Reformen in Bosnien chancenlos

claus-juergen

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

hallo,

die augsburger allgemeine schreibt heute anläßlich des prozessbeginns über radovan karadzic über dessen angebliche immunität. sollte diese ihm tasächlich zuerkannt werden, würde es meiner einschätzung nach heftige unruhen im bosnisch-herzegowinischen teil des landes (hoffentlich habe ich das richtig ausgedrückt) geben:

Karadzic bittet UN-Sicherheitsrat um Straffreiheit
17.10.2009 12:05 Uhr

Den Haag (AZ) - Der wegen Völkermordes angeklagte ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat den UN-Sicherheitsrat um Straffreiheit gebeten.

DPA
Das höchste Entscheidungsgremium der Vereinten Nationen soll nach den Vorstellungen Karadzics die ihm angeblich von US-Diplomat Richard Holbrooke 1996 im Namen der UN versprochene Immunität bestätigen.

Ein entsprechender Brief des 64-jährigen Angeklagten an den Sicherheitsrat wurde am Freitagabend vom UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag veröffentlicht. Karadzic hofft, damit doch noch seinen Prozess abwenden zu können, der am 26. Oktober beginnen soll.

Holbrooke habe ihm als US-Sondergesandter für den Balkan auch im Namen der UN Immunität zugesagt, wenn er die Führung der bosnischen Serben aufgeben und aus der Öffentlichkeit verschwinden würde. Er habe seinen Teil der Abmachung erfüllt, betont Karadzic in dem Schreiben mit Datum vom 16. Oktober 2010.

Das UN-Tribunal in Den Haag hatte es erst am Dienstag erneut abgelehnt, ein angebliches Immunitätsversprechen für Karadzic zu würdigen. Selbst wenn es eine solche Zusage gegeben haben sollte, sei sie ohne einen entsprechenden Beschluss des UN-Sicherheitsrates wirkungslos, argumentieren die Richter. Deshalb solle der Rat «die erforderliche Resolution beschließen», schrieb Karadzic an das UN-Gremium. Holbrooke, der heute US-Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan ist, hat eine solche Abmachung mit dem bosnischen Serbenführer mehrfach dementiert.

Karadzic war im Juli 2008 in Belgrad festgenommen und an das Kriegsverbrechertribunal überstellt worden. Bis dahin hatte er jahrelang unbehelligt unter falschem Namen in der serbischen Hauptstadt gelebt, wo er sich als «Wunderheiler» betätigte. Dem einstigen Präsidenten der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in elf Fällen vorgeworfen, darunter Völkermord in zwei Fällen. Er soll einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker von Srebrenica sein, dem 1995 etwa 8000 muslimische Männer und Jungen zum Opfer fielen. Ihm wird auch erhebliche Schuld an der 44-monatigen Belagerung von Sarajevo angelastet, bei der rund 10 000 Menschen ums Leben kamen.


grüsse

jürgen
 
S

Soline

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Ein völlig absurde Behauptung, ausgerechnet Bismarck, der größten Wert auf beste Beziehungen zu Russland hegte, auch nur entfernt mit den ethnisch-religiösen Konflikten am Balkan in Beziehung zu bringen. Kann man nur antworten: Soline, lern' endlich anders als in deinem Internet Geschichte. Du hast ja schon mit "Agram" Probleme gehabt...

Soll man auf solch einen Stil noch antworten? Nein besser nicht!!
 
M

Mato

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Okay Leute,
man sieht daß dieses Thema Bosnien kein einfaches ist und sogar persönliche Schicksale von Foris hier zu Tage treten. Bitte jeder hier noch ein bisserl mehr aufpassen was er schreibt. Es besteht die Gefahr in Wunden zu rühren und das muß nicht sein.

LG Frank

Bitte nur die Wahrheit Frank, nur die Wahrheit.

Wer damit nicht umgehen kann, soll es lassen.:D

LG
Mato
 

HÜGünni

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Hallo lieber Marius!
Die Diskussion über den Zerfall Yugoslawiens habe ich verfolgt. Der Verlust Deiner Verwandten macht mich betroffen. Für viele Bundesbürger, Europäer oder Nicht-Europäer ohne geschichtliche Grundkenntnisse über die Region ist der Konflikt unverständlich.
Im letzten Herbst saß ich bei einer Hochzeit neben einem US-Amerikaner, der eine Reihe interessanter Fragern stellte. Bspw. Wo es in Europa "Schlachtfelder" wie in Gettysburgh zu besichtigen gibt und warum es die letzten Balkankriege gab.
Selbst Menschen, die sich schon seit Jahren nicht nur durch Presse, Fernsehen und Bücher mit der Problematik ernsthaft auseinandersetzen, haben oft Verständnisschwierigkeiten. Ich kenne einige Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen aus Bosnien, die rechtzeitig geflohen sind. Einige sind zurück gekehrt, einige können nicht mehr zurück. Solange die Scharfmacher in den diversen politischen Lagern den Ton angeben, wird sich wenig ändern. Das Problem wird der EU dann noch lange erhalten bleiben.
Zum Nachdenken für alle interessierten möchte ich eine kleine Geschichte Bertolt Brechts anfügen.
- Balkankrieg - Ein alter kranker Mann ging über Land. Da überfielen ihn vier junge Burschen und nahmen ihm seine Habe. - Traurig ging der Alte weiter. Aber an der nächsten Straßenecke sah er zu seinem Erstaunen, wie eben drei von den Räubern den vierten überfielen, um ihm seinen Raub abzunehmen. Dieser fiel beim Streiten jedoch auf die Straße. Voller Freude hob es der Alte auf und eilte davon. Jedoch in der nächsten Stadt wurde er angehalten und vor den Richter geführt. Da standen die vier Burschen und klagten ihn, jetzt wieder einig, an. Der Richter aber entschied folgendermaßen:
Der alte Mann sollte sein letztes Gut den jungen Burschen zurückgeben. "Denn", so sagte der weise und gerechte Richter, "sonst könnten die vier Kerls dort Unfrieden stiften im Land".
aus: Bertolt Brecht, Gesammelte Werke II Prosa I Seite 3
Mit freundlichen Grüßen HÜGünni
 

claus-juergen

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

hallo,

wie die augsburger allgemeine heute mitteilt, will Radovan Karadzic nicht seinem Prozeß beiwohnen:

Karadzic boykottiert seinen Prozess - Politik - Augsburger Allgemeine

mit ähnlichen mätzchen hat doch auch schon sein gesinnungsgenosse Milosevic versucht, den prozess zu verzögern.

grüsse

jürgen
 
M

Marius

Guest
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Nun, das ist in einem Rechtsstaat sein gutes Recht :)

Er wollte sich ohnehin selbst verteidigen, obwohl ja jedermann weiß, dass derjenige, der sich selbst verteidigt, einen Narren als Klienten hat. :-D
 

claus-juergen

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

hallo,

laut süddeutscher zeitung hat der prozeß ggen karadzic ohne ihn begonnen:


Prozessauftakt ohne Angeklagten

Verfahren gegen Karadzic26.10.2009, 11:54
Heute sollte in Den Haag der Prozess gegen den mutmaßlichen Massenmörder Radovan Karadzic beginnen. Doch dessen Stuhl blieb leer - die Verhandlung wurde vertagt.

Lässt sich nicht schnell aus der Fassung bringen: Der Südkoreaner O-Gon Kwon, der den Vorsitz bei dem Verfahren gegen Radovan Karadzic inne hat. (Foto: oh)
Mit komplizierten Fällen hat O-Gon Kwon reichlich Erfahrung. Seit fast zehn Jahren gehört die Aufarbeitung der Balkankriege zu seinem täglichen Brot. Dabei lässt sich der Südkoreaner nie aus der Fassung bringen, auch dann nicht, wenn geltungssüchtige Angeklagte das Verfahren zu torpedieren versuchen.

Von diesem Montag an wird O-Gon aber mit jemandem zu tun haben, der seine Geduld schon im Vorverfahren strapaziert hat. Der mutmaßliche Massenmörder Radovan Karadzic hat das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien mit der Nazi-Justiz verglichen. In einem polemischen Schreiben meinte er letzte Woche, das Verfahren gegen ihn sei längst nicht so fair wie 1933 der Prozess um den Reichstagsbrand.


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O-Gon Kwon wird sich vermutlich über diese Beleidigung souverän hinwegsetzen. Als er zum vorsitzenden Richter im Karadzic-Prozess ernannt wurde, sagte O-Gon, es sei ihm bewusst, dass die Weltöffentlichkeit diesen Prozess aufmerksam verfolgen wird. Denn mit Karadzic steht der höchste Vertreter der bosnisch-serbischen Kriegsführung vor dem Gericht in Den Haag.

Für O-Gon Kwon stellt der Prozess den Höhepunkt seines beruflichen Lebens dar. Dass das Gericht ihn auserkoren hat, ist kein Zufall. Der Jurist gehörte schon dem dreiköpfigen Richtergremium im Prozess gegen Slobodan Milosevic an, der in seiner Zelle starb, bevor das Urteil fiel. Milosevic hatte mit Tricks und Tiraden seinen Prozess verzögert. Karadzic soll diese Möglichkeit nicht bekommen. Schon vor Prozessbeginn haben die Richter die Anklagebehörde aufgefordert, weniger Zeugen vorzuladen, damit das Verfahren effizient vorangetrieben werden kann. Die Anklagebehörde möchte, dass mehr als 500 Zeugen gegen Karadzic aussagen. Mit einem Urteilsspruch rechnet O-Gon nicht vor 2012.


Unter Polizeischutz
Während des Prozesses gegen Milosevic wurde der Richter zwei Monate unter Polizeischutz gestellt, weil er bedroht wurde. Davon zeigte er sich unbeeindruckt. Nun ist O-Gon Kwon der erste Richter aus Asien, der das Verfahren gegen einen der wichtigsten Angeklagten des UN-Tribunals leiten wird. Diese Aufgabe und die Ernennung zum Vizepräsidenten des Tribunals vor einem Jahr sieht er als Anerkennung für die Justiz seines Landes. Der 56-jährige O-Gon blickt auf eine glänzende juristische Karriere zurück, die er 1979 beim Bezirksgericht in Seoul begann. Später diente er als Strafrichter, Planungsdirektor im Justizministerium und Mitglied des Obersten Gerichtshofes von Südkorea.

Vor seiner Berufung zum Richter des UN-Tribunals in Den Haag im Jahr 2001 war O-Gon Richter am Landgericht in Daegu, der viertgrößten Stadt Südkoreas. Der Mann, der im Fall Karadzic das Urteil sprechen soll, hat in Seoul und in Harvard Recht studiert und gilt als Experte für die Justizverwaltung. Für seine Verdienste um die Gerechtigkeit erhielt er im vergangenen Jahr vom südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak die zweithöchste Auszeichnung des Landes. O-Gon Kwon werden im Prozess gegen Karadzic noch zwei erfahrene Richter zur Seite stehen: Howard Morrison aus Großbritannien und Melville Baird aus Trinidad und Tobago.

(SZ vom 26.10.2009)

grüsse

jürgen
 
M

Marius

Guest
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Tja, der Mann aus Asien läst sich nicht beirren, wenn es um Gerechtigkeit geht. Bravo! :)

Karadzic hingegen wird, glaube ich, im Gegensatz zu Milosevic das Ende des Prozesses erleben.
 

claus-juergen

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Landkreis Augsburg und Liznjan/Istrien
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

hallo,

ohne dem gericht vorgreifen zu wollen oder jemanden vorverurteilen zu wollen, kann das urteil eigentlich nur eine lange haftstrafe oder lebenslänglich lauten.

ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß herr karadzic von den gräueltaten im krieg nichts gewusst hat. vermutlich war er mit derjenige, der die entsprechenden befehle gegeben hat.

hoffen wir, dass er gesund das ende seines prozesses erlebt und in den folgenden jahren musse findet, über sein tun nachzudenken.

grüsse

jürgen
 
F

Frank1

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Hab mir übrigens bei Amazon das Buch von Norbert Mappes-Niedeck : "Die Ethno-Falle. Der Balkan-Konflikt und was Europa daraus lernen kann" zugelegt. Kostet nicht mal 15 Euro. Möchte mich da einfach nur gründlicher informieren. Der Autor ist bekannt dafür, daß er sehr sachkundig und doch allgemein verständlich schreibt.

LG Frank
 
W

wolli.k

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Hallo Frank,

habe da zufällig einen medical Doc. aus dem Ruhrgebiet kennengelernt, der selbst in Serbien und auch im Irak die Auswirkungen des Einsatzes von Uranmunition durch die NATO untersucht und auch entsprechenden Selbsthilfegruppen vor Ort mit aufgebaut hat.

Lass mich bitte mal wissen, ob auch dazu etwas in dem Buch steht.

L.G.
Wolli
 
F

Frank1

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Glaub ich jetzt weniger, da es mehr um ethnische Probleme und Politik geht. Aber mach ich natürlich gerne sobald ich was gefunden habe.

LG Frank
 

remy

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Am schönen Albtrauf
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

... Bitte normal weiter diskutieren über Bosnien, das Thema interessiert mich schon, ich selbst war ja schon viele Jahre nicht mehr dort und andere sind ja auch an Bosnien interessiert oder auch an der Politik dort. In den Medien hört man ja ziemlich wenig über Bosnien in letzter Zeit.
Vielleicht kann noch jemand etwas über Bosnien erzählen.

Ich hab mal den wichtigsten Teil des Zitates stehengelassen... um darauf mit meinen eigenen Erfahrungen einzugehen...

2004 habe ich auf einer Messe eine kroatische Firma kennengelernt, die mit einer kleinen Zahl von Mitarbeitern, Sonnenschutzsysteme und Sonnenschirme in Bosnien fertigt (der Firmenbesitzer ist Bosnier, lebt aber in Zagreb). Dieser suchte einen Vertriebspartner, der die Produkte in D, A und in der Schweiz verkauft.

Einer Einladung folgend, fuhr ich im November 2005 nach Gracanica, etwa 30 km östlich von Doboj. Nach dem Grenzübertritt in Slawonsi Brod bekam ich zum ersten Mal ein beklemmendes Gefühl. Die schlechte Straße führte an teils ausgebombte und teils verbrannte Hausruinen mit Einschusslöchern vorbei.

Davor waren schwarze Platten aufgestellt. Irgendwann hielten wir und sahen uns das genauer an. Es waren verschiedene Personen abgebildet die darin umgekommen waren. Die Einzelheiten dazu kann sich jeder denken. Insgesamt gesehen wurde ich auf dieser Fahrt sehr nachdenklich, was sich da so im 21sten Jahrhundert noch abspielt. Es erschien alles so unwirklich, wie in einem anderen Film...

In Gracanica angekommen traf ich mit sehr freundlichen und engagierten Menschen zusammen, die mir -sprichwörtlich- jeden Wunsch, im Bezug auf die geplante geschäftliche Zusammenarbeit, von den Augen abgelesen haben. Es war für mich ein wenig peinlich, da ich ein ganz normal denkender und handelnder Mensch bin für den Ehrlichkeit und Fairniss Groß geschrieben wird.

Dazu muss man wissen, dass die Schirmfertigung in den Kinderschuhen steckte und es einfach an Expansionsmöglichkeiten fehlte; die Druck- und Nähmaschinen hatten schon bessere Zeiten gesehen, die Qualität der Produkte aber war und ist einwandfrei.

Da die Arbeitslosigkeit in der Region hoch ist, war der Wille aktiv zu sein, also etwas zu bewegen und nicht nur Almosen der EU zu empfangen -soweit diese überhaupt in der Bevölkerung ankommen- deutlich zu spüren.

Um es abzukürzen; seit einigen Jahren pflege ich freundschaftlichen Kontakt zu einigen Mitarbeitern und wurde auch mehrmals privat eingeladen. Der Grundtenor bei diversen Gesprächen ist, dass die meisten sagen, die jüngere Generation hat eigentlich keine "Berührungsängste" und geht i.d.R. sehr liberal miteinander um. So hat der Entwicklungsleiter (38J) dieser Firma, als muslimischer Bosnier, auch serbische Freunde. Diese besucht er regelmäßig z.B. in Belgrad mit seiner Familie.

Interessanterweise meint er, dass es in seiner Altersgruppe eigentlich keine Probleme gibt, nur die politisch Verantwortlichen nach außen hin eine andere Sprache sprechen und nicht das eigentliche Leben in der Bevölkerung widerspiegeln. Dadurch gibt es heute noch bestimmte Zwänge, die zu eigentlich unnötigen Spannungen führen.

Z.B. eine Stadtverwaltung in einer Region, in welcher Serben, Kroaten und Bosnier zusammenleben. Die Verantwortliche Behörde ist dann zusammengesetzt aus einem serbischen, kroatischen und einem bosnischen Mitarbeiter... Wenn der eine -z.B. der Bosnier- seine Zustimmung (z.B. Kindergartenbau im serbischen Stadtteil) verweigert, tut der andere dasselbe bei einer Entscheidung, die einen bosnischen Stadtteil betrifft.

Wie gesagt, nur ein Beispiel, wie eine kommunale Behörde die Richtung bestimmt.

Ferner sagte er, erst wenn die Generation, welche schon in Ex-Jugoslawien das Sagen hatte, verschwunden sein wird, erst dann würde sich für die Mehrheit der Bürger etwas ändern. Viele denken nach vorne und möchten an einem schöneren Leben teilhaben und sich nicht gängeln lassen.

Allerdings wird dies noch Jahre dauern und bis dahin würden die eingesetzten EU-Behörden, ihres dazu beitragen, dass es zu keinen spürbaren Erleichterungen kommt. Wenn Bosnien auch nicht viel hat, die Verwaltungswut hat sie schon kennengelernt. <--- Beispiel Visapflicht. Es ist schon ein großer Akt, bis beispielsweise einem Bosnier die Messeteilnahme in Deutschland genehmigt wird... Jedesmal wird eine fast schon minutiöse Bestätigung der Kooperationsfirma verlangt, was, wo, wie lange...

Meiner Meinung nach ist das Mittelalter pur.

Ups, ist etwas lang geworden. Aber es wurde ja auch nach Eindrücken gefragt und diese lassen sich nicht auf wenige Zeilen, ohne Hintergründe, beschränken.

Mein letzter Besuch war im Juni diesen Jahres. Aufgefallen sind mir die vielen Neubauten, teils auch modernisierte Straßen. Was mich aber irritierte waren die kyrillischen Ortsnamen und Hinweise, wo man sich noch in der "Srbska Republica" befindet. -ein Hinweis auf die ewig Gestrigen???

Schöne Grüße, Remy :D
 
M

Marius

Guest
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Lieber Remy,

vielen Dank für deine Schilderung, die im Übrigen keineswegs zu lang ausgefallen ist. Beim zweiten Mal Lesen stellte ich fest: An den richtigen Stellen hast du dich kurz gefasst und den Leser zum Weiterdenken gezwungen.
Wenn's nach mir geht, sollst du bitte gerne weiter erzählen, du scheinst mir schon ein sensibler, aufnahmefähiger Mensch zu sein, ein guter Beobachter mit dem Herz am rechten Fleck.

Remy!

Hiergeblieben! ;-)
 

wallbergler

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Ja Remy,

das war großes Kopfkino. Hervorragend sprachlich in Szene gesetzt.
Auch von dir wird hier mit einfühlsamen Worten bestätigt,
was wir schon durch unsere Elma über dieses Land wissen.


hier ein paar Berichte aus dem Schoener Reisen Forum, die dich sicher interessieren:

Gastfreundschaft in Bosnien - Forum Schoener-Reisen - Sehen, erleben und berichten

BIH > An der Drina entlang bis Visegrad - Forum Schoener-Reisen - Sehen, erleben und berichten

BiH > Auf dem Weg nach Mostar: Pocitelj - Forum Schoener-Reisen - Sehen, erleben und berichten

BiH Ausflug zum Derwischkloster und zur Bunaquelle bei Blagaj - Forum Schoener-Reisen - Sehen, erleben und berichten

Vielen Dank
Helmut
 

remy

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Am schönen Albtrauf
AW: Reformen in Bosnien chancenlos

...verstehe ich hier etwas falsch oder ist dieser Satz ein Grund, wieder einmal gründlich nachzudenken?

Gruß
Wolli

Hallo Wolli,

eigentlich ist der ganze Absatz in einem Zusammenhang zu sehen. Aber mal ganz unabhängig davon, ein gründliches Nachdenken hat noch nie geschadet...
zumal man sich dann, ganz befreit von den medialen Einflüssen, ein individuelles Bild machen kann.

Was Bosnien speziell anbelangt, eine Reise lohnt sich auf jeden Fall.

Schöne Grüße, Remy :D
 

remy

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AW: Reformen in Bosnien chancenlos

Lieber Remy,

vielen Dank für deine Schilderung, die im Übrigen keineswegs zu lang ausgefallen ist. Beim zweiten Mal Lesen stellte ich fest: An den richtigen Stellen hast du dich kurz gefasst und den Leser zum Weiterdenken gezwungen.
Wenn's nach mir geht, sollst du bitte gerne weiter erzählen, du scheinst mir schon ein sensibler, aufnahmefähiger Mensch zu sein, ein guter Beobachter mit dem Herz am rechten Fleck.

Remy!

Hiergeblieben! ;-)

Marius, ich wollte eigentlich kein "fishing for compliments" ;) sondern lediglich einen subjektiven Eindruck vermitteln. ...und "zwingen" möchte ich ehrlich gesagt auch niemanden. Da ich häufig stiller Mitleser bin, fiel mir die teils sehr emotionale Diskussion zu diesem Thema auf. Ich dachte mir "Frank, dazu kannst Du auch was sagen..." ;)

Es ist ja so, dass nicht jeder der hier mitdiskutiert, auch die Möglichkeit hatte oder hat, mal eben so nach Bosnien zu fahren um mal nachzusehen, ob das alles stimmt, was landläufig so verbreitet wird. Wie in anderen Ländern auch, die mit großen politischen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, möchte sich die jeweilige Regierung nur in gutem Licht zeigen.

Wer aber etwas über Hintergründe oder anders gesagt, die Realität wissen möchte, muss das direkte Gespräch mit den Menschen suchen. Sicher ist das einfacher gesagt (es gibt ja auch Beratungsresistente) als getan, aber nur so wächst die eigene Erfahrung und nicht zuletzt auch das Vertrauen, wenn der Betroffene merkt, dass man sich für ihn interessiert. Und das ist sooo wichtig.

Zu Deinem letzten Absatz..., mein Motto ist eben "leben und leben lassen".

Das versuche ich nicht nur als Phrase zu sehen sondern auch entsprechend umzusetzen. Klar erlebt man auch immer wieder negatives, wenn einem die "Hosen ausgezogen" werden. Aber, das Positive überwiegt -so meine Lebenserfahrung.

In diesem Sinne, Remy ;)
 
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