Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Hrastovlje - ein Kleinod der Freskenmalerei Istriens
Unser Ziel am diesjährigen Pfingstmontag war eigentlich nur, pünktlich 18 Uhr auf der Autofähre in Rijeka einzuchecken, um auf dem Seeweg nach Dubrovnik zu gelangen. Da wir absolut nicht wussten, welches Verkehrsaufkommen uns zu Pfingsten auf dem Weg nach Süden erwartet, fuhren wir bei Zeiten in München los. So kam es, dass wir schon gegen 9 Uhr in Slowenien ankamen. Was nun? Wir erinnerten uns daran, dass wir etwas über Hrastovljes Fresken gelesen hatten, was unsere Neugier geweckt hatte. Also auf nach dort…! Was wir da sahen, übertraf unsere kühnsten Erwartungen und war für uns als Freskenliebhaber einfach nur wunderschön.
Dieser Ort wurde im Jahre 1961 aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Man fand bei Restaurierungsarbeiten der romanischen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, deren älteste Bestandteile aus dem 12. Jahrhundert stammen, unter dem Putz Wandmalereien in ungeahnter Fülle.
.
Durch diesen sensationellen Fund wurde Hrastovlje zum wohl berühmtesten Kulturdenkmal Sloweniens.
Aber noch ein paar Worte zu Hrastovlje selbst.
Das kleine Nest liegt verträumt im Flusstal der Rizana 4 km östlich von Koper inmitten der spröden, aber fruchtbaren Karstlandschaft Nordistriens. Man kann es von der Autobahn aus gut erreichen. Zum Dorf führt eine ganz passable, gut befahrbare Straße. Mehrmals am Tag kommt der Autobus aus Koper.
Die Landschaft ist von Rebstöcken und Obstbäumen geprägt. Den hübschen Perückenstrauch gibt es an der Straße nach Hrastovlje zu bewundern.
Perückensträucher am Weg
Am Ende des Ortes, man könnte fast schon sagen außerhalb des Ortes, liegt auf einem Hügel, umgeben von Weinstöcken, die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit.
Kirche aus der Ferne
Was wundert, dass man gar nicht die Kirche sehen kann, ist sie doch von einer trotzigen Wehrmauer vollständig umschlossen. Nur der Blick auf den pyramidenartigen Glockenturm ist freigegeben. Den wehrhaften Charakter erhielt die Kirche im 15.-16. Jahrhundert wegen der Türkeneinfälle, die auch diese äußerst westlichen Gebiete Sloweniens nicht verschonten.
Die Kirche liegt auf einem felsigen Hügel oberhalb von Weingärten.
Aber schon beim Eintritt in den Vorhof der Kirche sieht man, dass man es mit einem
altehrwürdigen Bauwerk zu tun hat, das zu besuchen zu lohnen verspricht.
Aber schon der erste Blick ins Innere der Kirche lässt das Herz eines jeden Kunstfreundes höher schlagen - Fresken über Fresken! Das gesamte Kircheninnere ist von der Decke bis zum Fußboden, inklusive aller Wände, Gewölbe und Bögen vollständig bemalt.
Leider wurde mir von der Kassendame nur eine einzige Aufnahme gewährt, da das Fotografieren eigentlich verboten ist, und ich wählte die Gesamtansicht.
Gesamtansicht des Inneren der Kirche
Da man aber das wunderbare Buch von Marijan Zadnikar direkt an der Kasse kaufen kann, ist es möglich, mehr als nur die Bilder im Kopf mit nach Hause zu nehmen.
Für eine systematische Besichtigung der Motive flitze die Museumswärterin zu den für uns über Tonband in deutscher Sprache ablaufenden Erklärungen der einzelnen Bildern mit einen langen Zeigestock von Bild zu Bild und passte genau auf, dass wir alles begreifen. Was uns auch mit einiger Mühe bei dem vorgegebenen Tempo gelang.
Danach betrachten wir noch einmal alles ohne Hektik und in aller Ruhe.
Sollte die Kirche geschlossen sein, kann man folgendermaßen an den Schlüssel heran kommen:
Was sollte man in aller Kürze über die Fresken von Hrastovlje wissen?
Gemalt wurden die Fresken von Johannes aus Kastav und seinen Gehilfen und Schülern im Jahr 1490.
Der wohl berühmteste Bestandteil der Freskenmalerei ist der Totentanz, so wie auch in Beram.
Ich erinnere daran, dass die zeitlich früheren Fresken (1474) von Beram von Vincent aus Kastav stammen.
Interessant, dass beide Kulturschätze aus derselben Malschule stammen!
Neben den Totentanz faszinierte mich ganz besonders die Darstellung der Genesis, so wie im ersten Buch Moses des Alten Testaments beschrieben.
Die Darstellung der Vertreibung aus dem Paradies und die Mühsal des Arbeit und der Mutterschaft haben mich besonders berührt.
Mit dieser Berührtheit stehe ich aber nicht allein. Auch in dem Bildband von M. Zadnikar werden diese Szenen als besonders schön hervorgehoben.
Aber auch sonst sind die Fresken in ihrer Gesamtheit bemerkenswert.
Sei es die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, die der Heiligen drei Könige,
der Passionsgeschichte oder der Apostel.
Alle Fresken der christlichen Thematik sind sehenswert, einfach verständlich und stellten für die meist nicht lesekundigen Kirchenbesucher des Mittelalters ein christliches Lehrbuch in Bildern, eine echte “biblia pauperum” dar, und genau das war sicher bewusste Absicht der Auftraggeber.
Für uns heute sind sie ein unermesslicher kulturhistorischer Schatz. Interessant fand ich auch ganz persönlich die Umsetzung der zwölf Monate, beginnend im südlichen Seitenschiff der Kirche, sich fortsetzend über das Tonnengewölbe ins nördliche Seitenschiff hinein. In Medaillonform werden hier die Monate durch bäuerliche Tätigkeiten durch`s Jahr symbolisiert.
Und noch eine Besonderheit weist die Malerei dieser Kirche aus:
Unterhalb der Darstellung des hl. Laurentius und des hl. Stephan
findet man Profanmalerei in Gestalt von zwei Stillleben, ein ganz seltenes Motiv der Kirchenmalerei der damaligen Zeit.
Teller und Flasche auf einer Decke links, Krug mit Glas, Käse und Brot rechts.
Diese beiden Bilder gehören zu den ältesten dieser Malgattung des istrischen Kulturraums überhaupt.
Noch viel könnte über die Bilder der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit erzählt werden.
Blick von der Kirche auf das Dorf.
Besser aber wird es sein, wenn Du, lieber Leser, aus dem Landesinneren kommend, unterhalb der Ortschaft Crni nach links auf die alte istrische Straße nach Buzet einbiegst, dich bald nach dem Motel Rizana abermals nach links hältst und du selbst einen Abstecher nach Hrastovlje machst und alles mit eigenen Augen siehst .
Und ich garantiere Dir:
Es lohnt sich!!!
Philis, 15.08.06
Unser Ziel am diesjährigen Pfingstmontag war eigentlich nur, pünktlich 18 Uhr auf der Autofähre in Rijeka einzuchecken, um auf dem Seeweg nach Dubrovnik zu gelangen. Da wir absolut nicht wussten, welches Verkehrsaufkommen uns zu Pfingsten auf dem Weg nach Süden erwartet, fuhren wir bei Zeiten in München los. So kam es, dass wir schon gegen 9 Uhr in Slowenien ankamen. Was nun? Wir erinnerten uns daran, dass wir etwas über Hrastovljes Fresken gelesen hatten, was unsere Neugier geweckt hatte. Also auf nach dort…! Was wir da sahen, übertraf unsere kühnsten Erwartungen und war für uns als Freskenliebhaber einfach nur wunderschön.
Dieser Ort wurde im Jahre 1961 aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Man fand bei Restaurierungsarbeiten der romanischen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, deren älteste Bestandteile aus dem 12. Jahrhundert stammen, unter dem Putz Wandmalereien in ungeahnter Fülle.
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Durch diesen sensationellen Fund wurde Hrastovlje zum wohl berühmtesten Kulturdenkmal Sloweniens.
Aber noch ein paar Worte zu Hrastovlje selbst.
Das kleine Nest liegt verträumt im Flusstal der Rizana 4 km östlich von Koper inmitten der spröden, aber fruchtbaren Karstlandschaft Nordistriens. Man kann es von der Autobahn aus gut erreichen. Zum Dorf führt eine ganz passable, gut befahrbare Straße. Mehrmals am Tag kommt der Autobus aus Koper.
Die Landschaft ist von Rebstöcken und Obstbäumen geprägt. Den hübschen Perückenstrauch gibt es an der Straße nach Hrastovlje zu bewundern.

Perückensträucher am Weg
Am Ende des Ortes, man könnte fast schon sagen außerhalb des Ortes, liegt auf einem Hügel, umgeben von Weinstöcken, die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit.
Kirche aus der Ferne
Was wundert, dass man gar nicht die Kirche sehen kann, ist sie doch von einer trotzigen Wehrmauer vollständig umschlossen. Nur der Blick auf den pyramidenartigen Glockenturm ist freigegeben. Den wehrhaften Charakter erhielt die Kirche im 15.-16. Jahrhundert wegen der Türkeneinfälle, die auch diese äußerst westlichen Gebiete Sloweniens nicht verschonten.
Die Kirche liegt auf einem felsigen Hügel oberhalb von Weingärten.
Aber schon beim Eintritt in den Vorhof der Kirche sieht man, dass man es mit einem
altehrwürdigen Bauwerk zu tun hat, das zu besuchen zu lohnen verspricht.
Aber schon der erste Blick ins Innere der Kirche lässt das Herz eines jeden Kunstfreundes höher schlagen - Fresken über Fresken! Das gesamte Kircheninnere ist von der Decke bis zum Fußboden, inklusive aller Wände, Gewölbe und Bögen vollständig bemalt.
Leider wurde mir von der Kassendame nur eine einzige Aufnahme gewährt, da das Fotografieren eigentlich verboten ist, und ich wählte die Gesamtansicht.

Gesamtansicht des Inneren der Kirche
Da man aber das wunderbare Buch von Marijan Zadnikar direkt an der Kasse kaufen kann, ist es möglich, mehr als nur die Bilder im Kopf mit nach Hause zu nehmen.
Für eine systematische Besichtigung der Motive flitze die Museumswärterin zu den für uns über Tonband in deutscher Sprache ablaufenden Erklärungen der einzelnen Bildern mit einen langen Zeigestock von Bild zu Bild und passte genau auf, dass wir alles begreifen. Was uns auch mit einiger Mühe bei dem vorgegebenen Tempo gelang.
Danach betrachten wir noch einmal alles ohne Hektik und in aller Ruhe.
Sollte die Kirche geschlossen sein, kann man folgendermaßen an den Schlüssel heran kommen:

Was sollte man in aller Kürze über die Fresken von Hrastovlje wissen?
Gemalt wurden die Fresken von Johannes aus Kastav und seinen Gehilfen und Schülern im Jahr 1490.
Der wohl berühmteste Bestandteil der Freskenmalerei ist der Totentanz, so wie auch in Beram.
Ich erinnere daran, dass die zeitlich früheren Fresken (1474) von Beram von Vincent aus Kastav stammen.
Interessant, dass beide Kulturschätze aus derselben Malschule stammen!
Neben den Totentanz faszinierte mich ganz besonders die Darstellung der Genesis, so wie im ersten Buch Moses des Alten Testaments beschrieben.
Die Darstellung der Vertreibung aus dem Paradies und die Mühsal des Arbeit und der Mutterschaft haben mich besonders berührt.
Mit dieser Berührtheit stehe ich aber nicht allein. Auch in dem Bildband von M. Zadnikar werden diese Szenen als besonders schön hervorgehoben.
Aber auch sonst sind die Fresken in ihrer Gesamtheit bemerkenswert.
Sei es die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, die der Heiligen drei Könige,
der Passionsgeschichte oder der Apostel.

Alle Fresken der christlichen Thematik sind sehenswert, einfach verständlich und stellten für die meist nicht lesekundigen Kirchenbesucher des Mittelalters ein christliches Lehrbuch in Bildern, eine echte “biblia pauperum” dar, und genau das war sicher bewusste Absicht der Auftraggeber.
Für uns heute sind sie ein unermesslicher kulturhistorischer Schatz. Interessant fand ich auch ganz persönlich die Umsetzung der zwölf Monate, beginnend im südlichen Seitenschiff der Kirche, sich fortsetzend über das Tonnengewölbe ins nördliche Seitenschiff hinein. In Medaillonform werden hier die Monate durch bäuerliche Tätigkeiten durch`s Jahr symbolisiert.
Und noch eine Besonderheit weist die Malerei dieser Kirche aus:
Unterhalb der Darstellung des hl. Laurentius und des hl. Stephan
findet man Profanmalerei in Gestalt von zwei Stillleben, ein ganz seltenes Motiv der Kirchenmalerei der damaligen Zeit.
Teller und Flasche auf einer Decke links, Krug mit Glas, Käse und Brot rechts.
Diese beiden Bilder gehören zu den ältesten dieser Malgattung des istrischen Kulturraums überhaupt.
Noch viel könnte über die Bilder der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit erzählt werden.
Blick von der Kirche auf das Dorf.
Besser aber wird es sein, wenn Du, lieber Leser, aus dem Landesinneren kommend, unterhalb der Ortschaft Crni nach links auf die alte istrische Straße nach Buzet einbiegst, dich bald nach dem Motel Rizana abermals nach links hältst und du selbst einen Abstecher nach Hrastovlje machst und alles mit eigenen Augen siehst .
Und ich garantiere Dir:
Es lohnt sich!!!
Philis, 15.08.06