2095 - Woher stammt die Kohle für das Kraftwerk Plomin? -> Ukraine

claus-juergen

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hallo Rätselfreunde,

in der Weihnachtszeit wird es auch hier im Forum ruhiger. Vielleicht hat jedoch der ein oder andere Lust, an einem etwas ungewöhnlicheren Rätsel mitzuraten.

Vor einigen Jahren habe ich euch das Kohlekraftwerk Plomin an Istriens Ostküste in diesem Bericht vorgestellt.

http://www.adriaforum.com/kroatien/...n-der-ostküste-von-istrien.66027/#post-649529

Bekanntlich wird die hier zu verstromende Kohle mit Schiffen angelandet. Wer kann mir sagen, woher genau die Kohle im Kalenderjahr 2016 kam?

Ob die Antwort im www zu finden ist, kann ich euch leider nicht sagen. Meine Info stammt von einem österreichischen Techniker des Kraftwerks mit dem ich in diesem Jahr vor Ort gesprochen habe.

Viel Spaß wünscht

jürgen
 
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nihil-est

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Spontan würde ich sagen die Kohle kommt primär aus Australien.


Gruss
 

claus-juergen

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hallo Gerd,

spontan gesagt hättest du vor ein paar Jahren noch Recht gehabt. Australiens Kohle ist billig, weil im Tagebau gefördert unter Einsatz modernster Maschinen. In diesem Jahr kam die Kohle jedoch woanders her.

grüsse

jürgen
 
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nihil-est

Guest
Mmmmhhh, dann bleibt nicht viel übrig.

Da China selber voll auf Kohle setzt werden die zwar viel fördern aber eher wenig in den Export stecken.

Bliebe die USA noch übrig.


Gruss
 

claus-juergen

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hallo Klaus und Gerd,

Kolumbien bietet tatsächlich auch preiswerte Kohle an. Das Land war jedoch in diesem Jahr nicht der Lieferant der Kohle für Plomin.

China ist seit kurzem nicht mehr Exporteur, sondern Importeur von Kohle. Auch die Chinesen kaufen dort wo es billig ist. Seit einiger Zeit im übrigen sehr viel aus Australien, weil denen inzwischen einige Minengesellschaften gehören.

Die USA-Kohle ist zu teuer und somit auch derzeit nicht Brennstoff für Plomin.

Es gibt noch eine Region, die derzeit einfach am billigsten ist und Steinkohle exportiert.

grüsse

jürgen
 
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nihil-est

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Da Russland unter Embargo ist bleibt sodann nur noch die Ukraine, Kohle aus Donbass.


Gruss
 

claus-juergen

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hallo Gerd,

du hast es genau erfaßt. Russland darf selbstverständlich trotz Embargo Energieträger wie Öl, Gas und Kohle exportieren. Schließlich importiert Deutschland Erdöl und Gas aus Russland.

Die Kohle aus Russland ist derzeit aus verschiedenen Gründen billig auf dem Weltmarkt zu haben. Der Rubelverfall drückt die Lohnkosten. Auch die Frachtkosten sind derzeit wegen des niedrigen Ölpreises sehr niedrig. Noch niedriger als in Russland sind allerdings die Löhne im Donbass oder Neurußland, wie die Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine sich neuerdings nennen.

Die Kohle kommt also aus dem Donbass, welcher ja international von keinem Land der Welt, auch nicht Russland anerkannt ist. Wenn ein Land offiziell nicht existiert, kann man dorthin weder legal etwas exportieren noch von dort etwas importieren, geschweige denn dorthin Geld überweisen. Offiziell kommt also die Billig-Kohle aus Russland und tatsächlich stammt sie aus den Bergwerken der Oligarchen aus dem Gebiet der Separatisten.

Indirekt könnte mal also sagen, das Kroatien den Konflikt dort durch den Kauf der Kohle am Laufen hält wobei die paar Kröten, die die dortigen Oligarchen für die Kohle bekommen sicherlich keine Rolle spielen, weil der Großteil des dortigen Staatshaushalts der selbsternannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk von Moskau bestritten wird. ;)

Vielen Dank fürs mitmachen sagt

jürgen
 
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nihil-est

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Mojen Jürgen,

ein schönes Rätsel war es einmal mehr. Prima.

Freue mich schon auf das nächste Rätsel

Gruss

Gerd
 
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nihil-est

Guest
@womo1

Naja, was RWE und Kohle betrifft.....ich glaube da liegt hier vor der Haustüre die Energiehauptstadt Deutschlands.

Plomin ist im Vergleich ein Zwergenkraftwerk.
Andersrum RWE auch nur noch ein Schatten seiner selbst.


Gruss


Gerd
 

claus-juergen

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...Plomin ist im Vergleich ein Zwergenkraftwerk.
Andersrum RWE auch nur noch ein Schatten seiner selbst.
...

hallo Gerd,

genaugenommen hat der alte Block 1 eine Leistung von 120 MW und der neue Block 2 aus dem Jahr 2000 auch nur 210 MW.

Noch ist Steinkohle billig zu haben. Es ist durchaus möglich, daß dieses Kraftwerk in wenigen Jahren schon ein großes Draufzahlgeschäft wird und zuerst der alte Block und später der neue Block stillgelegt werden müssen.

Ich bin diese Woche mal wieder aus Teneriffa heimgekommen. Dort an der Ostküste stehen zwei ältere Öl-Kraftwerke. Beide werden nur mehr als Reservekraftwerke in Bereitschaft gehalten, weil Windkraftwerke mittlerweile einen nicht unerheblichen Anteil der Stromerzeugung der Insel übernehmen. Ähnlich sehe ich das für Kroatien auch. Die Windverhältnisse sind in bestimmten Bereichen der Küste hervorragend. Deshalb wurden in den letzten Jahren gerade im Bereich Senj, Sibenik und auf Peljesac neue Windanlagen montiert. Das ist erst der Anfang.

Leider bleibt der Dreck, bestehend aus mit allen möglichen Giftstoffen belastete Schlacke in der Bucht von Plomin auf der Deponie für fast ewige Zeiten liegen. Da kann man nur hoffen, daß diese Deponie ordentlich überwacht wird.

grüsse

jürgen
 

teleskopix

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Damit die Windkraft 100% läuft braucht es Stauseespeicherkraftwerke. Davon habe in HR noch nichts gelesen.
Deponie überwachen, hallo Jürgen "wo ist der Weihnachtsmann"
 

claus-juergen

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Damit die Windkraft 100% läuft braucht es Stauseespeicherkraftwerke. Davon habe in HR noch nichts gelesen.
...

hallo Martin,

ein Pumpspeicherwerk ist grundsätzlich mal eine tolle Sache. Sicherlich ist der Eingriff in die Natur enorm. Kroatien ist teilweise ein Gebirgsland mit tiefen Taleinschnitten. Dehalb ist es denkbar, daß diese Technik im Lande Einzug halten wird. Ich kenne auch einige wenige Pumpspeicher, u. a. das in der Nähe von Meißen. Grundsätzlich sollte es ja so sein, daß bei Stromüberschuß Wasser aus dem niedrigeren Becken in das obere gepumpt wird um "den Strom zu speichern". Wenn viel Strom benötigt wird, sollte im Gegenzug Wasser abgelassen und Strom produziert werden.

Nun gibt es ja vier große Stromkonzerne in Deutschland, die, bzw. deren Tochterunternehmen solche Pumpspeicherwerke betreiben. Genauso wie AKW und andere teure Anlagen rund um die Stromerzeugung bzw. Verteilung sind manche dieser Infrastrukturbauwerke im Besitz von mehreren Strommultis.

Jetzt ergibt sich die paradoxe Situation bei einem mir bekannten Pumpspeicherwerk in Norddeutschland, daß zwei solcher Multis Eigner sind. Die Technik zum Ablassen oder Hochpumpen von Wasser ist also auch doppelt vorhanden. Jetzt kommt das Verrückte. Stromkonzern Nr. 1 hat einen Strommangel und lässt Wasser ab um Strom zu produzieren während Konzern Nr. 2 Strom im Überfluß hat und gleichzeitig Wasser hochpumpt. Es ist nicht möglich, daß die beiden direkt Handel betreiben. Es ist billiger, so wie oben beschrieben zu verfahren!

Unser Nachbarland Niederlande hat immerhin auch um die 17 Millionen Einwohner und einen Lebensstandard, der mit unserem vergleichbar ist. Aufgrund von Erdgaslagerstätten vor allem in der Nordsee sind die Holländer in der Lage, etwa 60 % ihres Stroms in Gaskraftwerken zu produzieren. Neben einem Uralt-KKW aus dem Jahr 1973, welches immer noch am Netz ist, wird Strom heute noch zu etwa 20 % aus Kohle (im Land gibt es keine Kohlegruben) und zu gut 15 % aus Erneuerbaren, vor allem Windenergie erzeugt.

Nun hat das Parlament den Ausstieg aus der Kohle beschlossen. Damit sind die Holländer uns schon ein Stück voraus. Da in diesem flachen Land der Wind recht kräftig weht, soll der in den 5 Kohlekraftwerken produzierte Strom vorwiegend durch Windenergie erzeugt werden. Drei der Kraftwerke sind erst im vorigen Jahr ans Netz gegangen. Eigentümer ist RWE. Holland hat im übrigen kein einziges Pumpspeicherwerk, vielleicht auch in Ermangelung von Bergen. Die Holländer werden sich schon was dabei gedacht haben, diesen Parlamentsbeschluß zu erlassen. ;)

Volkswirtschaftlich gesehen ist es sicherlich nicht sinnvoll, so moderne Kohlekraftwerke wie auch Plomin 2 eines ist einzumotten, zumal sich RWE sicherlich mit hohen Summen entschädigen lässt. Allerdings ist Kohle zur Stromerzeugung langfristig sicherlich weltweit ein Auslaufmodell. Nur nebenbei erwähnt sei, daß in Deutschland derzeit 130 Kohlekraftwerke Strom produzieren. Da kommt noch was auf uns zu...

Gemäß Fraunhofer Institut haben wir in Detuschland übrigens Ende November 2016 bei der Jahresproduktion aus Windkraft in Deutschland die Atomkraft überholt. Die genauen Zahlen zum 30.11.2016 lauten: 74,53 Milliarden Kilowattstunden Windstrom und 74,48 Mrd. kWh Atomstrom.

Grundsätzlich war es lange ein simples Argument der etablierten Stromkonzerne dem Bürger zu suggerieren, daß die Sonne nur am Tag scheint und somit Photovotaik somit nur am Tag Strom produziert und Windanlagen nur, wenn der Wind weht. Es geht jedoch um die Vernetzung dieser und anderer erneuerbarer Energien. Da haben Wasserkraft genauso wie Erdwärme, Biogas und die Nutzung von Wellenkraft im Meer eine Zukunft. Wenn das Stromnetz entsprechend umgebaut ist und Elektroautos wie auch Kühlhäuser als Speicher dienen und jeder haushalt eines Tagen eine Batterie im Keller stehen hat, benötigen wir lange nicht so viele Pumpspeicher wie geglaubt. Die in Austria und der Schweiz heute schon vorhandenen werden ja eh nicht vollständig genutzt.

In der EU ist Strom mittlerweile eine Handelsware wie andere Güter auch. So bezieht Kroatien als Halbeigentümer des slowenischen KKW eine Menge Strom von diesem alten Meiler. Ich sehe unser Urlaubsland langfristig als Stromexporteur, weil gerade bei der Stromerzeugung durch Wind und Sonnenenergie enorme Chancen vorhanden sind, die nur genutzt werden müssen.

grüsse

jürgen
 
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teleskopix

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Hallo Jürgen,
ich gehe mit dir konform. HR hat die Chance Stromexporteur zu werden. Die Probleme der Speicherseen sehe ich nicht so dramatisch wie der BUND, denn es entstehen damit auch neue Lebensräume, wenn auch für andere Tiere. Die Batterie für das EFH ist ja erhältlich, der Preis passt noch nicht.
 
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