Ok, ich versuchs mal ganz kurz und vereinfacht, mit einem fiktiven Beispiel, so wie es ein Richter des Zagreber Handelsgerichtes Mislav Kolakusic gestern sinngemäß in einem TV-Interview geschildert hat:
Also das geht wie folgt:
Marius hat eine Firma mit 5 Angestellten und hat eine offene Rechnung gegenüber Vize2 von 100.000 Kuna, aber leider ist Marius Firmenkonto schon leicht im Minus.
Weiters hat Marius schon seit Monaten keinerlei Arbeitgeberanteile und Sozialversicherungszahlungen an den Staat abgeführt und schuldet auch hier mittlerweile 500.000 Kuna.
Hier müssten ja schon alle Alarmglocken läuten, und eigentlich müsste Marius Insolvenz anmelden, ansonsten könnte er wegen Insolvenzverschleppung strafrechtlich relevant belangt werden. Aber das wurde in Kroatien kürzlich geändert, erstmal MUSS jeder Unternehmer in dieser Situation versuchen eine vorinsolventliche Vereinbarung zu treffen.
Nun gründet Marius also gemütlich eine weitere Firma, dazu braucht er drei Tage, und stellt sich selbst fiktive Rechnungen über insgesamt 300.000,- Kuna aus. Dann stellt ihm auch noch sein Kumpel Claus-Jürgen über seine Firma eine fiktive Rechnung über 300.000,- Kuna aus. Natürlich wird keine der Rechnungen beglichen.
Marius schuldet offiziell derzeit also insgesamt 1,2 Millionen Kuna.
Marius benennt diese Schulden dem Handelsgericht, welches KEINE PRÜFUNG DER RICHTIGKEIT DER RECHNUNGEN vornehmen darf. D.h. das Handelsgericht bestätigt nur die Angaben, die der SCHULDNER, also Marius gemacht hat.
Nun kennt aber Viktor auch Marius und Claus-Jürgen persönlich und er weiß zufällig, dass Claus-Jürgen niemals irgendwelche Leistungen für Marius erbracht hat. Viktor meldet das dem Handelsgericht, und auch dass die zweite Firma von Marius erst wenige Tage alt ist, und dass doch diese Rechnungen getürkt sein müssen.
Nun, das Handelsgericht ist NICHT BEFUGT, diese Hinweise zu betrachten, sondern darf nur die Angaben von Marius bestätigen und ans Finanzamt weiterleiten. Dort entscheidet dann eine kleine Runde, wie weiter verfahren wird. Zu diesem Termin erscheint nur Marius, und er erklärt, dass er ja 5 Angestellte hat und man möchte ihm doch bitte einen Teil seiner Schulden erlassen, damit er die Leute nicht entlassen muss. Die größten Anteile als Gläubiger haben der kroatische Finanzminister, Marius mit seiner zweiten Firma sowie Cluas-Jürgen, der mit Marius unter einer Decke steckt. Die stimmen allen Vorschlägen von Marius zu. Viktor hingegen wird gar nciht gefragt, weil sein prozentueller Anteil als Gläubiger durch Scheinrechnungen nach unten gedrückt wurde.
Der Finanzminister sagt dann, ja ok, also Arbeitsplätze stehen bei uns an erster Stelle, wir sind also mit dem Vorschlag einverstanden, dass du dem Staat 40% der offenen Beträge erstatten musst und 20% an die anderen Gläubiger.
Marius muss somit Viktor nur noch 20.000,- Kuna bezahlen, Jeweils 60.000,- müsste er an Marius 2. Firma sowie an Claus-Jürgen überweisen, was natürlich niemals erfolgen wird. und dem kroatischen Staat schuldet Marius nur noch 200.000 Euro.
Von einer tatsächlichen Schuld von 600.000,- muss Marius jetzt nur noch 220.000,- bezahlen und hat dafür auch noch mehrere Jahre Zeit, er wird höchstwahrscheinlich überhaupt nichts bezahlen, sondern in wenigen Monaten die Arbeiter entlassen und veräußerbaren Firmenbesitz in Sicherheit bringen, dazu hat er ja jetzt ausreichend Zeit. Viktor hingegen entlässt seine Mitarbeiter, weil er selbst seine Lieferanten nicht mehr bezahlen kann.
Danach rühmt sich der Finanzminister damit, dass er 5 Arbeitsplätze in Marius Firma gerettet hat.
Und natürlich hilft es, wenn man den Finanzminister und dessen Berater persönlich kennt, da werden die Summen dann schwindelerregend
Na, alles klar?