Auf Schusters Rappen von Cres nach Lubenice

m.w.

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An einem Tag? Klingt unmöglich - Dachte ich zumindest vorher, denn ursprünglich war „nur“ eine Wanderung bis Valun geplant. Cres und Lubenice liegen laut Routenplaner von Google Maps rund 20 Kilometer voneinander entfernt – egal ob über die Inselhauptroute und die Abzweigung Richtung Valun oder entlang der Schotterstraße rund um die Valuner Bucht. Aber – es gibt zwischen Valun und Lubenice einen „Schleichweg“ als Abkürzung für Wanderer, für Autos ist dieser Weg gesperrt. Aber schön der Reihe nach…

Ausgehend vom Hafen Mandrac im Zentrum von Cres , dann vorbei am Franziskanerkloster und Benediktinerinnenkloster sowie der Marina von Cres erreicht man nach rund einer halben Stunde das Ende der tief eingeschnittenen Bucht.

001_Cres_Uhrturm.jpg


Hier teilt sich der Weg – für einen kurzen Spaziergang wählt man die Route am Meer entlang der anderen Seite der Bucht, für längere Touren geht man zunächst rund 100 Meter geradeaus, hier hat man die Wahl, geradeaus nach Krcina oder nach rechts auf der Schotterpiste in Richtung Valun zu wandern.

268_Abzweigung_Wanderwege_Valun_Krcina.jpg


Die Schotterpiste wird auch als „Wasserstraße“ bezeichnet, hier verläuft die Wasserleitung vom Vraner See nach Cres, die Trasse dient daher auch als Zufahrt für Wartungsarbeiten und natürlich auch für die Olivenbauern. Der Weg führt in angenehmer Steigung durch Olivenhaine und eröffnet schöne Ausblicke über Cres, bald auch über die Bucht von Valun.

015_Blick_auf_Cres.jpg


018_Schotterstrae_nach_Valun.jpg


Ab rund 200 Meter Seehöhe führt die Wasserstraße ohne nennenswerte Höhenunterschiede bis kurz vor Valun – mal durch Olivenhaine, dann wieder durch Pinien- oder Mischwälder. Tief unten leuchtet dunkelblau die Bucht von Valun, aufgewühlt durch die an diesem Tag kräftig wehende Bora.

026_Blick_ber_die_Bucht_von_Valun.jpg


Zoom-Blick auf Valun
039_Blick_nach_Valun.jpg


Dank der Bora herrscht eine ideale Fernsicht, hier auf die Bucht von Plomin auf Istrien.

046_Blick_Richtung_Plomin.jpg


Hoch über dem Meer führt die Wasserstraße um die weit geschwungene Bucht von Valun herum, mal bieten die Hänge Schutz vor der stark wehenden Bora, mal ist der Weg dem kalten Fallwind unmittelbar ausgesetzt.

054_Schotterstrae_nach_Valun.jpg


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Nach rund 3 ¼ Stunden mündet die Schotterpiste in die offensichtlich vor kurzer Zeit renovierte Asphaltstraße nach Valun.

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Nach wenigen Minuten folgt die Abzweigung nach Lubenice.

098_Abzweigung_Lubenice.jpg


Hier stehe ich vor der Entscheidung: Gehe ich runter nach Valun – dann geht sich die Wanderung nach Lubenice zeitlich wohl nicht mehr aus, oder mache ich mich auf die Suche nach dem anfangs kurz angesprochenen „Schleichweg“? Die Herausforderung, den bekannten Ausflugsort Lubenice auf Schusters Rappen zu erreichen, überwog und somit verzichtete ich auf den Abstieg hinunter nach Valun und legte zunächst eine kurze Pause bei der Friedhofskirche Sv. Marko ein. Hier wurde die „Tafel von Valun“ gefunden, eine Tafel mit glagolitischen und lateinischen Inschriften.

102_Valun_Friedhofskapelle_Sv._Marko.jpg


Nach einer kurzen Pause geht’s weiter, gleich nach der Kirche folgt die nächste Abzweigung.

105_Abzweigung_Pernat.jpg


Wer motorisiert nach Lubenice will, muss nun geradeaus fahren, meine Karte zeigt jedoch einen Wanderweg ausgehend von der Straße nach Pernat, also biege ich hier rechts ab. Natürlich kann man auch zu Fuß auf der asphaltierten Straße gehen – das wäre aber definitiv ein Umweg!

Nach rund 20 Minuten zweigt kurz vor der Ortschaft Zbicina ein schmaler steiler Weg nach links ab. Dabei handelt es sich um die Zufahrtstraße zu den Pumpstationen, unterhalb verläuft die Wasserleitung vom Vransko Jezero. Anfangs ist der Weg asphaltiert, nach der Abzweigung zur an der höchsten Stelle gelegenen Pumpstation verläuft die Strecke auf einem alten, aber gut erhaltenen, teilweise mit Steinen gepflasterten Weg (vielleicht sogar noch aus der Römerzeit?) nach Lubenice. 25 Minuten folgt man diesem Weg, dann gelangt Lubenice erstmals ins Blickfeld!

195_Abzweigung_Wanderweg_nach_Lubenice.jpg


110_Wasserstrae_nach_Lubenice.jpg


112_Wasserstrae_nach_Lubenice.jpg


113_Wanderweg_nach_Lubenice.jpg


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Von hier ist es nun nicht mehr weit, nach insgesamt rund 4 ¾ Stunden (inkl. Pausen, reine Gehzeit dürfte rund 4 bis 4 ¼ Stunden betragen) ist das Ziel Lubenice erreicht!

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Die Bora tobt, wie man auf diesen Bildern deutlich erkennen kann. Der Strand fast 400 Meter weiter unten ist menschenleer, das Meer mit weißen Schaumkronen übersät und die Fernsicht phänomenal! An diesem Tag verirrten sich nur wenige Touristen nach Lubenice, einige Tage zuvor war noch deutlich mehr los.

128_Lubenice_Blick_auf_Inseln.jpg


136_Lubenice_Blick_auf_das_aufgewhlte_Meer.jpg


141_Lubenice_Blick_auf_den_Strand.jpg


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Da der lange Rückweg noch bevor steht, bleibt nicht sehr viel Zeit für einen Aufenthalt in Lubenice. Nach einer guten halben Stunde mache ich mich auf den Weg, mit einigen schönen Ausblicken auf Istrien und über die Bucht von Cres.

165_Lubenice_Stadttor.jpg


166_Lubenice_Stadttor.jpg


Der Weg ist sehr angenehm zu gehen und wurde offensichtlich regelmäßig gepflegt, sonst wäre er schon längst zugewachsen. In früheren Zeiten, als es die asphaltierte Straße noch nicht gab, war dies wohl die einzige Verbindung von Lubenice nach Valun.

167_Wanderweg_Lubenice_Valun.jpg


Linker Hand kommt man an einem Wasserloch vorbei, wichtig für die Wasserversorgung der hier weidenden Schafherden.

178_Wasserloch_bei_Lubenice.jpg


Dank Borawetter liegt die istrische Küste im Zoomobjektiv zum Greifen nah! Über die inseltypischen Steinmauern hinweg sieht man bis zur Südspitze Istriens, aber auch das Zementwerk Koromacno ist deutlich zu erkennen.

181_Blick_auf_den_Sden_Istriens.jpg


183_Blick_nach_Istrien_Zementwerk_Koromacno.jpg


Der Blick schweift auch über die Insel Cres, hier zum höchsten Berg der Insel, dem Gorice im Norden. Vom höchsten Punkt der Wanderung zwischen Lubenice und Valun sieht man einen Teil der Stadt Cres, über die Inselberge reicht der Blick bis zur Insel Krk und zum Küstengebirge am Festland.

194_Blick_auf_hchsten_Berg_von_Cres.jpg


187_Blick_ber_Cres_zum_Velebit.jpg


Zurück auf der Straße Pernat – Valun ist an manchen Stellen der Vraner See, das Trinkwasserreservoir von Cres und Losinj zu sehen.

202_Blick_zum_Vraner_See.jpg


Nach einer kurzen Pause an der Friedhofskirche Sv. Marko geht es auf demselben Weg wie am Vormittag zurück nach Cres. An den Ufern der Bucht von Valun sieht man immer wieder kleine Kiesstrände, die nur per Boot zugänglich sind.

211_Bucht_von_Valun.jpg


220_Strand_in_der_Bucht_von_Valun.jpg


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Nach guten 3 ½ Stunden ab Lubenice ist Cres wieder in Sichtweite, hier im Licht der bereits relativ tief stehenden Sonne.

248_Blick_auf_Cres.jpg


257_Blick_auf_Cres.jpg


Nach rund 1 weiteren Stunde ist man wieder am Ausgangspunkt der Wanderung, im Zentrum der Stadt Cres angelangt und blickt auf eine lange Wanderung mit unzähligen Eindrücken einer tollen Landschaft zurück, die sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird!
 

Habur

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Hallo m.w., danke für diesen tollen Bericht.
Ich überlege gerade, ob ich das nächstes Jahr vielleicht mit dem Mountainbike mache. :smile:


Habur8) (im Kroatienforum: Armin)
 

tosca

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Hallo m.w.,

ein super Bericht von meiner Lieblingsinsel, ich bin ganz begeistert. :respekt: Hochachtung vor Deiner Leistung diese lange Wanderung zu unternehmen.

Mal eine ganz andere Sichtweise auf Schusters Rappen, Lubenice habe ich entweder mit dem Auto besucht, oder mit dem Boot vom Strand aus bewundert, per Pedes erschließen sich wieder neue Aussichten :)

Vielen Dank für den schönen Bericht :lol:
 
W

Wuppi1009

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Hallo m.w. möchte mich über diesen tollen Bericht mit den schönen Bildern bedanken.
Man sieht es leider immer nur vom Auto aus.
Danke.
Manfred
 
D

diavolo rosso

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Hallo m.w.

Danke für den eindrucksvollen Bericht aus eher ungewöhnlicher Perspektive.
Jetzt versteh ich auch den Sinn des geschotterten Fahrweges, den man zwar von der Straße nach Valun sieht, jedoch sich keinen Reim drauf machen kann.

liebe Grüße
vom Roten Teufel
 

caerzi

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danke für die tollen Bilder und den schönen eindrucksvollen Bericht,... und vor allem Hochachtung vor der Wanderleistung
Lubenice ist so ein Ort, der sich bei uns tief ins Gedächtnis eingegraben hat,wir waren 2 mal dort ( aber nicht hin gewandert ;-))
 

m.w.

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danke für die tollen Bilder und den schönen eindrucksvollen Bericht,... und vor allem Hochachtung vor der Wanderleistung
Lubenice ist so ein Ort, der sich bei uns tief ins Gedächtnis eingegraben hat,wir waren 2 mal dort ( aber nicht hin gewandert ;-))

Ich war auch zweimal dort, einmal auf einer Inselrundfahrt, und einmal eben auf dieser Wanderung. Bei Bora ist Lubenice ein einmaliges Erlebnis, man muss richtig aufpassen, vom heftigen Wind nicht umgeworfen zu werden (das Bild vom Strand aufzunehmen war nur im Windschatten der Kapelle möglich ;) ). Ein paar Tage vorher, bei der Inselrundfahrt, war der Parkplatz voll, am "Wandertag" hingegen war der Ort fast wie ausgestorben, der Parkplatz leer.
 

sonni

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Vielen Dank für den informativen Bericht und die tollen Foto´s!
Da werden Erinnerungen wach...einfach ein herrliches Fleckchen Erde die Insel Cres - vorallen in der Nebensaison!
Lubenice hat uns damals auch sehr beeindruckt.
 

Habur

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Hallo m.w.,

da wir nächstes Jahr wieder in Cres sind und ich gerade in Gedanken eine ähnliche Tour plane (entweder mit dem Mountainbike oder mit meiner Familie als Wanderung) noch ein paar Fragen.:)
1. Was hast Du für eine Karte? Wanderkarte? (Ich habe nur die Karte von Cres, Losinj, Krk und Rab von Freytag und Berndt. Dort sind nicht alle Wanderwege drauf.)

2. Sind die Wege gut beschildert?

3. Wie lange hättest Du etwa bis Valun zu Fuß gebraucht? (Meine Jüngste ist nächstes Jahr sieben; zwar gut zu Fuß, aber bis Lubenice und zurück würde ich ihr jetzt nicht antun wollen.)

Edit: Mein Plan wäre, mit Auto und MTB im Kofferraum nach Valun zu fahren, dort zu parken und mit dem Fahrrad zurück nach Cres. Am nächsten Tag die Wanderung nach Valun, Badeaufenthalt, schön essen gehen und am Abend mit dem Auto zurück. Das Parken muss man ja in Valun zahlen. Weiß jemand wie es ist, wenn man das Auto bis zum nächsten Tag dort stehen lässt und dann erst zurückfährt?

Habur
 

m.w.

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1. Was hast Du für eine Karte? Wanderkarte? (Ich habe nur die Karte von Cres, Losinj, Krk und Rab von Freytag und Berndt. Dort sind nicht alle Wanderwege drauf.)

Die Karte "Cres adventure map", gekauft beim Tourismusverband Cres (um 30 Kuna), Maßstab 1:50.000. Darauf sind neben den normalen Straßen Wanderwege und Fahrradwege eingezeichnet (Wanderwege rot, Radwege schwarz). Auch Höhenlinien sind eingezeichnet, man kann also gut einschätzen, wie steil der Weg ist (von Cres nach Valun gibt's eigentlich nur am Beginn und am Ende eine Steigung, dazwischen ist der Weg ziemlich konstant bei rund 200 m Seehöhe, nach Lubenice hingegen geht's fast ständig leicht bis mittel bergauf). Im "Rother Wanderführer Istrien mit Kvarner Bucht" ist ebenfalls eine ausführliche Beschreibung der Route enthalten (verteilt auf 2 Wanderungen, Valun-Cres bzw. Hrasta-Lubenice-Valun).

http://www.iglusport.hr/proizvodi.asp?id=1199

Grad gefunden, die Tour Hrasta-Lubenice-Valun ist als Muster auf der Homepage vom Rother-Verlag drauf

http://www.rother.de/pdf/3763341420_tour.pdf (ich hoffe der Link ist ok, ist nicht als Werbung gedacht, sondern als ergänzender Hinweis zum Bericht).


Wegweiser habe ich jeweils nur an Abzweigungen bei Cres bzw. Valun gesehen, wobei bei Cres allerdings nicht Valun als Ziel angezeigt wurde, sondern eine Bucht. Aber man kann sich so gut wie nicht verirren, es handelt sich um einen breiten Weg, auf dem auch geländegängige Autos fahren können. Auf Googlemaps ist der Weg sehr schön zu erkennen. Kommt man von Valun ist die Abzweigung der Schotterstraße nicht gekennzeichnet, aber sollte mit der Karte leicht zu finden sein.

Nach Lubenice darf man sich nicht am gelben Wegweiser auf der Straße orientieren, weil dieser die asphaltierte Straße nach Valun anzeigt, die für eine Wanderung allerdings ein Umweg wäre.

3. Wie lange hättest Du etwa bis Valun zu Fuß gebraucht? (Meine Jüngste ist nächstes Jahr sieben; zwar gut zu Fuß, aber bis Lubenice und zurück würde ich ihr jetzt nicht antun wollen.)

Edit: Mein Plan wäre, mit Auto und MTB im Kofferraum nach Valun zu fahren, dort zu parken und mit dem Fahrrad zurück nach Cres. Am nächsten Tag die Wanderung nach Valun, Badeaufenthalt, schön essen gehen und am Abend mit dem Auto zurück. Das Parken muss man ja in Valun zahlen. Weiß jemand wie es ist, wenn man das Auto bis zum nächsten Tag dort stehen lässt und dann erst zurückfährt?

Anhand der Aufnahmedaten der Bilder: 08:46 Uhr beim Uhrturm im Hafen von Cres, 1. Bild der Kirche Sv. Marko oberhalb von Valun um 12:08 Uhr, also rund 3 1/4 Stunden. Von dort nach Valun runter wird es wahrscheinlich noch mal eine Viertelstunde dauern (bergauf wahrscheinlich etwas länger). Wegen der Parkgebühren in Valun kann ich leider nicht weiterhelfen.
 

Habur

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Hallo m.w.,

vielen herzlichen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Du hast Dir damit sehr viel Mühe gemacht und mir sehr weitergeholfen. Klasse!

Habur
 
F

Fenris

Guest
Danke für den schönen Bericht der Wanderung, und die Kartentipps im Beitrag 12, wird im Juni nachgewandert! Bin gerade dabei unsere Wanderwoche auf Cres zu planen.
LG Fenris
 
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