Kapitel 01:
„Nur im Alleinsein können wir uns selber finden. Alleinsein ist nicht Einsamkeit, sie ist das größte Abenteuer!“ ―Hermann Hesse
Viele würden sagen: „Allein in den Urlaub fahren? Nee, das mach‘ ich nich‘; das macht doch keinen Spaß.“ Da meine angestammte Reisebegleiterin Christine jedoch leider verhindert war, stand ich genau vor dieser Frage, doch wenn die Adria ruft, wer könnte dem Ruf widerstehen? Es kann auch eine ganz besondere Erfahrung werden – vielleicht hat man Begegnungen, die man sonst nie gehabt hätte. Man ist eben ganz auf sich allein gestellt und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Für mich persönlich war bald klar: Ich muss dahin. Ein Freund fragte noch bei mir an, ob er dann stattdessen mitkommen könne. Gut, man muss aber dazu sagen, dass dieser Freund nicht unbedingt der Unternehmungslustigste oder Schnellste ist. Wie viel von dem, was ich gern machen wollte, würde er mitmachen wollen? Ich habe meist sehr genaue Vorstellungen von dem, was ich machen möchte und bin auch nicht unbeschränkt bereit, Abstriche zu machen. Nee – lieber allein.
Anreisetag
Freitag, der 31.08.2018:
Also ging es an einem Freitagmorgen gegen 09.00 Uhr los. Schließlich wollte ich am nächsten Morgen um 09.00 Uhr unbedingt die Fähre in Split bekommen. 24 Stunden? Das sollte reichen! Laut Google Maps benötigt man nach Split von meinem Zuhause 14 Stunden. Das schafft man aber sowieso nie, denn man macht ja auch Pausen. Meistens werden es dann um die 17 Stunden. Dann hatte ich noch vor, in der Nacht, wenn ich müde werden würde, eine 4-5-stündige Schlafpause einzulegen, und wer weiß, in was für einen Stau man noch gerät? Also los.
Los geht's!
Mit offenem Dach und festgezurrtem Koffer auf dem Gepäckträger meines Mazdas ging es los in den Süden. Das Dach musste ich jedoch bald schließen. In der freudigen Erwartung des nun beginnenden Urlaubs war ich dann wohl doch etwas zu optimistisch, was die Temperatur anging. Die Fahrt verlief recht problemlos. Was mir aber manchmal und immer wieder gern passiert: Man kennt das. Eben war der Tank noch halbvoll. Da hat man dann ja noch viel, viieel Zeit zum Tanken. Doch plötzlich sinkt die Nadel immer schneller und schneller, und eine Tankstelle oder wenigstens ein Hinweis darauf will nun einfach nicht mehr kommen. Hihi. Mir war das zu ungeheuer, weshalb ich bei Straubing die Autobahn verließ, in kleinen Dörfern rumkurvte und einen Bauern auf seinem Trecker fragte, wo denn die nächste Tankstelle sei. Freundlich wie er war, wies er mir den Weg über irgendwelche geteerten Feldwege, die er sodann auch mit seinem Trecker befuhr. Jedenfalls war der Tank nun wieder voll. Als ich wieder auf die Autobahn auffuhr, kam natürlich nach wenigen Kilometern die nächste Tankstelle. Ist ja klar. Egal.
In Bayern überquerte ich gerade die Donau, als es anfing zu regnen. Doch da ich das geahnt hatte, hatte ich schon vorher meinen Koffer auf dem Gepäckträger mit einer Plane umwickelt. An der letztmöglichen Tankstelle vor der Grenze zu Österreich, die ich nun in sechseinhalb Stunden erreicht hatte, kaufte ich das für Österreich nötige Pickerl und auch gleich die Vignette für Slowenien, die ich nach einer Bockwurst-Pause aufklebte. Zwischen Nürnberg und Passau war ich in etwas zähfließenden Verkehr geraten, wie ich auch bereits zuvor auf Google Maps erfahren hatte. Der Zeitverlust war dann jedoch gering.
Vorbereitungen auf den Regen
Leichter Regen
In Österreich hörte der Regen auf. Nanu, was ist denn hier los? Normalerweise ist es doch genau anders rum! An einer kleinen Tankstelle fernab der Autobahn in Wels pflege ich meist zu tanken, um den Benzinpreis-Vorteil etwas auszunutzen. So tankte ich für 1,25 € voll und befüllte auch gleich noch den mitgeführten 5-Liter-Kanister. Österreich komplett zu durchqueren zieht sich dann meist. Und schließlich tankte ich in Graz an einer ebenfalls der Autobahn fernen Tankstelle noch einmal für 1,20 €. Wenn man dort ist, hat man ja bereits das Meiste geschafft. Slowenien durchquert man nur kurz und steht dann plötzlich vor der kroatischen Grenze. Ich verzichtete darauf, den Grenzübergang Macelj zu umfahren und fuhr einfach die kürzeste Strecke. Hier winkte man mich einfach durch, wodurch sich der Zeitverlust durch das Anstellen auf ca. 10 Minuten beschränkte.
Kroatische Grenze
Von der Grenze bis rüber nach Split ist es dann aber noch ein langes, langes Stück. Irgendwann ist man der Tunnel überdrüssig, doch fühlte ich mich noch erstaunlich gut. Deshalb entschied ich, bis kurz vor Split durchzufahren und erst dann die angestrebte Schlafpause einzulegen. Auf diese Art und Weise ließe sich die Ankunftszeit in Split auch besser steuern.
01. Tag – Von einer zauberhaften Bucht und einer ansehnlichen Inselhauptstadt
Samstag, der 01.09.2018:
Eigentlich hatte ich geplant, auf dem „Odmorište Sveti Rok“ nach Durchqueren des gleichnamigen Tunnels einen Stopp einzulegen, da man hier eine gute Aussicht haben soll. Zu dieser frühen Stunde machte das natürlich wenig Sinn, weshalb ich weiterfuhr. Dann würde ich dies auf der Rückfahrt nachholen. Und so wurde es ausgerechnet der Rastplatz Krka, auf den ich gegen 00.30 Uhr zwecks Nachtruhe auffuhr. Auch von hier wollte ich gern die Aussicht auf die Krka genießen. Vielleicht gelänge mir dies nach dem Aufstehen um 05.00 Uhr, sollte es dann nicht mehr ganz so dunkel sein.
Zuerst musste aber noch der Parkplatz mitsamt der Aussichtsplattform auf die im Dunkel dahinfließende Krka inspiziert werden, ein Blick auf die Autobahnbrücke geworfen werden. Ich schnappte mir mein an einer Tankstelle erstandenes Karlovačko und machte also noch einen kleinen Rundgang. Irgendwie musste man doch auch unter die Brücke gelangen können, denn von irgendwo musste man doch Skradin sehen können. Im Dunkeln suchte ich nach einer Möglichkeit, den zu meinem Verdruss aufgestellten Absperrzaun zu überklettern, um unter die Brücke zu gelangen. Es ging nicht. Es ging einfach nicht. Dann entdeckte ich im vorderen Bereich des Rastplatzes den Durchgang auf die andere Autobahnseite. Ja, das musste der Schlüssel zu Skradin sein. Auf der anderen Seite lag der Ort dann wunderbar unter mir. Vielleicht könnte ich auch das nach dem Aufstehen noch einmal in etwas hellerem Licht genießen.
Raststätte Krka
Nun wollte ich mir eine vierstündige Schlafpause gönnen. Man weiß ja, wie das ist. Man ist erledigt und legt sich zum Schlafen ins Auto, doch wenn man dann schlafen will, funktioniert es nicht. Doch nicht mit mir, hehe. Ich hatte extra zu diesem Zwecke Schlaftabletten mitgenommen, von denen ich mir eine zuführte. Der Handywecker wurde auf 05.00 Uhr gestellt. Doch der Schlaf dachte nicht im Entferntesten daran, sich einzustellen, trotz Tablette nicht. Dieser Sauhund. Nun ja, dann musste ich mich mit dem Ruhen eben begnügen.
Gegen fünf war es noch keinen Deut heller geworden, weswegen ich die Ausblicke von hier ebenfalls auf die Rückfahrt verschob. Gegen sechs erreichte ich die „Hauptstadt Dalmatiens“ und lenkte das Auto auf den Fährhafen. Doch alles und jedes steht hier angeschrieben, jede Insel, sogar Šolta, doch wo musste man sich um Gottes Willen für die Fähre nach Vis einreihen? Nach einigen Fragen meinerseits brachte ich in Erfahrung, dass man zum allerletzten äußersten Winkel, wirklich ganz nach hinten auf der anderen Seite des Fährhafens musste. Mein Auto war dort nun das Fünfte. 06.30 Uhr. Die freundliche Jadrolinija-Ticket-Verkäuferin wies mich noch einmal darauf hin, dass ich zur Sicherheit um 08.30 Uhr schon zurück sein solle. Dass man nicht im allerletzten Moment zurück kommt, war natürlich klar. Prima. Da hatte ich nun 2 Stunden, um auf den Markt in Split oberhalb und seitlich des Diokletianpalasts zu schauen und zu frühstücken. Perfekt. Genauso hatte ich es mir vorgestellt.
Warten auf die Fähre
Die Riva
Auf mein Fragen an der Riva hin wurde mir mitgeteilt, dass man erst um 08.00 Uhr frühstücken könne. Nun gut. Also zum Markt. Viele Buden waren schon aufgestellt und geöffnet, Obst, Gemüse und allerlei Anderes lag schon zum Verkauf bereit. Es ist immer wieder schön, über die kleinen Märkte zu schlendern. Durch einen freundlichen Hinweis eines ebenso freundlichen Mitgliedes des Adriaforums kam ich auf die Idee, mir einen Beutel dieser kandierten Orangenschalenstreifen zu kaufen, die ganz lecker sein sollten.
Auf dem Markt
Allerlei Gemüse
Honig? Nee, brauch' ich nich'!
Merkwürdiger Deutscher mit kandierten Orangenschalen
Gregor von Nin
Marktplatz westlich des Diokletian-Palasts
Oberhalb der Altstadt
Um kurz vor acht genoss ich an der Riva einen Kaffee, Ham & Eggs und Sandwiches. So, jetzt hieß es aber, sich ein bissel zu sputen, doch um 08.19 Uhr war ich bereits wieder am Auto. Doch was mussten meine ungläubigen Augen feststellen? Die hatten doch tatsächlich bereits ohne mich mit dem Verladen der Fähre angefangen. Von wegen 08.30 Uhr! Da ist man überpünktlich, und es nutzt trotzdem nichts. Die meisten waren schon um mein Auto rumgefahren, doch bestand kein Grund zur Sorge, da die Fähre nicht ganz voll wurde.
Schmackhaftes Frühstück an der Riva
Mach's gut, Split!
Split mit einem Schiff zu verlassen, hat immer wieder etwas Besonderes. Auf dem Deck kam ich mit Robert ins Gespräch, der recht sympathisch war. Er war ein Mann etwa in meinem Alter und dunklen Haaren. Sein Englisch war für eine Unterhaltung ausreichend, und er beklagte sich, dass es bis vor ein paar Jahren mit den Schiffen hier am Hafen noch nicht so schlimm gewesen sei. Nun würde man ja vor lauter Schiffen nichts Anderes mehr sehen. Er war mit seiner Familie vor dem Trubel hier in Split auf die Insel Vis geflohen, und nun führten sie ein beschauliches Leben in Komiža. Ein Mal in der Woche führe er mal rüber nach Split, sagte er, das sei vollkommen ausreichend. Ansonsten hätte man auf der Insel alles, was man brauche. Der ehemalige Soldat, der nun nicht mehr zu arbeiten brauchte, erzählte mir, dass Vis nun erst seit 30 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sei, da es bis 1989 noch militärisches Sperrgebiet war, was ich aber bereits wusste. Robert stand eigentlich immer am gleichen Stück der Reling, weswegen wir immer wieder unser Gespräch fortsetzen konnten. Er nannte lediglich einen Motorroller und ein Boot sein Eigen. Das reichte ihm völlig. In Vis angekommen, müsse er dann mit dem Boot nach Hause fahren, erzählte er. Ein junges Mädel, die ich für seine Tochter hielt, erbat sich von ihm Feuer für ihre Zigarette. Nein, das sei nicht seine Tochter, grinste er. Solche jungen, hübschen Dinger kenne er zuhauf. Irgendwann sah ich ihn dann nicht mehr. Mach’s gut, Robert!
Auf hoher See
Die Crew der Fähre hat irgendwas zu feiern!
Die Überfahrt nach Vis dauert 2 Stunden und 20 Minuten. Viele Reisende schliefen in den Gängen der Fähre. Als wir uns der Inselhauptstadt näherten, kamen viele der Mitpassagiere aufs Deck, um Fotos zu machen. Und ja, es lohnt sich in der Tat. Die Stadt Vis entpuppte sich als überaus sehenswert mit ihrer Klosterhalbinsel im Hafenbecken, den vielen stattlichen und alten Gebäuden, der Promenade und den Palmen.
Dem Ziel nahe
Einfahrt in den Hafen von Vis
Die haben Spaß!
Die Klosterhalbinsel
Ist sie nicht schön?
Das herrliche Vis
Wir legen an
Als wir die Fähre mit den Fahrzeugen verließen, sah man bereits manche Vermieter von Ferienwohnungen, die Schilder mit den Namen ihrer Gäste in die Höhe reckten, um sie persönlich vom Hafen abzuholen. Und da stand doch wirklich auch meine Vermieterin und hielt ein Schild mit meinem falsch geschriebenen Namen in den Händen. Egal, wohin man kommt, ob dies Kroatien oder Griechenland ist, der Name Heiko scheint für alle immer komplett unbekannt zu sein. Ich war etwas geschockt. Ich meine, was machte die denn hier? Das war zwar überaus nett von ihr, aber alles andere als abgesprochen. Ich hatte mit ihr vereinbart, dass ich erst abends um halb acht kommen würde, doch da die Verständigung aufgrund der mangelnden Englischkenntnisse nur mit Händen und Füßen möglich war, hatte sie das wohl doch nicht richtig verstanden. Schließlich wollte ich zuerst baden und die Stadt erkunden. Und dann stand sie auch noch direkt dort, wo man mit dem Auto die Rampe verlässt. Als ich ihr nun schnell zu erklären versuchte, dass ich doch erst später kommen würde, hielt ich natürlich alle hinter mir auf, die verständlicherweise not amused ob dieser Verzögerung waren. Ich versuchte ihr zu verstehen zu geben, dass ich erst einmal schnell parken würde.
So schnell geht das aber dann meist auch nicht, wenn man nur kurz direkt an einem Hafen parken will, ohne bereits Geld zu zahlen. Also fuhr ich den Ort hinauf und erblickte einen Parkplatz, für den man nicht zahlen musste. Als ich zurück kam, war meine Vermieterin nicht mehr da. Ich setzte mich auf eine Bank unter Palmen und rief sie an. Ein Taxifahrer, der des Deutschen mächtig war, ging dran und erklärte mir, dass die Dame noch bei den Taxis stehen würde. Ich erzählte ihm alles, und er würde der Dame erklären, dass ich erst gegen halb acht kommen würde. Ts, ts…
„Nur im Alleinsein können wir uns selber finden. Alleinsein ist nicht Einsamkeit, sie ist das größte Abenteuer!“ ―Hermann Hesse
Viele würden sagen: „Allein in den Urlaub fahren? Nee, das mach‘ ich nich‘; das macht doch keinen Spaß.“ Da meine angestammte Reisebegleiterin Christine jedoch leider verhindert war, stand ich genau vor dieser Frage, doch wenn die Adria ruft, wer könnte dem Ruf widerstehen? Es kann auch eine ganz besondere Erfahrung werden – vielleicht hat man Begegnungen, die man sonst nie gehabt hätte. Man ist eben ganz auf sich allein gestellt und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Für mich persönlich war bald klar: Ich muss dahin. Ein Freund fragte noch bei mir an, ob er dann stattdessen mitkommen könne. Gut, man muss aber dazu sagen, dass dieser Freund nicht unbedingt der Unternehmungslustigste oder Schnellste ist. Wie viel von dem, was ich gern machen wollte, würde er mitmachen wollen? Ich habe meist sehr genaue Vorstellungen von dem, was ich machen möchte und bin auch nicht unbeschränkt bereit, Abstriche zu machen. Nee – lieber allein.
Anreisetag
Freitag, der 31.08.2018:
Also ging es an einem Freitagmorgen gegen 09.00 Uhr los. Schließlich wollte ich am nächsten Morgen um 09.00 Uhr unbedingt die Fähre in Split bekommen. 24 Stunden? Das sollte reichen! Laut Google Maps benötigt man nach Split von meinem Zuhause 14 Stunden. Das schafft man aber sowieso nie, denn man macht ja auch Pausen. Meistens werden es dann um die 17 Stunden. Dann hatte ich noch vor, in der Nacht, wenn ich müde werden würde, eine 4-5-stündige Schlafpause einzulegen, und wer weiß, in was für einen Stau man noch gerät? Also los.

Los geht's!
Mit offenem Dach und festgezurrtem Koffer auf dem Gepäckträger meines Mazdas ging es los in den Süden. Das Dach musste ich jedoch bald schließen. In der freudigen Erwartung des nun beginnenden Urlaubs war ich dann wohl doch etwas zu optimistisch, was die Temperatur anging. Die Fahrt verlief recht problemlos. Was mir aber manchmal und immer wieder gern passiert: Man kennt das. Eben war der Tank noch halbvoll. Da hat man dann ja noch viel, viieel Zeit zum Tanken. Doch plötzlich sinkt die Nadel immer schneller und schneller, und eine Tankstelle oder wenigstens ein Hinweis darauf will nun einfach nicht mehr kommen. Hihi. Mir war das zu ungeheuer, weshalb ich bei Straubing die Autobahn verließ, in kleinen Dörfern rumkurvte und einen Bauern auf seinem Trecker fragte, wo denn die nächste Tankstelle sei. Freundlich wie er war, wies er mir den Weg über irgendwelche geteerten Feldwege, die er sodann auch mit seinem Trecker befuhr. Jedenfalls war der Tank nun wieder voll. Als ich wieder auf die Autobahn auffuhr, kam natürlich nach wenigen Kilometern die nächste Tankstelle. Ist ja klar. Egal.
In Bayern überquerte ich gerade die Donau, als es anfing zu regnen. Doch da ich das geahnt hatte, hatte ich schon vorher meinen Koffer auf dem Gepäckträger mit einer Plane umwickelt. An der letztmöglichen Tankstelle vor der Grenze zu Österreich, die ich nun in sechseinhalb Stunden erreicht hatte, kaufte ich das für Österreich nötige Pickerl und auch gleich die Vignette für Slowenien, die ich nach einer Bockwurst-Pause aufklebte. Zwischen Nürnberg und Passau war ich in etwas zähfließenden Verkehr geraten, wie ich auch bereits zuvor auf Google Maps erfahren hatte. Der Zeitverlust war dann jedoch gering.

Vorbereitungen auf den Regen

Leichter Regen
In Österreich hörte der Regen auf. Nanu, was ist denn hier los? Normalerweise ist es doch genau anders rum! An einer kleinen Tankstelle fernab der Autobahn in Wels pflege ich meist zu tanken, um den Benzinpreis-Vorteil etwas auszunutzen. So tankte ich für 1,25 € voll und befüllte auch gleich noch den mitgeführten 5-Liter-Kanister. Österreich komplett zu durchqueren zieht sich dann meist. Und schließlich tankte ich in Graz an einer ebenfalls der Autobahn fernen Tankstelle noch einmal für 1,20 €. Wenn man dort ist, hat man ja bereits das Meiste geschafft. Slowenien durchquert man nur kurz und steht dann plötzlich vor der kroatischen Grenze. Ich verzichtete darauf, den Grenzübergang Macelj zu umfahren und fuhr einfach die kürzeste Strecke. Hier winkte man mich einfach durch, wodurch sich der Zeitverlust durch das Anstellen auf ca. 10 Minuten beschränkte.

Kroatische Grenze
Von der Grenze bis rüber nach Split ist es dann aber noch ein langes, langes Stück. Irgendwann ist man der Tunnel überdrüssig, doch fühlte ich mich noch erstaunlich gut. Deshalb entschied ich, bis kurz vor Split durchzufahren und erst dann die angestrebte Schlafpause einzulegen. Auf diese Art und Weise ließe sich die Ankunftszeit in Split auch besser steuern.
01. Tag – Von einer zauberhaften Bucht und einer ansehnlichen Inselhauptstadt
Samstag, der 01.09.2018:
Eigentlich hatte ich geplant, auf dem „Odmorište Sveti Rok“ nach Durchqueren des gleichnamigen Tunnels einen Stopp einzulegen, da man hier eine gute Aussicht haben soll. Zu dieser frühen Stunde machte das natürlich wenig Sinn, weshalb ich weiterfuhr. Dann würde ich dies auf der Rückfahrt nachholen. Und so wurde es ausgerechnet der Rastplatz Krka, auf den ich gegen 00.30 Uhr zwecks Nachtruhe auffuhr. Auch von hier wollte ich gern die Aussicht auf die Krka genießen. Vielleicht gelänge mir dies nach dem Aufstehen um 05.00 Uhr, sollte es dann nicht mehr ganz so dunkel sein.
Zuerst musste aber noch der Parkplatz mitsamt der Aussichtsplattform auf die im Dunkel dahinfließende Krka inspiziert werden, ein Blick auf die Autobahnbrücke geworfen werden. Ich schnappte mir mein an einer Tankstelle erstandenes Karlovačko und machte also noch einen kleinen Rundgang. Irgendwie musste man doch auch unter die Brücke gelangen können, denn von irgendwo musste man doch Skradin sehen können. Im Dunkeln suchte ich nach einer Möglichkeit, den zu meinem Verdruss aufgestellten Absperrzaun zu überklettern, um unter die Brücke zu gelangen. Es ging nicht. Es ging einfach nicht. Dann entdeckte ich im vorderen Bereich des Rastplatzes den Durchgang auf die andere Autobahnseite. Ja, das musste der Schlüssel zu Skradin sein. Auf der anderen Seite lag der Ort dann wunderbar unter mir. Vielleicht könnte ich auch das nach dem Aufstehen noch einmal in etwas hellerem Licht genießen.

Raststätte Krka
Nun wollte ich mir eine vierstündige Schlafpause gönnen. Man weiß ja, wie das ist. Man ist erledigt und legt sich zum Schlafen ins Auto, doch wenn man dann schlafen will, funktioniert es nicht. Doch nicht mit mir, hehe. Ich hatte extra zu diesem Zwecke Schlaftabletten mitgenommen, von denen ich mir eine zuführte. Der Handywecker wurde auf 05.00 Uhr gestellt. Doch der Schlaf dachte nicht im Entferntesten daran, sich einzustellen, trotz Tablette nicht. Dieser Sauhund. Nun ja, dann musste ich mich mit dem Ruhen eben begnügen.
Gegen fünf war es noch keinen Deut heller geworden, weswegen ich die Ausblicke von hier ebenfalls auf die Rückfahrt verschob. Gegen sechs erreichte ich die „Hauptstadt Dalmatiens“ und lenkte das Auto auf den Fährhafen. Doch alles und jedes steht hier angeschrieben, jede Insel, sogar Šolta, doch wo musste man sich um Gottes Willen für die Fähre nach Vis einreihen? Nach einigen Fragen meinerseits brachte ich in Erfahrung, dass man zum allerletzten äußersten Winkel, wirklich ganz nach hinten auf der anderen Seite des Fährhafens musste. Mein Auto war dort nun das Fünfte. 06.30 Uhr. Die freundliche Jadrolinija-Ticket-Verkäuferin wies mich noch einmal darauf hin, dass ich zur Sicherheit um 08.30 Uhr schon zurück sein solle. Dass man nicht im allerletzten Moment zurück kommt, war natürlich klar. Prima. Da hatte ich nun 2 Stunden, um auf den Markt in Split oberhalb und seitlich des Diokletianpalasts zu schauen und zu frühstücken. Perfekt. Genauso hatte ich es mir vorgestellt.

Warten auf die Fähre

Die Riva
Auf mein Fragen an der Riva hin wurde mir mitgeteilt, dass man erst um 08.00 Uhr frühstücken könne. Nun gut. Also zum Markt. Viele Buden waren schon aufgestellt und geöffnet, Obst, Gemüse und allerlei Anderes lag schon zum Verkauf bereit. Es ist immer wieder schön, über die kleinen Märkte zu schlendern. Durch einen freundlichen Hinweis eines ebenso freundlichen Mitgliedes des Adriaforums kam ich auf die Idee, mir einen Beutel dieser kandierten Orangenschalenstreifen zu kaufen, die ganz lecker sein sollten.

Auf dem Markt

Allerlei Gemüse

Honig? Nee, brauch' ich nich'!

Merkwürdiger Deutscher mit kandierten Orangenschalen

Gregor von Nin

Marktplatz westlich des Diokletian-Palasts

Oberhalb der Altstadt
Um kurz vor acht genoss ich an der Riva einen Kaffee, Ham & Eggs und Sandwiches. So, jetzt hieß es aber, sich ein bissel zu sputen, doch um 08.19 Uhr war ich bereits wieder am Auto. Doch was mussten meine ungläubigen Augen feststellen? Die hatten doch tatsächlich bereits ohne mich mit dem Verladen der Fähre angefangen. Von wegen 08.30 Uhr! Da ist man überpünktlich, und es nutzt trotzdem nichts. Die meisten waren schon um mein Auto rumgefahren, doch bestand kein Grund zur Sorge, da die Fähre nicht ganz voll wurde.

Schmackhaftes Frühstück an der Riva

Mach's gut, Split!
Split mit einem Schiff zu verlassen, hat immer wieder etwas Besonderes. Auf dem Deck kam ich mit Robert ins Gespräch, der recht sympathisch war. Er war ein Mann etwa in meinem Alter und dunklen Haaren. Sein Englisch war für eine Unterhaltung ausreichend, und er beklagte sich, dass es bis vor ein paar Jahren mit den Schiffen hier am Hafen noch nicht so schlimm gewesen sei. Nun würde man ja vor lauter Schiffen nichts Anderes mehr sehen. Er war mit seiner Familie vor dem Trubel hier in Split auf die Insel Vis geflohen, und nun führten sie ein beschauliches Leben in Komiža. Ein Mal in der Woche führe er mal rüber nach Split, sagte er, das sei vollkommen ausreichend. Ansonsten hätte man auf der Insel alles, was man brauche. Der ehemalige Soldat, der nun nicht mehr zu arbeiten brauchte, erzählte mir, dass Vis nun erst seit 30 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sei, da es bis 1989 noch militärisches Sperrgebiet war, was ich aber bereits wusste. Robert stand eigentlich immer am gleichen Stück der Reling, weswegen wir immer wieder unser Gespräch fortsetzen konnten. Er nannte lediglich einen Motorroller und ein Boot sein Eigen. Das reichte ihm völlig. In Vis angekommen, müsse er dann mit dem Boot nach Hause fahren, erzählte er. Ein junges Mädel, die ich für seine Tochter hielt, erbat sich von ihm Feuer für ihre Zigarette. Nein, das sei nicht seine Tochter, grinste er. Solche jungen, hübschen Dinger kenne er zuhauf. Irgendwann sah ich ihn dann nicht mehr. Mach’s gut, Robert!

Auf hoher See

Die Crew der Fähre hat irgendwas zu feiern!
Die Überfahrt nach Vis dauert 2 Stunden und 20 Minuten. Viele Reisende schliefen in den Gängen der Fähre. Als wir uns der Inselhauptstadt näherten, kamen viele der Mitpassagiere aufs Deck, um Fotos zu machen. Und ja, es lohnt sich in der Tat. Die Stadt Vis entpuppte sich als überaus sehenswert mit ihrer Klosterhalbinsel im Hafenbecken, den vielen stattlichen und alten Gebäuden, der Promenade und den Palmen.

Dem Ziel nahe

Einfahrt in den Hafen von Vis

Die haben Spaß!

Die Klosterhalbinsel

Ist sie nicht schön?

Das herrliche Vis

Wir legen an
Als wir die Fähre mit den Fahrzeugen verließen, sah man bereits manche Vermieter von Ferienwohnungen, die Schilder mit den Namen ihrer Gäste in die Höhe reckten, um sie persönlich vom Hafen abzuholen. Und da stand doch wirklich auch meine Vermieterin und hielt ein Schild mit meinem falsch geschriebenen Namen in den Händen. Egal, wohin man kommt, ob dies Kroatien oder Griechenland ist, der Name Heiko scheint für alle immer komplett unbekannt zu sein. Ich war etwas geschockt. Ich meine, was machte die denn hier? Das war zwar überaus nett von ihr, aber alles andere als abgesprochen. Ich hatte mit ihr vereinbart, dass ich erst abends um halb acht kommen würde, doch da die Verständigung aufgrund der mangelnden Englischkenntnisse nur mit Händen und Füßen möglich war, hatte sie das wohl doch nicht richtig verstanden. Schließlich wollte ich zuerst baden und die Stadt erkunden. Und dann stand sie auch noch direkt dort, wo man mit dem Auto die Rampe verlässt. Als ich ihr nun schnell zu erklären versuchte, dass ich doch erst später kommen würde, hielt ich natürlich alle hinter mir auf, die verständlicherweise not amused ob dieser Verzögerung waren. Ich versuchte ihr zu verstehen zu geben, dass ich erst einmal schnell parken würde.
So schnell geht das aber dann meist auch nicht, wenn man nur kurz direkt an einem Hafen parken will, ohne bereits Geld zu zahlen. Also fuhr ich den Ort hinauf und erblickte einen Parkplatz, für den man nicht zahlen musste. Als ich zurück kam, war meine Vermieterin nicht mehr da. Ich setzte mich auf eine Bank unter Palmen und rief sie an. Ein Taxifahrer, der des Deutschen mächtig war, ging dran und erklärte mir, dass die Dame noch bei den Taxis stehen würde. Ich erzählte ihm alles, und er würde der Dame erklären, dass ich erst gegen halb acht kommen würde. Ts, ts…
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