Rovigneser Fotostudien

Eisenbahner

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Hallo liebe Forengemeinde,

Rovinj in Istrien ist (mir) immer eine Reise wert. Die Stadt gehört zu den Orten, von denen man niemals genug bekommen kann, deren geheimnisvolle und ein Stück weit unerklärliche Anziehungskraft einfach nicht nachlassen will. Das ist auch gut so, und vielleicht sollte man darüber auch nicht zu viel nachdenken, sondern einfach eintauchen in diese wunderbare Stadt. Ich zeige ein paar Bilder aus diesem Sommer, viel Spaß beim Träumen wünscht der
Eisenbahner.




Eigentlich gehört Kanfanar ja auch zu Rovinj. Na ja, also irgendwie jedenfalls. Seit Rovinj in den sechziger Jahren von der Bahn abgeklemmt wurde, ist Kanfanar der nächste Bahnhof in Betrieb. Wobei Betrieb vielleicht etwas hoch gegriffen ist bei den wenigen Triebwagen, die hier auf dem Weg nach Pula oder Buzet vorbeikommen. Wer hier aussteigt, wähnt sich in the middle of nowhere. Ein durchaus attraktives Plätzchen, dessen Stille nur dann und wann von einem einzelnen Auto gestört wird. Ansonsten weht aufgrund der erhöhten Lage meist ein leichter Sommerwind, die Echsen huschen über Bahnsteig und Gleise, und die Bahnhofsbank ist ein so perfekter Ort zum Lesen, dass man sich selbst bedauern kann, wenn der Anschlussbus nach Rovinj schon in 90 Minuten kommen soll.




Die kleinen Bepflanzungen geben den historischen Bahnhöfen an der Istrien-Bahn ihr freundliches Gesicht. Die Stationen sind alle noch von früh bis spät besetzt. Auch der Bahnhofschef von Kanfanar kann ein freundliches Gesicht sein eigen nennen. Da ich hier - wohl als einziger Tourist? - regelmäßig ankomme und abfahre (na gut, ein Mal im Jahr ...), kennt er mich nun schon und begrüßt und verabschiedet mich per Handschlag und auf Deutsch mit "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen, gute Reise!". In die historische Anlage passt sein weißer Opel Kadett aus den achtziger Jahren eigentlich ganz gut.




Für mich einer der schönsten Blicke in Rovinj. Vom erhöhten Osten schaut man nach unten auf die roten Dächer Rovinjs, auf denen noch immer etliche Antennen stehen. Über allem - dank der Perspektive - die blaue Adria, welche die Stadt scheinbar zu einer Unterwasser-Angelegenheit macht.




Das Thema "Dächer und Mauern" ist hier eigentlich unerschöpflich. Und wenn auch einige Häuser inzwischen perfekt geputzt und gestrichen sind, bleibt doch der Reiz des Unregelmäßigen bei den alten Behausungen und das charakteristische Rot der Ziegel.




Ungefähr dieselbe Blickrichtung zeigt bei leicht verändertem Standort ein weiteres Thema des Südens und damit auch Rovinjs: Wäsche! Die aparte Dachterrasse mit dem schönen kleinen Stiegenhaus ist hochgelegen, wie man am Turm der Kirche Hl. Eufemia im Hintergrund sehen kann. Nähert man sich mit dem Schiff dem Stadthafen von Rovinj, so grüßt diese Dachterrasse mit ihrer Wäschebestückung schon von weitem. Ist dieser Ort zum Trocknen nicht eigentlich viel zu schade?




Man fragt sich manchmal, ob es in ganz Italien und Kroatien eine Stadt gibt, die noch italienischer ist als Rovinj! An den Vespas jedenfalls soll es nicht liegen, und auch sonst passt in der Altstadt ziemlich viel zusammen.




Es gibt in Rovinj einige Plätze, die ohne weitere Umgestaltung in den düster-ernsten Filmen Vittorio de Sicas als Kulisse dienen könnten (hätten dienen können). Die ärmliche Familie oder der hochgemauerte backsteinerne Eisenbahnviadukt, über den eine fauchende Dampflok ihre Wagen zieht: Die Phantasie ergänzt diese Kulisse.




"Wie es sich gehört": Am höchsten Punkt der Stadt thront die Kirche der Hl. Eufemia und gewährt ihren Besuchern einen schönen Rundumblick. Wie oft sich wohl Seeleute bei ungemütlichem Wetter gewünscht haben, hier oben zu sein statt auf schwankendem Schiffsboden?




Theologisch sattelfest waren Auftraggeber und Künstler der Kirchenfenster. Hier stellen sie den Sündenfall des Menschen dar, versinnbildlicht durch die Schlange im Garten Eden.




Aber noch ist nicht aller Tage Abend: Gott macht nach der Sintflut - so erzählt es das Alte Testament - seinen Bund mit den Menschen, als Zeichen dafür lässt er einen Regenbogen am Himmel erscheinen. Für Seeleute vielleicht eine besonders eindrückliche Geschichte.




Es wird langsam Abend in Rovinj. Das Licht wird milder, die Wärme des Tages mischt sich mit frischeren Luftzügen, und langsam kann man daran denken, die Fensterläden etwas zu öffnen. Die Isolatoren erfüllen noch ihre Funktion, die Fassade ist nicht makellos, aber dafür erzählt sie eben ihre Geschichte. Schließlich lebt man hier.




Dass Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Art sich still und dankbar an demselben Schauspiel erfreuen und an denselben Plätzen einträchtig einfinden: Das schafft immer wieder die Sonne mit ihrem Untergang. Total gratis.




Erstaunlich, in wie wenigen Sekunden der finale Akt des Schauspiels beendet ist. Bald schon wird es dunkel sein in Rovinj, aber das Leben beginnt ja nun erst in den Straßen der Stadt. Der letzte Skipper kehrt heim, meint man zumindest, denn ...




... da kommt doch tatsächlich noch der allerletzte vor die Linse gefahren, der dem Skifahrer einen doch wohl unvergesslichen Sonnen-Abend vor dem Hafen Valdibora verschafft.




Das Schauspiel ist beendet. Der Himmel gewährt uns nun die blaue Stunde, und in den romantisch beleuchteten Gassen der Altstadt Rovinjs wird gespeist oder flaniert oder gelacht oder erzählt oder ...

Danke für das Interesse!
 
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Andi Bolle

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Beeindruckende Fotos!
Dankeschön, Herr Eisenbahner.:)

Viele Grüße,
Andi
 

Kristin

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Wunderbar geschrieben Einfach klasse...Einmal Rovinj immer Rovinj
 

Honigblume

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Wow! Ganz tolle Fotos und der Bericht dazu bringt die sehnsuchtsvolle Seele zurück nach Rovinj!
 

jadran

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Eisenbahner super klasse Bilder aus Rovinj

Jadran
 

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Rovinj ist für meine Frau und mich die schönste Stadt an der Adria, doch leider scheinen seit heuer mehrere Cafes Konobas und Trattorias auf den Zug vom Luxus Hotel Monte Molin aufzuspringen. Ich hoffe das diesen Trent nicht alle Mitmachen es wäre schade wen Rovinj nur noch für die Schicki Micki Gesellschaft bezahlbar wäre. Die schöne Bucht im Süden wurde ja schon mit den Platten zerstört.

LG Helmut
 

Heiko705

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Vielen Dank, lieber Eisenbahner, für den einmal etwas anderen Blick auf das herrliche Rovinj!!!
 

tosca

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Hallo @Eisenbahner

wunderschöne, stimmungvolle Bilder, schön ausgewählte Motive. Danke.

PS: War Fröschi heuer nicht dabei? Hab ihn vermisst auf den Bildern... ;)
 

Sporting 505

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Große Klasse deine etwas andere Sichtweise von Rovinj.
Auch für mich eine sehr schöne Stadt :rolleyes:
 

Eisenbahner

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