Aus den Augen aus dem Sinn

Outfall

neues Mitglied
Hallo Forum!

Mit viel Interesse habe ich hier schon einige Beiträge zu dem weitestgehend unbeachteten Thema der Abwasserentsorgung gelesen.
Auf Grund meines Berufes interessiert mich dieses Thema, im Gegensatz zu meinen Begleitungen, auch im Urlaub. Diese begegnen dem Umstand immer mit den Antworten wie „Darüber mach ich mir keine Gedanken“ oder „das Meer macht das schon“ etc. Ich muss mich dann wegen solcher Aussagen schon fast immer Ärgern, was man doch im Urlaub vermeiden sollte ;).
So richtig ernst wurde das Thema dann wieder letztes Jahr, als die bevorstehende Reise, wegen der ganzen Meldungen über die starke Ausbreitung des Meeresschleim in der Adria, fast ins (Ab)Wasser fiel.

Ich war schon öfter in Kroatien und habe immer die Schilder mit dem umgedrehten Anker und die dahinter stehenden Häuschen geliebäugelt.
Das es sich dabei um Entsorgungseinrichtungen handelt, ist den meisten klar. Doch was verbirgt sich dahinter?
Werden hier die anfallenden Abwässer ungeklärt ins blaue Meer geleitet oder sind das Kleinkläranlagen?
Ist das in dem neuen EU-Land tatsächlich noch der Stand der Technik?

Weis einer mehr darüber?

Ich habe in der vergangen Zeit einige Standort und Rohre ausfindig machen können.

Freue mich auf produktive Rückmeldungen.

Beste Grüße.
 

Anhänge

  • 09B1E598-2779-409F-B40B-D9708057A497.jpeg
    09B1E598-2779-409F-B40B-D9708057A497.jpeg
    235 KB · Aufrufe: 23
  • Klein (download).jpeg
    Klein (download).jpeg
    22,2 KB · Aufrufe: 24
Zuletzt bearbeitet:

SL55

erfahrenes Mitglied
An den Stellen mit den Ankerverboten und den kleinen Häuschen verbergen sich meist die Seekabel zur Stromversorgung, welche meist vom Festland kommend und über Inseln weitergeleitet werden.
 
  • Like
Reaktionen auf meine Beiträge: jadran

claus-juergen

Globaler Moderator
Mitarbeiter
Hallo Outfall,

willkommen erst einmal in diesem Forum. Vielleicht kannst du uns auch noch deinen Vornamen nennen. Outfall klingt irgendwie komisch. ;)

Generell kann man überhaupt nicht sagen wie in Kroatien und speziell an der Küste das Abwasser der einzelnen Gemeinden und Städte behandelt wird. Je größer und wohlhabender die Ortschaft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mittlerweile eine relativ moderne Kläranlage das Abwasser reinigt. In diesem Strang habe ich vor Jahren einmal den Bau der neuen Hauptkläranlage in Medulin begleitet.


Nun ist Medulin relativ wohlhabend und hat verschiedene Ortsteile, die nicht an diese Kläranlage angeschlossen sind. Das wäre technisch einfach zu aufwändig und damit auch zu teuer gewesen. Orte wie Premantura, Pomer, Banjole, Volme und Pjescana Uvala als Ortsteile von Medulin haben meines Wissens eigene Kläranlagen.

Das benachbarte Liznjan hat immerhin auch über 4000 Einwohner und in keinem der Ortsteile eine Kläranlage. Bis vor einigen Jahren durften so genannte Septica gebaut werden. Die sind nichts anderes als gemauerte oder betonierte unterirdische Behälter für das Abwasser. Normalerweise sollten die dicht sein und müssen regelmäßig abgepumpt werden. Dazu kommt dann der „Scheiße-Wagen“ und fährt die Fäkaliensuppe in eine zugelassene Kläranlage. Nachdem dieser von manchen auch Honigwagen genannte LKW Geld für die Entsorgung kostet, soll es vorkommen, dass diese Septica undicht sind. Folglich versickert das Schmutzwasser so lange bis die Löcher verstopft sind.


Heutzutage muss bei Neubauten nachgewiesen werden, dass sogenannte Kleinkläranlagen meist aus Kunststoff verbaut werden. Die verfügen über zwei oder drei Kammern und wenn die ordnungsgemäß betrieben werden, reinigen die das Wasser relativ zuverlässig. Ein Abpumpen von fäkalienverschmutzten Abwässern ist dann nur noch ganz selten erforderlich.

In diesem Bild-Bericht habe ich den Bau des neuen Hotels in Liznjan mit mehreren 100 Betten über viele Jahre dokumentiert. Da war mir von Anfang an nicht klar, wie das Abwasser von vielen Hundert Gästen und dem Personal beseitigt werden soll. Tatsächlich hat der Betreiber eine eigene Kläranlage nicht weit weg vom Hotel entfernt gebaut.


Noch ein paar Worte zum umgedrehten Anker Symbol. Dieses verbietet generell das Ankern an bestimmten Stellen. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen kann es sich hier um Badestellen handeln, zum anderen kann hier möglicherweise ein Abwasserrohr mehr oder weniger gereinigtes Wasser ins Meer leiten. Auch Versorgungsleitungen mit Strom oder Wasser beispielsweise vom Land auf die Inseln sind denkbar. Ferner gibt es in der Adria Förder-Plattformen für Erdgas die über Gasleitungen im Meer mit dem Erdgasnetz am Festland verbunden sind.

full


Hier findest du das Ankersymbol am Wasserkraftwerk Senj. Dies deshalb, weil genau dort beim Betrieb große Mengen Wasser aus dem Kraftwerk ins Meer abgelassen werden. Das ist logischerweise gefährlich für vorbeifahrende und ankernde Boote.

Insgesamt würde ich sagen, dass sich in den vergangenen 30 Jahren seit der Unabhängigkeit beim Thema Abwasserbeseitigung sehr viel getan hat. Allerdings kenne ich nur die Küste genauer. Dort ist es schon deshalb nachvollziehbar, weil ein sauberes Meer Grundlage für den Tourismus und damit für die wichtigste Einnahmequelle des Landes Kroatien darstellt. In der Pampa am Ende der Welt werden mit Sicherheit noch von vielen Gemeinden ungeklärte Abwässer in andere Gewässer oder wohin auch immer eingeleitet.

Für Infrastrukturmaßnahmen stellt die EU bis zu 80 % der Investitionskosten als Zuschuss zur Verfügung. Allerdings muss erst einmal die Gemeinde auch in der Lage sein, die restlichen 20 % aufzubringen. In Liznjan hat man dieses Problem so gelöst, indem man das Frischwasser über mehr als ein Jahrzehnt mit einem Aufpreis belegt um so den Eigenanteil im Laufe von etwa 15 Jahren anzusammeln. Ob allerdings dieses angesparte Geld auch wirklich für den Zweck des Baus einer Kanalisation und einer Kläranlage in vielen Jahren einmal verwendet wird, kann weder ich noch sonst jemand sagen.

grüsse

jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:

Outfall

neues Mitglied
An den Stellen mit den Ankerverboten und den kleinen Häuschen verbergen sich meist die Seekabel zur Stromversorgung, welche meist vom Festland kommend und über Inseln weitergeleitet werden.
Hallo,

das wurde mir auch oft erzählt. Nur die Seekabel in Istrien am Festland stinken nicht wenn man davor steht ;)

Generell kann man überhaupt nicht sagen wie in Kroatien und speziell an der Küste das Abwasser der einzelnen Gemeinden und Städte behandelt wird. Je größer und wohlhabender die Ortschaft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mittlerweile eine relativ moderne Kläranlage das Abwasser reinigt. In diesem Strang habe ich vor Jahren einmal den Bau der neuen Hauptkläranlage in Medulin begleitet.
Danke für die detaillierten Antworten. Jetzt ist mir schon einiges klarer geworden!

Grüße, Alex.
 

Outfall

neues Mitglied
Mich beschäftigt dieses Thema trotzdem sehr, wie gesagt wegen meines Berufes.

Ich habe in meiner Freizeit und in den Urlauben einige "Recherchen" angestellt und ein paar "Hot-Spots" fotografiert.
Bei meinem letzten Urlaub habe ich einen interessanten Artikel über die Kläranlage und die Investitionen in das Entsorgungssystem von KRK gefunden.
 

claus-juergen

Globaler Moderator
Mitarbeiter
Mich beschäftigt dieses Thema trotzdem sehr, wie gesagt wegen meines Berufes.

Ich habe in meiner Freizeit und in den Urlauben einige "Recherchen" angestellt und ein paar "Hot-Spots" fotografiert.
Bei meinem letzten Urlaub habe ich einen interessanten Artikel über die Kläranlage und die Investitionen in das Entsorgungssystem von KRK gefunden.
Hallo Outfall,

wenn du nähere Kenntnisse über die Abwasserbeseitigung auf der Insel Krk hast, darfst du diese Informationen uns gerne mitteilen. Bitte verlinke allerdings nicht kroatischsprachigen Medien, sondern nur die Übersetzung. Dies weil die Mehrzahl von uns der kroatischen Sprache nicht mächtig ist und dazu nicht jeder Lust hat einen Text selbst deuch Tante Google übersetzen zu lassen.

Grundsätzlich sind wir kein Forum „Kroatien ist toll und es gibt überhaupt nichts Negatives in diesem Land“. Missstände dürfen natürlich angesprochen werden. Vielleicht trägt es sogar dazu bei, wenn viele Besucher darauf hinweisen. Das Abfallbehandlungszentrum Kastijun bei Pula wird immer wieder mal in der Presse kritisiert. Auch dort läuft seit Jahren nicht alles rund, obwohl die Anlage ziemlich neu ist. Den Anwohnern „stinkt es oft gewaltig“ und das im wahrsten Sinne des Wortes.


grüsse

jürgen
 

Outfall

neues Mitglied
Hi Jürgen, sorry für die späte Rückmeldung.

ich suche mir das Dokument nochmals raus und stelle es hier gerne ein wenn ein Interesse besteht.

Bei Upload der genannten Fotos hat sich leider ein Fehler aufgetan, da mir angezeigt wird, das meine Dateigrößen nicht passen. Das muss ich noch Downsizen.

MfG, Alex
 
Top