Vorausschicken muss man beim Thema immer erst den Fakt, dass ein nicht kleiner Teil der Fahrzeuge zwischen 50 und 300 TEUR kosten, selbst die älteren Fahrzeuge schlagen mit einem guten 5-stelligen Betrag zu Buche. Ich denke, im Mittel werden für die neuen Mobile sicher 80-90 TEUR hingelegt. Damit sind sie häufig nach dem Eigenheim die zweitgrößte Investition.
Meiner Erfahrung nach ist es daher nicht nur der Geiz, der die Leute hinter die Büsche treibt, sondern sie möchten möglichst nahe an der Natur und fern von „Nachbarn“ stehen, wir kennen das vom Marlboro-Mann in der Werbung. Geld ist bei den Womofahrern meist gut vorhanden. Die Womos sind aufgerüstet bis unters Dach mit Technik, große Lithiumbatterien, PV-Anlage, Wechselrichter für 220V (Kaffeeautomat, Fön, Backofen usw.), dazu große Wasser-und Abwassertanks, neuerdings Trocken- oder Trenntoiletten (Häufchen wird in einen Hundebeutel gemacht, Pipi in eine Art Katzenstreu). Damit kann man durchaus tagelang frei stehen, ohne auf die Infrastruktur eines Campingplatzes angewiesen zu sein.
In D gilt der Grundsatz, dass zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit eine Pause auf zugelassenen Parkflächen (das sind alle öffentlichen Parkräume, auch der Straßenrand, soweit nicht durch Beschilderung verboten) bis zu 10 Stunden ohne Campingverhalten (Markise, Stühle usw. dürfen nicht im Einsatz sein) eingelegt werden darf. Hierzu kann sich die Besatzung natürlich innen frei bewegen, kochen, fernsehen, duschen, schlafen. Die Fahruntüchtigkeit darf übrigens nicht durch vorsätzlichen Konsum von Alkohol herbeigeführt worden sein. Lustig, wie will man das beweisen?
Die Kontrollen werden jedenfalls immer mehr und die kommunalen Ordnungshüter verhängen empfindliche Bußgelder bei Verstoß (bis zu 400 Euro).
Anders schaut es im europäischen Ausland aus. Bis auf Skandinavien (da gibt es auch ein sogenanntes Jedermannsrecht) ist das Übernachten auf Flächen, die nicht zu einem ausgewiesenen Wohnmobilstellplatz (selten in HR) bzw. Campingplatz (überwiegend in HR) gehören, verboten. In der Tat wird in HR diesbezüglich wenig kontrolliert, ob aus Personalmangel oder weil es einfach nicht als wichtig erachtet wird. Möglicherweise will man auch den zahlenden Touristen vor Ort behalten. Dementsprechend kann man in den einschlägigen Apps zahlreiche Einträge finden, die explizit auf die Freisteh-Möglichkeit hinweisen, mit Anfahrt, Bewertung und Entfernung zum Bäcker und Restaurant.
Leider arbeiten 2 Mechanismen kontraproduktiv. Die Industrie möchte zum einen High-Tech-Fahrzeuge für viel Freistehen verkaufen, andererseits wird verkannt, dass 90% der Bevölkerung mit Campen nichts am Hut haben.
Letztendlich wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die gesellschaftlichen Strömungen aufeinander prallen und das Thema mobiles Wohnen (inkl. dem Wildcampen) mit strafferen Verboten, Geboten, Steuern und Gebühren belegt wird.
Es geht ja nicht nur darum, dass die Kisten an jedem Ufer rumstehen. Die müssen ja auch irgendwo parken, wenn sie (die meiste Zeit des Jahres) nicht benutzt werden. In ersten Kommunen gibt es schon großflächige Parkverbote, nicht jeder hat Platz für einen großen Carport auf seinem Grundstück oder wohnt in einem Mehrfamilienhaus. Also wohin damit, teure Hallenplätze sind in den Ballungsgebieten äußerst rar und nicht jeder möchte 60 km Anfahrt zum Abstellplatz haben.
Hinzu kommt die unbändige Lust der Rentnergeneration, statt im eigenen Garten zu werkeln und donnertags zum Schafkopf ins Vereinsheim zu wackeln, komplett Europa vom Nordkap bis Sizilien zu bereisen. So sitzen Captain Silberlocke und seine Truckerbraut Erna von April bis Ende September im teuren Morelo und verprassen die Rente auf Reisen. Was das für die Umwelt und die Verkehrssituation auf den Straßen und in den Städten bedeutet, kann man sich gut vorstellen.
Ich befürchte jedenfalls nichts Gutes für die Zukunft und dazu tun die zahlreichen Wildcamper ihres dazu.