Teil 4: 5311 km nach Rovinj und zurück (Von Knin nach Split - 32 Bilder)

Eisenbahner

aktives Mitglied
Registriert seit
23. März 2009
Beiträge
213
Punkte
43
Webseite
schipholspotter.wixsite.com
Hallo liebe Mitfahrer,

im letzten Teil des Berichts 2013 waren wir morgens in Knin eingetroffen, die Sonne beschien ja schon die Festung dort.
Nun geht es weiter, bald ist Split erreicht!
Da jetzt der interessanteste Teil der Bahnstrecke befahren wird, ist es vielleicht verzeihlich, wenn ich einige Bilder mit ähnlichen Bahnmotiven einstelle. Die kurvenreiche Strecke mit ihren Steigungen und Gefälleabschnitten bietet so reizvolle Aussichten auf Labdschaft und auf die Wagenschlange, dass es eine wahre Freude ist.
Danach dann ist allerdings auch (fast) Schluss mit Bahnbildern, wir setzten unsere Reise nach Rovinj anders fort.

Hinter Knin durchfahren wir nun erst eine Ebene, bevor wir den schönen kleinen Bahnhof Perkovic erreichen. Dieser erinnert uns an istrische Bahnhofsgebäude und dürfte wohl auch historisch mit ihnen verwandt sein:



Bahnhofsgebäude Perkovic

Von Perkovic zweigt die Nebenstrecke nach Sibenik ab, die von einem ehemals schwedischen Triebwagen bedient wird:


Der hier aus dem Fenster schauende Vater hat seiner kleinen Tochter die Reise im Schlafwagen ermöglicht, ein nicht alltägliches Erlebnis. Ob es so etwas noch gibt, wenn die Tochter herangewachsen ist? Im Zeitalter der Billigstflugreisen erscheint der Schlafwagen heute schon einigen als Anachronismus:


Unser Zug schlängelt sich nun durch Teile der Höhenzüge Boraja und Kozjak als Ausläufer des Dinarischen Gebirges. Dabei geht es hoch und runter, und die beiden vorgespannten sechsachsigen Dieselloks haben gut zu tun. Bei der kurvenreichen Strecke ist es ein besonderer Genuss, aus den geöffneten Fenstern zu sehen, die Schlange der Wagen zu beobachten und dabei das Gefühl zu haben, gemeinsam mit der restlichen Zugbesetzung immer weiter von zu Hause weg und der Jahreserholung entgegenzufahren. Adria, wir kommen, der Weg ist ja durch das Gleis vorgezeichnet.






Ein Bild, das v.a. in Ost-/Südosteuropa - noch - möglich ist: Fast alle Wagen haben Fenster zum Öffnen. Die Reisenden jedoch in den beiden letzten Waggons aus Ungarn dürfen leider nicht mitspielen, sie fahren klimatisiert.


Was für ein Sound ...


Hinter unserem ist der Schlafwagen aus Moskau eingereiht

Nachdem der Zug das Tal von Primorski Dolac umrundet hat, erreicht er hier die Passhöhe bei Prgomet. Gegenüber ist etwas unterhalb der Mitte die Bahntrasse erkennbar, die wir eben befuhren, dahinter bzw. darüber ist zu sehen die Kirche Sv Ante Padovanski und – wie sollte es auch anders sein – ein strahlend blauer Sommerhimmel:


Auffallend sind nun die zahlreichen Mäuerchen aus Feldsteinen, und so ändern sich die Landschaftsbilder nun doch, westfälische Felder und münsterländische Parklandschaft sehen anders aus, ebenso die waldreichen Gebiete Sachsens und Tschechiens.





Von der Wagenschlange in der schönen, fremd-bekannten Urlaubslandschaft bei bestem Sommerwetter kann man gar nicht genug bekommen:


Teilweise lässt sich auf den Bildern die Steigung erahnen:


Den gegenüberliegenden Hang haben wir vorhin auf der erkennbaren Trasse umrundet. So erfahren wir dieses Mal Dalmatien und sein Hinterland:


Hier und da geht es noch durch einen Felseinschnitt, und dann --- der erste Blick auf die Adria!:




Sonst sehen wir die Adria immer erstmals in der Gegend von Koper, auf der Strecke Divaca-Pula. Nun sind wir viel weiter südlich und begrüßen das Mittelmeer bei Split. Welch ein erhebender Augenblick!



Noch aber geht es stellenweise wieder etwas bergan:


Dann kommt der beeindruckende, in einer Kurve liegende Steindamm von Labin Dalmatinski. Der komplette Zug Adria: Der Blick zurück zeigt hinter dem (ersten) Schlafwagen Prag-Split den Schlafwagen Moskau-Split, dahinter einen ungarischen Wagen, gefolgt von drei tschechischen Wagen in rot-weißer Farbgebung sowie am Schluss des Zuges den ungarischen Speisewagen und einen ungarischen Sitzwagen.



Dann geht es abwärts, wir nähern uns dem noch im Morgendunst liegenden Split:


Wir passieren Bahnhof und Depot Split Predgrade, dann verschwindet der Zug im Tunnel unter der Stadt, bevor er wieder am Bahnhof Split und damit direkt am Mittelmeer ans Tageslicht kommt:

Depot Split Predgrade

Unser „Görlitzer“ Schlafwagen im Bahnhof Split. Vor 24 Stunden haben wir ihn als Quartier bezogen, und wir sind ausgeruht und gefrühstückt angekommen. Schade eigentlich, dass diese Fahrt hier zuende ist, aber es geht ja weiter, immer wieder mit postkartenblauem Himmel:


Der Moskauer Schlafwagen, im Hintergrund der Glockenturm der Kathedrale des Hl. Domnius:


Die beiden schweren Maschinen umfahren den Zug, um ihn ins Depot zu ziehen:


Wo Bahnsteig und Gleis zuende sind …


… fängt das Mittelmeer an, Hafen und Fähranleger sind direkt auf der anderen Straßenseite vor dem Bahnhof. Ab/bis Split fahren übrigens auch Züge mit Autotransportwagen (ab/bis Zagreb).



Unser Zug Adria war doch erfreulich gut ausgelastet, man sammelt sich auf dem Bahnsteig, geht in die Stadt oder zum direkt gegenüberliegenden Hafen, wo die großen Fähren festmachen, und im Hintergrund ragen die eindrucksvollen, kahlen dalmatinischen Berge auf (für Istrien-Urlauber immer wieder ein tolles Abwechslungsprogramm):


Die Loks umfahren den Zug …


… und ziehen ihn weg:


Wir sind in Split, es hat alles geklappt wie geplant!





Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, im nächsten Teil schauen wir uns etwas in Split um.

Einen schönen Sonntag wünscht wieder der
Eisenbahner
 

Heiko705

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
16. Juni 2013
Beiträge
7.109
Punkte
113
Alter
50
Ort
Kassel
Manchmal gibt es solche "herrlich Verrückten" (im positiven Sinne), die alles aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen als man selbst. Sie bringen einen auf neue Ideen und machen das Leben bunter. Was Du von Beruf bist oder warst, braucht man nicht zu fragen. Mit welcher Hingabe hier immer wieder Teile des Zuges beschrieben werden. Diese Berichte bringen einem den Genuss des Bahnfahrens nach Kroatien sehr nahe. Plötzlich hat man fast selbst drauf Lust. Ich hoffe, für Dich ist nicht nur der Weg das Ziel, damit Du auch in Rovinj angekommen noch den Urlaub genießen kannst...:gut:
 

burki

Administrator
Mitarbeiter
Registriert seit
24. März 2004
Beiträge
25.540
Punkte
114
Alter
69
Ort
Baden-Württemberg
Webseite
www.adriaforum.com
Danke Heiko, besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Jetzt freue ich mich schon mal auf Split, da war ich von 12 Jahren auf ein Tagesbesuch.

burki
 

Kata

aktives Mitglied
Registriert seit
24. Sep. 2010
Beiträge
188
Punkte
18
Ort
München
Ich kann so gut nachvollziehen, wie erhebend der Anblick des Mittelmeeres gewesen sein muss! Mir geht es immer ähnlich, wenn wir nach einer langen Autofahrt bei Köper endlich das Meer sehen - da hab ich seit mehr als 40 Jahren jedesmal noch Freudentränen in den Augen.
Einfach schön!

lG Kata
 
A

Anna20

Guest
Deine Berichte sind wie immer exzellent, man bekommt Reiselust und etwas Neid;).. freue mich jetzt schon auf die nächste Beiträge und Fotostrecken.

:hallo:
Anna
 
Top Bottom