Polo, Politik und Pomp- Die "Tito-Insel" Brioni in

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Fred

Guest
Brioni? Ist das nicht ein Anzug? Richtig!
Der Kanzler trägt ihn, Kofi Annan trägt ihn und Donald Trump genauso. Sogar James Bond tötet in "Golden Eye" in feinstem Brioni-Tuch. Und sein Anzug sitzt - auch nach Explosionen, Attacken, Abenteuern.


Die Kleidung aus der Brioni-eigenen Schneiderei in den Abruzzen ist nicht ganz billig - aber jedes Detail ist handgenäht und drei tapfere Schneiderlein arbeiten vier Tage lang an einem Anzug. Doch was hat all das mit einer gewissen Insel in der Adria zu tun?


"Ein Lebensgefühl"
Umberto Angeloni, der Brioni-Chef, betont mit leichtem Overstatement: "Wir sind keine Marke, sondern ein Lebensgefühl. Wir machen nicht Mode für die Reichen, sondern für die Mega-Reichen". Und der Ort für die internationale Elite war zumindest in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: die Insel Brioni vor der kroatischen Küste.


Und so fügt sich eins zum anderen: Auf der Suche nach einem Namen, bei der die Kundschaft Exklusivität und Eleganz assoziiert, gab es für die Gründer der Modefirma vor 60 Jahren nur einen Namen: Brioni. Das Eiland war damals italienisch und der Treffpunkt der internationalen High Society. 1924 wurde auf Brioni der erste italienische Poloclub gegründet.

Exklusives Refugium
Und daran wollen die Brionis heute wieder anknüpfen: Maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Super-Reichen von heute will Umberto Angeloni die Tradition der Insel, die Geschichte seines Edelzwirn-Hauses und den Elitetourismus zusammenbringen. Sein Projekt: Die beiden Hotels und die wenigen Villen der Insel sollen zu Fünf-Sternehotels umgebaut werden. Angeloni weiß: "Die Insel war seit der Antike ein superexklusives Luxusrefugium."


In der Tat: Schon die alten Römer genossen das milde Klima der Insel und bauten ihre Sommerpaläste auf Brioni. Der märchenhafte Aufstieg der kleinen schönen Insel beginnt jedoch so richtig erst im Jahre 1893: Paul Kupelwieser, ein österreichischer Unternehmer, kaufte Brioni, ließ Sumpfgebiete trockenlegen und verwandelte die Insel in eines der traumhaftesten Ferienziele in Europa. Er ließ zwei Hotels bauen, einen Golfplatz, Swimmingpools mit Meerwasser und ein paar Villen. Später importierte er Vögel und exotische Tiere, so dass auch für das Jagdvergnügen gesorgt war.


Inoffizieller Regierungssitz
Ab 1919 gehörte Brioni zu Italien - doch nach dem zweiten Weltkrieg fiel die Insel an Titos Jugoslawien: Marshall Tito verbrachte mehr als die Hälfte des Jahres auf seiner Lieblingsinsel, in seiner großen Villa. In dieser Sommerresidenz, seinem inoffiziellen Regierungssitz, empfing er Staatsoberhäupter, Premiers und Minister aus etwa 100 Staaten. Der erste Staatsgast, der Brioni während dieser Zeit besuchte, war der äthiopische Kaiser Haile Selassie im Jahre 1954. Der letzte Besucher war der Präsident von Guinea-Bissau, das war 1979.


Alle waren sie da und alle wurden sie in Titos Weinkeller geführt: Leonid Breschnew, Indira Gandhi, Jassir Arrafat, König Hussein von Jordanien, Che Guevara, Fidel Castro, Königin Elisabeth II und viele andere. Thomas Mann besuchte die Insel während seines Aufenthaltes in Venedig, als er am "Tod von Venedig" schrieb.


Zwei lebende Elefanten
Mit Sophia Loren kochte Tito Spaghetti und Elisabeth Taylor nebst Richard Burton zeigte er seinen Safaripark. Viele Gäste brachten Geschenke mit. Man findet seltene Pflanzen und Tiere, die man auf einer Insel in der Adria wohl kaum vermuten würde. So gibt es noch heute auf der Insel zwei lebende Elefanten - ein Geschenk von Indira Gandhi.


Auf der Terrasse der Tito-Villa wurde die "Charta der blockfreien Staaten" unterzeichnet und heute noch verbringt der kroatische Präsident hier seinen Sommer. Vladizca, die Haushälterin, ist seit 37 Jahren dort beschäftigt. "Die Villa", sagt sie, "ist immer dieselbe. Nur die Präsidenten haben gewechselt."

Deluxe-Projekt
Seit 1989 ist Brioni Naturschutzgebiet. Die beiden existierenden Hotels haben etwa 150 Zimmer. Vom Hafenort Fasan aus geht eine Fähre nach Brioni für die Tagestouristen.


Die Insel gehört heute der kroatischen Regierung. Es herrschen strenge Regeln: Kein Neubau wird genehmigt, kein Verkauf, nur Veränderungen der vorhandenen Strukturen. Grünes Licht zum Umbau der Hotels im Rahmen der italienischen Brioni-Initiative hat die Regierung noch nicht gegeben. Der Präsident der istrischen Region, Ivan Jacovcic, unterstützt allerdings das Deluxe-Projekt und strebt neben dem Massentourismus an der Küste "eine Oase des Luxus" auf Brioni an.


Unvergleichlicher Charme
Erstes Anzeichen der geplanten Entwicklung: Das "Brioni Polo Classic"-Poloturnier am vergangenen Wochenende. Es kam immerhin schon ein echter Königssohn. Aus Bulgarien. Aber bis es mit dem Luxuseiland so weit ist, bleibt die Empfehlung an weniger betuchte Reisende: Fahren Sie hin! Schon allein das sozialistische Design der "real existierenden" Hotels in ihrem spektakulär-malerischen Ambiente hat einen unvergleichlichen Charme.



Quelle : http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,2338314,00.html
 
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Lutz

Guest
Das können sich demnächst nur noch Leute mit eigenem Flieger und Yacht leisten....
 
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