Kroatien baut Flüssiggas-Terminal im Eiltempo auf der Insel Krk

claus-juergen

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hallo burki,

wer hätte das vor wenigen Jahren noch gedacht? Seinerzeit war man der Meinung, daß dies ein von der EU gesponsertes Millionengrab wird. Nun unter veränderten politischen Bedingungen gewinnt dieses einzige LNG Terminal an der östlichen Adriaküste wohl an Bedeutung, und das nicht nur für Kroatien alleine. Für die kroatische Wirtschaft wird dies wohl ein weiteres wichtiges Standbein werden.

grüsse

jürgen
 

frank2.0

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Schon erstaunlich wie andere Länder was auf die Reihe bekommen während hierzulande ein grüner Wirtschaftsminister die Leute auf harte Zeiten im Winter vorbereitet. Die sind dann aber ausschließlich Folgen einer komplett verkorksten Politik. Manchmal meine ich es ist alles nur ein schlechter Traum und nicht wahr was in Deutschland die letzten Jahre abgelaufen ist. Leider Pustekuchen.
Nochmal Respekt an Kroatien!
 

burki

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Hallo Frank
Ich dachte unsere gewählte Regierung und deren Minister wurden gewählt um Lösungen zu erarbeiten, nicht um die sozial Schwachen im Winter frieren zu lassen.
Die kroatischen Terminals sind ja keine Lösung für D.

Bei gutem Willen fallen mir schon mehrere Lösungen ein...es erfordert wenig Grips dafür ein Goodwill. :mad:

burki
 

frank2.0

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Hallo Frank
Ich dachte unsere gewählte Regierung und deren Minister wurden gewählt um Lösungen zu erarbeiten, nicht um die sozial Schwachen im Winter frieren zu lassen.
Die kroatischen Terminals sind ja keine Lösung für D.

Bei gutem Willen fallen mir schon mehrere Lösungen ein...es erfordert wenig Grips dafür ein Goodwill. :mad:

burki

So ist es Burki!
Man könnte vieles schreiben, aber das sprengt den Rahmen hier.
Hoffentlich muss nicht der ein oder andere im Winter plötzlich Kroatienurlaub buchen weil er zu Hause frieren muss...
 

l200auto

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guten Morgen Frank und die anderen,

mußte schmunzeln über dein Posting.
wer wirklich glaubt das unsere Regierung - egal welche von den letzten und jetzt - einen Plan hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Das angeblich so reiche Deutschland verschenkt und verscherbelt Millionen von € ( die sie sich von den Banken leihen die diese per Knopfdruck erzeugen ) sinnlos um dann wieder zu jammern das kein Geld da ist für einheimische Probleme ( Infrastruktur, Bahn, Lufthansa etc ) und da denk ich noch garnicht an die Schulen, Rentner usw.
Die Inflation tut den Rest. Energiewende --- Kohle und Atom werden reaktiviert --- und wir werden den großen ( ich hoffe nicht ) Knall im nächsten kalten Winter erleben ( und der Zufall will es vermutlich so, das es wirklich ein kalter wird )
Kein Flüssig Gas aus den USA ( da dort irgendwo ein Unfall war ) oder zumindestens weniger. Das avisierte aus Katar erst ab 2024. Nix Gas und Öl aus Russland -- und die Nebenkosten werden explodieren ( in € gesprochen ).
Andere Länder waren eben schlauer - auch Kroatien. Aber der deutsche ( Politiker ) der von der Wirtschaft ( einige die glauben zu wissen wie die Weltwirtschaft funktioniert ) denkt alles besser zu können wird sich wundern.
Es passiert ja nix - die Versager an Politikern/innen fallen doch alle nach Oben und wurschteln weiter und kassieren weiter. Flinten Uschi ist das beste Beispiel.
Genug jetzt.
 

frank2.0

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Guten Nachmittag 1200auto und die anderen,
hoffen wir dass im Winter genug Gas oder Ersatz da ist und wenn nicht dass dann trotzdem der soziale Frieden im Land erhalten bleibt. Alles andere ist zweitrangig.
 

claus-juergen

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Auf jeden Fall dürfte sich dieses Terminal auf der Insel Krk zu einer Art Verteilerstation für den Balkan entwickeln. Gas fließt künfig eben kaum mehr nur von Ost nach West, sondern vor allem von den LNG Terminals zu den Verbrauchern. Der Ausbau des Leitungsnetzes in Europa schreitet ebenfalls voran. Nur spricht man darüber eher weniger.

Oft wird ja auch vergessen, daß Kroatien eigene Erdgaslagerstätten hat, die auch noch ausgebaut werden können. Ob nicht nur in Slawonien, sondern auch in der Adria künftig mehr Gas gefördert wird, bleibt abzuwarten.


grüsse

jürgen
 

claus-juergen

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Tatsächlich will nun Österreich sich am Ausbau dieses Terminals beteiligen. Dies, um von dort als Ersatz für russisches Erdgas regasifiziertes LNG zu beziehen.


grüsse

jürgen
 
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frank2.0

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Österreich schaut in der Tat mit immer größeren Augen auf das Gas-Terminal auf Krk.
Man müsste allerdings noch Leitungen und Pipelines von Slowenien rüber verlegen.
 

claus-juergen

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Sogar die renomierte FAZ widmet einen Artikel dem Flüssiggasterminal auf der Insel Krk. Beeilt euch mit dem Lesen weil erfahrungsgemäß dieser Artikel bald nur noch für Abonennten lesbar ist.


Ich probiere es mal mit einem hoffentlich legalen Trick. Da ich oben die Quelle zitiert habe, kann ich auch den Text kopieren. Hier ist er.

Dank eines Flüssiggasterminals braucht Kroatien kein Gas mehr aus Russland – und kann die Nachbarn gleich mitversorgen. Während die Vereinigten Staaten stark für das Projekt warben, wäre der Bau fast an Moskau gescheitert.



Was für Kurzsichtigkeit oder Weitsicht gehalten wird, ist in der Politik oft keine Frage der Sehschärfe, sondern des Zeitpunkts. Lange wurden der seit 2016 regierende kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković und seine Vorgänger kritisiert, angefeindet und verspottet für den Plan, auf oder vor der Insel Krk, bei dem Städtchen Omišalj, ein LNG-Terminal bauen zu lassen. Eine Anlage also, in der auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühltes Flüssiggas wieder in seinen vorigen Zustand versetzt und ins Netz eingespeist wird. Verflüssigt nimmt das Gas nur ein sechshundertstel seines normalen Volumens ein. Es war früh klar, dass Kroatiens gesamter Jahresbedarf durch ein einziges LNG-Terminal gedeckt werden könnte. Doch der Widerstand dagegen war breit und hartnäckig.


autorenportraet-martens.jpg


Michael Martens
Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.





Mirela Ahmetović, die Bürgermeisterin von Omišalj, erkor den Kampf gegen das Vorhaben zu ihrem Markenzeichen. Solange sie Bürgermeisterin sei, werde sie alle juristischen Mittel ausschöpfen, um das Projekt zu stoppen, versprach die sozialdemokratische Politikerin. Unterstützt wurde der lokale Widerstand auf der größten Insel der Adria von Umweltaktivistinnen in ganz Kroatien, von der im Zagreber Stadtrat regierenden grünen Partei „Možemo“ („Wir können“), von diversen Energiemarktfachleuten sowie von Teilen der katholischen Kirche. Kardinal Josip Bozanić, Erzbischof von Zagreb und ehemals Vorsitzender der kroatischen Bischofskonferenz, sprach sich ebenso gegen das Vorhaben aus wie viele Medien. Eine ausführliche Reportage des investigativen Portals „Balkan Insight“ im Januar 2017 setzte so ein: „Umweltschützer und Einheimische prangern es an. Experten sprechen von einer Verschwendung von Steuergeldern. Warum also treibt Kroatien ein Projekt voran, das ein beliebtes touristisches Ziel in eine Drehscheibe für Flüssiggas umwandeln soll?“

Dieser vorverurteilende Ton war charakteristisch für einen erheblichen Teil der Berichterstattung über das Terminal, das im Januar 2021 eröffnet wurde. Im Schatten des russischen Überfalls auf die Ukraine wirkt das Projekt zumindest im Rückblick nun jedoch weise und vorausschauend. Die amerikanische Botschaft in Zagreb, die den Bau schon deshalb stets unterstützt hatte, weil es dabei natürlich auch um den Absatz von amerikanischem Fracking-Gas ging, lobt Zagrebs „brillanten Schachzug“: Kroatien sei dadurch in einer exzellenten Lage, um ein Drehkreuz der regionalen Energieversorgung zu werden und die Abhängigkeit seiner Nachbarstaaten von Russland zu reduzieren. Nun gelte es, die Anlage auf Krk zügig auszubauen, mahnen die Amerikaner.





Bild: F.A.Z.


Das hat Zagreb auch vor. Ministerpräsident Plenković, der auch Vorsitzender der konservativen Regierungspartei „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ (HDZ) ist, kündigte im Juni an, das jährliche Fassungsvermögen der schwimmenden Anlage von derzeit 2,9 auf 6,1 Milliarden Kubikmeter auszuweiten. Für Deutschland mit einem bisherigen Jahresverbrauch von etwa 90 Milliarden Kubikmetern Erdgas im Jahr wäre das nicht spielentscheidend. Für Kroatien und die Nachbarländer ist es das jedoch durchaus. Kroatien verbraucht im Jahr 2,8 Milliarden Kubikmeter Gas. Einen Teil davon, zuletzt etwa ein Fünftel, Tendenz allerdings sinkend, fördert es selbst. „Die Kapazität entspricht also schon jetzt dem kompletten jährlichen Verbrauch Kroatiens, wodurch das Land im Grunde bereits völlig unabhängig von russischem Erdgas ist“, sagt Sebastian Rogač, Generaldirektor für multilaterale Angelegenheiten im kroatischen Außenministerium. Mit der anstehenden Ausweitung werde Kroatien zudem den Jahresbedarf mehrerer Nachbarländer decken und auf anderen Märkten zumindest den Mangel lindern können.


Auch der Verbrauch Bosniens könnte über das Terminal gedeckt werden

Slowenien, das nur 0,8 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr verbraucht, ist bereits über eine Leitung, die von Krk in den slowenischen Grenzort Rogatec führt, mit dem kroatischen Netz verbunden. Auch der noch weitaus geringere Jahresverbrauch von Bosnien-Hercegovina (0,2 Milliarden Kubikmeter) ließe sich von Krk aus decken. Derzeit erhält Bosnien über eine Leitung aus Serbien und den serbisch kontrollierten Landesteil, die bosnische Serbenrepublik, nur russisches Gas.

Eine neue Pipeline, die laut kroatischen Plänen von Krk aus über Split in südöstlicher Richtung in den (von bosnischen Kroaten besiedelten) Westen der Hercegovina bei der Stadt Tomislavgrad führen soll, könnte das ändern. Die Baugenehmigung in Kroatien soll noch heuer erteilt werden, eine Fertigstellung bis 2024 werde angestrebt, heißt es dazu aus Zagreb. Dies würde Bosnien aus seiner dreifachen Gas-Abhängigkeit von Russland, Serbien und der bosnischen Serbenrepublik befreien. Über spezielle Lastwagen versorgt Krk zudem weitere Märkte in angrenzenden Ländern. Bisher sind Industriebetriebe in Norditalien die größten Käufer, die sich zuvor über LNG-Terminals in Marseille und Rotterdam versorgten. Die LKW-Bestellungen sind in Krk über Monate hinweg ausgebucht, Anfragen dafür hat es bis nach Nordmazedonien gegeben.

So sind außer Kroatien selbst auch mehrere Nachbarländer dank Krk nicht mehr (oder zumindest in geringerem Maße als früher) von russischem Gas abhängig. Nicht nur den EU-Staaten Kroatien und Slowenien verschafft die Flüssiggasanlage politischen Freiraum gegenüber Moskau. Der Ausbau des Terminals, über das bisher vor allem Flüssiggas aus den USA, Nigeria, Katar sowie Ägypten nach Europa kommt, könne außer Kroatiens direkten Nachbarn auch Österreich zugutekommen, stellt Plenković in Aussicht. Die Kapazitätsausweitung soll nämlich zusätzlich durch den Bau von Gasspeichern aufgestockt werden. Split, Rijeka und Zadar werden als mögliche Standorte dafür genannt. Derzeit setzt der Mangel an Spezialschiffen für den Transport von Flüssiggas Kroatiens Plänen noch Grenzen. Mittelfristig aber soll Krk ein regionales Drehkreuz für die Gasversorgung werden.



Das Gas soll auch nach Ungarn gehen. Budapest hatte schon unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány, der bis 2009 regierte, über Kroatien zusätzliches Gas beziehen wollen. Der damalige ungarische Wirtschaftsminister János Kóka sagte 2006 in einem Gespräch mit der F.A.Z., um die Abhängigkeit von Gazprom zu mindern, sei eine LNG-Anlage auf Krk samt einer etwa 1000 Kilometer langen Verbindung nach Ungarn die richtige Lösung. Zwar setze man weiter auch auf Russland, doch längerfristig brauche Ungarn „über die Ukraine hinaus einen Transportweg von der Adria.“ In Budapest ging es stets darum, sich durch Alternativrouten eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Gazprom zu schaffen. Das ungarische Interesse an Krk hat sich deshalb auch nach 2010 erhalten, als Viktor Orbán in Budapest an die Macht gewählt wurde. Die Gasleitung von Krk nach Ungarn gibt es inzwischen. Sie verläuft von der Insel aus ostwärts durch Slawonien, wo sie bei dem Ort Drávaszerdahely in das ungarische Netz eingespeist wird. Ungarn ist der größte ausländische Kunde des Terminals auf Krk, es hat sich bis 2027 vertraglich Kapazitäten gesichert. Auch die Tschechische Republik und die Slowakei werden mit Teilmengen beliefert.

Belgrad dagegen blieb stets zurückhaltend. Bei einem Gespräch auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2015 fragte Joe Biden, damals amerikanischer Vizepräsident, den seinerzeitigen serbischen Regierungschef Aleksandar Vučić, ob nicht auch Serbien Gas via Krk beziehen wolle. „Wir haben vor niemandem die Türen verschlossen, wir sind offen und bereit, alle Vorschläge anzuhören, sowohl von der amerikanischen als auch von der russischen Regierung“, wurde Vučićs ausweichende Antwort nach dem Treffen zitiert. Da in Serbien eine Abhängigkeit von Russland politisch leichter vermittelbar ist als eine von Kroatien und amerikanischen Gas, setzte sich die Idee jedoch nicht durch. Milorad Dodik, der mächtigste Politiker der bosnischen Serben, hatte sich ohnehin gegen eine Verbindung ausgesprochen, die über kroatisches Territorium führt.

In anderen Staaten der Region waren die Amerikaner erfolgreicher mit ihrem Werben. Das Terminal vor Krk gehöre zu den „Schlüsselprojekten“, die der Region einen besseren Zugang zu den internationalen Energiemärkten ermöglichen werde, sagte der damalige amerikanische Präsident Donald Trump im Juli 2017 bei einem Gipfel in Warschau, der sich gegen die russische Energiedominanz in der Region richtete. Zumindest in dieser Frage gab es in Washingtons Politik keinen Bruch zwischen Barack Obama und seinem Nachfolger.

Moskau versuchte über Jahre, das Projekt zu torpedieren

Doch der Weg von den ersten Ideen in den neunziger Jahren bis zur Eröffnung des Terminals im Januar 2021 blieb dennoch von vielen Rückschlägen und Verzögerungen begleitet. Moskaus Versuche, das Großprojekt zu torpedieren, waren über Jahre hinweg erfolgreich. Schon als Wladimir Putin Anfang 2006 nach Budapest kam, galt als ein Ziel seiner Gespräche eine Verhinderung der LNG-Anlage auf Krk. Dazu bot Russland eine Verlängerung von „Blue Stream“ via Bulgarien und Serbien bis nach Ungarn an. „Blue Stream“ ist eine 2005 in Betrieb genommenen Leitung am Grunde des Schwarzen Meeres, über die Gas aus Russland in die Türkei gelangt. Später kam als weiteres russisches Lockangebot „South Stream“ hinzu: Die Leitung hätte von der russischen an die bulgarische Schwarzmeerküste und von dort wiederum über Serbien nach Ungarn bis nach Österreich führen sollen – zu Preisen, mit denen ein kroatisches LNG-Terminal damals nicht hätte mithalten können.

Prompt fanden sich in Kroatien Fachleute, die das Vorhaben auf Krk mit Verweis auf das russische Versprechen von South Stream für unwirtschaftlich und unsinnig erklärten. „Die Russen hatten ein strategisches Interesse daran, den Beweis zu führen, dass Kroatien kein LNG brauche“, resümierte der kroatische Energiemarktfachmann Daniel Srb die russischen Störmanöver unlängst in der Zagreber Zeitung „Večernji List“. Wie stark Kroatien darauf angewiesen sei, sehe man hingegen heute: Ohne Krk wäre das Land auf absehbare Zeit „extrem der Gefahr eines Gasmangels ausgesetzt“, so Srb.










Dennoch zeitweilig stand das Projekt vor dem endgültigen Scheitern. Noch 2006 hatten westliche Energiekonzerne Interesse signalisiert, ein Konsortium für den Bau des Terminals zu gründen. Etwa eine Milliarde Euro werde das Projekt mitsamt der umgebenden Infrastruktur kosten, berichteten kroatische Medien. Ende 2007 verkündeten Eon Ruhrgas und RWE ihre führende Beteiligung an einem Gemeinschaftsunternehmen namens „Adria LNG“, dem sich als Minderheitspartner auch die österreichische OMV und der französische Konzern Total anschließen wollten. Im Folgejahr benannte eine von der Regierung berufene Expertenkommission Omišalj auf Krk als den am besten geeigneten Standort für die Errichtung des Terminals, das nach den ursprünglichen Plänen an Land hätte gebaut werden sollen. Die Anlage sollte 2014 in Betrieb gehen, mit einer Kapazität von bis zu 15 Milliarden Kubikmetern Gas und Absatzmärkten bis nach Deutschland. Doch die westlichen Konzerne zogen sich wieder zurück – nicht zuletzt angesichts russischer Gegenangebote waren Zweifel an der Profitabilität des Vorhabens aufgekommen.

Sebastian Rogač bekam viele dieser Entwicklungen aus der Nähe mit, weil er bis 2020 außenpolitischer Berater der damaligen kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović war, die sich besonders entschieden für die Idee einsetzte, Kroatien in ein europäisches Netzwerk an LNG-Terminals einzubinden. „Die russische Seite hat in Gesprächen immer behauptet, dass sich das Projekt für Kroatien nicht lohne. Das russische Erdgas sei billiger und sicherer, Kroatien brauche das LNG-Terminal nicht“, erinnert er sich. Moskau sei es auch tatsächlich gelungen, mit dem Kostenargument die innenpolitische Debatte in Kroatien anzuheizen und die Befürworter zeitweilig in die Defensive zu drängen: „Von der Opposition kamen Anschuldigungen, das Projekt sei Unsinn, zu teuer, sogar ‚illegal’ und ‚schädlich’.“



Das schwimmende LNG-Terminal in Omišalj auf Krk (Aufnahme vom Oktober 2020)

Das schwimmende LNG-Terminal in Omišalj auf Krk (Aufnahme vom Oktober 2020) : Bild: Picture Alliance


Die HDZ-Politikerin Grabar-Kitarović, die Kroatiens Botschafterin in Washington und von 2011 bis 2014 eine stellvertretende Generalsekretärin der NATO gewesen war, bevor sie ins höchste Staatsamt gewählt wurde, habe sich jedoch nicht beirren lassen. „Für sie und die Regierung Plenković war klar, dass es hier nicht nur um ökonomische, sondern um geopolitische Erwägungen geht“, so Rogač. „Es war klar: Energiesicherheit ist eben nicht nur Sicherheit für die Wirtschaft, sondern auch für den Staat. Sie bedeutet politische Unabhängigkeit.“

Der frühere kroatische Außenminister Miro Kovač, der ebenfalls der HDZ angehört, erinnert im Gespräch aber daran, dass es nicht nur seine Partei war, die das Projekt ermöglichte: „Der dritte Anlauf begann 2015, als die damalige sozialdemokratisch-liberale Regierung das Vorhaben für strategisch wichtig für Kroatien erklärte.“ Chef dieser Regierung war der heutige Staatspräsident Zoran Milanović. Ausgerechnet Milanović, werden manche sagen, denn heute irrlichtert derselbe Politiker oft mit Aussagen umher, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob er sich und sein Land wirklich im Westen verortet. Das gilt sowohl für Milanovićs Aussagen zur Rolle der NATO in der Ukraine als auch für seine Behauptungen über die angebliche Wirkungslosigkeit der Sanktionen gegen Russland.

Kroatien besitzt ein halbes Atomkraftwerk

Das Krk-Projekt trieb Milanović als Regierungschef dennoch voran. Kovač, der im Januar 2016 Außenminister wurde, erläutert grundlegende Motive, die diverse Zagreber Macht- und Personalwechsel überstanden: Es sei um Diversifizierung und die Möglichkeit gegangen, als Energieversorger in Mittel- und Südosteuropa zu fungieren. Entscheidend für Kroatien sei zudem gewesen, dass das Vorhaben von der EU als strategisch bedeutsam eingestuft und mit mehr als 100 Millionen Euro unterstützt wurde. So können sich die HDZ und die kroatische Regierung heute für ihre Weitsicht feiern lassen und machen von dieser Möglichkeit auch reichlich Gebrauch.


Komplettiert wird die Energiepolitik des Staates an der Schnittstelle zwischen Adria, Mitteleuropa und Balkan durch die geplante Ausweitung der Nutzung von Atomstrom. Kroatien besitzt nämlich ein Atomkraftwerk – oder zumindest ein halbes. Es liegt in Krško in Slowenien, wenige Kilometer vor der kroatischen Grenze entfernt, unweit von Zagreb. Das noch in jugoslawischen Zeiten gebaute AKW gehört jeweils zur Hälfte Slowenien und Kroatien. Es deckt um 40 Prozent des slowenischen und etwa 15 Prozent des kroatischen Strombedarfs. Sloweniens Ministerpräsident Janez Janša teilte im März nach Gesprächen mit Plenković in Zagreb mit, Slowenien und Kroatien planten eine Erweiterung des Atomkraftwerks um einen Block. Seit der russischen Invasion der Ukraine, so Janša, sei Nuklearenergie nicht mehr Teil des Problems, sondern der Lösung.

Die Regierung in Zagreb sieht das ähnlich. Angesichts der Preisentwicklung für Erdgas sind derzeit auch die Warnungen verstummt, das LNG-Terminal vor Krk sei eine Fehlinvestition. Putin höchstselbst hat die Voraussetzungen für die Wirtschaftlichkeit des Projekts geschaffen. Hinzu kommt eine Politik in Zagreb, die früh erkannte: Energiesicherheit hat ihren Preis – und das ist nicht immer der Marktpreis. Von dieser Einsicht profitiert nun die gesamte Region.


grüsse

jürgen
 
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claus-juergen

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Der Krieg in der Ukraine hat wohl dafür gesorgt, dass das Terminal mittlerweile ausgelastet ist und wohl schon bald die Kapazitätsgrenze erreicht hat. Heute waren der österreichische Bundeskanzler und der bayerische Ministerpräsident gemeinsam mit Andrej Plenkovic auf Krk. Evtl. soll die Kapazität der Anlage verdoppelt werden. Die Politiker denken an eine Pipeline über Austria nach Deutschland.


Grüße

Jürgen
 

Deutscher

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Randsachse
Besonders interessant finde ich in dem Beitrag

Das Projekt stellt eine bedeutende Investition in die Energieinfrastruktur Kroatiens dar und wird voraussichtlich positive wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen haben. Da das Land weiterhin nachhaltige Energielösungen priorisiert und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert, stellt die Erweiterung des LNG-Terminals einen entscheidenden Schritt nach vorne dar.

Positive ökologische Auswirkungen!
Sehr bemerkenswert...ichlachmichwech...
 

claus-juergen

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Das Projekt stellt eine bedeutende Investition in die Energieinfrastruktur Kroatiens dar und wird voraussichtlich positive wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen haben. Da das Land weiterhin nachhaltige Energielösungen priorisiert und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert, stellt die Erweiterung des LNG-Terminals einen entscheidenden Schritt nach vorne dar.
...
Positive ökologische Auswirkungen!...
hallo Robert,

du hast natürlich recht. Ein LNG Terminal ist logischerweise grundsätzlich mal nichts, was ökologisch sinnvoll ist. Was dieses Terminal auf Krk betrifft, war vor Jahren ja bereits klar, daß es einmal nicht nur der Versorgung Kroatiens dient, sondern eine Anlandestation für LNG ist um das Gas auf dem halben Balkan zu verteilen. Wer hätte einst gedacht, daß Putin dafür sorgen wird, daß sich dieses Terminal wirtschaftlich rechnet und wohl weiter ausgebaut wird? Die Menge Gas die hier künftig angeladet wird übersteigt den Bedarf Kroatiens bei weitem, zumal ja nur ein Teil der Bevölkerung an das Erdgasnetz angebunden ist.

Wenn allerdings der Ausbau der Windkraft in dem Maße in Kroatien weitergeht wie in den letzten Jahren ist dieses Terminal eh in spätestens 15 Jahren vielleicht nicht überflüssig, aber doch nicht mehr so wichtig für die Gasversorgung von Millionen Menschen. Bis dahin ist das alte AKW in Slowenien genauso geschlossen wie das Kohlekraftwerk Plomin. Dies rein aus wirtschaftlichen Gründen.

grüsse

jürgen
 
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claus-juergen

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Mittelfristig sollen Bosnien-Herzegowina, Montenegro und auch Albanien an das Terminal auf Krk mittels einer neu zu bauenden Pipeline angebunden werden. Allerdings ist man sich in BiH noch nicht einig wo der Sitz der neuen Gasgesellschaft sein soll.


Grüße

Jürgen
 
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