Anfang Juni haben wir von Trebinje in der Herzegowina aus eine Fahrt zum Bilecko Jezero unternommen. Bei diesem See handelt es sich um einen 33 km² großen Stausee auf etwa 500 m Höhe. Gestaut ist der Fluss Trebišnjica der später durch Trebinje über etwa 50 km nach Nordwesten fließt und an mehreren Stellen der Stromerzeugung dient. Ferner wird aus diesem Fluss Trinkwasser für die Städte der Region, aber auch für Dubrovnik in Kroatien entnommen. Schließlich dient das Wasser auch noch für ein Pumpspeicherwerk in der Nähe von Capljina. Das untere Speicherbecken dieses Pumpspeicherwerks habe ich im Vorjahr mit einem kleinen Boot befahren können. Dieser künstliche See nennt sich nach der nebenan liegenden Ortschaft Svitava Jezero.
Wenn man von Trebinje aus zum Bilecko Jezero fahren möchte nimmt man die Straße Nummer M20. Diese Straße entspricht dem Ausbau einer deutschen Bundesstraße und ist in gutem Zustand. Wie wir vor Ort feststellen mussten, ist der Ausbau so gut, dass mancher bosnische Motorradfahrer sie als Rennstrecke verwendet. Das wiederum ist durchaus gefährlich, weil nicht nur Schildkröten und Schlangen, sondern auch freilaufende Rinder gelegentlich auf dieser Straße anzutreffen sind. Weil der Fluss sich in einem engen Tal befindet, verläuft die Straße etwas oberhalb an mal mehr und mal weniger bewaldeten Hängen.
Das ist das Wasserkraftwerk Trebinje II flussaufwärts der zweitgrößten Stadt der Herzegowina gelegen. Dieser Teil der Herzegowina gehört zum Teilstaat Republika Srpska und ist überwiegend von orthodoxen Gläubigen bewohnt. Vereinfacht ausgedrückt wohnen hier Serben.
Hier befindet sich jedoch nicht nur ein Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung. Hier ist auch die Stelle, wo eine Fernwasserleitung ins etwa 30 km entfernte Dubrovnik beginnt. Während des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina war diese Wasserleitung zeitweise blockiert. Mittlerweile wurde eine Einigung erzielt, so dass weiterhin Trinkwasser von hier an die Küste Süddalmatiens gepumpt wird.
Blick von der selben Stelle auf Trebinje
Bevor wir den Stausee erreichen, sehen wir rechts eine große Fotovoltaik Freiflächenanlage. Die Stromerzeugung in Bosnien-Herzegowina ist allgemein nicht auf dem neuesten Stand. Es gibt ein paar Kohlekraftwerke, die völlig veraltet sind. Dazu noch Wasserkraftwerke. Die Kohle zur Stromproduktion wird aus dem Ausland angeliefert. Weil das Land selbst über keine Häfen am Meer verfügt, kommt die Kohle entweder über die kroatischen Häfen Bakar oder Ploce und anschließend mit der Eisenbahn ins Land. Mittelfristig sollen diese Kohlekraftwerke geschlossen werden. Ersatz ist auch hier mittels erneuerbarer Energien in Planung. Allerdings ist dieses Land bei weitem nicht so wohlhabend wie Kroatien und wird folgedessen noch längere Zeit auf Stromimporte angewiesen sein.
Nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit sehen wir auf der rechten Seite den Stausee. Durch diesen verläuft mittlerweile die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Der größere Teil des Sees gehört zur Herzegovina.
Im See befindet sich auch eine Insel, auf der wiederum eine Kapelle steht. Im Hintergrund erkennt man die Straße von Bileća nach Montenegro. Nach dieser kleinen Stadt wurde der Stausee benannt. Gebaut hat man ihn Ende der 1960er Jahre.
Direkt an der Landstraße befindet sich diese alte Raststätte. Vermutlich ist die spätestens beim Ausbruch des Bürgerkriegs pleite gegangen.
Bereits hier fällt bei genauer Betrachtung das Z Symbol als Zeichen der russischen Invasion in der Ukraine auf. Der Regierungschef der Republika Srpka Milorad Dodik versteht sich selbst als Freund Russlands.
Erwähnen möchte ich, dass Bosnien-Herzegowina ein Bundesstaat ist, bestehend aus der kroatisch-muslimischen Föderation und der Republika Srpska. Einig sind sich die drei mehrheitlichen Volksgruppen auch knapp 30 Jahre nach dem Frieden von Dayton immer noch nicht.
Lediglich die großen Orte sind mit Wegweiser in lateinischen und kyrillischen Buchstaben angeschrieben. Die kleineren Orte haben nur Ortsschilder und Wegweiser in kyrillisch.
Am Kloster Dobricevo versuche ich bis zum Ufer des Sees zu fahren. Tatsächlich gelingt es mir.
Dort treffe ich glückliche Kühe, die frei umherlaufen und das fressen dürfen, was ihnen gerade schmeckt. Ich nehme mal an, dass hier kein Kunstdünger ausgebracht wird.
Die Treppe führt bis zum Ufer. Dort stelle ich fest, dass der Wasserspiegel sicherlich im Laufe des Jahres um einige Meter differiert.
Das Wasser selbst ist ziemlich klar und sicherlich jetzt Anfang Juni weit über 20° Celsius warm.
Auf einem Hügel steht die Festung Drakuljica.
Vermutlich sind das oder waren das Käfige für eine Fischzucht..
Es ist ziemlich heiß, und weil wir eh in Bileća etwas Kaltes trinken wollten, passt es gerade, dass ich eine Bar auf dem See entdecke, die anscheinend mit einem Steg vom Ufer aus erreichbar ist.
Das ist mal ein idyllischer Platz für ein kaltes Bier.
Hier trifft sich die Jugend der Kleinstadt beim sommerlichen Vergnügen am und im Wasser.
Weil wir zuvor in Trebinje Euro in bosnische Mark gewechselt haben, gibt es auch keine Probleme bei der Bezahlung. Der Wechselkurs der bosnischen Mark entspricht exakt derjenigen der DM zum Euro. Bevor der Euro in vielen EU Ländern gesetzliches Zahlungsmittel wurde, war die DM gesetzliches Zahlungsmittel in Bosnien-Herzegowina. Aus diesem Grund hat man wohl die neue Währung auch bosnische konvertible Mark (BKM) genannt. Den Euro als gesetzliche Währung einzuführen hat die EZB dem Land nicht erlaubt.
Zwei kalte Bier vom Fass, was will man mehr. Die Brauerei steht übrigens in Montenegro.
Eigentlich hätte ich ebenfalls Lust gehabt, mich im See abzukühlen. Allerdings hatten wir keine Badesachen dabei. Wer denkt denn schon beim Besuch des bosnischen Hinterlands daran, dass man hier auch in einem See schwimmen kann?
Nachdem wir uns zumindest innerlich abgekühlt hatten, stand noch der Besuch der Kleinstadt Bileća auf unserem Programm. Das war jedoch eine Riesenenttäuschung.
Am Ortseingang befindet sich eine heruntergekommene Kaserne, die wohl immer noch als Standort für das Militär oder eine ähnliche Einrichtung dient. Dies konnte ich an einer aufgezogene Flagge erkennen. Ich habe mich deshalb nicht weiter hier umgeschaut, sondern nur dieses betagte Flugzeug geknipst.
Bileća macht einen völlig verwahrlosten Eindruck. Es gibt ein paar Geschäfte und ein paar Bars. Zerstörungen von Gebäuden durch den Bürgerkrieg konnte ich allerdings keine feststellen. Ich nehme an, dass die Arbeitslosigkeit hier sehr hoch ist. Allerdings befindet sich außerhalb der Stadt eine Niederlassung der Firma Ceresit. Das ist ein Baustoffhersteller des deutschen Henkel Konzerns.
Uns ist bei unserer Fahrt durch die Stadt wiederholt ein Polizeiauto aufgefallen. Den Beamten war möglicherweise langweilig und so waren die wohl neugierig. Es ist anscheinend nicht alltäglich, dass ein Mietwagen mit kroatischen Kennzeichen hier auf den Straßen unterwegs ist.
Ungestört von der Obrigkeit habe ich noch dieses Wandbild fotografiert. Dessen Sinn erschließt sich mir hier allerdings nicht.
Ansonsten besteht Bileća aus ein paar Wohnblocks vermutlich aus jugoslawischer Zeit und ein paar kleineren Häusern. Neubauten sieht man so gut wie keine.
Deshalb ging es für uns recht schnell wieder zurück nach Trebinje wo wir noch einige Örtlichkeiten in Augenschein nahmen und sehr gut zu Abend gegessen haben, bevor wir wieder zurück an die dalmatinische Küste fuhren.
Jürgen
Bootsfahrt auf dem Svitava Jezero in der Herzegowina
Im Oktober habe ich eine Fahrt mit dem Boot auf einem See unternommen den erstens kaum jemand kennt und wenn dessen Zweck bekannt wird, viele den Kopf schütteln. Dabei ist der Svitava Jezero in der Herzegowina das untere Speicherbecken eines Pumpspeicherwerks ein Naturparadies. Das...
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Wenn man von Trebinje aus zum Bilecko Jezero fahren möchte nimmt man die Straße Nummer M20. Diese Straße entspricht dem Ausbau einer deutschen Bundesstraße und ist in gutem Zustand. Wie wir vor Ort feststellen mussten, ist der Ausbau so gut, dass mancher bosnische Motorradfahrer sie als Rennstrecke verwendet. Das wiederum ist durchaus gefährlich, weil nicht nur Schildkröten und Schlangen, sondern auch freilaufende Rinder gelegentlich auf dieser Straße anzutreffen sind. Weil der Fluss sich in einem engen Tal befindet, verläuft die Straße etwas oberhalb an mal mehr und mal weniger bewaldeten Hängen.
Das ist das Wasserkraftwerk Trebinje II flussaufwärts der zweitgrößten Stadt der Herzegowina gelegen. Dieser Teil der Herzegowina gehört zum Teilstaat Republika Srpska und ist überwiegend von orthodoxen Gläubigen bewohnt. Vereinfacht ausgedrückt wohnen hier Serben.
Hier befindet sich jedoch nicht nur ein Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung. Hier ist auch die Stelle, wo eine Fernwasserleitung ins etwa 30 km entfernte Dubrovnik beginnt. Während des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina war diese Wasserleitung zeitweise blockiert. Mittlerweile wurde eine Einigung erzielt, so dass weiterhin Trinkwasser von hier an die Küste Süddalmatiens gepumpt wird.
Blick von der selben Stelle auf Trebinje
Bevor wir den Stausee erreichen, sehen wir rechts eine große Fotovoltaik Freiflächenanlage. Die Stromerzeugung in Bosnien-Herzegowina ist allgemein nicht auf dem neuesten Stand. Es gibt ein paar Kohlekraftwerke, die völlig veraltet sind. Dazu noch Wasserkraftwerke. Die Kohle zur Stromproduktion wird aus dem Ausland angeliefert. Weil das Land selbst über keine Häfen am Meer verfügt, kommt die Kohle entweder über die kroatischen Häfen Bakar oder Ploce und anschließend mit der Eisenbahn ins Land. Mittelfristig sollen diese Kohlekraftwerke geschlossen werden. Ersatz ist auch hier mittels erneuerbarer Energien in Planung. Allerdings ist dieses Land bei weitem nicht so wohlhabend wie Kroatien und wird folgedessen noch längere Zeit auf Stromimporte angewiesen sein.
Nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit sehen wir auf der rechten Seite den Stausee. Durch diesen verläuft mittlerweile die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Der größere Teil des Sees gehört zur Herzegovina.
Im See befindet sich auch eine Insel, auf der wiederum eine Kapelle steht. Im Hintergrund erkennt man die Straße von Bileća nach Montenegro. Nach dieser kleinen Stadt wurde der Stausee benannt. Gebaut hat man ihn Ende der 1960er Jahre.
Direkt an der Landstraße befindet sich diese alte Raststätte. Vermutlich ist die spätestens beim Ausbruch des Bürgerkriegs pleite gegangen.
Bereits hier fällt bei genauer Betrachtung das Z Symbol als Zeichen der russischen Invasion in der Ukraine auf. Der Regierungschef der Republika Srpka Milorad Dodik versteht sich selbst als Freund Russlands.
Erwähnen möchte ich, dass Bosnien-Herzegowina ein Bundesstaat ist, bestehend aus der kroatisch-muslimischen Föderation und der Republika Srpska. Einig sind sich die drei mehrheitlichen Volksgruppen auch knapp 30 Jahre nach dem Frieden von Dayton immer noch nicht.
Lediglich die großen Orte sind mit Wegweiser in lateinischen und kyrillischen Buchstaben angeschrieben. Die kleineren Orte haben nur Ortsschilder und Wegweiser in kyrillisch.
Am Kloster Dobricevo versuche ich bis zum Ufer des Sees zu fahren. Tatsächlich gelingt es mir.
Dort treffe ich glückliche Kühe, die frei umherlaufen und das fressen dürfen, was ihnen gerade schmeckt. Ich nehme mal an, dass hier kein Kunstdünger ausgebracht wird.
Die Treppe führt bis zum Ufer. Dort stelle ich fest, dass der Wasserspiegel sicherlich im Laufe des Jahres um einige Meter differiert.
Das Wasser selbst ist ziemlich klar und sicherlich jetzt Anfang Juni weit über 20° Celsius warm.
Auf einem Hügel steht die Festung Drakuljica.
Vermutlich sind das oder waren das Käfige für eine Fischzucht..
Es ist ziemlich heiß, und weil wir eh in Bileća etwas Kaltes trinken wollten, passt es gerade, dass ich eine Bar auf dem See entdecke, die anscheinend mit einem Steg vom Ufer aus erreichbar ist.
Das ist mal ein idyllischer Platz für ein kaltes Bier.
Hier trifft sich die Jugend der Kleinstadt beim sommerlichen Vergnügen am und im Wasser.
Weil wir zuvor in Trebinje Euro in bosnische Mark gewechselt haben, gibt es auch keine Probleme bei der Bezahlung. Der Wechselkurs der bosnischen Mark entspricht exakt derjenigen der DM zum Euro. Bevor der Euro in vielen EU Ländern gesetzliches Zahlungsmittel wurde, war die DM gesetzliches Zahlungsmittel in Bosnien-Herzegowina. Aus diesem Grund hat man wohl die neue Währung auch bosnische konvertible Mark (BKM) genannt. Den Euro als gesetzliche Währung einzuführen hat die EZB dem Land nicht erlaubt.
Zwei kalte Bier vom Fass, was will man mehr. Die Brauerei steht übrigens in Montenegro.
Eigentlich hätte ich ebenfalls Lust gehabt, mich im See abzukühlen. Allerdings hatten wir keine Badesachen dabei. Wer denkt denn schon beim Besuch des bosnischen Hinterlands daran, dass man hier auch in einem See schwimmen kann?
Nachdem wir uns zumindest innerlich abgekühlt hatten, stand noch der Besuch der Kleinstadt Bileća auf unserem Programm. Das war jedoch eine Riesenenttäuschung.
Am Ortseingang befindet sich eine heruntergekommene Kaserne, die wohl immer noch als Standort für das Militär oder eine ähnliche Einrichtung dient. Dies konnte ich an einer aufgezogene Flagge erkennen. Ich habe mich deshalb nicht weiter hier umgeschaut, sondern nur dieses betagte Flugzeug geknipst.
Bileća macht einen völlig verwahrlosten Eindruck. Es gibt ein paar Geschäfte und ein paar Bars. Zerstörungen von Gebäuden durch den Bürgerkrieg konnte ich allerdings keine feststellen. Ich nehme an, dass die Arbeitslosigkeit hier sehr hoch ist. Allerdings befindet sich außerhalb der Stadt eine Niederlassung der Firma Ceresit. Das ist ein Baustoffhersteller des deutschen Henkel Konzerns.
Uns ist bei unserer Fahrt durch die Stadt wiederholt ein Polizeiauto aufgefallen. Den Beamten war möglicherweise langweilig und so waren die wohl neugierig. Es ist anscheinend nicht alltäglich, dass ein Mietwagen mit kroatischen Kennzeichen hier auf den Straßen unterwegs ist.
Ungestört von der Obrigkeit habe ich noch dieses Wandbild fotografiert. Dessen Sinn erschließt sich mir hier allerdings nicht.
Ansonsten besteht Bileća aus ein paar Wohnblocks vermutlich aus jugoslawischer Zeit und ein paar kleineren Häusern. Neubauten sieht man so gut wie keine.
Deshalb ging es für uns recht schnell wieder zurück nach Trebinje wo wir noch einige Örtlichkeiten in Augenschein nahmen und sehr gut zu Abend gegessen haben, bevor wir wieder zurück an die dalmatinische Küste fuhren.
Jürgen
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