So ganz einfach ist das mit dem Trinkwasser in Kroatien und insbesondere in Istrien nicht. Eine generelle Aussage, dass das Trinkwasser gut oder schlecht oder gechlort sei ist von Haus aus falsch.
Ich kann auch nur für Istrien sprechen, weil ich mich dort in vielen Gegenden etwas auskenne. Was Trinkwasser in anderen Regionen und auf den Inseln angeht, habe ich nur rudimentäres Wissen. Tatsache ist, dass eigentlich alle besiedelten Inseln in Kroatien mittlerweile über Fernwasserleitungen verfügen. Die wurden zu Zeiten Jugoslawiens nach dem zweiten Weltkrieg eingerichtet. Die Fernwasserleitungen bringen Trinkwasser vom Festland auf dem Meeresgrund auf diese Inseln weil die im Allgemeinen keine oder nur sehr wenige natürliche Trinkwasservorkommen haben. Die bekannteste Ausnahme ist der Vransko Jezero auf der Insel Cres. Dieser See ist als Trinkwasserschutzgebiet nicht öffentlich zugänglich. Natürlich sind im Laufe der Jahrzehnte auch diese Leitungen erneuert worden.
Dubrovnik und die umgebenden Gemeinden verfügen über Fernwasserleitungen, die teils Trinkwasser aus Bosnien Herzegowina heran führen. Etwas oberhalb von Trebinje in der Hercegovina ist dazu die Trebisnica gestaut. Von dort aus geht die Fernwasserleitung nach Dubrovnik ab. Dazu wird an der Quelle der Ombla Trinkwasser angezapft.
Nun zu Istrien. Der Butoniga Jezero ist lediglich eine Trinkwasserreserve für die verbrauchsstarken Sommermonate. Dort sind Bäche gestaut und werden über Fernleitungen in die regionalen Netze der Wasserversorger eingespeist. Ich glaube im Jahr 2012 war so ein Notstand, so dass der Wasserspiegel des Sees stark abgesunken ist. Dieser Stausee wurde im übrigen erst Anfang der 1980er Jahre festgestellt. Wer schon mal an der Staumauer dieses Sees war, wird kurz vorher links das Wasserwerk bemerkt haben. Darin sind Pumpen vorhanden, die das Wasser des Sees in regionale Netze verteilen. Überschüssiges Wasser aus dem See fließt bei einem Kanal in die Mirna ab und von dort bei Antanal ins Meer.
Solche Wasserwerke wie an diesem See gibt es an verschiedenen weiteren Stellen in Istrien. Mancher kennt vielleicht auch die Talsperre von Letaj. Dort wird nicht nur bei hohen Wasserstand ein See aufgestaut und Strom aus Wasserkraft produziert. Von dort aus führt ebenfalls eine Wasserleitung weg, die die Region in Zentralistrien mit Wasser versorgt.
Ein weiteres Wasserwerk befindet sich im Rasa Tal. Wer ab der Rasa Brücke der Jadranska Magistrale zwischen Barban und Rasa die Asphaltstraße am Fluss entlang ins Landes abfährt kommt an ein Wasserwerk. Dort ist eine Quelle gefasst und versorgt den Großraum Labin mit Trinkwasser. Die isolierten Wasserleitungen verlaufen direkt neben der Brücke über den Fluss und sind für jeden sichtbar.
Die Gemeinden am Fuß des Ucka und Cicarija haben eigene Quellen mit entsprechenden Wasserreserven. Diese Quellen führen wohl ganzjährig Wasser, weil es in den Gebirgen mehr regnet als auf der Halbinsel und auch im Winter dort immer Schnee fällt. Wer schon mal entlang der Mirna von Buzet flussabwärts gefahren ist, dem sind sicherlich auch die betonierten Wasserkanäle neben der Straße aufgefallen. Auch hier wird Wasser aus dem Gebirge nach Inneristrien geleitet. Diese Anlage stammt noch aus Zeiten Jugoslawiens.
Der Raum Pula ist seit den Zeiten der Donaumonarchie mit eigenen Quellen in der Region erschlossen. Diese Quellen existieren bis zum heutigen Tag. Teilweise werden Wasserbehälter immer noch genutzt und teilweise sind neue gebaut worden. Die zwei mir bekanntesten Quellen befinden sich einmal auf der Verbindungsstraße nach Sisan. Dieses ehemalige Wasserwerk ist ebenfalls für jeden sofort am Baustil erkennbar. Pomer hat als Ortsteil von Medulin eine eigene Quelle, die nach wie vor genutzt wird und sich direkt neben der Müllverwertungsanlage Kastijun beziehungsweise dem alten Müllberg dort befindet. Anscheinend ist die Wasserqualität immer noch gut, weil dieses Wasser nach wie vor ins Netz der Gemeinde eingespeist wird.
Die Tatsache, dass in Istrien ausreichend Grundwasser vorhanden ist, sieht man auch am ziemlich neuen Wasserspeicher Bakranjusa bei Jadreski. Trotz hoher Verdunstung in den Sommer Monaten wurde hier ein künstlicher Stausee nur zur Bewässerung der Getreide- und Gemüsefelder der Gegend angelegt.
Südlich vom Flughafen Pula gibt es knapp fünf Quadratkilometer bestes Ackerland. Die Fläche ist überwiegend im Besitz des kroatischen Staates und wird von der Strafanstalt Valtura, die liegt gleich neben dem Flughafen bewirtschaftet. Auf der verlinkten Luftaufnahme ist oben im Bild recht gut die...
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Zudem kenne ich einige Wasserstellen in der Gegend, die vom Bauern genutzt werden, die dort Wasser zapfen um ihre Felder damit zu bewässern. Ob dieses Wasser Trinkwasserqualität hat, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Noch ein paar Worte zum Thema Chlor im Trinkwasser. Meiner Meinung nach ist das Trinkwasser in Istrien sehr unterschiedlich in der Qualität. Dort wo Leitungen das ganze Jahr ausreichend genutzt werden und Quellwasser aus den Bergen oder aus Tiefbrunnen gewonnen wird und noch dazu die Leitungen in einem guten Zustand sind und aus einem Material bestehen, wo kein Abrieb erfolgt mag das Trinkwasser in Ordnung sein. Es gibt aber nach wie vor alte Leitungen mit Anteil von Blei und Metall oder Zementrohren. Ich denke hier nur an das Thema Asbest. Ich persönlich mag kein Wasser aus aus dem Hahn trinken, welches aus alten Wasserleitungen stammt.
Bekanntlich ist das Öffentliche Wassernetz in Kroatien immer noch marode. Ständig müssen Lecks abgedichtet werden. Ob dies immer fachgerecht geschieht und aus welchem Material die eingesetzten Rohre bestehen, weiß ich nicht. Man schätzt, dass immer noch mindestens ein Viertel des Trinkwassers aus maroden Leitungen entweicht.
Gechlort werden muss das Trinkwasser in erster Linie im Winter und zwar in Gegenden und Ortschaften, wo es viel Tourismus gibt. Das ist deshalb nachvollziehbar, weil aufgrund des dann erheblich geringeren Verbrauchs Wasser in den Leitungen steht und nicht mehr keimfrei ist. Dazu kommt, dass durch diese maroden Leitungen ja auch Umgebungswasser in die Wasserleitung einsickern kann.
Ich kann nur für Liznjan sprechen. Im Winter war das Wasser merklich gechlort und hat richtig greuslich geschmeckt. Es war also nicht für Tee- oder Kaffee Zubereitung geeignet. Im Sommer gab es dieses Problem nicht.
Von vielen dieser wassertechnischen Einrichtungen habe ich natürlich Fotos zu Hause. Ich erspare mir jedoch diese hier in dem Bericht einzubetten.
grüsse
jürgen