Die Mülldeponie Kastijun bei Pula

claus-juergen

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Nach der Diskussion über Abfallbeseitigung und Abwasserbehandlung in Kroatien habe ich mir nach vielen Jahren mal wieder die Mülldeponie Kastijun bei Pula an Ostern dieses Jahres angesehen. Ich wollte wissen, wie weit der groß angekündigte Bau einer Verbrennungsanlage oder einer modernen Deponie fortgeschritten ist. Um es gleich vorweg zu nehmen. Das tut sich noch überhaupt nichts.

kast1.jpg


Vom Kreisverkehr Pomer aus sind wir dem Schild "Kastijun" gefolgt und haben rund um die alte Deponie nach ca. 1,5 km Fahrt dieses Bild gesehen.

kast2.jpg


Hier sieht man die Deponie, die mit Erdreich abgedeckt wurde. Das Fehlen von Abgasrohren bedeutet, daß Deponiegas unkontrolliert in die Atmosphäre gelangt. Da kann es die Stadt Porec besser. Dort werden Deponiegase aufgefangen und in einem Motor zur Stromerzeugung genutzt.

kast3.jpg


Direkt vor dem Zaun befindet sich ein Acker, wo derzeit Kohl angebaut wird. Im Hintergrund erkennt man die alten Bunkeranlagen.

kast4.jpg


Die im Umkreis verstreuten Plastiktüten sehen sicher nicht schön aus, dürften jedoch den geringsten Einfluß auf die Umwelt nehmen. Wer kann schon sagen, was unter dem Müllberg in den Boden sickert.

kast5.jpg


In und um dieses neben dem Eingang befindliche Gebäude wurden in früheren Jahren die Fundhunde verwahrt, bis sie entweder ein Tierfreund aufnahm oder die Tiere nach einer Weile eingeschläfert wurden. Mancher sprach deshalb von der "Tötungsstation". Das Gebäude ist heute verwaist. Von Fundtieren keine Spur.

kast6.jpg


Rechts vom Eingang befinden sich offene Container, in welchen Wertstoffe wie Metall, Elektrogeräte, Batterien etc. abgekippt werden. Eine weitere Sortierung des Mülls erfolgt anscheinend nicht. Von diesem Eingang aus ist lediglich der abgedeckte Müllberg zu sehen. Was im hinteren Bereich der Deponie geschieht, konnte ich nicht sehen.

Mir ist bewusst, daß die gezeigten Bilder nicht schön anzusehen sind. Ich hoffe, daß im Raum Pula baldmöglichst bei der Müllbeseitigung ein ökologisch besserer Standard erreicht wird. Wir können, wenn auch nur ein kleines Stück dazu beitragen, indem wir uns so umweltgerecht wie auch zuhause in unserem Urlaubsland verhalten. Vermeidung von Abfällen ist die einfachste Lösung. Mehrweg statt Einweg und andere Schlagworte, die wir alle kennen.

Jürgen
 
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burki

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Danke Jürgen für diesen Bildbericht, ich war selbst vor Ort (2011) und konnte mich von den katastrophalen Verhältnissen ins Bild setzen.

burki
 
H

Harry1958

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Schande was da geschieht (...oder auch nicht geschieht).

Harry
 

burki

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Jürgen, existiert dort noch die Hundestation? (Tötungsstation) in der Festungsanlage? Hast du die gesehen?

Oder haben die diese endlich zugemacht?

burki
 

claus-juergen

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hallo burki,

die festung selbst kannst du auf dem dritten bild erkennen. ich meinte, die hunde waren früher direkt rechts neben dem eingang bei dem kleinen häuschen untergebracht wo auch der alte wohnwagen steht. zur festung bin ich nicht hochgegangen. das häuschen ist leer, wie bereits gesagt. ich habe auch an diesem ruhigen windstillen ostersamstag nachmittag keinerlei gebell gehört. die deponie war geschlossen und wurde nur kurz für den einfahrenden lkw geöffnet. ich bin eine weile entlang des zaunes gegangen und habe mich umgesehen.

grüsse

jürgen
 

burki

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Jürgen, ich habe 2011 beides besichtigt, weiß nicht was die größere Katastrophe war.

Nie ist mir selber bewusst geworden was Plastik-Tüten anrichten. Wir haben die Mülltrennung, das kann dort nur besser werden.

Ein Schandfleck für diesen Ort.

burki
 

kremstal

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wennn es in kroatien heisst, das wird gebaut (sowie die notwendige müllverbrennungsanlage) haben die noch keine jahreszahl dazu gesagt :) die wissen auch warum.
das dauert jahre oder passiert nie.
wer kroatien kennt, weiss das, dass man nicht alles ernst nehmen darf was versprochen wird ;) oder was man in den diversen zeitungen lesen kann

denke nur mal dran an ravni bei labin, ich wollte 1987 dort ein haus kaufen, es gab damals keine wasserleitung. der bürgermeister versprach mir damals persönlich, dass in 2 jahren die wasserleitung gebaut wird. (nema problema hiess es damals) jetzt haben 2012 und wasserleitung gibt es immer noch keine, wird auch die nächsten jahre so bleiben, wie mir verwandte, die dort wohnen, versicherten. :(




und so ist es leider mit vielen dingen in kroatien, aber sie sind alle super drauf und plappern nur, geschehen tut nichts oder fast nichts.
 

lagoon

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Jetzt macht mal halblang. Ich lebe (überwiegend) in Ägypten. Besser, ich mache keine Fotos wo der Müll hinfliegt (wenn überhaupt). Kroatien hat in den letzten 15-20 Jahren (ich leb(t)e seit 1994 dort) riesige Fortschritte gemacht. Immerhin werden Müllkippen saniert (mit Erde zugekippt). Und die Jungs kontrollieren im Wesentlichen auch, ob man (zumindest als Privatperson) irgendwelche Chemikalien, Altöl oder sonstwas abkippen will. Das hat man mich Ende der 1990er Jahre schon in Zadar gefragt. Und heutzutage (aktuell vor ca. 7 Wochen) wurde ich das auch in Pazin (Müllkippe Ciburi) gefragt und sogar kontrolliert, was ich auf meinem Anhänger habe.

Erwartet ihr grundlegende Veränderungen über Nacht?

Ich erinnere mich sehr gut daran, als Schiffe den in Deutschland fein säuberlich getrennten Müll in den 1990er Jahren in asiatischen Meeren "entsorgt" haben…

Klar, die Plastiktüten sind nicht schön. Hier in Ägypten (Nähe Hurghada) machen wir schon Witze. Nämlich dass die Plastiktüten "am Flughafenzaun wachsen". So sieht es nämlich aus.

Ach ja, Ravni hat definitiv noch keine Wasserleitung. Kommunalpolitisches Problem. Straßenmäßig (wenn man die Straßen-Katastrophe als solches bezeichnen kann) verbunden mit Labin (und auch nur von dort erreichbar), aber politisch zur Gemeinde Raša gehörend, mit der es noch nicht mal straßenmäßig verbunden ist…
 
H

Harry1958

Guest
@lagoon

Äpfel und Birnen sind zweierlei und in Hr sowieso.
Zu Ägypten und deren Müllproblemen kann ich nix sagen.

....und genau darum ist die istrische Ostküste immer noch ein Geheimtipp, trotz Zisternen und Tankwagen 2x die Woche.

Zum Kaffee kochen nehme ich überall in Istrien/Kvarner nur Mineralwasser aus dem Supermarkt her.

...und ich lebe immer noch - und das seit 1978, meinem ersten YU/HR Urlaub.

PS: Von Ravni aus erreiche ich Raša sehr wohl über Skitača und Trget, wenn auch leicht alpin.

Harry
 

claus-juergen

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Landkreis Augsburg und Liznjan/Istrien
... Kroatien hat in den letzten 15-20 Jahren (ich leb(t)e seit 1994 dort) riesige Fortschritte gemacht. Immerhin werden Müllkippen saniert (mit Erde zugekippt). Und die Jungs kontrollieren im Wesentlichen auch, ob man (zumindest als Privatperson) irgendwelche Chemikalien, Altöl oder sonstwas abkippen will. Das hat man mich Ende der 1990er Jahre schon in Zadar gefragt. Und heutzutage (aktuell vor ca. 7 Wochen) wurde ich das auch in Pazin (Müllkippe Ciburi) gefragt und sogar kontrolliert, was ich auf meinem Anhänger habe.…

hallo lagoon,

wie harry schon sagt, kann doch ein entwicklungsland wie ägypten nicht mit kroatien verglichen werden. warum nimmst du dann nicht gleich nordkorea als vergleich? kroatien liegt in europa. fast jeder hier in diesem forum macht dort urlaub und da liegen die probleme rund um die abfallbeseitigung wohl näher als die in ägypten. du bezeichnest es als fortschritt, daß müllkippen nun mit erdreich abgedeckt werden? das ist doch kein fortschritt. das ist nur das verbergen von mißständen vor neugierigen augen.

dein erlebnis mit der mülldeponie von pazin in allen ehren. du glaubst doch auch nicht im ernst, daß ein dort tätiger angestellter den unterschied zwischen hochgiftigem sondermüll und "harmlosen" putzmitteln erkennen kann? für gute freunde werden sicherlich auch dort alle möglichen dinge entsorgt. auch ich wäre ein guter freund für einen kleinen obulus.

kroatien hat fortschritte gemacht, ja. aber nicht bei der müllbeseitigung. da gibt es ansätze. das ist aber auch alles. aus einer deponie wie kastijun sickert ein gemisch von allen möglichen giftigen flüssigkeiten ins erdreich. ich kenne die grundwasserströme nicht. es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß dieses zeug letztendlich im meer landet. da sind die menschlichen exkremente von undichten septica jama oder die mittlerweile verlängerten abwasserrohre der gemeinde medulin oder die fäkalien gleichgültiger bootsfahrer, die ihre toiletten im meer leeren noch harmlos dagegen.

mit kastijun tickt eine zeitbombe. es wird höchste zeit, daß ein ballungsraum wie pula mit im hochsommer einem vielfachen an bevölkerung sich endlich um eine ordentliche abfallbeseitigung kümmert. sonst könnte es passieren, daß eines tages kein tourist mehr hier urlaub machen will. da gibt es genügend beispiele aus italien und spanien. so weit muß es nicht kommen.

grüsse

jürgen
 

Luppo

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Hallo Jürgen,

genau so ist es. Das touristische Kapital Istriens ist und bleibt die Landschaft und das Meer. Hiervon sind die Einwohner abhängig.
Auch wenn andernorts und auch in Deutschland Fehler gemacht werden und gemacht wurden, gerade das sollte der Anlass sein, es besser zu machen.
Drum tut Aufklärung Not, so schnell wie möglich. Da darf dann auch gerne mal Geld aus Brüssel in die Hand genommen werden.
Wir Urlauber sind angehalten, mindestens genauso auf die Umwelt zu achten, wie wir das daheim tun. Nicht nur, weil wir dort Gäste sind, sondern aus Verantwortung. Das gilt auch im Hinterland von Nordkorea :)

Sonnige Grüße
Michael
 

Lutz

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Jürgen, existiert dort noch die Hundestation? (Tötungsstation) in der Festungsanlage? Hast du die gesehen?

Oder haben die diese endlich zugemacht?

burki

Hallo Burki,

die Tötungsstation oder offiziell "Veterinarska Stanica" ist LINKS neben der Kastijun Einfahrt. Direkt dort steht auch ein grosser weisser Seecontainer in dem Schlachtabfälle u.ä. zwischengelagert werden. Bei meinem letzten Besuch Anfang des Jahres war die Station bzw. die Zwinger etwa zur Hälfte belegt.

Schlimm sind auch die Zustände in der alten Festung. Dort sind mehr Hunde denn je, ich schätze zwischen 40 und 50, in jedem Alter und alle Rassen, darunter auch Kampfhunde und Mischlinge. Leider gibt es im Umland auch viele Streuner und oft bilden dies auch kleinere Gruppen.

Gruss
Lutz
 
F

Franto

Guest
Die Deponie Kastjun wurde wohl vor Jahren dort errichtet, weil es sich um militärisches Land handelte und die Mischmülldeponie problemlos und ohne "Aufstände" der Gemeinde errichtet werden konnte. In der alten Festung betrieb auch das Militär eine "mustergültige Schweinezucht", wie der einschlägig sachkundige Autor des Standardwerkes "Festung Pola", Dr. med. vet. Erwin A. Grestenberger, schreibt.

Grundsätzlich habe ich schon zur ganzen Müllentsorgungsproblematik in Istriens Küstenorten aus einiger Sachkenntnis vor Jahren geschrieben: Eine wirklich nachhaltige Lösung, auch angesichts der saisonalen Stoßbelastung durch den Tourismus, kann nur eine thermische Müllverwertung bringen. Aus hygienischen Gründen ebenso wie zur Reduktion der langfristig erforderlichen Deponievolumia. Nur: Für eine moderne und umweltverträgliche Verbrennungsanlage mit Abwärmenutzung (elektrisch und Nahwärme) ist das Mindestvolumen etwa bei 200.000 jato. Und die bringt es in Istrien nicht zusammen. Selbst der "Zentralraum" um Pola mit seinen vielleicht 80.000 Einwohnern ist zu klein. Eine Lösung wird wohl nur in einer Zusammenarbeit mit der kroatischen Nachbarregion um Rijeka gefunden werden. Denn auch dort regiert noch das Prinzip "Verschütt und vergiss"... Wer aber jetzt das hysterische Affentehater um den neuen Gas-Block im Kraftwerk Plomin verfolgt, vermag sich auszumalen, welcher skurrile Verhinderungszirkus mit allen abstrusen Behauptungen und Unterstellungen da gegen eine thermische Müllbehandlung aufgezogen würde. (Auch wenn alle die bekannten Hysterieargumente aus den 80er und 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts längst durch die Jahrzehnte lange Betriebspraxis von MVA in DE, CH und AT widerlegt ist!).
Die Idee, in der Zementanlage in Karamacno aussortierten Restmüll, besonders das Kunststoffzeug und Holz, thermisch nutzen zu können, hat mMn den Haken des Transportaufwands; zudem müssten da auch örtliche Müllsortierungsanlagen vorgeschaltet werden...Ganz unabhängig von der KOstenfrage, weil diesfalls "vorsorglich" auch eine aufwändigere/kostenintensive Rauchgasbehandlung gegenüber der reinen Zementerzeugung erforderlich (und behördlich auch vorgeschrieben) würde....
 
F

Franto

Guest
Die Deponie Kastjun wurde wohl vor Jahren dort errichtet, weil es sich um militärisches Land handelte und die Mischmülldeponie problemlos und ohne "Aufstände" der Gemeinde errichtet werden konnte. In der alten Festung betrieb auch das Militär eine "mustergültige Schweinezucht", wie der einschlägig sachkundige Autor des Standardwerkes "Festung Pola", Dr. med. vet. Erwin A. Grestenberger, schreibt.

Grundsätzlich habe ich schon zur ganzen Müllentsorgungsproblematik in Istriens Küstenorten aus einiger Sachkenntnis vor Jahren geschrieben: Eine wirklich nachhaltige Lösung, auch angesichts der saisonalen Stoßbelastung durch den Tourismus, kann nur eine thermische Müllverwertung bringen. Aus hygienischen Gründen ebenso wie zur Reduktion der langfristig erforderlichen Deponievolumia. Nur: Für eine moderne und umweltverträgliche Verbrennungsanlage mit Abwärmenutzung (elektrisch und Nahwärme) ist das Mindestvolumen etwa bei 200.000 jato. Und die bringt es in Istrien nicht zusammen. Selbst der "Zentralraum" um Pola mit seinen vielleicht 80.000 Einwohnern ist zu klein. Eine Lösung wird wohl nur in einer Zusammenarbeit mit der kroatischen Nachbarregion um Rijeka gefunden werden. Denn auch dort regiert noch das Prinzip "Verschütt und vergiss"... Wer aber jetzt das hysterische Affentehater um den neuen Gas-Block im Kraftwerk Plomin verfolgt, vermag sich auszumalen, welcher skurrile Verhinderungszirkus mit allen abstrusen Behauptungen und Unterstellungen da gegen eine thermische Müllbehandlung aufgezogen würde. (Auch wenn alle die bekannten Hysterieargumente aus den 80er und 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts längst durch die Jahrzehnte lange Betriebspraxis von MVA in DE, CH und AT widerlegt ist!).
Die Idee, in der Zementanlage in Karamacno aussortierten Restmüll, besonders das Kunststoffzeug und Holz, thermisch nutzen zu können, hat mMn den Haken des Transportaufwands; zudem müssten da auch örtliche Müllsortierungsanlagen vorgeschaltet werden...Ganz abgesehen davon, dass gegenüber der heutigen Anlagenkonfiguration dann behördlich eine kostenintensivere Rauchgasbehandlung vorgeschrieben würde - deren Kosten sicherlich nicht der Zementerzeuger (Holcim) tragen würde...
 

Huberlinger36

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Als Ergänzung des zum Thema Umwelt hier bereits Geschriebenen möchte ich gern ein paar beispielhafte "Kleinigkeiten" beitragen, die mir in den letzten Tagen bei meinen
Streifzügen aufgefallen sind. Nichts Weltbewegendes, aber nach meinen ganz persönlichen Erfahrungen für unser geliebtes Kroatien leider typisch.

An vielen Örtlichkeiten stehen jetzt verschiedenfarbige Wertstofftonnen, wie es auch bei uns in D allgemein üblich ist. Behälter für einzelne Häuser / Grundstücke sind offenbar
noch nicht vorhanden. Man muss schon mal ein Eckchen laufen, um seinen Restmüll und seine Wertstoffe zu entsorgen
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Beim Anblick der bunten Behälter lacht das Herz des trenn- und sammelwütigen Deutschen. Er fühlt sich wie daheim.Doch leider ist es nur ein typischer Fall von "denkste".
Ein Blick in die Tonnen bringt uns wieder auf den Teppich: In keinem der Behälter ist das drin, was die Beschriftung erwarten lässt. Überall nur eine bunte Mischung aus
verschiedenen Stoffen, inklusive Elektroschrott, Glas, Kunstoffen, Farbresten, Küchenabfällen und diversen Grünzeug. Wer Zweifel hat, möge bitte selbst nachschauen.

Spaziert man vom Medulin Camp aus in Richtung Camp Kazela, kommt man zu den Stränden der Hotels. Dort stehen zwei farbenfroh gestaltete Bauwerke.
In denen befinden sich laut Erklärung Einheimischer kräftige Pump- und Rührwerke. Angeblich werden die Abwässer der ganzen Gegend (auch Fäkalien) dort fein pürriert.
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Danach geht es über diese Station ab in die Meduliner Bucht. Wohl bekomms...
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P1170730klein.jpg

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Sollte jemand dazu andere, erfreulichere Informationen haben, möge er es bitte hier berichten. Es würde mich sehr freuen, wenn sich mein Wissenstand als überholt
herausstellen sollte.

Den Spaziergang fortsetzend kommt man an ein idyllisch gelegenes, aber etwas verfallen wirkendes Strandlokal. Was sehr erfreulich ist: Es wird gerade gründlich
renoviert und umgebaut.
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P1170714klein.jpg

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Doch was muss das leicht getrübte Adlerauge sehen? Der gesamte Bauschutt wird per Schubkarre über einen Trampelpfad direkt auf ein gegenüber liegendes
Stück Grünland gefahren und dort im Schilf abgekippt. Wahrscheinlich wird dadurch ein kleines Biotop zerstört.

Geht man weiter, kommt man an ein umfangreiches Neubaugebiet.
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Offensichtlich entsorgt hier jeder Bauherr seinen Bauschutt auf dem nächsten, noch unbebauten Nachbargrundstück.
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Ein solches Verhalten habe ich schon oft beobachtet. Scheint allgemein üblich zu sein.Ein kroatischer Nachbar hat mir erzählt, das man wegen dieser Unsitte als erstes eine
möglichst hohe Mauer um ein neu erworbenes Grundstück baue. Klingt irgend wie logisch, oder?

Im gleichen Baugebiet werden zur Zeit mächtige Abwasserrohre verlegt, die direkt am Strand in das Meer führen. Vielleicht soll damit nur Regenwasser abgeleitet werden.
Vielleicht auch nicht.
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P1170823klein.jpg

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Ein zweites Rohrsystem für die kritischeren Abwässer konnte ich nicht entdecken. Eventuell habe ich es als Laie schlicht übersehen. Würde mich freuen,
wenn dem so wäre.

Im Meduliner Ortsteil Burle gibt es an der Pomerbucht landschaftlich sehr reizvolle Eckchen. Leider findet man gerade dort solche Abfallhaufen:
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P1170518klein.jpg

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P1170548klein.jpg

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In der Nähe wurden Gebäude renoviert. Bleiben die Abfälle nun liegen, bis sie eines Tages zugewuchert sind? So etwas kann man in vielen Hecken und Wäldchen vorfinden.
Scheinbar eine beliebte Entsorgungsmethode.

Nun zum Trost eine erfreulichere Begebenheit:
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P1160233klein.jpg

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Auf der Halbinsel Vizula wurde eine uralte wilde Müllkippe ausgebaggert. Ich hatte früher schon öfters mal über den Schandfleck nahe der Ausgrabungsstätte berichtet.
Nun ist ein ziemlich goßes und tiefes Loch entstanden. Eventuell hat das sogar für die Archäologen einen gewissen Wert. Mal sehen, wie es damit weitergeht.

Nun wünsche ich dem geneigten Leser ein paar besinnliche Minuten. Möge jeder sich seine eigenen Gedanken machen, ob und wie er zu irgendwelchen Verbesserungen beitragen
kann. Es muss doch möglich sein, das Bewusstein der Menschen behutsam so zu verändern, dass sie sich selbst Gedanken über ihr Umweltverhalten machen.
Mehr können wir Touris als geduldete Gäste kaum tun. Als allerletztes Mittel bliebe dann nur noch die "Abstimmung mit den Füßen". Aber wer will das schon?

Gute Nacht wünscht
Huberlinger36
 

Huberlinger36

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Kleine Ergänzung:

Der Abfallberg auf Bild 9 und 10 wurde am Abend des 12. Mai 2012 abgefackelt. Weite Teile der Pomerbucht wurde eingenebelt.

Den Anhang 15039 betrachten

Nun sieht es so aus:

Den Anhang 15040 betrachten

Der beim Verbrennen der diversen Kunst- und Isolierstoffe reichlich entstandene Qualm durfte kaum gesundheitsfördernd gewesen sein.

Gruß Huberlinger36
 
S

Siglinde

Guest
Jürgen, existiert dort noch die Hundestation? (Tötungsstation) in der Festungsanlage? Hast du die gesehen?

Oder haben die diese endlich zugemacht?

burki
In der Festungsanlage gab es noch niemals eine Tötungsstation!
Diese befindet sich unten direkt an der Wegkreuzung zum Haupteingang der Deponie und zur Zufahrt zu dieser Festung.
In der Festung betreibt ein ehemaliger Tierarzt des Militärs ein "Tierheim". Aktuell im April waren dort ca. 30 Hunde untergebracht.
 

nlancsak

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Der Fairness halber sollte man folgendes festhalten: Lassen wir die Kirche im Dotf. Auch in Deutschland und Österreich gab (und gibt es teilweise noch) ein Müllproblem. Kroatien ist ein relativ junger Staat mit allen Problemen, die bei solche auftreten. Verstärkt wurde die Situation durch die Wirtschaftkrise. Wenn die geneigten Leser zu jung sind, sich daran zu erinnern, wie die Situation in unseren Ländern zwischen den 1950er und den 1970er Jahren und teilweise auch noch danach war, wird die zweifellos prekäre Situation in Kroatien anders beurteilen können. Wer sich nicht erinnern kann, möge Eltern oder Großeltern befragen. So lange das Fortkommen nicht gesichert ist, kann man den Menschen derartige Standards kaum klarmachen.

Aber: es hat sich etwas verbessert. Regionale Müllsammelstellen werden in Kürze eröffnet und die Zentrale Müllzentrum Kastijun wird derzeit gebaut (von einer deutschen Firma übrigens (Herhof GmbH). Meldungen darüber suche ich hier ebenso vergebens wie Fotos ( http://www.kastijun.hr/ ).

Auch für die Tiere wird gesorgt werden. Es wird möglicherweise noch etwas dauern, denn die 3.500 m² Grund, die Pula zur Verfügung gestellt hat, sind etwas wenig, aber, wie ich weiß, für Istrien ist Land in Sicht.

Also bitte nicht nur Negatives, auch das Positive berichten.
 
C

Christl

Guest
noch dieses Jahr wird die Deponie, Sortieranlage in Betrieb gehen. sobald der Test abgeschloßen ist und der Dauerbetrieb beginnt, werden alle weiteren Deponien geschlossen
Kroatien ist ein sehr junges Land und hat eine Menge aufzuholen. Alles auf einmal geht nicht, es kostet auch eine Menge Geld.

Ich bin auch schon ein"älteres Baujahr" und kann mich gut an die illegalen Müllhalden in aufgelassenen Kiesgruben usw erinnern. Kaum ein Bauer hatte zu dieser Zeit eine Molltonne, das wurde alles anderweitig entsorgt.

Und wenn man heute bei uns zuhause in den Wäldern schaut, was da entsorgt wird, da haperts immer noch. Wieviele Windelsäcke-in die Pampa entsorgt usw werden und man braucht nur aus dem Auto schauen, wie die Straßenränder aussehen.
Wir brauchen uns nicht über Kroatien ( ok, da fehlts noch weiter ) monieren, Freuen wir uns, wieviel schon verbessert wurde und noch wird. Gerade jetzt, da man mit den entsorgten Rohstoffen wirklich wieder Geld verdienen kann, ist dies mit Sicherheit ein weiterer Grund, die Mülltrennung zu forcieren.

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dmem2957198.jpg.crop_display.jpg


Fotos: Glas Istre
 
C

Christl

Guest
wir waren heute an der Deponie, wurden aber freundlich und bestimmt weggeschickt bzw auf Fotografierverbot hingewiesen

2014- KW 44 005.JPG

2014- KW 44 006.JPG
es waren eine Menge Leute am arbeiten und es kam ein LKW nach dem anderen

2014- KW 44 007.JPG

hier hab ich aus dem Auto fotografiert, und hab leider nicht die ganze Halle auf dem Bild, aber es ist ein Riesengebäude.
Man sieht, es passiert schon was
 
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