Die Bura, ein brüllender, maßlos schreiender Bergtitan…

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ELMA

Guest
So wird dieser Sturm an der kroatischen Adria in einer 40 Jahre alten Beschreibung charakterisiert.
Hier ein Auszug

Quelle:
http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/winde-der-adria.62459/

http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/ausgefallene-40-jahre-alte-bora-beschreibung.61496/



Die Bora stürmt aus Nordosten oder Osten her. Mit kalten und heftigen Stößen stürzt sie von den baumlosen kroatischen oder illyrischen Bergen herunter.

Wenn die Bora braust, werden Straßen und Plätze menschenleer. Sie drückt zu Boden, stülpt Regenschirme um, deckt Ziegeldächer ab, reißt morsche Fensterläden aus dem Rahmen, und die Spucke ihres Zorns fliegt als weißer, gepeitschter Schaum über die Hafenmauern, wo die Bora Schiffe von den Tauen reißt, die Segelstangen bricht und den Booten die Holzrippen zerquetscht.

Ich sah die Bora mit langen Schneefahnen im Haar. Die kalten Finger waren mit funkelnden Eiskrallen besetzt und warfen prasselnde Hagelkörner an die Hauswände. Die Bora ist ein gewalttätiger und roher Wind, aber sie reinigt. Sie fegt den Unrat einer langen und stickigen Sommerzeit aus den verwinkelten Gassen dalmatinischer Hafenstädte.

Die Bora ist finster, ein trampelnder, zorniger, ungezähmter Stier. Sie ist ein brüllender, maßlos schreiender Bergtitan. Mit Trommeln und Posaunen steigt die Bora aus den Klüften und von den grauen Berghöhen, ein kriegerischer Wind, bereit zu Feuersbrünsten und Zerstörung, zu Überschwemmungen und Verwüstung. Ihr apokalyptischer, zerstampfender Ritt hinterlässt Scherben und Fetzen, Splitter und Trümmer.

Dieser Ostwind hat flatternde Haare auf der Brust, ungeschlachte Arme und Fäuste, die den gemütlichen Wein- und Warenschiffen die Ladungen aus den Leibern reißen, über Bord spülen und sie schließlich irgendwo hin an eine steinige und zerrissene Inselküste rollen.

Die Bora verschwindet so rasch und jäh, wie sie gekommen ist, Tränen, Leid, Flüche, Verwünschungen hinter sich lassend…….



Man muss die Bura erlebt haben .

Wer hat Lust auf eine Reise nach Kroatien im Februar / März?



Hier mein Bericht:


Bei Bura auf der Küstenstraße in Kroatien

Schon mehrmals zog es uns im zeitigen Frühjahr nach Dalmatien.

Ende Februar, Anfang März blühen dort die Mandelbäume.

Es ist eine spannende, eine schöne Zeit - das Wetter ist jedoch unberechenbar.

Wer auf der Küstenstraße unterwegs ist, muss mit heftiger Bura rechnen, jenem eiskalten Wind, der unangekündigt vom Velebitgebirge herunterstürzt und mit seinen heftigen Böen die Küstenstraße leerfegt.

Die Bura geht oft einher mit blauem Himmel, klarer Luft , fast gleißendem Licht und Farben von einer unglaublichen Intensität .

Es gibt aber auch die Crna Bura, die "schwarze Bura", eine Orkanbura mit Regen, der sich schnell in Schnee verwandelt , vom Gebirge herunterpeitscht und das Leben lahmlegt.

Eine solche Bura hatten wir im März 2010 erlebt.

http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/orkanbura-in-der-kvarner-region-hautnah-erlebt.62251/

Wieder waren wir im März mit unserem kleinen Wohnmobil einmal unterwegs zu den blühenden Mandelbäumen in Dalmatien.

Zu dieser Zeit ist die Küstenstraße nahezu leer.


Aber schon kurz nach Rijeka konnten wir die typischen Burawolken am Himmel erkennen.

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So richtig heftig zu blasen begann es jedoch erst bei Crikvenica .

Typisch sind die kurzen Wellen, die vom Land weg gepeitscht werden .

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Es sieht aus, als würde das Meer "kochen"

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Eine Kiefer- von der Bura geformt

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Dort war die Weiterfahrt für LKWs und Fahrzeuge mit Anhänger gesperrt.

Unser Fahrzeug zählte nicht dazu und wir fuhren weiter - vorsichtig und langsam, immer wieder von Windstößen geschüttelt.

Die Küstenstraße war fast leer.

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Die Bura erzeugt heftige, ablandige Strömungen, kurze Wellen mit weißen Schaumkronen und über dem Meer liegt eine salzige Nebelschicht.

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Die Wellen werden über den Velebitski Kanal gepeitscht und klatschen auf der gegenüberliegenden Küste von Krk ( weiter südlich auch Rab und vor allem Pag ) an die kahlen Felsen.

Ein solche Bura bedeutet höchste Lebensgefahr für Fischer, die nicht rechtzeitig eine geschützte Bucht oder einen Hafen erreicht haben. Touristenboote sind zu dieser Jahreszeit nicht unterwegs.

Es heißt In Senj wird die Bura geboren.
Wir unterbrachen unsere Fahrt kurz vor Senj auf einem Parkplatz am 45. Breitengrad .

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Der Sturm war so heftig, dass es schwierig war, die Autotür zu öffnen , bzw. die offene Türe wieder zu schließen, ohne dass sie aus den Angeln gerissen wurde.

Dort unten befindet sich im Sommer der Campingplatz Škver. Er liegt stadtnah wird hauptsächlich für Wohnmobile benützt. Jetzt hätten die Camper dort sicher keine Freude gehabt - die Gischt hätte jedes Fahrzeug in kurzer Zeit mit Salz überzogen.

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Senj mit der Burg Nehaj

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Der Wind war eiskalt - und doch blühten selbst an der Küste die Mandelbäume.

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Hier ein paar Buraimpressionen bei Senj

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Wir verließen bei Senj die Küstenstraße und fuhren auf der Josephina über den Vratnikpass hinauf auf die Autobahn "hinter" dem Velebitgebirge.

Dort war von der Bura wenig zu spüren.

Eine fast leere Autobahn A1 - an manchen Straßenrändern lag noch etwas Schnee.

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Burawolken über dem Velebitgebirge

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Erst nach dem Tunnel Sveti Rok auf der Fahrt hinunter zur Maslenicabrücke packte sie uns wieder mit voller Wucht.

Weiter südlich, in Lozovac in der Nähe der Krkafälle, war es nur noch ein normaler Wind.

Dort atmeten wir auf und genossen den Anblick von vielen blühenden Mandelbäumen, bevor wir dann weiter nach Süddalmatien "richtig" in den Frühling reisten.

In Lozovac bei Sibenik auf Camp Marina

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Auf der Halbinsel Peljesac , Blick hinüber zum Festland zu den schneebedeckten Gipfeln des Biokovogebirges

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Anfang März auf der Insel Korcula

Frühling!

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In Süddalmatien ist die Bura durchaus auch zu spüren- aber nicht mit der Wucht wie in der Kvarner Region und in Norddalmatien.


Elke
 
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burki

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Ui, diese Bura haben wir vor 2 Jahren auf der Jadranska Magistrala zu unserer Anreise nach Pag erlebt.
Nach Rijeka wurde es ungemütlich, bei Senj ging fast gar nix mehr.
Die Fähre nach Pag außer Betrieb.
Meine Frage war: was machen Urlauber bei der Anreise auf Krk oder Cres?

Pag hat ja noch eine Hintertür :) die Paksi Most vom Festland auf die Insel.

Bura ja - schon wegen den Fotos :D aber bei heftiger Bura hört der Spaß schon auf.

Danke für diesen Beitrag Elke, die Natur holt uns doch immer wieder ins Leben zurück.

burki
 
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dalmatiner

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Da meine Familie ende der 70er Jahre anfang der 80er Jahre zweimal auf Buncaluka in Baska die Bura erlebten mit kaputten Vorzelt und die umgestürzten Wohnwägen ,die kaputten Schiffe in den Klippen mit Löchern gesehen hatte,wollte ich keinen Urlaub mehr in Kroatien machen.Dann hat mir ein Bekannter gesagt,geh nach Rabac da ist keine starke Bura,der Platz ist geschützt und seit dieser Zeit sind wir Rabac treu ohne Buraschäden.Gruss Traudl
 
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ELMA

Guest
Pag hat ja noch eine Hintertür :) die Paksi Most vom Festland auf die Insel.

Wenn die Bura vom Velebit nach Pag herunterstürzt, kann es passieren , dass sowohl Fähre als auch Brücke gesperrt sind.
Das passiert im Sommer weniger oft als im Frühjahr und Spätherbst.

Blick von Pag bei Bura hinüber zum Velebitgebirge.

Wenn man solche Wolkenwalzen sieht, dann kann es gefährlich werden.

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Dann nützt nur: Warten…

Die Campingplätze auf der Westseite von Pag sind relativ "burasicher" und geschützt. Dort kann man es dann aushalten.
Da wir mit unserem Wohnmobil nie mit Zeitdruck unterwegs sind, fahren wir immer wieder auch zu "Burazeiten" nach Kroatien.

Gruß, Elke
 

tosca

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Danke Elke,


für diesen interessanten Bericht und die eindrucksvollen Bilder.

burki, wenn die Brücke nach Krk gesperrt ist muss man warten bis sie wieder geöffnet wird, manchmal dürfen PKW rüber, aber Wohnwagengespanne oder Wohnmobile und auch LKW müssen warten. Ich denke wenn heftige Bura ist, dann dürfte die Brücke nach Pag ebenso gesperrt sein.
Ja, und wenn die Fähren nicht fahren, dann heißt es ebenfalls warten, wir hatten bisher Glück, aber Freunde mussten schon mal 3 Stunden auf Krk warten, die Fähre von Cres nach Valbiska ist zwar noch gefahren, aber dann war die Brücke gesperrt, 3 Stunden warten war angesagt. Pech....
 
H

Harry58

Guest
Ausdruckstarke Fotos, klasse.

Wir haben im August 2017 eine leichtere Bura in Šilo /Krk erlebt.
Der Spuk dauerte knapp 5 Std., dann wieder strahlender Sonnenschein.

Elke, ich hoffe, ich darf Fotos in Deinen Bericht reinstellen...?

Gruß
Harry


Bura - Šilo


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E

ELMA

Guest
Elke, ich hoffe, ich darf Fotos in Deinen Bericht reinstellen...?
Gern, Harry!

Auch Krk ist der Bura ausgesetzt. Die Ostküste der Insel ist deshalb stellenweise auch recht kahl.
Und wie ich sehe, ist die Bucht von Šilo nach Nordosten hin offen.
Da dürfte es im Winter / Frühjahr auch heftig stürmen.

Steht Euch in Šilo ein Boot zur Verfügung?
Im Velebitski Kanal ist das Bootfahren bei Bura nicht ganz unproblematisch

Liebe Grüße,
Elke
 
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Harry58

Guest
Hallo Elke,

Da der Ort Šilo hufeisenförmig in dieser Bucht liegt, ist "unserer" Seite relativ geschützt.
Auf der Seite des CP "Tiha" haut die Bura voll rein, diese Seite ist ungeschützt und liegt gegenüber von Crikvenica.

Gruß
Harry
 

claus-juergen

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Hallo zusammen,

Ich habe mal gehört, die Bora sei eine neuzeitliche Erscheinung, die mit dem Abholzen der Küstenwälder durch die Römer und Venezianer zusammenhängt. Erst seitdem Velebit und Biokovo bis zum Hauptkamm kahl sind, kann der aus dem Landesinneren kommende Wind ungebremst die Orte an der Küste treffen.

Grüße

Jürgen
 

Suncokret

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Hallo zusammen,

Ich habe mal gehört, die Bora sei eine neuzeitliche Erscheinung, die mit dem Abholzen der Küstenwälder durch die Römer und Venezianer zusammenhängt. Erst seitdem Velebit und Biokovo bis zum Hauptkamm kahl sind, kann der aus dem Landesinneren kommende Wind ungebremst die Orte an der Küste treffen.

Grüße

Jürgen
Eine gute Darstellung in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bora_(Wind) Dort auch ein Foto von Winter-Bora in Senj: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Winter_bora_in_Senj.jpg
 

Daniel_567

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Hallo Elke.

Danke für den informativen und interessanten Bericht. Ich bzw. wir kennen Kroatien bis jetzt nur von seiner sonnigen Sommerseite (ausser 2017 im Juni das starke Unwetter). In Zusammenhang mit dem, was Du von Senj schriebst, ist mir 2016 während eines Besuches dort auf der Burg Nehaj aufgefallen, dass es da windiger war, als in anderen Orten und auf anderen Burgen. Ich denke, das es auch teilweise bedingt durch den Bergeinschnitt, durch den die Strasse landeinwärts Richtung Autobahn und Otočac führt, dort so ist?

Edit. Auch die Infos der anderen User finde ich sehr hilfreich.
 
E

ELMA

Guest
Ich denke, das es auch teilweise bedingt durch den Bergeinschnitt, durch den die Strasse landeinwärts Richtung Autobahn und Otočac führt, dort so ist?
Da hast Du Recht, Daniel.
Der Taleinschnitt, der hinauf zum Vratnikpass Richtung Autobahnauffahrt Zuta Lokva führt, ist relativ breit und lang.
Da pfeift die Bura herunter. Wenn man oben auf der Passhöhe ist, ist die Bura meist nur noch ein starker Wind.

Aber auch auf der Küstenstraße ( bis hinunter nach Starigrad- Paklenica) muss man höllisch aufpassen, vor allem wenn das Auto etwas höher ist.
Oft ist die Strecke zwischen Karlobag und Tribanj /Sveti Marija Magdalena gesperrt.
Auf der HAK Website kann man das immer rechtzeitg lesen, /( Auch auf Deutsch)

Auch auf anderen Abschnitten der Küstenstraße sollte man bei Bura auf die Taleinschnitte achten.
Sehr leicht bekommt man da unerwartet einen "Schlag" von der Seite, der das Auto einen Meter oder mehr versetzen kann.

Aber keine Angst , vorbereitet, langsam und mit etwas Vorsicht kann man auch bei ( nicht zu starker) Bura fahren.
Oder halt flexibel sein und sich den Gegebenheiten anpassen ( Pause, warten, Fahrt verschieben usw)

Das ist halt Kroatien - immer schön und immer wieder für Überraschungen gut.:)


Liebe Grüße,
Elke


 
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