das Cicarija Gebirge in Istrien

claus-juergen

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Ich glaube die meisten Urlauber die Kroatien besuchen, haben noch nie etwas vom Cicarija Gebirge gehört. Viele haben es zwar auf der Fahrt ans Meer unbewusst gesehen, aber können mit dem Namen rein gar nichts anfangen. So wird es Zeit, daß ich euch diesen Gebirgszug einmal vorstelle.

Wer über Postojna nach Rijeka fährt sieht rechts der Straße über Dutzende Kilometer bewaldete Berge. Wer schon mal von Slowenien über Buzet nach Istrien gefahren ist, erkennt links über fast 50 Kilometer felsige Hänge, die sich bis zum Ucka-Massiv hinziehen. Auch der Ucka ist Teil dieses Gebirgszugs. Von der Seite Istriens schaut dieses Gebirge verkarstet aus wie beispielsweise das Velebit oder der Biokovo weiter im Süden. Tatsächlich jedoch ist das Cicarija Gebirge stark bewaldet und relativ wasserreich.

Aufgrund des schwierigen Geländeprofils und der sehr geringen Besiedelung gibt es auch nur wenige Straßen durch dieses Gebirge. Wir haben vor zwei Jahren einen Ausflug über Lupoglav, Lanisce, Podgace, Prapoce, Klenovscak, Trsenik, Dane, Vodice, Brest und Slum gmacht. All diese Orte liegen östlich von Buzet.
Auch vom Kvarner aus ist das Gebirge zu erreichen. Man fährt hierzu von der E61 bei Veli Brgud ab und über Zejane nach Vodice.

Doch nun genug der Worte. Schaut euch die Bilder an und ihr werdet sehen, daß die Gegend eher dem Allgäu als Istrien oder Dalmatien ähnelt. Wäre der Wald nicht teilweise abgeholzt worden, dann gäbe es kein Durchkommen.

Wir sind in Lupoglav hinauf ins Gebirge gefahren. Dort findet man ebenso wie bei der Fahrt von Istrien rauf auf den Poklon Paß diese eigenartige Gesteinsformation. Es handelt sich hier nicht um von Menschen aufgeschüttetes Material sondern um ausgewaschenes sprödes Gestein. Ich empfehle jedem, der hier vorbei kommt, aus dem Auto zu steigen und darauf herumzulaufen. Irgendwie ein eigenartiges Gefühl weil das Gestein nicht lose ist und abrutschen kann.


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Brest


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Lanisce


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Dort oben findet man weder Palmen noch Olivenbäume oder Weinstöcke oder sonstige mediterrane Pflanzen. Schließlich schneit es dort jeden Winter und der Schnee bleibt auch liegen. Die kalte Bora aus dem Balkan kommt dann noch dazu.

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Miroslav Bulesic, ein Pater, der von Titos Schergen 1947 in Lanisce ermordet und später selig gesprochen wurde, ist manchem bekannt der schon mal in Svetvincenat war. Dort, in seinem Geburtsort gibt es gegenüber der Loggia ein kleines Museum, in welchem sein Andenken gepflegt wird.


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https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=hr&u=https://hr.wikipedia.org/wiki/Miroslav_Bule%C5%A1i%C4%87&prev=search


ein holzverarbeitender Betrieb


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Ansonsten leben die Menschen hier von der Weidewirtschaft. Wir haben Rinder gesehen und auch Schafe. Vermutlich werden die Rinder vor allem wegen dem Fleisch gezüchtet. Milchwirtschaft dürfte es kaum geben, weil die Weiterverarbeitung nur in Molkereien rentabel betrieben werden kann. Eine Molkerei ist mir aber in dieser Gegend nicht bekannt.

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Ausblick auf den südöstlich gelegenen Ucka von Prapoce aus. Wald, so weit das Auge reicht.


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Diese Brunnen sind typisch für die Gegend. Der überdachte Teil diente als Wäscherei für die Frauen im Dorf. Die anderen aufgereihten Becken als Viehtränke und zum Wasser schöpfen. Zisternen wie in Istrien waren hier nie nötig, weil das Wasser ganzjährig aus vielen Quellen fliesst.


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Eine Bocciabahn sieht man immer wieder mal in Istrien. Der italienische Einfluß dürfte auch für das heimisch werden dieser Sportart der Grund gewesen sein.


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Das in der Ferne ist ein nicht mehr genutzter Viehzuchtbetrieb der erst wenige Jahre nach der Unabhängigkeit gegründet wurde und dann pleite ging.

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Podgace


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Auf 661 Meter Höhe fast schon an der Grenze zu Slowenien liegt Vodice.


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Eine alte Wegmarkierung in italienischer Sprache


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Slum liegt weiter unten wo es trockener aber auch wärmer ist. Deshalb vielleicht auch diese Viehtränke.


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Wer sich selbst ein Bild von dieser wunderschönen einsamen Gegend machen möchte, gelangt in einer guten Stunde von den Touristen-Zentren Pula, Porec oder Rovinj aber auch von Rabac aus ins Cicarija. Mein TomTom Navi führte uns genauso gut wie meine Landkarte durchs Land. Wir waren mit Freunden (danke Harry für die fachkundige Führung) bei brütender Hitze im August dort oben. Die Temperatur war erträglicher im Gegensatz zur Küste.

Auch wandern kann man hier hervorragend. Die Beschilderung allerdings lässt oft zu wünschen übrig. Wir waren vor Jahren mal auf dem Planik (1273 Meter). Einen Bericht darüber findet ihr hier

http://www.adriaforum.com/kroatien/...ik-im-gebiet-ucka-cicarija.69555/#post-683267

Schöne Aussichtsberge sollen auch der Gomila (998 Meter), der Zbevnica (1014 Meter) und der Orljak (1106 Meter) sein.

Jürgen
 
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D

dalmatiner

Guest
Hallo Jürgen,ich kenne die Gegend ,da ich Freunde in Lanisce habe.Sie haben Kühe und Schweine.Die ganze Verwandschaft in Istrien wird mit Fleisch,Wurst, Käse versorgt.Es wird auch Schnaps und Likör aus Walnuß und Schlehe selbst hergestellt.Man findet auch dort Pflanzen wie Enzian,Silberdisteln ect..Der Wald wird gepflegt und das Holz wird nach Lupoclav verkauft.Im Pfarrhaus sieht man noch die Blutspuren von Miroslav Bulesic.
 

claus-juergen

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hallo Traudl,

danke für deine ergänzenden Infos. Der Käse wird vermutlich selbst vom Bauern hergestellt. Oder hast du Kenntnis einer gewerblichen Verarbeitung? Ich habe dort weder Milchkannen noch Milchkammern noch Kühlanlagen gesehen. Die Rinder waren auf der Weide. Ob es Kühe waren, konnte ich aufgrund der Entfernung nicht erkennen.

Die von dir erwähnten Pflanzen gibt es natürlich auch bei uns im Allgäu im Gebirge. Somit haben wir hier ein ähnliches Klima, allerdings auf niedrigerer Meereshöhe.

Tatsächlich stehen in Lupoglav immer wieder Langholzfuhrwerke am Straßenrand. Ob dieses Holz nach Italien exportiert oder zum Freihafen Trget gefahren wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Diesen Freihafen habe ich euch ja bereits vor einiger Zeit in einem Bericht vorgestellt.

http://www.adriaforum.com/kroatien/...kanal-an-istriens-ostküste.72091/#post-708769

grüsse

jürgen
 
D

diavolo rosso

Guest
Hallo Jürgen,

danke für die Vorstellung dieser gemeinhin unbekannten Gegend. Ein völlig anderes Istrien.
Ich vermute bei Deinem Bild keine Gebäude für Vieh-Haltung - dazu fehlen im Umkreis die nötigen Grasflächen. (Hier können sich nur Kleinst-Bauern halten).
Eher vermute ich in den offenen Gebäuden Holz-Trocknung und in den Geschlossenen Holzverarbeitung wie z.B. Furniere. Würde auch zum Umland passen.

liebe Grüße
vom Roten Teufel
 
H

Harry1958

Guest
Hallo Jürgen,

danke für den Bericht unserer gemeinsamen Tour durch die Ćićarija und danke für´s Lob wegen der fachkundigen Führung.
Ist halt ein Unterschied ob TomTom "leitet" oder der Harry. ;)

Ich mag diese Gegend unheimlich gerne, fernab jeglichen Trubels und zeitlichen Vorgaben.

Wir werden ja dieses Jahr eine weitere gemeinsame Exkursion dorthin unternehmen.
Einkehren könnten wir ja wieder beim Cousin meines Freundes in Roč , wie bei der letzten Tour.


Gruß
Harry :teddy:
 

claus-juergen

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...Wir werden ja dieses Jahr eine weitere gemeinsame Exkursion dorthin unternehmen.
Einkehren könnten wir ja wieder beim Cousin meines Freundes in Roč , wie bei der letzten Tour...

hallo Harry,

das machen wir. Insbesondere Jelovice mit dem "Grenzübergang" nach Slowenien und die Strecke von Vodice runter in den Kvarner müssen ja auch noch erkundet werden. Vielleicht reichen die Bilder ja dann für einen ergänzenden Reisebericht.

Als Bergfreund könntest du vielleicht auch von Raspor aus mit mir auf den Gomila oder von Racja Vas auf den Orljak wandern. ;)

grüsse

jürgen
 
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