Bosnien: An der Brücke über die Drina in Višegrad

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ELMA

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BiH : An der Brücke über die Drina in Višegrad

Es war ein lang gehegter Wunsch von mir gewesen, einmal die Brücke über die Drina in Bosnien zu sehen.

Ivo Andrić hat sie in seinem Buch Die Brücke über die Drina beschrieben und dafür 1961 den Literaturnobelpreis bekommen.
Ivo Andri? ? Wikipedia

Ein lesenswertes Buch, das eindrucksvoll die Geschichte und die Geschichten der Stadt und der Menschen über mehrere Jahrhunderte hinweg erzählt.

Im August 2009 haben wir uns diesen Wunsch erfüllt und sind von Kroatien aus über Montenegro in den Osten von Bosnien und Herzegowina gefahren.

Für einen Tagesausflug ist es von Kroatien aus mit Sicherheit zu weit.
Aber bei der Planung einer An- oder Rückreise nach oder von Süddalmatien könnte man dieses Reiseziel durchaus ansteuern.

So beginnt Ivo Andrić seinen Roman "Die Brücke über die Drina" (Na Drini Cuprija)

"Den größeren Teil ihres Laufes fließt die Drina zwischen steilen Bergen durch enge Schluchten oder durch tiefe Täler mit schroff abfallenden Ufern. Nur an einigen Stellen des Flusslaufes erweitern sich seine Ufer zu offenen Niederungen….

Eine solche Erweiterung entsteht auch hier bei Wischegrad, wo die Drina in jähem Sturz aus der tiefen und engen Klamm hervorbricht, die die Butkower Felsen und die Uzawer Berge bilden….

An dieser Stelle, wo die Drina mit der ganzen Schwere ihrer grünen und überschäumten Wassermasse aus dem scheinbar geschlossenen Gefüge der schwarzen und steilen Berge hervorbricht, steht die große, gleichmäßig geschnittene, steinerne Brücke mit ihren elf weitgespannten Bogen…..
"



Višegrad mit der berühmten Brücke über die Drina.

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Die Brücke wurde 2007 in die Liste der UNESCO Welterbestätten aufgenommen.
Sie wurde nie ganz zerstört und konnte immer wieder restauriert werden .

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Die Brücke wurde 1571 -1577 erbaut und ist ein Werk des türkischen Baumeisters Mimar Koca Sinan.
Den Auftrag dazu gab der Großwesir Mehmet Pasha Sokolovic, der bei Višegrad geboren wurde und in den Diensten der Sultane Sulejman des Großen, Selim II und Murat III stand.

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Die Brücke galt als wichtige Verbindung auf dem Handelsweg zwischen Bosnien und Konstantinopel.
Sie ist ca 180m lang und 7 Meter breit.
Sie für den Straßenverkehr gesperrt.
Heute lässt es sich gemütlich am Ufer der Drina sitzen : in einem Cafe mit Blick auf die Brücke .

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Die Brücke steigt zur Mitte, zur Kapija, leicht an. Dort befindet sich auf einer Seite eine große steinerne Tafel, auf der in islamischer Schrift der Bau der Brücke beschrieben ist und ihr Stifter gepriesen wird.

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Gegenüber ist das sog. Sofa - eine steinerne Eckbank, die in früheren Zeiten wohl oft der Ort des Austausches von Neuigkeiten war.


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Blick von der Brücke zum neuen Višegrad

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Ein kleiner Park mit einem Denkmal für Ivo Andrić

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Im Hintergrund die Ruine eines Hotels an dem Platz, an dem früher eine Karawanserei stand.

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Ivo Andrić

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Blick zur neu erbauten serbisch orthodoxen Kirche

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Die Drina ist hier nicht sehr tief, aber doch recht breit.

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In der Stadt entdeckten wir diese Tafel.

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Sie erinnert an ein katastrophales Hochwasser 1896, als das Wasser fast 2 Meter höher war als die Brücke. Die Brücke hielt damals stand.
Wir wurden auch hier wieder sofort an die sehr wechselhafte Geschichte Bosniens erinnert: 1878 wurde den Habsburgern das Recht zugesprochen, Bosnien Herzegowina zu verwalten.
Österreicher zogen in die Stadt Višegrad und prägten das Leben dort bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Das war die Erklärung für die deutschsprachige Tafel.

Die am häufigsten verwendete Schrift ist heute das Kyrillisch. Ich hatte den Eindruck, dass dies in dieser Region besonders konsequent betont wird.
In vielen anderen Regionen ( z.B. rund um Sarajevo werden Lateinisch und Kyrillisch verwendet)

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Das Stadtzentrum

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Eine alte Lokomotive der Bahn, die von den Österreichern zwischen Belgrad und Sarajevo erbaut wurde. Die Strecke existiert heut e nur noch in Teilabschnitten.

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Bilder der Stadt Višegrad an der Drina und an dem kleinen Flüsschen Rzav.

Auch in Višegrad wurde zwischen 1991 und 1995 sehr viel zerstört.
Ein großer Teil der alteingesessenen Bevölkerung musste die Stadt verlassen, viele neue Bewohner zogen her.
Es ging in dieser Zeit um die ethnische Zugehörigkeit.

So wie in vielen Regionen Bosnien und Herzegowinas befanden sich die Menschen oft in der „falschen“ Region und mussten gehen. Das betraf Serben genauso wie die Muslime ( heute offiziell Bosniaken genannt) oder auch bosnische Kroaten. Viele von ihnen mussten mehrmals alles aufgeben und fliehen.

Eine schlimme Zeit.

Nie zuvor habe ich diese jüngste Vergangenheit dieses europäischen Landes - gar nicht weit von uns entfernt - so lebendig nachempfunden wie auf dieser Reise.

Frauen betrachten das Bild des geplanten Neubaus einer Kirche

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Due neue Moschee

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Ein schönes Stadtviertel am Hang

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Wir waren einen Tag in Visegrad.

Übernachtet haben wir in unserem Wohnmobil in der Nähe eines Sportplatzes – Campingplätze gibt es in der ganzen Region nicht.

Am nächsten Tag führte uns unsere Reise weiter nach Sarajevo, nach Mostar und von dort wieder ins Neretvadelta nach Kroatien.

ELMA
 
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