Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

E

ELMA

Guest
Eigentlich wollte ich mit diesem Bericht noch warten – aber meine Freude, dass beim Bilderwettbewerb 12/09 das Bild vom Derwischkloster und der Bunaquelle so großes Interesse gewonnen hat, veranlassen mich, den Bericht jetzt schon einzustellen, um zu zeigen, was es mit diesem Ausflugsziel auf sich hat.

Ausflug nach Blagaj zum Derwischkloster und zur Bunaquelle

Nur etwa 15 km südöstlich von Mostar ist ein Ausflugsziel in Bosnien, das Beachtung verdient.
Es ist das Derwischkloster und die Quelle der Buna.


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Karte : OpenStreetMap zur Lizenz: siehe dort


Blagaj ist leicht zu finden.

Verlässt man Mostar im Süden, so kommt man zuerst durch ein neues Industriegebiet mit Autohäusern, kleinen Firmen, einer Genossenschaftskellerei u.v.a.

Wenn man rechts den großen Baumarkt OBI sieht, dann heißt es links einordnen und von der Hauptstraße abbiegen.

Fast schurgerade führt diese Straße durch eine fruchtbare Ebene zwischen Weinfeldern, Kirschplantagen, Lavendelfeldern bis nach Blagaj.

Der kleine Ort Blagaj hat im Krieg bis 1995 einiges erleiden müssen- die beiden Kirchen stehen immer noch als Ruinen neben der Straße, die Moschee wurde wieder aufgebaut.

Auffallend sind die vielen villenähnlichen, gepflegten Häuser links und rechts der Straße - offensichtlich gibt es hier in diesem fruchtbaren Tal und in der Nähe des Industriestandortes Mostar doch schon wieder gute Verdienstmöglichkeiten.

Die Straße führt durch den Ort, wird schließlich immer schmaler und endet vor dem Kloster an der hohen Felswand, an dessen Fuß die Bunaquelle herausströmt.

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Die Bunaquelle ist eine der stärksten Quellen in Europa mit einer Ausschüttung von 43 000l pro Sekunde.
Die Wassertemperatur beträgt 10 Grad C.

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Das war die Tagestemperatur an jenem Tag

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Dort hinten bei der Bunaquelle war es sehr angenehm schattig und kühl.
Links und rechts befinden sich Restaurants, wo man direkt am Wasser sitzen kann.

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Ganz im Stil des Orts: Türkischer Kaffe, stilvoll serviert.
Ich mag den so zubereiteten starken Kaffee- auch wenn auf dem Boden der Tasse der gemahlene Kaffee einen Zentimeter hoch steht….

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Hauptattraktion neben der Quelle ist ein Kloster eines türkischen Derwischordens.

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Das ist der Eingang ( Eintritt 2 € - 2009)

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Das Klostergebäude ist heute ein Museum, in dem man die damals typische türkische Wohnkultur sehen kann.

Es steht sehr geschützt unter einer überhängenden Felswand, direkt über der Bunaquelle.
In der Felswand oberhalb des Klosters wurde ein Höhle entdeckt ( Zelena pecina) mit Funden aus der Zeit bis 3000 v.Chr.

Dieses nationale Denkmal bestand früher aus Tekke ( bosnisch Tekija, eine Art Kloster) , Turbe (Mausoleum), Reste der Musafirhana ( Herberge), Reste der Masjeed ( Moschee) von Ali Pasha Rizvanbegovic, und Mühlen an der Buna.

Das erste Zawiyyah an der Bunaquelle wurde 1470 erbaut von Derwischen , die zum Bektashi Orden gehörten.
Es war von bescheidener Bau, im späten 15. Jhd wurde an derselben Stelle ein Gebäude aus Stein mit steingedecktem Dach erbaut .

Ställe , Vorratsräume und eine Mühle gehörten früher dazu.

Im 18. Jhd war die Tekke ein Treffpunkt für Mitglieder des Khalwatiyyah Ordens.

Heute ist nur noch wenig übrig: Wohnhaus ( vermutlich aus dem 17.Jhd.) und Mausoleum , das zwei Gräber mit hölzernen Särgen beherbergt, die Gräber von Shaik Acik pasha und von Sari-Saltu.
Der mystische Sufi Orden wurde 1952 verboten.

Eingang zum Klosterbereich ( Oberhalb die Höhle, über eine Leiter zugänglich )


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Im Eingangsbereich gibt es Souvenirs und alle Frauen, die das Kloster besichtigen möchten, müssen sich einen der bereitliegenden Wickelröcke sowie ein großes, die Haare bedeckendes Tuch umlegen.
Die Schuhe müssen ausgezogen werden, - ungewöhnlich für ein Museum.

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Über eine hölzerne Treppe betritt man das obere Stockwerk mit den wichtigsten Räumen.
Fast alle sind mit Teppichen ausgelegt.

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Nur durch einen Spalt ist der Blick in das Mausoleum mit den beiden Gräbern möglich.

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Der Wohnraum

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Eine Sure aus dem Koran

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Holzdecke im Wohnraum

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Ein beheizbarer zweiter Wohnraum

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Auch früher gab es im Kloster schon ein Stilles Örtchen

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Das Hamam, das türkische Bad mit einer Steinkuppel

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Trinkschale für das Quellwasser

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Blick von der gegenüberliegenden Seite auf das Kloster

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Auf dem Rückweg von der Quelle kommt man an einem Friedhof mit einem besonders eindrucksvoll gestalteten Denkmal für die Opfer der Jahre 1993- 1995 vorbei.

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Historisch wichtiger als das Kloster ist die Burg (Stjepan Grad) auf dem Berg oberhalb von Blagaj. Sie war Zentrum der Macht für verschiedene Völker und Geschlechter über viele Jahrhunderte hinweg (Illyrer, Römer, bosnische, montenegrinische , serbische , türkische Fürsten und Könige)


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Da das Thermometer an diesem Tag auf über 40 Grad gestiegen war, verzichteten wir auf einen Aufstieg zur alten Burg.
Von halber Höhe aus ergibt sich der Blick über die Ebene – an diesem heißen Sommertag erschien alles schon braun und vertrocknet. Im Frühjahr, zur Zeit der Kirschblüte, muss der Blick traumhaft schön sein.

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Am frühen Nachmittag kehrten wir zu unserem Wohnmobil auf dem Campingplatz zurück und machten es wie die Einheimischen bei dieser Hitze: Ruhen bis zum Sonnenuntergang.

Es war der dritte Tag im Fastenmonat Ramadan.

Als die Sonne unterging, stieg ein Feuerwerkskörper hoch, explodierte und im gleichen Moment gingen in den umliegenden Minaretten die Lichter an und der Muezzin verkündete das Ende des Fastentags.

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Für Campinginteressierte: Es gibt in Blagaj drei Campingplätze

1.Camp Mali Wimbledon, gleich am Orteingang mit einer breiten Zufahrt, auch für große Gespanne gut erreichbar. Der Platz ist sehr frei und die Aussicht ungewöhnlich gut. Leider sind die Kirschbäume auf dem Platz noch sehr klein und geben wenig Schatten.
Es werden auch Zimmer angeboten
Auto kamp "Mali Wimbledon" - Po?etna

2.Camp Blagaj : Lijepoda prirode
Liegt direkt an der Buna , Hinweisschild kurz nach dem Ortseingang nach rechts,ca 1 km außerhalb – ein schmaler, schattiger Platz mit Wiese und vielen Blumen – Badeplatz an der Buna und gepflegte Bar am Platz. Für sehr große Fahrzeuge ist die Zufahrt zwar etwas schmal , ist aber auch für Wohnmobile möglich
Autocamp "Ljepota prirode" Blagaj - Camping Blagaj - Near Buna river

3.River Camp Aganovac
Ein winzig kleiner Platz direkt an der Buna, die sehr steile schmale Zufahrt über Metallpatten ist für große Fahrzeuge nicht ohne Risiko, die Plätze sind klein und eng, für größere Wohnmobile und längere Gespanne nicht zu empfehlen
Schöne – aber sehr schmeichelhafte Website River-Camp AGANOVAC

ELMA
 

claus-juergen

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AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

hallo elke,

wo du überall herumkommst ist schon erstaunlich. deiner beschreibung nach müsste sich der besuch de quelle mit einem tagesausflug nach mostar von der küste aus verbinden lassen.

eine frage noch:

welchen reiseführer hast du eigentlich, der dich immer auf diese dem pauschaltouristen völlig unbekannten kleinode hinweist?

grüsse

jürgen
 

juergi 2008

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AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

hallo elma

wieder ein ganz toller bericht,due bilder sind die krönung.;);)
 
B

brfzg

Guest
AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

Wahnsinn, traumhaft schöne Gegend und Fotos!!!
Sollte wohl doch mal über den Tellerrand (Istrien) rausschauen....

Vielen Dank, Markus
 

Goldie

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AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

Elma,

Dein Bericht ist einfach wieder absolute Spitze, desgleichen die Bilder. Wir lauern darauf, was Du noch alles in Deinem "Schatzkästchen" hast.
 
E

ELMA

Guest
AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

hallo elke,

wo du überall herumkommst ist schon erstaunlich. deiner beschreibung nach müsste sich der besuch de quelle mit einem tagesausflug nach mostar von der küste aus verbinden lassen.

eine frage noch:

welchen reiseführer hast du eigentlich, der dich immer auf diese dem pauschaltouristen völlig unbekannten kleinode hinweist?

grüsse

jürgen

Ja, es ist kein Problem, die Bunaquelle und auch Pocitelj zu besuchen, wenn man nach Mostar fährt ( sofern man es zeitlich in enem Tag schafft - es gibt so viel zu bewundern) .
Diese Reiseführer hatte ich dieses Jahr dabei:
Zwei aus dem Tescher Verlag ( von BIH habe ich noch keinen anderen gefunden als den von Marko Plesnik - er ist nicht schlecht.)

Und dann noch die beiden Monteführer aus dem Verlag DU MONT und Marco Polo.

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Man darf den Reiseführern nicht immer dahingehend vertrauen, was sie als wichtig oder weniger wichtig empfehlen.
Zur Orientierung ja, meist auch für Hintergrundwissen.

Aber die Neugierde , selbst etwas zu erkunden überwiegt bei mir - auch wenn es mehr Zeit kostet, als wenn ich mich einer geführten Reise anschließe ( und manchmal entgeht mir auch das eine oder andere und ich muss dann, wenn möglich, ein zweites Mal an den Ort.. Aber wir sind ohnehin "Langsamreisende")

Gruß,
ELMA
 

Mifle0371

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AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

Sehe ich auf dem Bild ein Schlauchi Elke?

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E

ELMA

Guest
AW: Ausflugsziel Derwischkloster und Bunaquelle in BIH

Sehe ich auf dem Bild ein Schlauchi Elke?

Michael, das hast Du ganz richtig gesehen!
Irgendwo stand, man könne mit einem Boot in die Höhle hineinfahren - vermutlich mit diesem Boot.
Aber es war kein Bootsmann zu sehen und ich wäre wahrscheinlich auch nicht in dieses nur schlecht aufgepumpte Schlauchboot eingestiegen. Wassertemperatur 10 Grad, da hätte ich nicht baden gehen wollen.

Gruß,
ELMA
 
E

ELMA

Guest
Im Sommer 2009 war es im „Kessel von Mostar" sehr heiß gewesen ( s. Bericht in #1)

Damals hatte ich keine große Lust auf Spaziergänge in Blagaj.

Ende Mai 2011 waren wir, als wir vom Lonjsko Polje und von Banja Luka kamen, wieder in Blagaj .
Der Campingplatz Wimbledon gefällt uns, weil er einen weiten, freien Blick erlaubt und weil er für uns mit dem Wohnmobil so problemlos anzufahren ist.

Dass die Plätze nahezu schattenlos sind, spielte im Mai keine Rolle.

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Der Mai ist ein wunderbarer Monat für diese Gegend. Die Tage sind warm, die Nächte noch kühl, überall ist es grün, es blüht … es gibt frische Kirschen …

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Am Wegrand Winden und Johanniskraut

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Granatapfelsträucher mit den leuchtend roten Blüten

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Der Spaziergang durch den Ort führte uns am christlichen Friedhof vorbei.
Der Blick geht hinauf zur Burg Stjepan Grad.

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Die katholische Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit von 1908 wurde im letzten Krieg zerstört.
Offensichtlich gibt es wieder eine katholische Pfarrgemeinde, die sich um den Wiederaufbau bemüht und die auch aktiv eine Homepage betreibt.
http://www.zupablagajbuna.ba/blagaj-church.html

Das Dach der Kirche wurde inzwischen wieder instand gesetzt. Aber zugänglich ist die Kirche noch nicht.

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Die serbisch orthodoxe Kirche in Blagaj steht noch als Ruine im Ort.

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Sehenswert in Blagaj sind (neben dem Derwischkloster s.#1) Baudenkmäler aus der osmanischen Zeit.
Da ist zunächst eine Steinbrücke über die Buna mit 5 Bögen.
Sie war Teil der alten Verbindungsstraße nach Stolac.

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Neben der Steinbrücke kann man , von Sträuchern überwuchert, noch ein paar Mauerreste eines alten Hamam erkennen.
Die Straße führt hinauf zur Sultan Suleyman Moschee .

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Blagaj wurde 1466 von den Osmanen erobert, die dort ein kulturelles Zentrum errichteten.
Mehemet Karadoz Beg ( der auch 1557 die Karadoz-Beg Moschee von Mostar erbaute) ließ in Blagaj 1520 die Sultan Suleyman Moschee bauen mit Minarett, Harem und Mekteb ( Schule)
Das hölzerne Dach brach im 19. Jh zusammen und wurde 1891 nach den Plänen des österreichischen Arthitekten Max David 1891 wieder aufgebaut.

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Leider war die Moschee geschlossen.
Eine besondere Atmosphäre ging für mich von dem moslemischen Friedhof neben der Moschee aus.

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Ein alter Stein – einfach in der Mauer verbaut.

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Blick ins unglaublich grüne und fruchtbare Tal der Buna.

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Am Wasser mangelt es in diesem Tal nicht. Schüttet doch die Bunaquelle 43 000l Wasser in jeder Sekunde ( s.#1)

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Am Ufer der Buna befindet sich der Campingplatz Aganovac , schattig, idyllisch gelegen – leider sehr klein und mit steiler Zufahrt.
Was man auf dem Bild seht, ist der ganze Campingplatz- Im Sommer stehen Zelte und Autos dort dicht an dicht.

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Auch im Mai fuhren wir wieder 5 km bunaabwärts Richtung Neretva in ein Gasthaus direkt am Ufer der Buna.
Wir ließen uns dort eine köstliche frische Forelle zubereiten.

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ELMA
 
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