Maribor - Kulturhauptstadt 2012

Schildsker

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Hallo,

so stand es heute bei uns in der Zeitung (dazu gehören noch zwei Grafiken, bekomme ich aber nicht hier geladen...:oops:)

Maribor erfindet sich neu
Die Stadt in Slowenien ist eine der beiden Kulturhauptstädte Europas 2012

VON THOMAS BREY


Ljubljana/Maribor (dpa). Erstmals kommt die europäische Kulturhauptstadt ins frühere Jugoslawien. Slowenien gehörte jahrhundertelang zum Habsburger Reich und damit zum deutschsprachigen Kulturkreis. Das damalige Marburg wurde im Zuge des aufkeimenden slowenischen Nationalbewusstseins erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum heutigen Maribor und zur zweitgrößten Stadt Sloweniens.


Das kleine Alpen- und Adrialand – neben der Stadt Guimarães in Portugal 2012 Kulturhauptstadt Europas – war über sieben Jahrzehnte Teil des kommunistischen Vielvölkerstaates Jugoslawien.


Maribor trug den Namen Marburg, bis die Stadt am Ufer der Drau 1919 von Österreich an das spätere Jugoslawien abgetreten wurde. Mit dem Zerfall des jugoslawischen Staates wurde Maribor 1991 Teil des unabhängigen Sloweniens. Neben der Herstellung von Autos, Maschinen und Textilien zählt der Tourismus zu den Haupteinnahmequellen der Stadt mit knapp 120.000 Einwohnern. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören der spätgotisch umgebaute Dom aus dem 12. und eine Burg aus dem 18. Jahrhundert. Seit 1975 ist Maribor Universitätsstadt.


Kulturell orientierte sich Maribor schon immer mehr an Österreich als an der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad. Die wurde gern abwertend als Balkan bezeichnet, während sich die Slowenen selbst als West- oder Mitteleuropäer sahen.


Aus dieser Geschichte entspringt auch das Programm der neuen Kulturhauptstadt, das am 14. Januar mit einem Lichtspektakel am Drau-Fluss eröffnet wird. Auf der einen Seite wird selbstbewusst viel nationale Kunst und Lebensart präsentiert. Auf der anderen Seite sind die starken Beiträge aus den früheren Bruderrepubliken und heutigen Nachbarländern wie Kroatien nicht zu übersehen.


Die dritte Programmsäule will die Zugehörigkeit des erst seit 20 Jahren selbstständigen EU- und Natolandes Slowenien zum Westen unterstreichen. Die Londoner Tate Gallery kommt mit einer Ausstellung in die zweitgrößte Stadt Sloweniens. Der deutsch-niederländische Performer Ulay gehört ebenso hierher wie Künstlerin Rebecca Horn, die eine Installation beisteuert.


Das Programm heimischer oder regionaler Herkunft reicht von Modetagen und einem internationalen Clownstreffen über ein Rockkonzert, Grafik- und Comic-Ausstellungen, Theater- und Konzertveranstaltungen bis zu Architektenvisionen über die Zukunft Maribors und einer Ausstellung über die architektonischen Errungenschaften Jugoslawiens. Auf der für 800.000 Euro neu gebauten Bühne sind aber auch Zirkus- und Akrobatiknummern sowie Aufführungen aus dem fernen Japan und Russland zu bestaunen. Für Programmdirektor Mitja Cancer ist das Programmziel, die Gesellschaft durch Kreativität zu ändern, zwar eine Utopie. Aber ohne utopische Ideen könne man die gegenwärtige Krise nicht überwinden, zitierte ihn die slowenische Nachrichtenagentur STA. Kritiker des Programms mäkelten im Vorfeld, der große Wurf sei durch immer neue finanzielle Kürzungen ausgeblieben. Bei der Bewerbung habe Maribor 50 Millionen Euro fürs Programm angesetzt, sagte einer der Bewerbungsführer, Petar Tomaz Dobrila, der STA. Herausgekommen ist am Schluss ein bescheidener Etat von 8,5 Millionen Euro.


So bedauert denn auch Programmdirektor Cander, dass kein Geld für die Revitalisierung der alten industriellen Teile der Stadt zur Verfügung gestanden habe. Nach dem Vorbild früherer europäischer Kulturhauptstädte hätte man auch in Maribor gern traditionelle ausgediente Industriestandorte als zukünftige Kulturstätten gesichert.


© 2012 Neue Westfälische
01 - Bielefeld West, Dienstag 03. Januar 2012
 
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