der römische Steinbruch Vinkuran bei Pula

claus-juergen

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Zwischen den Ortschaften Vinkuran und Pjescana Uvala, beide gehören vewaltungsmäßig zur Gemeinde Medulin obwohl sie sich direkt vor den Toren Pulas befinden, liegt der alte römische Steinbruch. Forscher haben herausgefunden, daß es sich bei diesem Steinbruch, der heute nicht mehr in Betrieb ist, um den ältesten bekannten in Istrien handelt. Das wäre eigentlich logisch, haben die Römer doch die Steine für den Bau der banachbarten Stadt Pula vor etwa 2000 Jahren benötigt.

Nicht berücksichtigt wird jedoch hierbei, daß die Römer als Eindringlinge das Volk der Histrier im Jahr 177 vor Christus entscheidend geschlagen und deren Hauptstadt Nesactium bei Valtura etwa 15 Kilometer östlich von Pula zerstört haben. Auch Nesactium mit etwa 20.000 Einwohnern war großteils bereits aus Steinen erbaut. Woher dieses Volk das Baumaterial nahm, kann nur vermutet werden.

Naheliegend wäre, daß die Kalksteine dieses Volkes gleich nebenan aus dem Berg gemeisselt wurden wo auch heute noch zwei Steinbrüche in Betrieb sind. Die habe ich euch in der Vergangenheit ja bereits vorgestellt.

http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/der-steinbruch-valtura-an-der-spitze-istriens.68553/

http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/der-steinbruch-von-valtura-2-teil.77459/

Doch nun zum Steinbruch Vinkuran. Eine Info-Tafel auch in deutscher Sprache weist leider nur lückenhaft auf die Vergangenheit hin.

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Die Tatsache, daß der Steinbruch aller Wahrscheinlichkeit nach auch in venezianischer Zeit genutzt wurde ist hier genauso wenig erwähnt, wie die Arbeiten im Steinbruch unter der Donaumonarchie bzw. der italienischen Herrschaft über Istrien. Venedig ist im übrigen nicht nur mit Steinen aus Istrien erbaut worden sondern ruht auch zum Teil auf Holzpfählen, deren Bäume zuvor auf der Halbinsel standen.

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Der Zugang für Fußgänger ist jederzeit möglich weil nur eine Schranke die Zufahrt für Fahrzeuge versperrt.

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Die Eisenteile stammen aus der KuK-Zeit.

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Auch während der Zeit, als die Italiener hier das Sagen hatten, also zwischen 1918 und 1945 wurden weiterhin Steinblöcke abgebaut.

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Rechts des Zugangs befinden sich diese Ruinen.

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Auch Künstler haben sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal an diesen Steinblöcken versucht.

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Schauen wir doch mal rein in den alten Steinbruch.

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Vermutlich aufgrund qualitativer Mängel wurden diese Blöcke erst gar nicht mehr abtransportiert.

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Diese glatten vertikalen Wände stammen sicherlich nicht aus römischer Zeit.

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Kletterer haben Aufstiegshilfen angebracht.

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Warum gerade hier diese viereckigen Löcher in den Berg gebrochen wurden, kann ich euch nicht sagen. Vielleicht ist gerade hier das Material für bestimmte Dinge besser geeignet als an anderen Stellen des Steinbruchs.

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Man achte auf den Größenvergleich mit den Personen.

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Pula ist nicht weit entfernt und so fiel es den Römern leicht, das Baumaterial mit Ochsenkarren dorthin zu transportieren. Die Arena, der Sergierbogen oder auch der Augustustempel wurden mit Steinen erbaut, die hier im Steinbruch abgebaut wurden. Nach dem Niedergang des römischen Reiches machten es die Bewohner der immer wieder im Zuge der Völkerwanderung geplünderten Stadt auch nicht anders als diejenigen in vielen anderen römischen Metropolen. Bestehende Bauten verfielen und die behauenen Steine dienten als Baumaterial für neue Häuser.

Warum dann die Arena nicht abgerissen wurde wollt ihr sicherlich wissen. Das ist ganz einfach erklärt. So ein Monumentalbau ist nicht einfach abzubrechen, weil die tonnenschweren Steine sehr leicht die Arbeiter erschlagen konnten und so nahm man nur diejenigen Steine, die sich in Bodennähe befanden und auch nicht allzu schwer waren.

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Hier war einmal ein Drehkran montiert, der die tonnenschweren Quader verladen hat. Zu Zeiten der Österreicher war natürlich eine Feldeisenbahn verlegt, die den Transport in die werdende Stadt und die Festungen erleichtete.

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Links an den Steinbruch angrenzend befindet sich dieses verfallene Gebäude. Hier stand eine Dampfmaschine, deren Kraft mit Transmissionsriemen dazu diente, die Blöcke zu zersägen und zu glätten.

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Etwa einhundert Meter außerhalb befindet sich diese Zisterne, in der auch heute noch Wasser steht. Wasser war wichtig sowohl zum Waschen der Arbeiter als auch zum Naßschneiden.

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Der Steinbruch ist im übrigen ganz leicht zu finden, befindet er sich doch direkt an der Abzweigung Vinkuran wenn man von Vintijan kommt und in Richtung Pjescana Uvala fährt.

jürgen
 
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jadran

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schon wieder der Jürgen im liegen.

Jadran
 
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dalmatiner

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Das war ein sehr schöner, interesannter Ausflug.Jadran glaube mir, Jürgen liegt nicht,er war in der Wand.Es ist schon impossant dies zu sehen.Dadurch können auch Bergsteiger mit ihren Partnern, die das Meer lieben auch ihren Hobby fröhnen.Gruß Traudl
 

jadran

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Traudl,

alles ist eine frage des Blickwinkel, für mich liegt der Jürgen wieder ,,,,,,,,,,,, haha schau mal besser.

Jadran
 

dalmatiner

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Jadran Du meinst er war Straßenmaler?Schau Dich doch mal dort um und überprüfe es.Ich war dabei und danke Jürgen für diese Excursion.Gruß Traudl
 

burki

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Prima Jürgen, dein Bildbericht abseits der Touristenrouten.
Du qualifizierst dich immer mehr? nein du bist ein Istrienexperte mit deinen Touren und Berichten zu dieser Region.

Herzlichen Dank

burki
 

kokarl

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Danke für die interessante Hintergrundinformation.
lg
Karl
 
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