Debatte um zweisprachige Ortstafeln

  • Ersteller des Themas perovuk
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AlterNeuer

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Hallo,

was auf Istrien und anderswo selbstverständlich ist, sollte auch in von teilweise von Serben bewohnten Gebieten selbstverständlich sein.

Gruss
AlterNeuer
 

Outdoordreams

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Warum denn nicht, ist doch in vielen Ländern üblich.

Warum daraus ein Politikum wird, ist mir allerdings auch klar. :roll:
Vergangenheitsbewältigung (bzw. Nichtbewältigung) fängt eben schon bei den Verkehrsschildern an.

Grüsse Kate
 

Sporty

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Ist das wirklich ein Politikum in Vukovar? Als ich letzten Sommer dort war und mich mit den Einheimischen unterhalten habe, schienen mir diese in Sachen Vergangenheitsbewältigung wesentlich weiter als die Leute aus den Küstenregionen. Eher wäre es ein Politikum in den Gegenden in denen die Schilder nicht stehen würden.

Außerdem ist die Lateinische Schrift auch offizielle Schrift des Serbischen, von daher ist das eig auch nicht notwendig die Schilder in Kyrillisch aufzustellen. Das Geld könnte man anderweitig besser einsetzen.
 
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Marius

Guest
Ich finde, man koennte z.B. auch in der italienischen Schweiz die Geschwindigkeitsbeschraenkungen zusaetzlich in roemischen Zahlen anbringen. Ausserdem sollte es in allen Ortschaften mit einem Frauenanteil von ueber 30%, also praktisch ueberall, nur noch Frauenparkplaetze geben, die sich alle direkt neben den Garagenausgaengen befinden und um einen halben Meter breiter sind. Des Weiteren schlage ich vor, dass Ortschilder auch in Blindenschrift beschriftet werden sollten, wenn in diesem Ort ein Blinder wohnt und in Ortschaften, in denen FPOe- oder BZOe-Politiker leben, sollen Personen neben den Ortschildern stehen, die den Ortsnamen laut ins Land rufen, damit der Politiker den Namen nicht erst muehsam lesen muss.

Kleiner Scherz, ich habe ueberhaupt nichts gegen zweisprachige Ortstafeln, aber unterschiedliche Schreibweisen fuer ein und den selben Namen??? Was soll das denn bringen? Verstehe ich nicht. Aber gut, meinetwegen, auf die Barrikaden gehe ich deswegen bestimmt nicht, ich finde es nur albern.

Da weiß man nicht, wer bekloppter ist, die unverbesserlichen großserbischen Ultranationalisten, die das forden, oder die verbohrten Kroaten, die sich durch besonders große Gegenwehr als die besseren Kroaten darstellen wollen... So oder so, man muss beiden immer wieder mal auf die Finger klopfen, das ist lustig, ja genau, beiden, denn beide haben Unrecht.
 
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vn15biker

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Ich finde zweisprachige Ortsschilder immer dann gut, wenn dadurch eine regionale Identität ausgedrückt wird.
z.B. in Friesland. Friesisch ist kein Dialekt, sondern eine Sprache.
Oder in der Lausitz, wo auch sorbisch gesprochen wird.
Sie sind ein Ausdruck friedlichen Miteinanders verschiedener Volksgruppen in einer Nation.

Ich lehne zweisprachige Ortsschilder aber ab, wenn nationalistische Gedanken und Interessen dahinterstehen.
 
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Franto

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Seit erst jüngst wieder serbische Ultras dies und jenseits der Grenze Vukovar als "serbische Stadt" reklamierten wird das kaum durchzusetzen sein. Weil es dazu passt: Im an die kroatische Baranja angrenzende ungarischen Baranya, konkret in Mohacs, findet man die Stadteinfahrtsschilder sogar viersprachig: ungarisch Mohacs, kroatisch Mohać, serbisch-cyrillisch - und deutsch Mohatsch! :).

Das mit den zentral verordneten cyrillischen Aufschriften im Tito-Jugo etwa bei den Eisenbahnstationen war sehr interessant zu verfolgen: Die ganze Nachkriegszeit über wurden die Stationsnamen von Nord bis Süd auch in cyrillischer Schrift neben der lateinischen angeschrieben. Mit der Auflösung der (zentralen) Jugoslawischen Staatseisenbahnen (JDŽ) nach 1963, die nur mehr als eine Art Vereinigung ohne Führungskompetenz JŽ verblieb, und der Übergabe der jeweiligen Eisenbahnstrecken und des rollenden Materials in die "Selbstverwaltung" ŽP der einzelnen Sozialistischen Republiken (SR) verschwanden am Schnellsten in Slowenien die cyrillisch geschriebenen Stationsbezeichnungen. ;-). Genau so wie in Slowenien auch sehr rasch nach der Unabhängigkeit 1991 bei den Straßenwegweisern das kroatische "Rijeka" oder "Pula" durch das bis dahin (zumindest mir) unbekannt gewesene slowenische "Reka" und "Pulj" ersetzt wurde...
 
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Franto

Guest
Demo gegen kyrillisches Alphabet

In der ostkroatischen Stadt Vukovar haben am Samstag schätzungsweise 20.000 Menschen aus dem ganzen Land gegen die Einführung des serbisch-kyrillischen Alphabets protestiert.

alles: http://volksgruppen.orf.at/kroaten/aktuell/stories/177664/

Das war die Reaktion auf die provokanten serbischen Manifestationen von vor zwei Wochen, wo mit Autokolonnen und dem Schwenken der serbischen Fahnen durch und um Vukovar gefahren wurde.

Belgrad mit der Aussage des dortigen Regierungsschefs oder Staatspräsidenten (?), wonach Vukovar eine "serbische Stadt" wäre, hatte zuvor ordentlich nazionalistisch aufgehetzt. Das zu einem Zeitpunkt, an dem die Regierung in Agram begonnen hatte, die cyrillischen (Mit-) Aufschriften an den Straßentafeln in jenen Gemeinden Kroatiens umzusetzen, in denen der serbische Bevölkerungsanteil über einem Drittel liegt...
 

claus-juergen

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hallo,

man sollte in diesem zusammenhang auch wissen, daß bis vor einigen jahren praktisch keine serben mehr in vukovar gewohnt haben. nun ist es jedoch so, daß aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen situation in serbien viele arbeitswillige serben entweder täglich zur arbeit über die donau nach vukovar pendeln oder dort auch schon ihren wohnsitz genommen haben. für die dort lebenden kroaten sind diese serbischen gastarbeiter willkommene billiglohnarbeiter. so ändern sich die zeiten...

grüsse

jürgen
 
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perovuk

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EU fordert Achtung der Gesetze - Bürgermeister von Vukovar unter Druck

Vukovar- Die kroatische Mitte-Links-Regierung will an ihrem Plan festhalten und in der ostslawonischen Stadt Vukovar die Zweisprachigkeit einführen. Dazu gehört etwa, dass Ortstafeln in kyrillischer Schrift angeschrieben werden. "Zweisprachige Aufschriften, für die die Regierung maßgeblich ist, werden in einem vernünftigen Zeitraum eingeführt", sagte Verwaltungsminister Arsen Bauk im kroatischen Radio. In Vukovar hingegen will der Stadtrat das Statut ändern und die vorgeschriebene Zweisprachigkeit wegstreichen. Laut der Volkszählung 2011 leben in Vukovar 34 Prozent Serben.
Das Verfassungsgesetz sieht Zweisprachigkeit vor, wenn die Minderheit in der Bevölkerung ein Drittel ausmacht. Am vergangenen Samstag hatten laut Schätzungen 20.000 Menschen gegen die Einführung von Serbisch und der kyrillischen Schrift protestiert. Die Demonstranten, die hauptsächlich aus Veteranen-Vereinigungen des Jugoslawien-Kriegs(1991-95) kamen, wurden von rechten Parteien wie etwa der Ex-Regierungspartei HDZ und der Partei des Rechts (HSP) unterstützt.

EU pocht auf Umsetzung
Laut Medien pocht die Europäische Kommission in Brüssel auf die Umsetzung der Gesetze: "Die Bürger müssen Gesetze respektieren und die Regierung muss sicherstellen, dass sie durchgeführt werden.Das wird von einem Staat, der EU-Mitglied wird, erwartet", sagte etwa Kommissionssprecher Peter Stano laut der Zeitung "Jutarnji list". Wie die Zeitung berichtete, könnte die Umsetzung der Zweisprachigkeit schrittweise passieren, zuerst nur mit zweisprachigen Ortstafeln und Tafeln auf Ämtern. Erst später sollen Straßennamen folgen.
Paradox erscheint, dass die Zweisprachigkeit im Statut von Vukovar im Jahr 2009 gegen die Stimme des SDP-Bürgermeisters von der HDZ und der HSP eingeführt worden war. Die HDZ wollte sich mithilfe der serbischen Partei SDSS Einfluss in der Stadtregierung sichern und machte ihr mit der Einführung der Zweisprachigkeit ein Zugeständnis. Die SDSS-Vertreter selbst aber stimmten mit fünf Stimmen gegen die Zweisprachigkeit, und mit drei dafür, berichtete das kroatische Fernsehen.
Der Bürgermeister von Vukovar, der Sozialdemokrat Zeljko Sabo, geriet wegen der Proteste unter Druck. Er will bei den Lokalwahlen im Maiantreten, muss gleichzeitig aber auch die Gesetze der Regierung durchführen, was ihm die Wiederwahl erschweren könnte. Er sagte,dass die Versammlung von der HDZ instrumentalisiert worden sei, um Unruhe unter die Bevölkerung zu bringen. Er sagte in einer Pressekonferenz am Montag, dass er sich an das Jahr 2001 erinnert fühle. Damals organisierte die HDZ in Split einen Massenprotest gegen die damalige SDP-Regierung und die Auslieferung von kroatischen Generälen nach Haag. Die Auslieferung erfolgte schließlich durch die HDZ-Regierung, die 2003 an die Macht gekommen war. (APA,5.2.2013)

Quelle: derStandart.at
 

Suncokret

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Kroatische Stadt Vukovar verbietet Serbisch im Amtsgebrauch
Stadtrat setzte verfassungsgemäße Zweisprachigkeit außer Kraft
Vukovar - Die ostkroatische Stadt Vukovar hat die von der Verfassung vorgeschriebene Zweisprachigkeit außer Kraft gesetzt und damit im Amtsgebrauch die serbische Sprache verboten. Das habe der Stadtrat am Montag beschlossen, berichteten die Medien übereinstimmend in Zagreb.
http://derstandard.at/1381370847702/Kroatische-Stadt-Vukovar-verbietet-Serbisch-im-Amtsgebrauch
 
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AlterNeuer

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Wie kann ein pobliger Stadtrat ein verfassungsmässig garantiertes Recht ausser Kraft setzen?:roll:
 
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Marius

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Das passiert in Kaernten / Oesterreich seit Jahren und keinen kuemmerts...
 

Kazelafan

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ich denke wir Zentraleuropäer sollten bezüglich dieses Themas etwas zurückhalten. Ich denke gerade im Raum Vukovar haben gerade die Serben unvorstellbare Tatsachen geschaffen, die die Betroffenen wohl für Jahrzehnte nicht vergessen können ! In diesem Raum kann die Durchsetzung eines Rechtsanspruches auf kroatisch und serbisch beschriftete Ortstafeln eine Provokation bedeuten. Grüsse von Rainer
 

Aetz

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In diesem Raum kann die Durchsetzung eines Rechtsanspruches auf kroatisch (...) beschriftete Ortstafeln eine Provokation bedeuten.
Gut moeglich, aber die Serben werden wohl damit leben muessen.
Das passiert in Kaernten / Oesterreich seit Jahren und keinen kuemmerts...
Zeus Muehlen sollen zwar langsam mahlen, aber, wenn sie mal in Schwung sind, dann trifft der Blitz den Phaeton...
 

Suncokret

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Es ist ein sensibles Thema, und wir sind hier ja auch kein Polit- oder Geschichtsforum. Ich wage trotzdem meinen Senf dazuzugeben, nachdem ich seit Anfang 1993 mehrere Wochen sehr intensiven Kontakt zu kroatischen Vertriebenen aus Vukovar hatte. Einige werden sich daran erinnern, weil sie damals selbst bei Suncokret mitgearbeitet haben, als Übersetzer u.s.w., oder von Suncroket unterstützt wurden. Da gibt es nicht nur Hass auf Serben (von "den" Serben zu sprechen habe ich mir schnell abgewöhnt), sondern auch auf die damalige kroatische Regierung. Auch das ist natürlich nicht zu verallgemeinern, die Wahrheiten und die Wahrnehmungen sind kompliziert.
Aber hier aus einem m.E. lesenswerten Bericht: "General Mile Dedakovic, der militärisch verantwortliche Kroate der Region, machte der Zagreber Führung später schwere Vorwürfe. Die Niederlage in Vukovar, so Dedakovic, sei vermeidbar gewesen. Mehr noch, der kroatische General unterstellte Tudjman indirekt, den Fall der Stadt absichtlich herbeigeführt zu haben, weil dieser für die Sensibilisierung der Weltöffentlichkeit ein drastisches Bild serbischer Greueltaten gebraucht habe." http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/jugoslawien/reise.html Herbstreise durch das ehemalige Jugoslawien, 11.11.2006 Es gibt andere Historiker, die sich in ähnlicher Richtung geäußert haben, ich habe die Namen leider nicht parat.

P.S. Es gibt heute sogar Leute, die den Widerstand mancher Vukovarer gegen "Zagreb", der mit der Ablehnung der serbischen Schilder etc. verbunden ist, im Zusammenhang mit der damaligen Enttäuschung über "Zagreb" verstehen. Im Sinne von: "damals haben die uns verraten und heute machen sie das Gleiche".
 

Aetz

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Es gibt andere Historiker, die sich in ähnlicher Richtung geäußert haben, ich habe die Namen leider nicht parat.
Ein entfernter Bekannter aus einem anderen Forum schrieb dazu
"Im Falle der Preisgabe und des letztendlichen Falles Vukovars ging es FT vor allem
darum Truppen der UN ins Land zu holen. Nur durch diese Absicherung konnte IMHO
damals weitere riesige Gebietsverluste (z.B. Sued-Dalmatien) und somit letztendlich
der Untergang der RH verhindert und die noetige Zeit gewonnen werden, um selber
konkurrenzfaehige Streitkraefte aufzubauen..."
Die Denk- und Vorgehensweise FTs mag zynisch gewesen sein, strategisch war sie
brilliant.
 
M

Marius

Guest
Ich weiss ja, was ein entfernter Verwandter ist, aber was ist ein entfernter BEkannter? ;-)

"Kennt ihr euch?"
"Ja, wir sind entfernt bekannt."

:)
 
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