblingsgeschichte. Aber die ist ganz anders als das, was sie Kevin erzählt hat. "Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?", fragt sich Oma. Schließlich schläft sie über der Weihnachtsgeschichte ein.
Am nächsten Morgen steigt Oma in ihren Ford Mustang und fährt zu ihrem Enkel, der sie schon sehnsüchtig erwartet. "Oma, Oma, hast du dein Buch gefunden?" "Ja!", meint Oma stolz, "und ich erzähle dir jetzt genau, warum wir Weihnachten feiern." Kevin ist ganz aufgeregt und meint: "Mit einer Power Point Präsentation?" "Nein, heute nicht, mein Junge, ich habe nicht so viel Zeit."
Beide machen es sich auf dem Sofa bequem und Oma beginnt: "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass
alle Welt geschätzt würde..." "Mensch Oma, Weihnachten wegen einer Volkszählung? Und wer war Kaiser Augustus? Der Vorgänger von Angela Merkel?" "Nein, mein Kleiner, das war lange vor ihrer Zeit. Vor etwa 2000 Jahren." Oma erzählt weiter, von Maria, die schwanger war, und von Josef, ihrem Mann. Kevin hörte gespannt zu, verstand aber so Einiges nicht. Und da ihm immer gesagt wurde, er solle nachdenken und nachfragen, tat er das auch gehorsam. "Ich verstehe nicht, warum man hochschwanger so weit zu Fuß geht. Unverantwortlich von dem Typen! Und überhaupt, warum fanden sie keinen richtigen Übernachtungsplatz? Mama sagt immer, dass man nur früh genug online buchen muss. Und wenn man auch noch All-Inclusive nimmt, wird es sogar noch billiger." Oma verdreht die Augen und überlegt. Hat er vielleicht Recht? Sie wusste gerade nicht mehr so genau, warum das alles so war, damals, vor 2000 Jahren. Ihr Langzeitgedächtnis funktionierte nicht mehr so gut.
Und so erzählt sie weiter: "...Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe..." Wieder protestierte Kevin: "Mensch, die Alte war ja echt cool! So ganz ohne Arzt und Hebamme! Aber wenigstens hatte sie Pampers dabei. Aber warum bekam der Kleine die Grippe?" Oma korrigierte: "Nicht Grippe, Krippe!" "Sag ich doch!" Eine Rechtschreib-Grundsatzdebatte zwischen Oma und Enkel beginnt...
Schließlich geht ihre Geschichte weiter. Sie erzählt von den Hirten, dem Engel und letztendlich von den Drei Heiligen Königen. "Wow, gab es damals schon Menschen mit Migrationshintergrund! Und dazu noch Könige. Wie geil ist das denn? Aber ich weiß immer noch nicht, warum wir Weihnachten feiern." Oma ist schier verzweifelt und meint in ihrer Hilflosigkeit: "Hab ich doch gestern gesagt, wegen der Feiertage, des guten Essens und der vielen Geschenke..." Kevin überlegt, dann lacht er und meint: "Mensch Oma, du bist echt ein wenig tiefenbegabt! Verstehst du denn die Geschichte nicht? Wir feiern den Geburtstag dieses...dieses...na, dieses kleinen Wurms mit Grippe. Frag mich nur, was der coole Typ angestellt hat, dass wir noch heute seinen Geburtstag feiern. Aber egal, ich krieg’s noch raus!"
In diesem Moment überlegt Oma, dass das diesjährige Weihnachtsgeschenk für ihren Enkel Kevin wohl eine Kinderbibel mit dem Neuen Testament sein wird...
 

Julija

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Irre schöne Geschichte, die die Zeit erzählt. Wie schnell sich doch alles ändern kann:rolleyes: Da kommt Oma wohl nicht ganz mit, oder eher der Enkel:gruebel: Ob die Bibel da noch weiter helfen kann:D
 

alterego

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Vor 121 Jahren schrieb die achtjährige Virginia O’Hanlon einen Leserbrief an die "New York Sun" in einer dringenden Angelegenheit:

„Ich bin acht Jahre alt. Einige meiner Freunde sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann.
Papa sagt, was in der 'Sun‘ steht, ist immer wahr. Bitte sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?"


Die Sache war dem Chefredakteur der "New York Sun“ so wichtig, dass er einen erfahrenen Kolumnisten,
Francis P. Church, beauftragte, einen Leitartikel für die Titelseite der Zeitung zu entwerfen.
Dieser Text wurde so berühmt, dass er Jahr für Jahr, bis zur Einstellung der Sun 1950, aufs Neue erschien
und dann rund um die Welt von anderen Zeitungen übernommen wurde.

Liebe Virginia,

Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie sind angekränkelt vom Skeptizismus eines skeptischen Zeitalters.
Sie glauben nur, was sie sehen: Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht
erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, Virginia, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört.
Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit
zu erfassen und zu begreifen.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue. Und Du weißt ja, dass es all das gibt,
und deshalb kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe!
Sie wäre so dunkel, als gäbe es keine Virginia. Es gäbe keinen Glauben, keine Poesie, keine Musik – gar nichts,
was das Leben erst erträglich machte.
Auch das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest
Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle an Heiligabend Leute ausschicken,
den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen würde den Weihnachtsmann zu Gesicht bekommen.
Aber was würde das schon beweisen?
Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen
unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. An all die Wunder zu
denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles.
Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden,
nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte
Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube, Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und
Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.
„Ist das denn auch wahr?“, magst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.
Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich
und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.

Frohe Weihnacht, Virginia!

Dein Francis Church
 

Steffi61

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Vier Kerzen. Eine kleine Adventsgeschichte​


Johanna starrte auf den grünen Adventskranz. Den Kopf hatte sie in ihre Hände gestützt. Sie zählte nach: Eins, zwei, drei, vier… Vier dicke rote Kerzen steckten auf dem Kranz. Daneben lagen ein kleines Schaukelpferd aus Holz, eine Zimtstange, ein goldener Stern, getrocknete Apfel- und Orangenscheiben und ein Strohstern. Die erste Kerze war schon einmal angezündet worden, ihr Docht war schwarz und schrumpelig und das Wachs schon verformt. Johanna fummelte ein wenig daran herum als ihre Mutter mit einem Teller Adventsplätzchen und einer Kanne heißem Tee ins Wohnzimmer kam. “Au ja, Plätzchen und Dominosteine!”, freute sich Johanna und griff beherzt zu. Der warme Tee tat gut im Bauch und Adventsplätzchen waren einfach die leckersten Plätzchen im ganzen Jahr!
Nach einer Weile schaute Johanna wieder auf den Adventskranz. Ihre Mutter bemerkte Johannas Nachdenklichkeit. Und da sprudelte es auch schon aus ihr heraus: “Eine Kerze. Mama, warum zündest du nicht alle Kerzen an, es sind doch vier Kerzen auf dem Kranz. Und warum immer nur die Gleiche? Die anderen Kerzen sind bestimmt traurig, dass sie nicht angezündet werden! Und Mama, wann ist endlich Heilig Abend..?”
Johannas Mutter lächelte und nahm ihre kleine Tochter auf den Schoß. Sie erklärte ihr, was es mit dem Adventskranz auf sich hat, und dass man an jedem der vier Adventsonntage immer eine Kerze mehr anzündet. “Und wenn die vierte Kerze brennt, dann ist es auch nicht mehr weit bis zum Heiligen Abend…”.
Johanna schaute sich noch einmal die vier Kerzen an. Vier war eine Zahl, die man gut überschauen konnte. “Dann besteht ja doch noch Hoffnung, dass es bald Weihnachten wird”, dachte sie im Stillen.
Am darauf folgenden Sonntag entzündete ihre Mutter die zweite Kerze am Adventskranz. Nun leuchtete er schon etwas heller. An diesem Adventssonntag hatte Johanna keine Zeit, weiter über die vier Kerzen und Weihnachten nachzudenken. Am darauf folgenden Tag sollte der Nikolaus kommen. Johanna lief den ganzen Sonntag mit glühenden Wangen durch die Wohnung, räumte ihr Zimmer auf, übte das Nikolauslied und putzte mehrere Male über ihre Stiefel. Und dann hieß es wieder – warten.
Als sie sich über das lange Warten auf den Nikolaus, das Anzünden der nächsten Kerze am Adventskranz, das Öffnen des nächsten Türchens am Adventskalender – und vor allem auf Weihnachten – bei ihrer Mutter beschwerte, lächelte diese abermals und nahm Johanna wieder zu sich auf den Schoß. “Das ist die Adventszeit, mein Schatz. In der Adventszeit warten wir auf die Ankunft des Herrn, also Jesus Christus. Und diese Ankunft feiern wir an Weihnachten. Dann kommt auch das Christkind zu uns. Aber die Adventszeit gehört dazu, damit wir Weihnachten feiern können. Und deshalb müssen wir uns alle noch ein wenig gedulden.” Sie deutete auf den Adventskranz: “Aber schau, die Hälft hast du ja schon geschafft. Wenn alle vier Kerzen am Adventskranz brennen, dann ist bald Weihnachten!”
Johanna stellten die Worte ihrer Mutter nicht vollkommen zufrieden, aber sie dachte in den folgenden Tagen oft darüber nach. Und immer, wenn sie sich gerade wieder bei ihrer Mutter über die lange Warterei beschweren wollte, dachte sie über den Satz nach, den sie ihr gesagt hatte: “Die Adventszeit gehört dazu, damit wir Weihnachten feiern können.” Es half. Ein wenig jedenfalls. Und so freute sie sich über jede neue Kerze, die am Sonntag am Adventskranz entzündet wurde. Und bei jedem Adventsplätzchen-Essen mit ihrer Familie dachte sie daran, dass sie nun dem Heiligen Abend schon ein wenig näher gekommen war…

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin
Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de.
 

Kastela

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Der kleine Sternenengel und die Hoffnung



Die Hoffnung, sie ist immer da. Das erfährt auch der kleinen Sternenengel

Es war einmal ein kleiner Engel, der hatte viele kleine Sternchen auf seinem Gewand. Es waren so viele, dass keiner sie zu zählen vermochte. An manchen Tagen leuchteten und blinkten sie alle zusammen um die Wette, dann nämlich, wenn der kleine Sternenengel glücklich war. Manchmal funkelten weniger Sterne auf seinem Kleid. Dann war der kleine Engel nicht ganz so froh. Es gab auch Tage, da sah man keinen einzigen Stern auf seinem Gewand. Das waren die Tage, an denen der kleine Engel traurig war. Auch einem Engel konnte dies nämlich passieren. Das war schlimm, denn wenn der kleine Sternenengel traurig war, musste er weinen, und wenn er weinte, purzelten die Lichtgeister, die für das Sternenfunkeln verantwortlich waren, wie Tränenbäche aus seinem Gewand. Leider passierte dies oft, denn der kleine Sternenengel war oft traurig.
„Du darfst nicht so viel weinen!”, sagten seine Gefährten.
„Aber ich bin so oft traurig!”, klagte der kleine Engel.
Das konnten die anderen Sternenengel nicht verstehen. „Warum bist du so oft traurig?”, fragten sie. „Am Himmel im Dunkeln zu funkeln macht doch Freude!“
Der kleine Sternenengel schüttelte den Kopf. „Wie kann ich mich freuen, wenn ich auf die Erde sehe?”, fragte er. „So viel Not herrscht dort und so viel Elend. Wie kann ich da fröhlich funkeln?“
„Das Erdenelend macht dich traurig?”, fragte einer der Engel.
„Was geht es uns an?”, meinte ein anderer.
„Die Erde ist so weit weg!“
„Unser Job ist das Leuchten!“
Die Engel waren sich einig.
„Licht soll Hoffnung bringen“, murmelte der kleine Engel, doch es hörte ihm keiner mehr zu. Und während seine Gefährten miteinander um die Wette funkelten, spähte er wieder auf die Erde hinab. Sogleich fiel sein Blick dorthin, wo Not herrschte: Er sah einen Mann und eine Frau. Sie schienen arm zu sein. Die Frau erwartete ein Kind. Müde schleppten sie sich durch die Straßen einer Stadt, aber da war niemand, der sie aufnahm. An allen Türen wurden sie abgewiesen. Als sie sich in einem dunklen Stall zum Schlaf legten, zerbrach dem kleinen Engel fast das Herz vor Kummer. Zu gerne hätte er ihnen geholfen.
„Licht soll Hoffnung bringen“, murmelte er nochmals betrübt. „Ach, was kann ich bloß tun?“
Schon tropften die Tränen über seine Backen, und aus seinem Gewand purzelte ein Lichtgeist nach dem anderen, bis der kleine Engel kein einziges Sternchen mehr zum Funkeln übrig hatte. Da musste er noch mehr weinen. Wie gerne wäre ich jetzt in dem Stall bei diesen ungeliebten, armen Leuten, dachte er und schloss die Augen.
Auf einmal wurde es warm um ihn. Der kleine Engel blinzelte. Was war das? Verwundert sah er sich um. Helles Licht strahlte ihm entgegen, und von irgendwoher sang es.
„Was ist geschehen?”, murmelte er. „Wo bin ich?“
Er hörte ein leises Weinen. Da sah er das Kind. Es lag in einer Krippe. In einem Stall.
Das ist doch der alte Stall! dachte der kleine Engel und freute sich. Wie hell es hier war! Und der Mann und die Frau! Wie glücklich sie sich über die Krippe beugten und dem Kind zulächelten!
Der kleine Sternenengel fühlte, wie alles in ihm lachte.
„Die Hoffnung“, jubelte er. „Sie ist da!“
Und er spürte, wie das Licht zu ihm zurückkehrte und wie die Sternchen auf seinem Gewand zu funkeln begannen. Der kleine Sternenengel war glücklich. Er warf einen liebevollen Blick auf das Kind, die Frau und den Mann und flüsterte:
„Danke.“ Dann schwebte er funkelglitzerhell und hoffnungsfroh zum Himmel hinauf.
In dieser wundersamen Nacht strahlten die Sternchen auf dem Gewand des kleinen Engels heller als alle anderen Sterne am Himmel. Der kleine Engel war sehr froh, und er nahm sich vor, nie wieder die Hoffnung zu verlieren.
Er konnte aber nicht aus seiner Haut herausschlüpfen. Immer wieder entdeckte er Dinge, die nicht schön anzusehen waren und die ihn so traurig machten, dass er trotz aller Vorsätze weinen musste. Wie sollte er froh sein, wenn Menschen miteinander stritten, wenn sie böse zueinander waren und Kriege führten? Wenn sie hungerten, Not litten, einsam waren, Freunde oder ihre Heimat verloren? Ein Grund zum Traurigsein fand sich immer, und so landete der kleine Engel immer wieder weinend und frierend auf der Erde, weil er seine Lichtgeister verloren hatte. Aber wie durch ein Wunder fand er auch immer wieder ein Stück Hoffnung, und mit ihr kehrten die Lichtgeister auf sein Sternengewand zurück.
Auch in diesem Jahr hatte der kleine Sternenengel sein Licht verloren. Das war, als er in unserem Land Menschen entdeckt hatte, die eine neue Heimat suchten. Doch sie schienen nicht willkommen zu sein. Der kleine Engel sah Hass und Gewalt, und er hörte viele böse Worte.
„Wo sollen sie denn hin?”, empörte er sich. „Es ist doch genug Platz in diesem reichen Land!“ Und weil er dies nicht begriff, musste er wieder weinen. Er weinte und … landete in einer Stadt mitten in einem hellen, warmen Lichtermeer. Viele Menschen, große und kleine, alte und junge, arme und junge, standen auf den Straßen,und jeder hielt ein kleines Licht in der Hand. Ein Licht gegen Hass und Streit und Gewalt. Es war eine funkelhelle Lichterkette, und auch die Menschengesichter strahlten hell und freundlich.
Der kleine Sternenengel lächtelte. „Die Hoffnung“, rief er. „Sie ist immer noch da!“
Da kehrten die Lichtgeister zu ihm zurück, und die Sternchen auf seinem Gewand funkelten. Der kleine Sternenengel blinkerte den Menschen einen Abschiedsgruß zu und kehrte zu seinem Himmelsplatz zurück. Er war zufrieden. Es gab sie noch immer, die Hoffnung. Und es würde sie auch immer geben…
© Elke Bräunling
 

Kastela

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und noch ein Adventsrätsel!

Du fährst mit dem Auto und hältst eine konstante Geschwindigkeit ein.
Auf deiner linken
Seite befindet sich ein Abhang. Auf deiner rechten Seite fährt ein riesiges Feuerwehrauto und hält die gleiche
Geschwindigkeit wie du. Vor dir galoppiert ein Schwein, das eindeutig grösser ist als dein Auto und du kannst nicht
vorbei. Hinter dir verfolgt dich ein Hubschrauber auf Bodenhöhe. Das Schwein und der Hubschrauber haben exakt deine
Geschwindigkeit. Was unternimmst du, um dieser Situation gefahrlos zu entkommen???
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Vom Kinderkarussell absteigen und demnächst weniger Glühwein trinken.:)
 

alterego

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Da war Weihnachen no schön

Trude Marzik

Waßt no, wia der Christbaum brennt hat?
Wunderkerzen, Engelhaar –
„Mama! Schell des Sodawasser!“
Mir san standen alsa nassa –
Na, wenn des ka Weihnacht war!

Denkst no an des „Weihnachtsglöcklein“?
Klane Finger am Klavier –
„Leichte Fassung mit drei Kreuzen“ –
Feuchte Augen, Rührung, Schneutzen –
Manchmal siech i’s no vor mir…

Waßt no, wia da Pepi-Onkel
des Theater bastelt hat?
Hamlich -d‘ Kinder solln’s net wissen –
mit Beleuchtung, mit Kulissen,
mit Figuren an an Draht?

Denkst no an das Weihnachtsgansl,
guat sechs Kilo schwer und fett?
Alle san beim Rupfen g‘sessen.
Drei Tag nix als Gansl essen!
Freilich, des vergißt ma net.

Waßt no, wia ma jeden Abend
fleißig tan habn im Advendt?
Zuckerl wickeln, Ketten schneiden,
Nuß vergolden voller Freuden –
Wer si jetzt so freuen könnt!

Denkst no an die Weihnachtsliader
mit die vielen falschen Tön?
Und so guat hat’s damals g’rochen:
So nach Christbaum und nach Kochen –
Da war Weihnachten no schön…
 

alterego

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Herr Wohllieb wartet auf ein Zeichen

Susanne Niemeyer

Als Herr Wohllieb am Dienstagmorgen erwachte, hatte sich ein großes Loch aufgetan. Unten rauschten die Lastwagen. Gegenüber schüttelte eine Frau ihren Teppich über den Köpfen der Fußgänger aus. Der Himmel war mittelgrau und die Leuchtreklame des Tabakladens blinkte unverdrossen. Es war Dezember. Alles war wie immer, nur dass plötzlich diese Frage vor ihm stand: „Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?“

Sie war aufgetaucht, als Herr Wohllieb gründlich seine Zähne putze und sich dabei routinemäßig um Spiegel betrachtete. Sein Haar hatte sich für einen angenehmen Silberton entschieden, der mit dem Eisblau des Pyjamas harmonierte, den er in allen geraden Wochen trug. (Für die ungeraden hatte er einen mitgrünen, eine, wie er fand, etwas gewagte Farbe. Aber nachts sah ihn ja niemand.)

Die Frage verschwand auch beim Frühstück nicht. Gegen Mittag machte er sich daran. Die Badezimmerfugen zu reinigen, um sich zu zerstreuen – aber die Frage blieb. Groß und unüberhörbar stand sie im Raum und ließ sich nicht ignorieren. Herr Wohllieb wunderte sich, denn normalerweise neigte er keinesfalls zu Grübeleien. Im Gegenteil, er schätzte sich als ausgesprochen nüchternen und unkomplizierten Zeitgenossen, dessen einzige Exzentrik darin bestand, sonntags ein weiches Frühstücksei im Orangenmarmelade zu essen. Über das Leben im Allgemeinen hatte er sich noch nie Gedanken gemacht. Nach reiflicher Überlegung beschloss er, sich an Gott den Allmächtigen zu wenden. Auch wenn sie bisher noch nicht viel Kontakt miteinander hatten, nahm er an, dass er der richtige Ansprechpartner für derlei Dinge wäre. „Herr Gott“, begann er, strich über sein Haar und straffte den Rücken, denn dies war ein ernster Moment. Er räusperte sich und sprach in Richtung Zimmerdecke: „Was soll ich tun mit meinem Leben? Bitte sei so gut und gib mir ein Zeichen. Danke.“ Er zögerte kurz und fügte noch hinzu: „Dein Bernd.“ Dann wartete er. Nach einer halben Stunde ging er hinaus, um eine Packung Milch zu holen und ein viertel Kilo Gouda. Nachmittags erwog er, einen Mittagsschlaf zu halten, entschied sich dann aber dagegen, weil es ihm unhöflich erschien, zu schlafen, während man auf eine Antwort wartet. Aber Gott schwieg. „Merkwürdig“, murmelte Herr Wohllieb, denn der hatte mit einer raschen Reaktion gerechnet. Sein Fall lag ja nicht so kompliziert. „Ob er meine Nachricht nicht erhalten hat? Vielleicht ist er überlastet.“ Er verwarf den Gedanken schnell

„Wie albern“, schalt er sich, „überlastet. Der Allmächtige!“

Nach eingehender Betrachtung entschied er, dass es nur einen einzigen Grund für Gottes Schweigen geben konnte: Der Herr dachte nach! Er, Gott der Allmächtige, wollte für ihn, Bernd Wohllieb, eine perfekte, eine wahrhaft vollkommene Antwort finden. Der Gedanke ließ ihn erröten. Sein Herz pochte schneller. Sollte er, Bernd Wohllieb, so wichtig sein? Das war doch nicht möglich! Er fuhr sich ein weiters mal durchs Haar und beschloss, eine Krawatte umzubinden. Dann machte er einen Spaziergang, bei dem er jedem Passanten freundlich zulächelte, denn auf keinen Fall wollte er, der offenkundig ein so bedeutender Mensch war, für hochnäsig gehalten werden. Ein Mütterchen und zwei Verliebte lächelten zurück und Herrn Wohlliebs Laune hob sich. Auch die folgenden Tage blieben Tage des Schweigens. Gott dachte nach - und Herr Wohllieb wollte ihn nicht stören. Sorgsam ging er mit sich um, hielt sich höflich die Tür auf und achtete darauf, nicht mit sich selbst zu schimpfen, wie er es häufig tat, wenn er „Ich Dussel“ murmelte oder „Jetzt reiß dich aber zusammen!“. Wenn Gott der Herr ihn für so wichtig hielt, dass er bereits drei volle Tage über ihn nachdachte, dann wollte er es ihm nachtun und sich nicht für weniger wichtig halten. Am vierten Tag kaufte sich Herr Wohllieb einen neuen Hut und polierte das Messingschild an seiner Haustür. Am fünften Tag hielt er einen Schwatz mit dem Zeitungshändler, mit dem er tatsächlich noch nie ein Wort gewechselt hatte außer „Bitte“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“. Doch nun hatte er einen Ruf zu verlieren. Er wollte sich mit jedem gut stellen.

Gott überlegte noch immer – und auch Herr Wohllieb begann, sich Zeit zu nehmen. Bisher war sein Leben von Effizienz geprägt. Den Frühstücksteller benutzte er ein zweites Mal und auf dem Tisch lag eine Plastikdecke, die man feucht abwischen konnte. Meistens jedoch aß er ohnehin im stehen und bevorzugte Klappstullen. Wenn man mittelaltes Brot nahm, krümelten sie so gut wie gar nicht. Nun aber deckte er den Tisch und legte eine Serviette neben seinen Teller. Es waren Tannenzweige darauf gedruckt und er fragte sich, wann sie in seine Wohnung gelangt waren. Aufmerksam hörte er am Telefon den langatmigen Ausführungen seiner Schwester zu und selbst dem Tagesschausprecher lauschte er, bis der seine Nachricht zu Ende verlesen hatte. Herr Wohllieb fand auf einmal, das war er ihnen schuldig. Gott den Herrn trieb er ja auch nicht an. Je länger Gottes Schweigen dauerte, desto mehr Ehrfurcht empfand Herr Wohllieb. Er bemerkte kaum, wie die Jahre vergingen. Seine Haare wurden weiß und er verlor drei Zähne, die Lastwagen auf der Straße wurden größer und eines Morgens war die alte Leuchtreklame gegen eine moderne Schrift ausgetauscht. Manchmal fiel ihm seine Frage dieses fernen Dienstagmorgens wieder ein. Dann sagte sich Herr Wohllieb: „Gott denkt über mich nach.“ Und das beruhigte ihn ungemein und es erfüllte ihn mit einer großen Wärme, weil er wusste, zwischen Gott und ihm, dem alten Herrn Wohllieb, gab es so etwas wie ein stilles Einvernehmen. Und das war Antwort genug.
 
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Steffi61

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Die trotzige Adventskerze

“Nein”, sagte die honiggelbe Kerze am Adventskranz, als sich ihr eine Hand mit einem brennenden Streichholz näherte. “Ich will nicht brennen, schmelzen, zerfließen, weinen, schrumpfen, bis nichts mehr von mir übrig geblieben ist.” Sie schüttelte sich und sie wehrte sich so sehr, dass ihr Docht das Feuer nicht anzunehmen vermochte.
“Autsch!”, schrie eine Menschenstimme, als das Streichholz abgebrannt war. “Nun habe ich mir den Finger verbrannt.”
Ein zweites Streichholz zischte auf, und wieder näherte sich eine heiße Feuerflamme der Kerze.
All ihre Kraft musste diese sammeln, um sich gegen die Flamme zu wehren, bis auch das zweite Streichholz abgebrannt war und die Menschenstimme wieder “Au!” und “Blöde Kerze!” rief. Doch schon flammte das dritte Streichholz auf. Nichts. Wie durch ein Wunder blieb der Docht unversehrt. Auch beim vierten, fünften, sechsten und siebten Streichholz. Vergebens. Kein Adventslicht erhellte den Raum.
Die Kerze freute sich.
“So ist es recht”, murmelte sie. “Nun werde ich für immer und ewig hier im Zimmer stehen können. Wie schön!”
“Wie gemein!”, sagte da eine Kinderstimme traurig. “Nun haben wir nur einen Adventskranz mit drei Kerzen.
“Nichts da!”, schimpfte die Menschenstimme wieder. “Diese Kerze taugt nichts. Wir ersetzen sie durch eine neue.“
Und ehe sich die Kerze versah, wurde sie aus dem Adventskranz gerissen und aus dem Fenster geworfen. Sie landete auf der Straße vor Hund Timmi, der auf der Suche nach etwas Essbarem durch die Straßen streunte.
Timmi zögerte nicht lange. Er roch an der Kerze, hob sie auf und machte sich auf den Weg in die wintertrübe Laubenkolonnie. Dort saß Herr Franke, der vor einigen Monaten seine Frau verloren hatte, frierend und traurig in einer Hütte im Dämmerlicht und grübelte.
“Oh, eine Kerze!”, rief er, als Timmi die Hütte betrat, und seine Augen fingen an zu strahlen. “Was für eine Überraschung! Danke, Timmi.” Er streichelte vorsichtig über den honiggelben Bauch der Kerze und flüsterte: “Danke, kleine Kerze!”
Dann zündete er mit zittrigen Fingern ein Streichholz an. Zisch!!!
Zisch? Die Kerze erschrak. Aber jetzt mochte sie sich nicht mehr wehren. Zu sehr freute sie sich über das glückliche Gesicht des Mannes. Zisch – nahm ihr Docht die Flamme an. Ein sanftes Licht erhellte nun die schäbige Hütte und das leise Lächeln des Mannes, der in das Kerzenlicht blickte.
“Siehst du, Timmi”, sagte Herr Franke, während er den Hund kraulte, “nun ist auch zu uns die Weihnachtszeit ein bisschen näher gekommen. Es gibt sie noch, die kleinen Wunder.”

© Elke Bräunling

Wünsche allen einen schönen 3. Advent

Steffi
 
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burki

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Hallo schöne Adventszeit.
Nun war ich am zweiten Advent auswärts und am dritten Advent auch nicht zu Hause...
Man sieht es auch an diesem Bild im Kalendertröt
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erst eine Kerze hat einen schwarzen Docht.
Was soll man machen?
Dieser 3. Weihnachtsadvent nach Colmar/Frankreich war schon längere Zeit gebucht und war auch richtig so über ein Busunternehmen ohne Stress.
Ich sag es schon mal vorab, Samstag Sauwetter mit Regen und wenn Old-Man,s reisen am 3. Sonntags-Advent mit Sonnenschein.

Die Freude war richtig groß, kein Mittagessen man schleckert ja an den Weihnachtsständen.
Mit 2 Bussen karrt man die Weihnachts-Touris nach Colmar aus meiner Heimatstadt.
Die Busse halten in Colmar kostenlos nur etwa 10 Minuten zum Aus- und Einsteigen, wer die Abfahrt verpasst verbring die Nacht beim Weihnachtsmann-..oder Frau :)

Nun ist genug gelabert, jetzt kommen die Bilder und die Weihnachtsträume.
Fangen wir mal mit den Fakten und den kulinarischen Genüssen an.
Toilettengang 2.- EUR :arghh:
Mein ersehntes Mittag am Weihnachtsstand in Colmar
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bitte jetzt hinsetzen... 12 EUR!
Der Glühwein, hier angeschlagen 0,2l 3,50 EUR + 2 EUR Pfand auf den Plastebecher :arghh:

So, jetzt genießt den Weihnachtsmarkt wie ich ihn erlebt habe.

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Das Münster in Colmar, leider in der Restauration, hier die Seitenansicht
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Fotopoint für Familie und sonstige Verliebte :)
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Busse aus Frankreich, Ukraine, Schweiz und D fuhren hier im Minutentakt ab.
Colmar lohnt nicht nur zu Weihnachtszeit.
Mit meiner Busnachbarin tauschte ich mich noch über den sehenswerten Weihnachtsmarkt in Straßburg aus, meine Schwester war auch ein verlängertes WE in Konstanz mit richtig gutem Feedback.
burki
 

alterego

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Was schenk ich heuer?

Trude Marzik

Weihnachten wär gar net übel,
gäb’s net allweil des Gegrübel:
Was soll ma an jeden schenken?
Schließlich will ma niemand kränken.
Darum mach ich mir a Listen,
daß i niemanden vergiß, denn
sonst gibt’s nix wia Peinlichkeit.
Die paßt net zur Weihnachtszeit.

Da wär amal die Familie.
Unser Erbtant, die Emilie,
die zwar selber nie was auslaßt,
ob a Halstuch ihr, a blau’s paßt?
Handgemalt, aus reiner Seiden?
Dabei kann i s‘ eh net leiden.
Für den Onkel Kasimir
gibt’s a Kisten Plisner Bier.

Unsern Großonkel, dem Otto,
schenk ma a Familienphoto,
und sei Tochter, die Mariandel,
kriegt a Palatschinkenpfandel.
Meine Nichte, diese Nocken,
höchstens ein Paar Tennissocken.
An Tabak fürn Engelbert,
weil mehr is mir der net wert.

Meine Freundin, die Hermine,
kriegt a Regenpelerine.
Vorigs Jahr war’s grad net nobel.
Wer braucht scho a Vorleggabel.
Meiner Nachbarin fürs Giaßen
werd i a was schenken müassen.
D‘Hälfte Pflanzen is verreckt.
Da genügt a Flaschel Sekt.

Für mein Mann Spirituosen
und drei neue Unterhosen.
Meiner Tochter gib i heuer
wieder Geld. Die kummt uns teuer.
Schon seit Monat tuats mi quälen
wegn ihrn Flug auch die Seychellen.

Nein, ich halt nix vom Kommerz.
Hauptsach is, ma schenkt mit Herz.
 

alterego

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Die Reise des Ochsen

Der Bauer fuhr gerade mit seinem Traktor los, um ein Feld zu pflügen. Wütend schaute ihm der Ochse nach. Er schnaubte und stampfte mit einem Vorderhuf auf.
Da fragte ihn das Reitpferd: «Warum regst du dich eigentlich über den Traktor auf?» Der Ochse entgegnete dem Pferd: «Dieser Traktor macht mich arbeitslos. Früher durfte ich den Pflug durch den Acker ziehen und den Ochsenkarren zum Markt. Das waren noch Zeiten!» «Du musst auch umstellen!» schlug ihm das Pferd vor. «Wir Pferde ziehen auch keine Postkutschen mehr. Aber als Reitpferd lässt sich gut leben.» Der Ochse stieß mit den Hörnern gegen die Wand und antwortete dem Pferd nicht mehr. Aber insgeheim fasste er einen Plan. Als der Sohn des Bauern ihn wieder auf die Weide führte, riss er sich los. So begann seine lange Reise.

Er war noch nicht weit gekommen, da hörte er in einem grauen Betongebäude Schweine grunzen. Er blieb stehen und rief durch einen Luftschlitz: «He, ihr Schweine, was tut ihr denn in diesem Stall ohne Fenster?» «Fett werden¨» quiekten sie durcheinander. Da dachte der Ochse: «Wenn das eine sinnvolle Arbeit sein soll!» Und er zog alleine weiter.

Nach einiger Zeit kam er an einer Fabrik vorbei, wo tausende von Hühnern auf engstem Raum gehalten wurden. Der Ochse staunte. Er lud ein paar Hühner ein, mit ihm durch die Zeiten zu ziehen. «Hier vermisst euch keiner», sagte er. «Ihr seid zu viele.» Aber kein einziges Huhn wollte mitkommen. Eine große Henne plusterte sich auf und erklärte: «Stör uns nicht! Wir müssen uns beeilen mit Eier legen. Der Eierpreis ist gesunken.» Der Ochse tröstete sich: «Hühner passen sowieso nicht zu mir.»

So zog der Ochse auf der Suche nach einer ochsenwürdigen Arbeit allein durch alle Zeiten. Zweitausend Jahre durchwanderte er.

Eines Tages sah er einen verlassenen Stall vor sich. Er beschloss, darin zu übernachten. Der Stall war aber gar nicht leer. Ein Esel stand an der Krippe. Er schnauzte den Ochsen an: «Da bist du endlich! Der hohe Besuch wird bald eintreffen.» «Wer?» fragte der Ochse überrascht. «Die heilige Familie», zischte der Esel. «Glaubst du eigentlich, ich könnte das Jesuskind ganz allein warmschnaufen?» «Ein Kind warmschnaufen», sagte der Ochse zufrieden. «Das klingt noch besser als pflügen. Ich bleibe. Mit einem Esel wollte ich schon lange gern einmal zusammenarbeiten.»
 
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