Eine Wanderung zu den Schafweiden oberhalb von Baska

baskafan

Adriasüchtiger
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Schon lange habe ich den Wunsch, Ivan (dem Kaufmann und Schäfer) einmal zu begleiten, wenn er seine Schafe am Berg versorgt. Diesen September will ich es verwirklichen. Dieser Wunsch wurde durch Harri´s Bericht vom Mai über seine Krk-Jeep-Expedition sehr verstärkt.

Als ich Ivan darauf ansprach, meinte er. Leider habe er in dieser Woche keine Zeit dafür, aber sein Bruder Alois, der könnte mit mir hinauf gehen. Damit war ich auch einverstanden. Ich kannte Alois bereits, er ist vor etlichen Jahren aus Amerika zurückgekehrt. Er war vor vielen Jahren mit einer kroatischen Frau (vom Ort) nach Übersee ausgewandert. Seine Frau fand sich jedoch dort einen anderen Mann und er kehrte als geschiedener und verlassener Mann wieder zurück in seine Heimat. Er konnte daher gut englisch und etwas deutsch – also der ideale Begleiter.

Am nächsten Tag ging es los. Mein Schuhwerk gefiel ihm nicht besonders, aber er akzeptierte es. (Ich hatte normale Straßenschuhe an) Beim Parkplatz bei der Diskothek vor Draga Bascanska stellten wir das Auto ab.

disco__draga-kl.jpg


Von dort geht es zu Fuß bergauf. Der Weg auf den Berg ist nur für Feuerwehr, Schäfer und Jäger erlaubt und mit Schranken abgesperrt. Die einheimischen Berechtigten haben hinter der Absperrung ihre ausgedienten Autos (ohne Nr. Tafeln) abgestellt und fahren damit am Berg. Auch Alois hat einen alten Wagen hier abgestellt. Er fährt aber nur dann, wenn er wirklich was Schweres zum Transportieren hat. (wegen hoher Spritkosten)

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Bald sind wir ein schönes Stück höher und Alois zeigt mir am Gegenhang eine Geländeformation die wegen seiner Form den Namen „das Schiff“ hat.

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Nochmals ein Blick zurück ins Tal auf die Bucht von Baska

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Er zeigt mir auch die Stelle, wo vor ein paar Jahren eine junge Slowenin bei einer Quadtour tödlich abgestürzt ist. Seitdem ist diese Straße für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Durch die neu angelegte Trasse sind die alten Pfade teilweise wieder überwuchert, aber Alois kennt sie noch und benutzt sie auch, wenn er alleine von Draga aus direkt auf den Berg geht.

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Oben am Berg ist es eben. Das Plateau ist auf ca. 360 m und hat den Namen: Valnišće
Wir wandern den Weg entlang und kommen an mehreren Wasserstellen für die Schafe vorbei und man kann am Boden die Schafspfade erkennen.

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Immer wieder hält Alois nach seiner Herde Ausschau. Er sagt, früher als Kind ist er schon mit seinen Vater mitgegangen. Damals gab es noch nicht die vielen Wacholdersträuche und man konnte die Lämmer viel leichter ausmachen. (Irgendwie ist er von den Büschen nicht recht begeistert)

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Die ganze Hochebene ist mit unzähligen Steinmauern übersäht. Ich dachte sie sind wahllos angelegt. Aber je genauer man hinsieht erkennt man einen Sinn dahinter. Entweder als Besitzgrenzen oder Weidegrenzen. Früher hatten die Bauern eine Art Garten angelegt, wo sie Weinstöcke zogen. Meist in kleinen Senken (runde Dolen, hier hält das Erdreich besser die Feuchtigkeit und durch die Mauern ist es auch Windgeschützt) Heute wuchert meist dorniges Gestrüpp darin.

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Dann kommen wir zu seinem Schafspferch, wo die Tiere „zusammengepfercht“ werden, wenn die Schur fällig ist. Aufgefallen sind mir die „Türangeln“. Bei denen bei Bedarf das Gatter eingehängt wird.

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..
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Dann erreichen wir die Gebietsgrenze zwischen Vbrnik und Draga Bascanska und sage und schreibe, hier gibt es einen (km-langen) durchgehenden elektrischen Weidezaun an der Vbrnikseite. Dieser Ort dürfte doch reicher sein, wenn er sich das leisten kann.

draga_bascanska_krk_google_maps.jpg

Quelle: google maps

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Hier kehren wir um. Nun zeigt er mir einige Besonderheiten abseits des Weges und ich staune nicht schlecht, was ich da zu sehen bekomme. Zuerst einen primitiven Unterstand, wenn die Hirten früher von einen Unwetter überrascht wurden.

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Dann eine Schlafstelle, wenn die Menschen mehrere Tage am Berg blieben. Diese Hütten wurden mit Gräsern wetterdicht gemacht. (Der Dachstuhl ist sehenswert)

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Schließlich zeigt Alois mir diesen Steinhaufen und fragt mich, wozu er gut sein könnte. Natürlich habe ich keine Ahnung.

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Die Schäfer brauchen, wenn sie mehrere Tage am Berg sind, auch zu trinken. (Mineralwasserflaschen gab es früher nicht) Das Wasser aus den Schafstränken wollten sie auch nicht nehmen. Darum bauten sie eigene komplett überdeckte Trinkwasserstellen. Der Zugang wurde extra so schmal gemacht, dass Schafe nicht dazu konnten. Heute werden sie zwar nicht mehr genutzt, sie sind aber noch immer intakt. Dass ich so etwas zu sehen bekomme, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

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In der Nähe ist das Erdreich aufgewühlt und Alois behauptet, dass das Werk von Wildschweinen ist. Wird schon stimmen, denn welches Tier hinterlässt sonst solche Spuren? Sollten sie vielleicht auf Trüffelsuche gewesen sein?:roll:

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Nun machen wir uns auf den Rückweg. Begegnet ist uns, auf der ganzen Strecke nur ein einziger Biker, der von Vbrnik nach Baska unterwegs gewesen ist. (Der rote Teufel war´s nicht, obwohl er sicher auch so flott drauf war);)

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Unterwegs kommen wir ins Gespräch und Alois erzählt mir etwas von Arizona. Der Hitze dort, den riesigen Kakteen und der bizarren Landschaft.

Hier in Draga Bascanska lebt er jetzt bescheiden von einer kleinen Rente. Leisten kann er sich damit nicht viel. In der Hochsaison kann er noch 2 Studios vermieten, aber das wirft auch nicht viel ab, ebenso wie die Schafe oder sein Weingarten.

Dann gesteht er mir, zu meiner Verwunderung, dass er doch gerne wieder mit einer Frau zusammenleben würde. Das jahrelange Alleinsein ist er schon Leid.:cry: Ja, wenn er die richtige Partnerin kennenlernen würde, vielleicht dann? (Eine Österreicherin oder Deutsche, das würde ihm schon gefallen)

Aber sonst dürfte er doch ganz zufrieden sein. Wir waren ein paar Stunden zusammen und ich fühlte mich sehr wohl dabei.

Ich danke im vom Herzen für diesen schönen Tag. Die meisten Sachen hätte ich ohne seiner Begleitung nie entdeckt.
 
D

diavolo rosso

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Hallo Hannes,

Danke, daß Du uns ins "Abseits des Tourismus" mitgenommen hast. Solche prägenden Erlebnisse sind nur Wenigen gegönnt. Wir lernen, die Menschen und Ihr Leben dort zu verstehen.
Ich kann Deine Faszination gut nachvollziehen - trifft sie doch genau das was Du suchst. Gute Menschen unter den Einheimischen.
Daß Du damit auch noch schöne Bilder eingestellt hast und diese entsprechend mit Leben und Zeitgeschichte erfüllt hast - das bist DU.

Ach ja - diese Wildschweine gibts auch im Kamenjak - sogar welche mit vier Beinen......

Ich hoffe doch sehr, daß wir uns bald persönlich begegnen.

liebe Grüße
vom Roten Teufel
 
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Wuppi1009

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Hallo Baskafan,
das war mal super das zu lesen, so lernt man immer was dazu
und lernt die Gegend um Baska besser kennen.
Gruß
Manfred
 
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Heiko705

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Danke Hannes. Super! Ich freue mich sehr, solche Einzelheiten über Krk lernen zu dürfen. Immer wieder ein Genuss!:)

P.S.: Und dann noch aus unserer "heiligen Region" Baška/Vrbnik. Hochinteressant! Ist natürlich auch toll, wenn man sich einem Einheimischen anschließen kann, der einen mitnimmt auf so eine kleine lehrreiche Wanderung! Wäre für mich auch was!

Der elektrische Zaun verläuft wirklich an der gestrichelten Linie entlang?
 
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ELMA

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Hannes, das ist ein Bericht , der mir sehr gut gefällt.
:gut:
Das ist die Art, wie auch ich immer wieder versuche, Kroatien und seine Menschen kennenzulernen.
Dir wird es auf Krk sicher nie langweilig, denn je mehr man sich mit dem Alltag der Menschen beschäftigt, desto mehr will man kennenlernen und darüber erfahren!

( Ich kenne das, mir geht es mit Korcula ähnlich ;) )


Danke für diesen Bericht und die sorgfältig ausgewählten Bilder!

Gruß,
Elke
 

baskafan

Adriasüchtiger
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Danke Hannes. Super! Ich freue mich sehr, solche Einzelheiten über Krk lernen zu dürfen. Immer wieder ein Genuss!:)
P.S.: Und dann noch aus unserer "heiligen Region" Baška/Vrbnik. Hochinteressant! Ist natürlich auch toll, wenn man sich einem Einheimischen anschließen kann, der einen mitnimmt auf so eine kleine lehrreiche Wanderung! Wäre für mich auch was!
Der elektrische Zaun verläuft wirklich an der gestrichelten Linie entlang?
Hallo Heiko!
Betreffs Zaun: Laut Alois geht der elektrische Weidezaun entlang der gesamten Gemeindegrenze (zumindest auf der Anhöhe wo die Schafe weiden). Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht bestätigen. Wenn man will, kann man den Weg durchgehen, man muss nur die 3 isolierten blauen Handgriffe aushängen. Natürlich wieder nach der Passage wieder ordungsgerecht einhängen. (aber das ist sowieso selbstverständlich)

PA011525.jpg


Es wäre auch eine Möglichkeit: Von der Vrbnikseite aus hinaufzuwandern und schauen, ob man alte Unterstände, Pferche, Trinkwasserstellen oder Sonstiges entdecken kann, was von früheren Zeiten noch da ist. Es ist oft so in die Natur eingebunden, dass man möglicherweise direkt davor steht und es nicht erkennt.
 

Malin

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Wieder mal ein sehr schöner Bilderbericht Baskafan. Die Schafe hatten leider wohl keine Lust fotografiert zu werden :lol:

PS: Falls jemand was für´s verkümmerte Nachtleben in Baska tun möchte, die ehemalige "Disco" (oder die heruntergekommene Halle, wie man es nennen möchte) stand zumindest noch vor ein paar Monaten zum Verkauf. ;)
 

baskafan

Adriasüchtiger
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Hallo Malin!

Schafe haben wir natürlich schon gesehen. Sie haben sich jedoch immer bald verzogen, wenn sie mich erblickt haben. Ich bin ihnen wahrscheinlich nicht ganz geheuer vorgekommen.:roll:

PA011520_2.jpg


Das ist fast ein Suchbild - Wo sind die Schafe? -

(Die ehemalige Discothek ist wirklich kein erfreulicher Anblick - aber Parkplatz davor ist ein idealer Parkplatz für Wanderer. Ganz nah sind auch die Wasserfälle.)
 

skipperjames

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Hallo Hannes,

wie immer grandios Deine Berichte mit den Fotoś, vielen Dank!
Kann es sein, das ich auf diesem Foto 8 Schafe erkennen kann, in Tarnfarbe;)

Gruß
Hans
 

baskafan

Adriasüchtiger
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Hallo Hannes,
wie immer grandios Deine Berichte mit den Fotoś, vielen Dank!
Kann es sein, das ich auf diesem Foto 8 Schafe erkennen kann, in Tarnfarbe;)
Gruß
Hans

Hallo Hans
Freut mich, dass dir der Bericht gefällt. Ja es waren gut angepasste Schafe (kein Schwarzes dabei). Es waren aber etwas mehr als 8 Tiere.
Gruß Hannes

PS: Am Originalbild (nicht verkleinert) kann ich 13 Schafe erkennen
 

baskafan

Adriasüchtiger
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Bei dieser Wanderung zeigte mir Alois eine Wasserstelle für die Hirten. (wie in diesen Bericht bereits beschrieben - siehe oben)

PA011545.jpg


Nun habe ich etwas gefunden wo diese Zisternen beschrieben wird bzw. dessen Funktion.
Quelle:www.zenadventures.net

6a0e71_489dd83252b140749279437c25045c20.jpg

dazu dieser Text (GoogleÜbesetzung)

Ein schönes Beispiel für einheimische Volksarchitektur und seltenes Beispiel für wasserdurchlässige Korbsion sind die Hirtenzisternen des Dorfes Draga Bašćanska. Ein Dutzend oder so von ihnen sind über die gemeinsamen Weiden (Komunada) auf dem unfruchtbaren nordöstlichen Plateau über Baška verstreut. Sie wurden gebaut, gepflegt und von den örtlichen Hirten benutzt, die ihre Schafe in den gemeinsamen Weiden während der Sommerhälfte des Jahres weiden lassen.

Diese Zisternen sind außergewöhnlich, weil sie einen oberirdischen Trockensteinschutz mit einem wasserdurchlässigen Dach haben, das gewöhnlich korrodiert oder teilweise korrodiert ist und über dem unterirdischen Speicher befördert wird. Die flache Außenseite des Daches ist das (nur) Regenwassereinzugsgebiet, während die falsche Kuppel das geerntete Wasser in das Reservoir eindringt. Der Schutzraum schützt Trinkwasser vor Verschmutzung und sorgt für natürliche Kühlung durch konstante Luftströmung durch die trockene Wandung, angetrieben von Sonnenschein, der eine Seite des Gebäudes zu einer Zeit erwärmt. Da das Wasser im Inneren nur für Leute ist, hat das Gebäude in der Regel einen schmalen Eingang, ein sqeeze stile, unpassierbar von Schafen. Es folgt ein kleines Vestibül, von dem aus eine Steintreppe hinunter und ins Wasser führt.

Ich finde auf Krk gibt es noch manches zu entdecken.
 

Sporting 505

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Danke Hannes ,das erklärt auch mir einige Kuriositäten die wir auf dem Weg zum,,Mond" gesehen haben. Ich hab mich oft gefragt :"" wer und warum macht man das zb.mit dem Mauern oder den Toren ? Abseits jeglicher Zivilisation,dachte ich.
 
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diavolo rosso

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Liebe Freunde,

man sollte den Hannes dringend mal wieder nach Baska lassen!!!!!

Denn die Erlebnisse, die er "ausgräbt" sind außergewöhnlich, etwas ganz Besonderes. Er hatte schon immer einen ganz besonderen Draht zur Einheimischen Bevölkerung. Ich weiß um die Bedeutung solcher persönlicher Kontakte - die über ein Gläschen Grappa weit hinausgehen.

(Deshalb sollte mal Jemand zu ihm an die Donau fahren und die Handbremse an seinem Auto lösen.......)

nachfühlende Grüße
vom Roten Teufel
 

baskafan

Adriasüchtiger
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Liebe Freunde,
man sollte den Hannes dringend mal wieder nach Baska lassen!!!!!

Ja, Klausi @diavolo rosso das wär sehr schön, aber im Gedanken bin ich sowieso täglich in Baska und am Kamenjak und all den anderen Orten meiner Sehnsucht und irgendwann werde ich wieder dort sein. Vielleicht gibt es auch mal ein Treffen mit liebgewonnenen Freunden aus dem Forum. Ich weiß diese Wünsche werden mal Wirklichkeit - sicher!!!
 
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