Istrien 16.8.-8.9.2006

Sappho

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Reisebericht Istrien 26.8. – 8.9.2006

1. Tag: 26.8.2006 - Anreise

Endlich! Wir haben es geschafft, zeitlich aus den Federn zu kriechen, und sitzen um 7.45 Uhr schon im PKW von Wien Richtung Pula. Die Fahrt ist wenig anstrengend, es sind nicht viele PKWs auf der Strecke – es lohnt sich, an der Schwelle zur Nebensaison zu fahren. Als Fahrzeug haben wir meinen kleinen Renault TWINGO gewählt, weil er sowohl eine Klimaanlage als auch ein großes Faltdach besitzt – Cabriofeeling pur, wenn auch die Seitenscheiben geöffnet sind. Dafür nehmen wir die etwas langsamere Anfahrt in Kauf. Wir sind neugierig: mein Mann Markus war noch nie in Istrien und ich häufig als Kind, doch seit dem Balkankrieg nicht mehr. Bislang haben wir gemeinsam nur Slowenien unsicher gemacht.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Pula und das von uns gebuchte Hotel Histria auf der Halbinsel Punta Verudela. Wir beziehen unser schönes Zimmer mit Meer- und Poolblick, genießen die Sonnenstahlen auf dem Balkon und können es kaum fassen, dass wir – endlich! – auf Urlaub sind!
Ein erster Rundgang durch das Hotel und das Hotelareal zeigt uns einen schönen Pool, ausreichend Liegestühle, den Strand mit sauberem Wasser und ein kleines, hoteleigenes Strandlokal, wo wir uns gleich zwei Glas Bier bestellen – ist das Leben nicht herrlich?

2. Tag: 27.8.2006 – Fahrt über Bale nach Rovinj

Der zweite Tag beginnt enttäuschend – kaltes Nieselwetter! Oh, je! Nach dem Frühstück, bei dem sich die Buffettische unter herrlichen Köstlichkeiten biegen, schnappen wir den Reiseführer, unsere Regenjacken und die Autoschlüssel und machen uns auf Entdeckungsreise. Bald kommen wir nach Bale und durchstreifen die scheinbar verlassenen, regenfeuchten Gassen. Plötzlich sehe ich ein kleines Lokal, eine Konoba, aus der herrlicher Espressoduft strömt – nichts wie hinein! Wir setzen uns an die Bar, bestellen zwei Mokkas und genießen das urige Ambiente. Neben uns erzählen zwei Australierinnen, die auf Europatrip sind, einige Reisegeschichten. Ich beginne, den Wetterfrust zu vergessen.
Weiter geht es nach Rovinj, und je weiter nördlich wir kommen, desto klarer wird das Wetter. Schnell ist ein Parkplatz gefunden und auch eine kleine Bäckerei, die süße und pikante Köstlichkeiten verkauft. So mit einem Imbiss ausgestattet, überqueren wir den Markt und setzen uns auf die Hafenmauern, um unsere Jause zu essen. Große Möwen betteln um Krümel und beäugen uns misstrauisch. Gestärkt nehmen wir den steilen Weg zur Basilika der Hl. Eufemija. Mittlerweile ist die Sonne vollends hervorgekommen und bescheint den großen Platz und lässt das Meer bis zum Horizont glitzern. Beim Abstieg durch die schmalen Gassen bewun-dern wir das bunte Angebot der Straßenkünstler und ich kann mich schließlich nicht zurückhalten und kaufe einen Anhänger aus Schaumkoralle und Silber, der mich den ganzen Urlaub hindurch begleiten soll.

3. Tag: 28.8.2006 – Pula

Der Tag beginnt sonnig, aber auch sehr windig. Wir finden ein geschütztes Plätzchen und legen uns in die Sonne, doch knapp nach Mittag beschließen wir, nach Pula zu fahren und das Amphitheater zu besichtigen. Gesagt, getan! Wir nehmen uns ausgiebig Zeit, mit dem Audioführer die Ruinen zu durchstreifen und bestaunen die antike Architektur. Danach geht es zu Fuß durch das Zentrum der Hafenstadt bis zum Forum und dem Augustus-Tempel. Müde kehren wir schließlich zum Auto zurück.

4. Tag: 29.8.2006 – Fahrt über Svetvincenat – Zminj – Pazin - Beram bis nach Motovun

Wir studieren unsere Straßenkarten und machen uns auf nach Svetvincenat, wo wir die schöne Rennaissanceburg – leider nur von außen - besichtigen. Bei der Kirche am Hauptplatz können wir nicht sagen, ob diese Mariae Verkündigung oder Mariae Himmelfahrt geweiht ist – jeder Reisenführer beschreibt etwas anderes – kurios! Die Fahrt über das Hinterland geht weiter bis nach Zminj, einem mittelalterlich anmutenden Städtchen. Wir besichtigen die Kirche St. Michael und bestaunen die alten Fresken in der Seitenkapelle. Schließlich erreichen wir Pazin, die Hauptstadt Istriens, genau in der Mitte der Halbinsel. Wir kehren in ein kleines Lokal ein und genießen im Gastgarten ein üppig belegtes warmes Sandwich – hmm! Danach besichtigen wir die Burg der Stadt – eine mittelalterliche Festung, die ein Heimatmuseum beherbergt. Man hat einen weiten Blick über die Schlucht von Pazin und die baumbewachsenen Abhänge. Doch nun drängt es uns nach Beram – wir wollen unbedingt die legendären Totentanz-Fresken sehen! Ich bin mutig und spreche kurzerhand mitten im Ort einen Mann an, der mir bereitwillig hilft und uns zu der Dame führt, in deren Haus der Schlüssel aufbewahrt wird. Wir lassen sie in unser Auto einsteigen und nach wenigen Minuten Fahrt gelangen wir an die von außen unscheinbare Friedhofskapelle. Die Tür wird aufgesperrt und vor uns liegt einer der größten kunsthistorischen Schätze Istriens, so farbenfroh, als wäre er weit jünger. Fantastisch – man kann viele Details genau erkennen, trotz des etwas schummrigen Lichtes! Wir bedanken uns mit einem Trinkgeld bei unserer Führerin. Doch wir haben noch immer nicht genug gesehen! Motovun ist unser letztes Ziel: wir kommen am späten Nachmittag in die malerische Stadt und genießen den Blick von der alten Stadtmauer bis weit in das Tal der Mirna. Wir kaufen Marmelade, Honigschnaps und Trüffelpaste.

5. Tag: 30.8.2006 – Fahrt nach Medulin, Nesactium und Mutvoran

Nach einigen faulen Stunden in der Sonne packt uns der „kleine Hunger“ und wir schwingen uns ins Auto, um nach Medulin zu fahren. Wir finden ein kleines Lokal, wo uns kulinarische Genüsse erwarten: herrliche Miesmuscheln mit Weißweinsauce und mit schwarzem Risotto gefüllte Tintenfische! Wir schwelgen wortlos, lassen uns den herben Weißwein schmecken und genießen das Urlaubsleben. Doch noch wollen wir nicht zurück: unser Ziel heißt Nesactium/Nesakcij! Gegen 16 Uhr kommen wir zum Ausgrabungsgelände, allein, das Gitter ist verschlossen. Während wir noch ratlos davor stehen, kommt ein deutsches Ehepaar aus Schleswig-Holstein dazu. So vermehrt sind wir mutvoll genug und übersteigen frech die Absperrung. Vor uns liegen die Ausgrabungen einer alten römischen Siedlung, Informationen gibt uns mein Reiseführer. Nach wenigen Minuten überwindet auch eine weitere Familie aus Deutschland die Absperrungen – wir wundern uns nur, dass nicht regulär geöffnet ist, den Eintrittspreis hätten wir gerne bezahlt. Doch wir wollen noch etwas weiter und fahren eine schmale Küstenstraße entlang bis nach Mutvoran, einem mittelalterlichen Städtchen, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Wir bestaunen die alten Mauern.

6. Tag: 31.8.2006 – faul am Pool

Diesen Tag verbringen wir faul am Pool und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Im Hotel sind wir bestens versorgt: die Buffets in der Früh und am Abend sind reichlich bemessen. Es gibt für jeden Geschmack unzählige Gerichte, was ich mit einem Gewichtszuwachs von 2 kg in 2 Wochen „bezahlen“ werde. Was soll´s, Urlaub ist nur einmal im Jahr!

7. Tag: 1.9.2006 – Fazana – Barbariga – Mandriol

Wir machen am späten Nachmittag einen Ausflug nach Fazana, einer der Wiegen des Tourismus in Istrien, und spazieren den Kai entlang. Weiter geht es nach Barbariga, aber diese Ortschaft enttäuscht uns ein wenig. Wir sehen nur Apartementanlagen und Baustellen. Sind wir am falschen Weg? Neugierig biegen wir die Piste nach Mandriol ein und bereuen unsere Wahl nicht: in der wenige Häuser umfassenden Ortschaft finden wir ein zauberhaftes kleines Lokal „Mali Boze“. Wir bekommen herben roten Teran-Wein, Oliven und Brot serviert und blicken übers Meer bis weit nach Pula.

8. Tag: 2.9.2006 – Fahrt vom Limski Kanal – Vrsar – Porec – Tar – Novigrad

Heute geht unsere Tour schon in der Früh los: wir fahren zum Limski Kanal und halten am Parkplatz der Landstraße Richtung Vrsar. Von einem hölzernen Aussichtsturm genießen wir den Blick über das geschützte Gewässer und entdecken die Austernbänke. Bei einer geschäftstüchtigen Händlerin kaufen wir selbst angesetzten Schnaps mit Wacholder und Zitro-ne. In Vrsar spazieren wir durch die engen Gassen und wollen die Kirche St. Martin besichtigen – leider ist das Tor verschlossen. Von einer Aussichtsterrasse schauen wir zum Yachthafen und pflücken süße Feigen von einem Strauch. Hmmm! Der Weg führt uns weiter nach Porec, wo lauter Lärm und Musik im Hafenbecken von einem Jet-Ski-Rennen zeugen – da spritzen die Wellen! Wir besichtigen die Eufrasija-Basilika mit dem schönen Mosaiken-Museum. Wir bestaunen die sorgfältig renovierten ehemaligen Bischofsräumlichkeiten und sehen das berühmte Fisch-Mosaik. Ein Rundgang durch die Altstadt beschließt den Aufenthalt in Porec. Doch – halt! – wir wollten doch noch Olivenöl kaufen! Wir halten in Tar und folgen den einfachen Hinweisschildern, bis wir uns im Innenhof eines kleinen Oliven- und Weinbauern wieder finden. Wir kosten das Öl und kaufen gleich ein. Im Weinkeller hängen große geräucherte Schinken, die auf die Verkostung warten – es duftet würzig. Die letzte Station machen wir in Novigrad, wo wir unser Auto unter einem Granatapfelbaum parken und durch die Gassen streifen.

9. Tag: 3.9.2006 – Valbandon

Wir haben untertags von einem Volksfest erfahren und fragen uns am Nachmittag durch bis zum Parkplatz beim Camping „Bi Village“ in Valbandon. Hier wird heute das Fest „Valbandon unter der Peka“ gefeiert. Verschiedene Teams aus der Umgebung treten in kulinarischen Wettkampf um die bestgefüllte Peka an. Eine Peka ist eine Metallglocke, die mit Zwiebeln, Gemüse, Erdäpfeln, Fleisch, Geflügel und allerlei Gewürzen gefüllt wird und ihren Inhalt in der heißen Glut, bedeckt von glühenden Kohlen, gart. Jedes Team hat sich seine eigene Grillstelle vorbereitet und werkt eifrig an den Füllungen. Eine Jury soll am Ende die kulinarischen Köstlichkeiten benoten. Dazwischen werden Klapptische und –bänke aufgestellt und ein alter Herr spielt die Ziehharmonika. Zuerst sind wir nicht sicher, ob wir überhaupt dabei sein dürfen, weil kaum Touristen in Sicht sind, doch ein Angestellter von „Bi Vil-lage“ beruhigt uns. Am eindruckvollsten ist jedoch ein Herr, der seine Peka mit einem ganzen Oktopus befüllt. Das zischt und brutzelt!

10. Tag: 4.9.2006 – Pula

Heute Nachmittag wollen wir nochmals nach Pula und besichtigen das schöne Franziskanerkloster mit dem malerischen Kreuzgang und der eindruckvollen Kirche. Der goldene Altar mit der lieblichen Madonna mit Kind hat es mir besonders angetan. Doch wir wenden uns „Höherem“ zu und erklimmen die steilen Stufen zum Kastell. Gegen einen geringen Eintrittspreis gelangen wir ins Innere und erklettern die breiten Mauern. Belohnt werden wir mit einem Blick über Pula bis zur Werft und dem Amphitheater.

11. Tag: 5.9.2006 – Fahrt von Dvigrad über Petehi und Barban nach Labin

Heute ist ein besonderer Tag: mein Mann und ich lernten einander vor 3 Jahren kennen! Dafür planen wir eine schöne Abendunterhaltung.
Doch davor fahren wir nach Dvigrad und erkunden die verfallenen Gemäuer. Wir haben Glück, so früh am Vormittag sind wenige Leute vor Ort. Fast hätten wir uns verstiegen, plötzlich stehen wir auf einer viel zu hohen Mauer und wagen kaum, hinunter zu schauen! Und erst der Rückweg! Doch es ist bald geschafft und der feste Boden hat uns wieder. In Petehi machen wir Rast bei einem kleinen Gasthaus und verspeisen Cevapcici mit Sopska Salat und Ajvar. Ich füttere den kleinen Sohn des Besitzers zur Freude seines Großvaters mit Karamellbonbons – seine Augen leuchten, es schmeckt ihm! Wir schmunzeln. Unser Weg führt uns über Barban, wo wir kurz Halt machen, bis nach Labin, der schönen Stadt auf dem Hügel. Wir besichtigen die Altstadt, doch wir müssen bald umkehren, sonst sind wir zu müde für das, was wir am Abend planen.
Wir haben schon von Wien aus einen Tisch im „Valsabbion“ reserviert, einem sehr guten Lokal in Pjescana Uvala bei Pula. Von dort können wir unser Hotel auf der Halbinsel gegenüber erkennen. Wir bekommen einen schönen Zweiertisch und bestellen das 11-gängige Degustationsmenü mit Weinbegleitung. Nur einige Gerichte kann ich noch nennen: Variationen von der Olive, Jakobsmuschel auf Erbsenpürree mit Wachtelspiegelei, Gnocchi gefüllt mit Lavendel in Sardinensauce, Fischsüppchen mit Polenta, warmer Schokoladenkuchen mit Pistazieneis. Neben uns wird ein Fisch in der Salzkruste meisterhaft tranchiert und vorgelegt. Da macht das bloße Zusehen Spaß! Wir schwelgen in kulinarischen Genüssen – ein Jahrestag, an den wir uns noch lange erinnern werden!

12. Tag: 6.9.2006 – im Hotel

Heute faulenzen wir im Hotelbereich. Leider rückt das Ende unseres Urlaubes immer näher.

13. Tag: 7.9.2006 – Fahrt nach Moscenice und Opatija

Heute wollen wir für uns noch den Osten der Halbinsel erschließen. Zuerst geht es - mit dem Auto! – hinauf nach Moscenice, wo wir das Städtchen hoch am Hügel erkunden. Wir erblicken den Beginn der Istrischen Riviera und den Beginn der Kvarner Bucht. Ein geschäftstüchtiger Pfarrer erklärt uns die Sehenswürdigkeiten seiner Kirche St. Georg und verkauft Ansichtskarten. Wir fahren weiter bis nach Opatija und sind sofort fasziniert: das Bad Ischl Istriens liegt vor uns! Die alten Gebäude, ehrwürdigen Hotels und Wiener Kaffeehäuser fesseln unsere Aufmerksamkeit. Fast erwartet man, Kaiser Franz Josef jeden Moment ums Eck biegen zu sehen. Wir kaufen uns zwei Tassen Wiener Melange und herrliche Stücke Torten – hier kann niemand widerstehen. Hierher wollen wir bald wieder kommen!

14. Tag: 8.9.2006 – Abschied!

Wir verlassen Istrien Richtung Wien mit einer Fülle von Erinnerungen und Eindrücken und einem Kofferraum voll Olivenöl, Schnaps und Mitbringsel! Istrien – wir kommen wieder!

Bericht von Michaela aus Wien
 
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Reaktionen auf meine Beiträge: Wolfi72

Filip

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Vielen Dank, Michaela für den Bericht. Das klingt nach vollem Programm! :wink:

Habt Ihr noch Bilder, die Ihr ergänzen könnt? Das würde den Bericht noch interessanter machen.
 

Sappho

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Halli-Hallo!

Danke für das Lob :oops: !

Ja, besonders mein Mann Markus mag nicht den ganzen Tag am Strand liegen, deshalb haben wir ein paar Ausflüge gemacht - mit der neuen Y-Schnellstraße ist man von jedem Punkt Istriens ja flott wieder zurück im Hotel.

Fotos? Ja, jede Mange, aber ich bin noch sehr konservativ und fotografiere mit meiner analogen Nikon F 65. Daher habe ich alle nur auf Negativen (waren 15 Filme). Ich müsste die Negative auf CD scannen lassen, mal sehen..

Hoffe, man kann sich auch sonst vorstellen, was wir alles erlebt haben.

lG Michi aus Wien
 

Carmen

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Hallo Michaela,

schöner Bericht, es hat Spaß gemacht ihn zu lesen.

Viele Grüße Carmen
 
H

hsmyrek

Guest
schöner und interessanter bereicht

, der in unsere urlaubsplanung mit einfliessen wird. leider vermissen wir passende fotos dazu!?
sonnige grüße
Heike :lol:
 
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