Dvigrad-Gestern und Heute

Klaus

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Die Urlaubszeit steht wieder vor der Tür,Grund genug um auf eine besondere Sehenswürdigkeit Istriens hinzuweisen,nämlich auf die Ruinenstadt DVIGRAD.

DVIGRAD - Bedeutung in der Geschichte

Am Ende einer Landzunge,einem Terrain das in Richtung kurvenreicher Draga herabfällt und in steiles Gefälle endet,haben in vergangenen Zeiten die ersten mittelalterlichen Bewohner die Stadt und Burg Dvigrad gegründet.Im frühen Mittelalter befand sich gegenüber dieser Burg die damals Montcastello hieß,die im 10.Jahrhundert verlassene Burg Monparentin.Dieser Ort trug den Namen "Dva grada" (zwei Städte) und dominierte über einen strategischen Punkt,wo das Flußbett der Draga eine S-Kurve beschreibt und eine eine äußerst präzise Kontrolle der Strasse,sowohl in Richtung Hafen im Lim Fjord,als auch des Hinterlandes ermöglicht.
Mit dem Untergang Monparentins,erhielt Moncastello den Namen "Due Castelli" oder Zweistadt - Dvigrad.An diesem strategisch wichtigen Punkt
lebten die Bewohner ungestört von der Bronzezeit bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts,bis der Ort verlassen wurde.
Im Laufe dieses Jahrtausends teilte diese Stadt ihr Schicksal mit ihresgleichen in Istrien.Seit der römischen Verwaltung und des ihr eingeräumten Status einer zweitrangigen Gemeinde,befand sie sich immer an der Territoriumsgrenze oder unter fremden Einfluss,was zu häufigen Kriegen und schweren Schicksalsschlägen führte.
Während der römischen Verwaltungsperiode befand sich die Stadt an der Grenze der Verwaltungsbezirke Poreč und Pula;als später im Mittelalter Venedig seine Macht entlang der istrische Küste ausbreitete fiel Dvigrad unter das Bistum von Aquilieat.Zu Dieser Zeit durchlebte die Stadt schwere Zeiten,bis zur vollkommenen Zerstörung während des Krieges zwischen Genua und Venedig im Jahr 1345,als der genuesische Admiral Paganino D´Oria die Stadt überfiel und dem Boden gleichmachte.
Ein ähnliches Schicksal ereilte die Stadt 1381,als sie von Venedig angegriffen wurde.Im 15 Jahrhundert übernahm Venedig die Verwaltung der Stadt,blieb aber an der Grenze der Grafschaft Pazin und unter österreichischer Regierung.
Mit 16.000 m2 ist Dvigrad heute die größte Ruinenstadt in Istrien.
Hier wird vieles zu der Geschichte der Stadt erzählt,was ist aber mit ihren Einwohnern,wer waren sie?
Die Einwohner Dvigrads hatten mit vielen Schicksalsschlägen zu kämpfen,mit Kriegen und Krankheiten wie Pest und der Cholera;das hatte veränderte Einwohnerstruktur zur Folge,da Venedig nach solchen Katastrophen neue Menschen ansiedelte-zum großen Teil Slawen und Kroaten aus Dalmatien.Der Grund dafür war,daß in Istrien viele Felder ungenützt lagen, die Slawen und Kroaten bearbeiteten sollten,sie galten als gute Bauern.
Im 17. Jahrhundert begann der letzte Kampf,die Malaria brach aus,nur ein zehntel überlebte und war gezwungen Dvigrad zu verlassen.
Als im 17. Jahrhundert die Stadt unbewohnt und verlassen zurückblieb,ging das Leben in den neuerstandenen Dörfern und umliegenden Bergen weiter,als Nachfahren der Stadt Dvigrad.

Heute werden die übriggebliebenen Türme und Mauern,die Ruinen der Basilika der hl. Sophie,der Beschützerin der Stadt,mit einigen Familienhäusern in jedem Besucher den Eindruck vergangener Zeiten vermitteln.Jemand sagte einmal, das auch Steine sprechen können.Man sollte gut zuhören.Mit ein wenig Glück und etwas Phantasie kann man das längst verstummte Murmeln hören,das Lachen auf dem Marktplatz,Gespräche in den engen Gassen und vielleicht auch ein Gefühl der Ungewissheit und der Ängste,welche die Einwohner Dvigrads durch Jahrhunderte begleitete.

DVIGRAD HEUTE

In Dvigrad,der majestätischen Ruinenstadt kann man auch heute noch zweihundert Häuser zählen.Die Stadt besaß einst alles was eine Stadt braucht:Strassen,Marktplätze,Kirchen,Wächter und drei Mauerreihen.Die Stadt wurde nicht von Eroberern zerstört,sondern von vielen für das Mittelalter typischen Epidemien,wie Pest und Malaria.
Dvigrad hatte damals viel mehr Einwohner und war eine bedeutende mittelalterliche Stadt in Istrien -weitaus bedeutender als Pula.Vor einem halben Jahrtausend zählte Dvigrad mit dem Castell Paretin und der näheren Umgebung einige tausend Einwohner!

Nach vielen Jahren in denen Dvigrad vernachlässigt wurde,begann im Jahr 1997 endlich die Sanierung der Stadt,die in die Kategorie Null der Geschichtsdenkmäler eingestuft wurde.Die Sanierung,d.h. die Säuberung der Ruinen von Unkraut,wird vom Kultusminister der Republik Kroatien,sowie vom Land Istrien und der Gemeinde Kanfanar im Rahmen eines Projektes unterstützt.
Im Augenblick ist noch ungewiß wie viel die Sanierung der Stadt Dvigrad kosten wird,laut dem Akademiker Mohorovičić ist das eine der fünf bedeutensten mittelalterlichen Festungen in Kroatien.Es ist erforderlich mindestens zehn Jahre an den Ruinen zu arbeiten,sie zu restaurieren und zu konservieren um die Festung in einen sicheren Zustand zu bringen und vor weiteren Zerstörungen bedingt durch Wetter und Zeit zu bewahren.
Jeden Tag kommen viele Touristen und geschichtsinteressierte Besucher nach Dvigrad.Früher gab es kaum Besucher und auch die Stadt selbst stellte eine Gefahr für Menschen dar,da immer wieder Steine herunterrollen konnten.Man wird vielleicht nicht den Schatz von Kapitän Morgan finden, aber mit Sicherheit viel Geschichte an einem Ort.



Quellen: Reiseführer Kanfanar, http://www.cel.hr/kanfanar/dvigrad.htm
 
H

Harzbaer

Guest
Hallo Klaus,

toller Bericht! Wo genau liegt diese Ruinenstadt, möchte sie auch mal anschauen. Vielen Dank im Voraus.

Gruß Achim
 

Klaus

verstorben
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Hi Achim,

danke für Dein Lob,Dvigrad ist über das Autobahnkreuz Kanfanar zu erreichen,(Kreuzung Richtung Rijeka,Pula,Triest)Abfahrt Richtung Kanfanar,vor dem Bahnübergang am Ortseingang Kanfanar links abbiegen nach Dvigrad,ist ausgeschildert.

Eine interessante Strecke ist auch von Sv Lovreč , Selina,Červari und Mrgani in den Limski Draga nach Dvigrad.Von Mrgani nach Dvigrad ein toller Blick auf die Kirche hl. Marija von Lakuć,auf Dvigrad und auf den alten Handelsweg vom Lim bis Pazin.

Gruß Klaus
 
C

Carlo

Guest
porec

Die Strecke von Dvigrad nach Lovrec ist heute noch ein Alptraum von verschiedenen Busfahrern ,als ich mit denen dort die Strasse gefahren bin.

Schöner Bericht Klaus mfg Carlo
 

discovery75

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Sehr gute Story, das kann ich nur bestätigen! In den letzten 10 Jahren hat sich so einiges an der Ruine verändert. Aber die heftigsten veränderungen waren in den letzten drei Jahren. Es wurden gute Restaurierungsarbeiten geleistet.

MfG Discovery75
 
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