Unfassbar.
Die Zustände kriegen wir als Urlauber kaum mit, aber für die Kroaten ist das unhaltbar.
Warum geht keiner auf die Straße
Stimmt, Luppo/Michael.
Urlauber bekommen das selten mit. ( Es sei denn, man wundert sich über die Berge von 5-6 Liter Wasserflaschen und fragt sich, was damit gemacht wird)
Aber es gibt sie in Kroatien, die zornigen jungen Leute!
Ich hatte zu Ostern in Süddalmatien die Gelegenheit, mit einigen jungen Kroaten ( gut ausgebildet, gut Englisch sprechend ) zusammenzusitzen und zuzuhören.
Nur zuzuhören!
Es waren junge Menschen, die ich schon als Kleinkinder kennengelernt habe und deren Entwicklung ich mehr als 20 Jahre lang verfolgen konnte .
Es ist die Generation der 20 bis 35 jährigen.
Da gibt es viele, die am liebsten Kroatien verlassen würden und verlassen haben.
Sie arbeiten in Schweden, Dänemark, in Österreich, Malta, Deutschland und sehen genau, was in ihrem Heimatland gschieht und dass sie in Kroatien nur mit ihren Fähigkeiten , aber ohne "Connections" keine Chance haben.
Sie wollen nicht zurück.
Und da waren auch zwei andere, die inzwischen eine kleine Familie haben und die voll Sorge um ihre Kinder z.B. auch auf das Bildungssystem in Kroatien blicken .Die Lehrpläne, die voll alter Ideologien sind und ein Weltbild vermitteln ( auch sehr beeinflusst durch die Ansichten der kath.Kirche), das die Jugendlichen kaum zur kritischen Auseinandersetzung mit den Fragen unserer Zeit anregt.
Ich kann das nicht beurteilen, ich habe nur zugehört. Ich möchte auch nicht behaupten, dass das was ich da erfahren habe, allgemeingültig ist.
Aber wenn ich den Beitrag von
Jurica Zelić (s.#1) lese, so sind meine Eindrücke nicht falsch.
Die jungen Leute gehen nicht auf die Straße - noch nicht ( vor allem ,wenn sie im Ausland ihr Auskommen gefunden haben)
Dann gibt es die Generation der 35 bis 50 jährigen.
Manche arbeiten im Ausland, verdienen gutes, sehr gutes Geld, das sie dann zu Hause z.B. in Ferienapartmenthäusern anlegen und damit auch ihre Eltern und Großeltern unterstützen.
Andere haben in Kroatien ihren Platz gefunden und/oder haben sich arrangiert. Manche haben erkannt, dass sie keine Aufstiegschancen haben (z.B. in öffentlichen Bereichen wie Polizei, kommunalen Einrichtungen, selbst in Schulen), wenn die Denkrichtung nicht stimmt. Sie schimpfen zwar über die Politiker , aber wenden sich letztlich von der Politik ab.
Nicht wenige haben hübsche Häuser gebaut , die an Touristen vermietet werden und ein erträgliches Auskommen ermöglichen. Sie wissen um Schlupflöcher, wenn es um Baugenehmigungen , um Stromanschlüsse, Wasserleitungen usw geht.
Diese Generation begehrt nicht auf.
Vielleicht in den großen Städten, aber nicht auf dem Land .
Und die ältere Generation?
Was erwartet ein alter Olivenbauer noch von der Politik? Eine alte Bäuerin in Slawonien, die von den Erträgen in Ihrem Gemüsegärtchen lebt?
Ich bin Gast in diesem Land. Ich kann beobachten und Menschen zuhören, aber es steht mir nicht zu, ihnen zu sagen, was sie tun sollen.
Ich möchte allen Touristen raten, einmal zu versuchen, mit jungen Leuten in Kroatien ins Gespräch zu kommen.
Z.B. der jungen Bedienung in der Cafebar, die mehrere Sprachen spricht , eigentlich für die Arbeit überqualifiziert ist, aber sonst keinen Job findet.
Mit der Putzfrau, die auf Campingplätzen schuftet und dann erzählt, dass sie es für ihre Kinder tut, damit diese eines der privaten Colleges besuchen können, um eine gute Ausbildung zu bekommen ( und die dann vielleicht ins Ausland gehen)
Mit dem Handwerker, der das undichte Dach repariert und erzählt, dass er ein vollständiges Studium der Meeresbiologie abgeschlossen hat , aber keine Arbeit in einer der vielen Fischfarmen findet, weil diese von ausländischen Inhabern betrieben werden, die lieber unqualifizierte Arbeiter anstellen?
( Diese Beispiele habe ich nicht erfunden !)
Ich möchte mit diesem Beitrag niemanden provozieren.
Es geht um das Land, das wir als Touristen sehr lieben, das wir wenige Wochen im Jahr genießen.
Und wo wir immer wieder erstaunt sind , wie gastfreundlich die Menschen sind und mit welcher Heiterkeit sie uns begegnen.
Elke