2514 Pula Gedenkstein für den Anschlag von Vergarola 1946

claus-juergen

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hallo Rätselfreunde,

wer kann mir die Bedeutung dieses eingezäunten Steins erklären? Aus der Bedeutung ergibt sich zudem der Standort.

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Viel Spaß beim Raten wünscht

jürgen
 

Daniel_567

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Hallo Jürgen.

Ich vermute mal, der Stein soll an irgendetwas erinnern.
Es sieht so aus, als stünde er in einer Art Baulücke. Stand dort mal ein Haus / Gebäude / Kirche o. ä. , welches eventuell eingestürzt oder einer anderen Katastrophe zum opfer gefallen ist?
In Istrien?


Viele Grüße, Daniel.
 

Heiko705

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Es wird sicher ein Originalstein des alten Bauwerks sein.
 

perenospera

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Hallo Jürgen,

Könnte in Triest ein Denkmal zum gleichen Ereignis stehen ?

Und könnte dieser Mann in die Sache involviert sein ?

Chirurg.jpg

Gruß Jochen
 

claus-juergen

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Jochen hat dieses Rätsel natürlich wieder mal auf Anhieb gelöst. Gratulation!

Ich sehe schon, daß du Jochen mit offenen Augen durch Pula gehst. Eigentlich sollte den Gedenkstein für den Anschlag von Vergarola, andere Schreibweise Vergarolla, jeder kennen, der in der Fußgängerzone am Dom vorbeigeht, befindet sich diese Gedenkstätte doch direkt davor und ist demnach gar nicht zu übersehen.

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Am 18.8.1946 hat mit hoher Wahrscheinlichkeit der jugoslawische Geheimdienst ein Lager von Munition aus dem zweiten Weltkrieg in die Luft gejagt. Dies diente allein dem Zweck, eine nebenan stattfindende Schwimmveranstaltung des italienischen Schwimmclubs von Pula zu treffen. Der Anschlag gelang, es gab eine unbekannte Zahl von Toten, vermutlich waren es mehr als 100 Menschen, darunter auch Kinder und mehrere hundert Verletzte. In der Folge ließen sich mehr als 42.000 italienisch sprechende Bewohner Pulas leichter vertreiben, weil sie um ihr Leben fürchteten.

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Rechts im Bild sieht man den Gedenkstein für Geppino MIcheletti, einen Arzt, der bei der Explosion nicht nur seine beiden Kinder verloren hat, sondern tatkräftig mithalf, die Verletzten zu versorgen. Vermutlich hat er dadurch einigen das Leben gerettet.

https://translate.google.com/transl...g/wiki/Geppino_Micheletti&prev=search&pto=aue

Hier noch ein link zum englischsprachigen Wikipedia Artikel zur Explosion.

https://translate.google.com/transl.../wiki/Vergarola_explosion&prev=search&pto=aue

Dieses Unglück war schon einmal Gegenstand eines Rätsels im adriaforum.

https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/rätsel-2134-vergarola-strand.81652/

Vielen Dank fürs Mitmachen sagt

jürgen

PS: Jetzt nach der Auflösung kann ich den Gedenkstein auch in den aktuellen Fotowettbewerb einstellen. Zu dem gehts hier: ;)

https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/3-fotowettbewerb-2021-gedenkstätten-und-gedenktafeln.85933/
 

claus-juergen

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Knapp 80 Jahre nach dem Anschlag des Tito-Geheimdienstes auf den italienischen Schwimmclub wird in Kroatien noch immer die Geschichte verdreht. Glas Istre berichtet zwar über die Verleihung einer Medaille an die Enkelin von Dr. Geppino Micheletti, spricht jedoch verharmlosend von der "Tragödie" ohne die Ursache dieser Explosion und die Auswirkung auf die damals überwiegend italienischsprachige Bevölkerung Pulas zu erwähnen. Dazu dann dieser Text:

"...In der italienischen Nationalgemeinschaft herrscht Empörung über die Entscheidung des Gesundheitsministeriums in Zagreb, den Vorschlag des Rates der autochthonen italienischen nationalen Minderheit der Gespanschaft Istrien und der Italienischen Union abzulehnen, das Allgemeine Krankenhaus in Pula nach Dr. Geppino Micheletti, dem Helden von Vargarola, zu benennen..."


grüsse

jürgen
 

Zotty

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Knapp 80 Jahre nach dem Anschlag des Tito-Geheimdienstes auf den italienischen Schwimmclub wird in Kroatien noch immer die Geschichte verdreht. Glas Istre berichtet zwar über die Verleihung einer Medaille an die Enkelin von Dr. Geppino Micheletti, spricht jedoch verharmlosend von der "Tragödie" ohne die Ursache dieser Explosion und die Auswirkung auf die damals überwiegend italienischsprachige Bevölkerung Pulas zu erwähnen. Dazu dann dieser Text:

"...In der italienischen Nationalgemeinschaft herrscht Empörung über die Entscheidung des Gesundheitsministeriums in Zagreb, den Vorschlag des Rates der autochthonen italienischen nationalen Minderheit der Gespanschaft Istrien und der Italienischen Union abzulehnen, das Allgemeine Krankenhaus in Pula nach Dr. Geppino Micheletti, dem Helden von Vargarola, zu benennen..."


grüsse

jürgen
Es gibt schlicht und einfach keinen Beweis ob die Explosion der Munition damals ein "Unfall" oder ein Anschlag war, geschweige denn wer das in zweiterem Falle konkret gewesen war.

Die Untersuchung des brit. Militärs geht von einem Anschlag aus, bezeichnet aber keine Tätergruppe etc.-dabei ist zumindest in Erwägung zu ziehen, dass die untersuchende Stelle sich im anderen Fall selbst beschuldigen hätte müssen, insbesondere wurde die Munition von ihr als "ungefährlich" eingeschätzt und lag unbewacht am Strand.
 

claus-juergen

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Es gibt schlicht und einfach keinen Beweis ob die Explosion der Munition damals ein "Unfall" oder ein Anschlag war, geschweige denn wer das in zweiterem Falle konkret gewesen war.

Die Untersuchung des brit. Militärs geht von einem Anschlag aus,..
hallo Zotty,

"Beweise" gemäß der Definition im Strafrecht gab es keine und es werden sich auch nach so langer Zeit keine mehr finden. Allerdings gibt es Indizien, die darauf hindeuten, daß der Tito-Geheimdienst da die Hand im Spiel hatte. Die Explosion ereignete sich genau an dem Tag und zu der Uhrzeit wo traditionell die einzige Schwimmveranstaltung im Jahr nebenan stattfand. Diese Veranstaltung war eine der italienischsprachigen Bevölkerung Pulas. Das ist kein Zufall. Im und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gaben nun mal 90 % der Pulaner italienisch als Muttersprache an. Diese Familien lebten schon seit Generationen hier.

Als Ergebnis der Explosion flüchteten fast all diese Menschen aus Pula und wählten dazu das Linienschiff welches regelmäßig Triest mit Pula verband. Zudem flüchtete teils mit den Fischerbooten oft bei Nacht ein Großteil der italienisch sprechenden Bevölkerung der Küstenorte. Plomin wurde dadurch komplett entvölkert. Auch die Fischerorte an der Westküste Istriens verloren einen Großteil der Bevölkerung.


Die Geschichte des Geisterdorfes Zrce in Istrien und wie es dazu kam, daß fast alle den Ort nach dem Zweiten Weltkrieg verliessen reiht sich ein in dieses Muster.

Irgendwann war dann Istrien weitgehend von der italienisch sprechenden Bevölkerung "gesäubert" wie man das heutzutage nennt und so war der Anschluß an Jugloslawien einfach zu begründen.

grüsse

jürgen
 

Zotty

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Dass bezüglich des Anschlags Indizien in die von Dir aufgezeigte Richtung sprechen gebe ich Dir Recht, "Beweise" wie von Dir bereits ausgeführt, sind das nicht.

Das Thema "Exodus einer Mehrheit der Italiener" ist Gegenstand einer italienischen bzw. jugoslawisch-kroatischen -beides vor allem nationalistischen- Geschichtsschreibung.

Fakt ist aber, dass konkret in Pula der "Exodus" nicht 1946 nach dem Bombenanschlag sondern 1947 nach dem Friedensvertrag von Paris, welcher die Besetzung Pulas durch die Alliierten beendete, einsetzte.

Der "Exodus" in Istrien lief auch völlig unterschiedlich, wie man etwa noch an den vorhandenen, relativ bedeutenden ital. Minderheiten, vor allem in der ehemaligen Zone B (bis 1954 zum Freistaat Triest gehörig und von YU verwaltet) aber etwa auch direkt bei Pula (Vodnjan) ersehen kann.

Das nationalistische Gift von beiden Seiten ("...wer wann wen jeweils umgebracht, vertrieben etc hat..) konnte de facto erst mit dem Vertrag von Osimo 1975, welcher volle Minderheitenrechte für Italiener in Istrien erbrachte, neutralisiert werden. Heute fühlen sich die Mehrheit der Bewohner Istriens wohl eher als "Istrianer" denn als Kroaten und Italiener, was auch an den desaströsen Wahlergebnissen der HDZ deutlich ablesbar ist.
 
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