Neum in Bosnien-Herzegowina

claus-juergen

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Neum an der Küste der Adria ist ein Kuriosum. Der etwa 5000 Einwohner zählende Ort gehört zu Bosnien-Herzegowina und ist der einzige Ort des Landes an der Küste der Adria. Das Gebiet zerteilt Kroatien in zwei Teile die keinerlei Landverbindung haben, sieht man von der kürzlich eröffneten Peljesac-Brücke mal ab.


Es gibt folglich zwei Grenzübergänge an der Küste die derzeit übrigens ausschließlich von kroatischen Grenzern besetzt sind. Nur die kontrollieren die Ausweise der in die Herzegowina einreisenden und von dort ausreisenden Personen. Grenzbeamte des Landes Bosnien-Herzegowina sind nicht da.

Kommen wir zur nächsten Kuriosität. Die Bewohner von Neum und einem schmalen Streifen hinter der kroatischen Küste verstehen sich auch als Kroaten. Fast alle haben sowohl einen kroatischen Pass als auch einen von Bosnien-Herzegowina. Einfach verkürzt Bosnier darf man nun auch wieder nicht zu diesen Menschen sagen, weil die Bosnier wiederum die anderen aus deren Sicht sind. Andere sind die im Land lebenden Moslems und Serben.

Ich war in den letzten Wochen zwei mal in Neum und deshalb will ich euch ein paar Bilder zeigen.

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Nach dem Passieren der Grenze von Norden her erinnert dieses Schild daran, daß man sich jetzt nicht mehr in Kroatien befindet. Im Hintergrund sehen wir eine Halbinsel. Die gehört zu Neum. Noch weiter hinten sieht man Windkraftanlagen die wiederum auf der zu Kroatien gehörenden Halbinsel Peljesac stehen.

Übrigens ist dies an der Grenze der einzige Schriftzug in kyrillisch, der nicht durch Farbe verunstaltet bzw. unkenntlich gemacht wurde. Offiziell gilt sowohl die Schrift mit lateinischen als auch mit kyrillischen Buchstaben im Land. In der Herzegowina sind jedenfalls soweit ich es sehen konnte, alle kyrillischen Schriftzeichen mit Farbe übertüncht.

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Neum zieht sich über etwa zwei Kilometer an der Küste entlang. Von den Zerstörungen des Bürgerkriegs ist nichts mehr zu sehen. Die überdimensionalen beiden katholischen Kirchen sind wohl neu.

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Es gibt ein paar alte große Hotels aus den Zeiten Jugoslawiens die jetzt Ende Oktober alle bereits geschlossen hatten.

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Mein erster Weg war zu einer der beiden Tankstellen. Hier zahlt man noch mit Mark. Das ist die Währung die nach der Einführung des Euro in Anlehnung an die DM im Land eingeführt wurde. Zuvor hat man dort tatsächlich mit DM bezahlt. Der Wechselkurs der Bosnischen konvertiblen Mark zum Euro entspricht folglich dem selben wie der DM zum Euro.

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2,91 Bosnische Mark kostete der Liter Diesel. Das entspricht etwa 1,40 Euro. Ein Schnäppchen gegenüber Deutschland. Bezahlt habe ich mit Kreditkarte.

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Bereits auf diesem Bild erkennt man, daß es eine Vielzahl von privaten Ferienwohnungen gibt. Der Ort lebt vor allem vom inländischen Tourismus. Das Preisniveau liegt ein gutes Stück unter dem des benachbarten Kroatien.

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Die Strände im Ort sind eher bescheiden. Es gibt zwar kleine Kiesstrände, aber auch betonierte Stellen am Ufer.

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In erster Linie sind es inländische Touristen die in Neum ihren Urlaub verbringen. Das niedrige Preisniveau dürfte der Hauptgrund dafür sein.

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Blick von Süden auf Neum. Im Hintergrund erkennt man die Peljesac Brücke die die kroatische Halbinsel Peljesac mit dem "eigentlichen Festland" verbindet.

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Bosnien-Herzegowina hat keinen Zugang zum offenen Meer bzw internationalen Gewässern. Waren die über das Meer ins Land kommen werden ausschließlich in den kroatischen Häfen umgeschlagen. Container vor allem in Split und Ploce, Kohle für die Kraftwerke in Bakar.

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Ich bin auch auf die nahezu unbewohnte überwiegend bewaldete Halbinsel die zu Neum gehört gefahren um einen Überblick von der anderen Seite zu bekommen. Anscheinend wird auch hier an vielen Stellen gebadet.

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Parkscheinautomaten stehen wie im gesamten Ort selbst hier. An den Schwimmkörpern im Meer hängen Leinen für die Muschelzucht.

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Ganztägiges Parken kostet 14 KM (Konvertible Mark). Das entspricht sieben Euro. Viel Geld für die Bewohner des Landes deren Durchschnittseinkommen ein gutes Stück unter dem Kroatiens liegt.

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Links im Bild sieht man Fischkäfige für Aquakultur. Das Futter wird in diesen Säcken angeliefert.

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Dann entdecke ich einen schmalen Tunnel der auf die andere Seite der bergigen Halbinsel führt. Neugierig wie ich bin fahre ich da hindurch.

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Was mich dort drüben wohl erwartet?

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Das ist der Tunneleingang auf der anderen Seite.

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Hier befindet sich die Kläranlage für Neum und dem benachbarten Klek welches in Kroatien liegt. Laut Auskunft des Klärwerkers wurde die Kläranlage bereits zu Zeiten Jugoslawiens gebaut um die Abwässer zu reinigen. Da Neum und auch Klek in einer schmalen Bucht liegen ist der Austausch mit Frischwasser kaum gegeben. So war es wohl schon zu Beginn des Tourismus zwingend erforderlich, das Abwasser zu reinigen und anschließend ins Meer zu leiten. Deshalb erfolgt die Einleitung hier in der zweiten Bucht abseits der beiden Orte.

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Wie gut die Technik der Reinigung ist weis ich nicht. Auf jeden Fall nutzt diesen Küstenabschnitt wohl kaum jemand zum Baden.

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Im Hochsommer soll Neum anscheinend meist ziemlich ausgebucht sein. Da ist dann natürlich im Gegensatz zum Oktober wohl mehr los als bei meinem Besuch.

jürgen
 

Durran

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Hallo Jürgen, ich war ja vielleicht 2 Wochen vor dir in der gleichen Richtung unterwegs. Natürlich auch in Neum.

Als ich dort über die Grenze gefahren bin waren sowohl die bosnischen als auch die kroatischen Grenzposten besetzt. abgesehen davon werden wohl alle Kennzeichen gescannt und erfasst.
Fahrzeugkontrollen gab es nicht.

Ich hatte ja genau an der gleichen Tankstelle getankt. Für den gleichen Preis im übrigen. Dann ging meine Geldkarte nicht. Erst nach 5 maligen Probieren hat es dann geklappt. Ich habe aber immer genug Bares dabei. Falls die Karte mal nicht geht. Auch in Kroatien hatte ich immer mal wieder Probleme mit der Karte. Es kam öfter vor das die Karte nicht gleich ging sondern erst nach mehrmaligen einstecken.

Ansonsten ist Neum im Küstenstreifen völlig zugebaut und eng. Kann man mal hin, muss man aber nicht.

Es ist ja auch für viele Einwohner Bosniens auch nicht mehr günstig nach Kroatien mal eben für einen Tag zu fahren. Selbst 50 km Anreise kosten Geld. Ich habe einige gesehen in Kravica, die in ihren Autos schlafen .Manche haben eine VW Bus, andere einen Kombi. Ein Apartmani an der Makarska Riviera können sich viele schlicht nicht leisten.
 

claus-juergen

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Hallo Durran,

Die BiH Grenzer haben nur an der Grenze zwischen Metkovic und Capljina kontrolliert. Die Pässe dort wurden gescannt.

Zur Tankstelle gibts noch einen Nachtrag. Der Kassierer hat mich gefragt für welchen Betrag ich getankt habe. Dies deshalb, weil es nach dessen Aussage keine Datenleitung von der Zapfsäule zur Kasse gibt. Natürlich wusste ich nur den ungefähren Rechnungsbetrag. Also sind wir beide raus zur Zapfsäule gegangen um den Betrag mit eigenen Augen abzulesen. Danach Kartenzahlung.

Und ja, Neum ist verbaut. Aber es genügt wohl, so dass nicht so wohlhabende Einwohner des Landes relativ günstig Urlaub am Meer machen können. Ich habe übrigens auch nicht allzu viele Gaststätten und Cafés im Ort gesehen. Möglicherweise wird doch überwiegend in der Fewo gekocht wenn nicht Vollverpflegung in einem der Hotels gebucht wird.

Erwähnen möchte ich auch die top ausgebaute Straße vom Hinterland kommend bis Neum. Die M 17.3 verbindet den Ort mit Mostar, soll jedoch noch nicht fertiggestellt sein. So haben die Bewohner aus dem Hinterland doch eine relativ gute und schnelle Verbindung zum inländischen Badeort am Meer.

Grüße

Jürgen
 
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